Wie lange hält das Gehirn ohne Sauerstoff aus? Zeit genug, um Leben zu retten!

Das Gehirn ist die Steuerzentrale unseres Körpers. Es benötigt viel Energie für seine Arbeit und muss ständig mit Sauerstoff versorgt werden. Doch was passiert, wenn die Sauerstoffzufuhr unterbrochen wird? Wie lange kann das Gehirn ohne Sauerstoff auskommen, bevor irreparable Schäden entstehen? Und was können wir tun, um in solchen Notfallsituationen Leben zu retten?

Die Auswirkungen von Sauerstoffmangel auf das Gehirn

Wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird, beispielsweise durch einen Herz-Kreislauf-Stillstand, Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Verletzungen oder Hirninfarkte, verliert eine Person das Bewusstsein. Die elektrischen Gehirnaktivitäten erlöschen bereits nach etwa 20 Sekunden ohne Sauerstoff. Die unzureichend versorgten Gehirnzellen werden schon nach kurzer Zeit geschädigt und sterben nach etwa zehn Minuten schließlich ab. Das bedeutet, dass sie ihre Funktion unwiderruflich verlieren.

Eine Faustformel besagt, dass nach nur drei Minuten ohne Sauerstoff das Gehirn beginnt, zunehmend Schaden zu nehmen. Nach 5 Minuten ist das Gehirn irreparabel geschädigt, so dass ein Mensch nur noch im Wachkoma weiterleben kann. Nach 10 Minuten ohne Sauerstoffzufuhr ist ein Mensch klinisch tot.

Hirntod: Der endgültige Ausfall der Hirnfunktionen

Ein Hirntod wird auch als endgültiger und unumkehrbarer Ausfall der gesamten Hirnfunktionen bezeichnet. Das ist aus medizinischer und rechtlicher Sicht mit dem Tod eines Menschen gleichzusetzen, denn sowohl lebenswichtige Körperfunktionen als auch das menschliche Bewusstsein sind betroffen:

  • Körperfunktionen: Das Gehirn steuert alle wichtigen Prozesse im Körper, etwa die Atmung, die Regulierung der Körpertemperatur oder den Blutdruck. Wenn ein Mensch hirntot ist, fällt auch die Herz-Kreislauf-Funktion aus - sie kann dann nur noch künstlich aufrechterhalten werden.
  • Bewusstsein: Ein hirntoter Mensch hat kein Bewusstsein mehr. Das bedeutet, er oder sie empfindet keine Gefühle mehr, kann nicht denken, lernen oder interagieren. Auch das Schmerzempfinden ist nicht mehr vorhanden.

Um festzustellen, ob tatsächlich der Hirntod eingetreten ist und nicht doch andere Ursachen hinter dem Gesundheitszustand stecken, führen Ärzte und Ärztinnen bestimmte Untersuchungen durch (Hirntoddiagnostik).

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Was tun bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand?

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand pumpt das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper. Das führt dazu, dass lebenswichtige Organe wie das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. In dieser Situation zählt jede Sekunde!

Prüfen - Rufen - Drücken!

Für das Vorgehen gibt es eine einfache Grundregel: Prüfen - Rufen - Drücken!

  1. Prüfen: Zuerst möchten Sie sicher wissen, ob der Patient tatsächlich herztot ist. Sprechen Sie die Person an, berühren Sie einen Arm, schütteln Sie ihn leicht. Prüfen Sie, ob Atmung und Herzschlag vorhanden sind. Falls nicht, kneifen Sie sie zunächst leicht in den Arm und dann von unten in die Nasenscheidewand. Aber verwenden Sie darauf nicht allzu viel Zeit! Denken Sie daran: Die Chancen sinken um 10 Prozent pro Minute. Es erfolgt keine Reaktion?
  2. Rufen Sie Hilfe! Von allen Handys kann man auch im gesperrten Zustand einen Notruf absetzen. Bitten Sie gegebenenfalls Umstehende darum. Wenn Sie allein sind, wählen Sie selbst die europaweit gültige Notrufnummer 112 und legen das Gerät mit eingeschaltetem Lautsprecher neben sich. So können Sie den Anweisungen der Leitstelle folgen und gleichzeitig mit dem nächsten Schritt beginnen:
  3. Drücken: Dazu muss der Patient auf dem Rücken auf einer harten Unterlage liegen. Die Faustformel lautet: 100 bis 120mal pro Minute den Brustkorb in der Mitte zwischen den Brustwarzen etwa fünf Zentimeter tief eindrücken (z. B. im Takt des Disco-Songs „Stayin’ Alive“ der Bee Gees) - und zwar so lange, bis professionelle Hilfe eintritt! Das ist anstrengend. Lassen Sie sich ablösen, wenn möglich.

