Schlaganfall: Ursachen, Risikofaktoren und Prävention

Ein Schlaganfall, oft auch als Apoplex bezeichnet, tritt plötzlich auf und kann das Leben der Betroffenen von einem Moment auf den anderen verändern. Plötzlich auftretende Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen sind typische Anzeichen. In den meisten Fällen wird ein Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel verursacht, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. Seltener ist ein plötzlicher Riss eines Blutgefäßes die Ursache. Beide Ereignisse führen zu einer gestörten Blutversorgung in den betroffenen Hirngebieten.

Ursachen eines Schlaganfalls

Die Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig, wobei zwischen ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen unterschieden wird.

Ischämischer Schlaganfall

Etwa 80 % aller Schlaganfälle sind ischämischer Natur. Sie entstehen durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn, bei der ein oder mehrere Blutgefäße durch Ablagerungen (Arteriosklerose) oder ein Blutgerinnsel (Thrombus) verengt oder verschlossen werden. Die betroffenen Hirnregionen erhalten nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe, was zum Absterben von Nervenzellen führt.

  • Arteriosklerose: Kalk- und Fettablagerungen an den Gefäßwänden im Gehirn können die Adern verengen. An diesen Engstellen können sich Blutgerinnsel bilden, die die Gefäße teilweise oder vollständig verschließen.
  • Thrombusbildung: Ein Blutpfropf (Thrombus) kann sich beispielsweise im Herzen oder in den großen, zum Gehirn führenden Gefäßen bilden und ins Gehirn gelangen, wo er ein Gefäß verschließt. Diese Blutpfropfen entstehen durch das Aneinanderlagern von Blutplättchen (Thrombozyten), die eigentlich Verletzungen der Blutgefäße verschließen sollen.
  • Kryptogener Schlaganfall: Bei bis zu 30 % der Schlaganfälle bleibt die Ursache zunächst unklar. Mediziner sprechen dann von einem kryptogenen Schlaganfall. In vielen Fällen wird vermutet, dass ein Vorhofflimmern die Ursache ist.
  • Paradoxe Embolie: In seltenen Fällen kann ein offenes Foramen ovale (PFO), eine Verbindung zwischen dem rechten und linken Herzvorhof, die sich normalerweise nach der Geburt verschließt, eine Rolle spielen. Kleine Blutgerinnsel, die sich in den Venen bilden, können durch das offene Foramen ovale in den arteriellen Kreislauf gelangen und ein Hirngefäß verschließen.

Hämorrhagischer Schlaganfall

In etwa 10 bis 15 % der Fälle ist eine Blutung in das Gehirngewebe die Ursache für einen Schlaganfall.

  • Hirnblutung: Diese entsteht meist als Folge von chronischem Bluthochdruck, der die Gefäßwände schädigt. Das Blutgefäß platzt, weil die Gefäßwand dem Druck nicht mehr standhält.
  • Subarachnoidalblutung: In 2 bis 5 % der Fälle liegt eine Blutung in den Raum zwischen Gehirn und weicher Hirnhaut (Arachnoidea) vor, oft verursacht durch Gefäßmissbildungen (Aneurysmen).
  • Gefäßmissbildungen: Aneurysmen (Aussackungen an den Gefäßwänden) mit geschwächten Gefäßwänden können ebenfalls eine Hirnblutung verursachen.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls erhöhen. Einige davon sind beeinflussbar, andere nicht.

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Beeinflussbare Risikofaktoren

  • Bluthochdruck: Dauerhaft erhöhter Blutdruck schädigt die Gefäßwände und begünstigt Arteriosklerose.
  • Hohe Cholesterinwerte: Erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin) tragen zur Entstehung von Arteriosklerose bei.
  • Diabetes mellitus: Die Zuckerkrankheit schädigt die Gefäßwände und erhöht das Risiko für Durchblutungsstörungen.
  • Rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Blutgerinnsel.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Ein ungesunder Lebensstil mit Übergewicht und zu wenig Bewegung fördert die Entstehung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Ein hoher Alkoholkonsum erhöht das Schlaganfallrisiko.
  • Stress: Dauerhafter Stress kann zu erhöhtem Blutdruck und anderen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit führen.
  • Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung erhöht das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall verursachen können.
  • Hormonelle Faktoren bei Frauen: Schwangerschaft und hormonelle Verhütungsmittel (z.B. die Pille) können das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter. Die Hälfte aller Schlaganfallpatienten ist älter als 75 Jahre.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer, was teilweise auf hormonelle Faktoren zurückzuführen ist.
  • Erbliche Faktoren: Familiäre Vorbelastung mit Schlaganfällen oder bestimmten Erkrankungen wie Blutgerinnungsstörungen kann das Risiko erhöhen.

Schlaganfall bei Kindern

Die Ursachen für einen Schlaganfall bei Kindern sind vielfältig und altersabhängig.

  • Arteriopathien: Gefäßerkrankungen sind die häufigste Ursache für Schlaganfälle im Kindes- und Jugendalter. Dazu gehört die transiente zerebrale Arteriopathie (TCA), die zu Gefäßwandschäden und Minderdurchblutungen führen kann.
  • Herzerkrankungen: Angeborene und erworbene Herzkrankheiten stellen wichtige Risikofaktoren dar.
  • Stoffwechselerkrankungen: Einige angeborene Stoffwechselerkrankungen können zu Ablagerungen in den Blutgefäßen oder zu einer gestörten Gefäßfunktion führen.
  • Medikamente und Behandlungen: Bestimmte Medikamente und Behandlungen können das Schlaganfallrisiko erhöhen.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome eines Schlaganfalls treten meist plötzlich auf und können vielfältig sein. Typische Anzeichen sind:

  • Plötzliche Schwäche oder Taubheit auf einer Körperseite
  • Plötzliche Gesichtslähmung (z.B. hängende Mundwinkel)
  • Sprachstörungen (undeutliche oder unverständliche Sprache)
  • Sehstörungen (z.B. Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen, Doppeltsehen)
  • Plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen

Es ist wichtig, diese Warnzeichen ernst zu nehmen und sofort den Notruf (112) zu wählen, da jede Minute zählt.

Diagnose eines Schlaganfalls

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle Diagnose entscheidend. In der Klinik werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Art und Ursache des Schlaganfalls festzustellen:

  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen, um festzustellen, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind.
  • Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße: Feststellung, ob ein großes Gefäß im Hals oder im Gehirn verschlossen ist.
  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebende Verfahren, um die Art des Schlaganfalls (ischämisch oder hämorrhagisch) zu bestimmen und das Ausmaß der Schädigung zu beurteilen.
  • Herzuntersuchungen (EKG, Langzeit-EKG, Schluckecho): Abklärung von Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern als mögliche Ursache.
  • Blutuntersuchungen: Überprüfung des Gerinnungsstatus und möglicher Fettstoffwechselstörungen.

Behandlung eines Schlaganfalls

Die Behandlung eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.

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Akuttherapie

  • Thrombolyse (Lyse): Medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels bei einem ischämischen Schlaganfall. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn erfolgen.
  • Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mit einem Katheter, vor allem bei größeren Gerinnseln.
  • Behandlung der Hirnblutung: Maßnahmen zur Stillung der Blutung, Senkung des Blutdrucks und ggf. operative Entfernung des Blutgerinnsels.

Rehabilitation

Nach der Akuttherapie ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um die Folgen des Schlaganfalls zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dazu gehören:

  • Frührehabilitation: Beginn der Rehabilitation bereits in der Klinik mit Krankengymnastik, Ergotherapie und Sprachtherapie.
  • Anschlussheilbehandlung: Fortsetzung der Rehabilitation in einer spezialisierten Einrichtung.
  • Langzeittherapie: Individuelle Therapieangebote zur Verbesserung von motorischen, sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten.

Prävention eines Schlaganfalls

Viele Schlaganfälle lassen sich durch eine gesunde Lebensweise und die Behandlung von Risikofaktoren verhindern.

  • Regelmäßige Blutdruckkontrolle und -einstellung: Hohen Blutdruck vermeiden oder behandeln.
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
  • Regelmäßige Bewegung: Sportliche Aktivität zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit.
  • Nichtrauchen: Verzicht auf Zigaretten, um die Gefäße zu schützen.
  • Maßvoller Alkoholkonsum: Alkoholkonsum in Maßen halten oder ganz vermeiden.
  • Behandlung von Diabetes mellitus: Gute Blutzuckereinstellung zur Vermeidung von Gefäßschäden.
  • Kontrolle der Cholesterinwerte: Erhöhte Cholesterinwerte senken.
  • Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung erlernen und anwenden.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Früherkennung und Behandlung von Risikofaktoren.

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