Es hat durchaus Sinn, so etwas einmal vorher zu üben, damit man im Ernstfall nicht ins Grübeln kommt. Dazu kann man viele Veranstaltungen, aber auch die normalen Erste-Hilfe-Kurse nutzen, die von den Hilfsorganisationen angeboten werden. Auch im Internet findet man viele hilfreiche Videos zum Thema.

Übrigens: Als Laie kann man auch auf die Beatmung zugunsten einer durchgehenden Herzdruckmassage verzichten. Das geht natürlich nicht beliebig lang, aber meist reicht die Zeit ohne Beatmung aus, bis die Profis am Platz sind. So sagen es die Richtlinien des Europäischen Rats für Wiederbelebung.

Die Bedeutung der Herzdruckmassage

Selbst wenn das Rettungsteam schon nach wenigen Minuten vor Ort ist, können die Sanitäter und Ärzte oft nichts mehr machen. Denn bis zu deren Eintreffen muss das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt werden. Das können Sie mit einer Herzdruckmassage erreichen, die das Blut am Zirkulieren hält - nur so kommt der im Blut enthaltene Restsauerstoff weiter im Hirn an.

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Wichtig ist also, dass man mit Hilfe der Herzdruckmassage das Gehirn am Laufen hält, bis der Defibrillator kommt und das Herz wieder „startet“. Und damit den Patienten tatsächlich wieder lebendig macht.

Laienreanimation rettet Leben

Mehr als 60.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Bis der Rettungsdienst eintrifft, vergehen durchschnittlich 8 Minuten, manchmal mehr. In Deutschland ist die Quote der sogenannten Laienreanimation im Lauf der letzten Jahre zwar stetig angestiegen. Mit 40 % ist sie aber immer noch sehr niedrig. Würden mehr Menschen im Notfall sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen, könnten jährlich etwa 10.000 Leben gerettet werden.

Eine Analyse von 160.000 Herzstillständen außerhalb eines Krankenhauses zeigt, dass bei einem Herzstillstand schnelle Erste Hilfe durch Umstehende nötig ist:

  • Personen, die innerhalb von zwei Minuten wiederbelebt wurden, hatten eine um 81 Prozent höhere Überlebensrate und eine um 95 Prozent höhere Chance, ohne größere Hirnschäden zu bleiben.
  • Doch auch Personen, die bis zu zehn Minuten nach dem Herzstillstand eine Herz-Lungen-Wiederbelebung erhielten, hatten noch eine um 19 Prozent höhere Überlebensrate und eine um 22 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für verhältnismäßig geringe Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion.
  • Diejenigen, die keine Wiederbelebung durch Umstehende erhielten, überlebten zu 12 Prozent und nur 9 Prozent trugen keine größeren Hirnschäden oder Behinderungen davon.
  • Wenn die Wiederbelebung mehr als zehn Minuten nach dem Herzstillstand begonnen wurde, waren die Ergebnisse mit denen ohne lebensrettende Hilfe vergleichbar.

Organspende nach Hirntod

Hat der oder die Verstorbene in einem Organspendeausweis oder dem Organspende-Register dokumentiert, ob die Organe im Todesfall gespendet werden sollen, so ist diese Entscheidung bindend. Andernfalls werden die Angehörigen befragt.

Wenn eine Zustimmung zur Organ- oder Gewebespende vorliegt, setzen die Ärzte und Ärztinnen die intensivmedizinischen Maßnahmen bis zur Entnahmeoperation fort. Ist eine Organspende nicht gewünscht, wird das Beatmungsgerät abgeschaltet und auf den Hirntod folgt der Herz-Kreislauf-Stillstand.

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Für Angehörige ist der Hirntod oft schwer zu akzeptieren. Bis die Entscheidung für oder gegen eine Organspende getroffen wurde, halten Ärzte und Ärztinnen den Kreislauf der verstorbenen Person mit künstlicher Beatmung und anderen Maßnahmen aufrecht. Für die Angehörigen ist das eine schwierige Zeit. Denn ein hirntoter Mensch sieht nicht tot aus: Die Haut ist rosig und die Brust hebt und senkt sich.

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