Wie trainiere ich mein Gehirn gegen Vergesslichkeit? Tipps und Übungen für ein besseres Gedächtnis

Vergesslichkeit ist ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betrifft. Ob es sich darum handelt, den Namen eines neuen Kollegen zu vergessen oder sich nicht an wichtige Details einer Besprechung zu erinnern, ein schlechtes Gedächtnis kann zu unangenehmen Situationen führen. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren und die Gedächtnisleistung zu verbessern. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen und praktische Tipps, wie Sie Ihr Gehirn gegen Vergesslichkeit stärken können.

Die Funktionsweise des Gedächtnisses

Um Vergesslichkeit effektiv zu bekämpfen, ist es wichtig, die Grundlagen der Gedächtnisfunktion zu verstehen. Das Gedächtnis ist kein monolithischer Block, sondern besteht aus verschiedenen Systemen, die unterschiedlich funktionieren.

Ultrakurzzeitgedächtnis

Das Ultrakurzzeitgedächtnis speichert akustische Reize bis zu zehn Sekunden lang. Es ermöglicht uns, unmittelbar wiederzugeben, was gerade gesagt wurde, und hilft uns beim Verstehen geschriebener Sätze oder beim Lösen von Rechenaufgaben.

Kurzzeitgedächtnis

Welche Informationen im Kurzzeitgedächtnis landen, hängt vom Inhalt ab. Wichtige, interessante, persönlich relevante oder emotional aufgeladene Informationen wandern ins Kurzzeitgedächtnis. Im Schnitt werden irrelevante Daten nach nur 18 Sekunden gelöscht. Das Kurzzeitgedächtnis löscht 90 % der gespeicherten Informationen wieder, da es nicht notwendig ist, sich jedes Detail zu merken.

Langzeitgedächtnis

Informationen gelangen erst dann ins Langzeitgedächtnis, wenn sie etwa siebenmal gelernt wurden.

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Mehrere Hirnareale interagieren miteinander, damit wir uns an Details erinnern. Dieses Zusammenspiel lässt sich aktiv trainieren, um ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis zu verbessern.

Ursachen von Vergesslichkeit

Vergesslichkeit kann verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, zwischen krankheitsbedingten und nicht krankheitsbedingten Auslösern zu unterscheiden.

Nicht krankheitsbedingte Auslöser

  • Stress: Stress kann die Gedächtnisleistung negativ beeinflussen.
  • Schlafmangel: Ausreichend Schlaf ist entscheidend für die Gedächtniskonsolidierung.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Körperliche und geistige Erschöpfung können zu Vergesslichkeit führen.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Bestimmte Medikamente können das Gedächtnis beeinträchtigen.
  • Drogenmissbrauch: Auch Alkohol kann Erinnerungslücken verursachen.
  • Flüssigkeits- oder Nahrungsmangel: Eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen ist wichtig für die Gehirnfunktion.

Krankheitsbedingte Auslöser

  • Demenz: Demenz ist ein Überbegriff für Erkrankungen, die mit einer Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit einhergehen. Die häufigste Form ist Alzheimer.
  • Hirnhautentzündung: Symptome können Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Benommenheit und Konzentrationsschwäche sein.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion kann Vergesslichkeit verursachen.
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom: Betroffene leiden an schwerer Erschöpfung, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit.
  • Schlafapnoe: Wiederholte Atemaussetzer im Schlaf beeinträchtigen die Nachtruhe und führen zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit.
  • Nieren- oder Leberversagen: Diese Krankheiten können das Gehirn schädigen und zu Vergesslichkeit führen.
  • Hirntrauma: Eine traumatische Hirnverletzung kann Nervenzellen schädigen und die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Depression: Auch eine Depression kann die Gehirnfunktion negativ beeinflussen.

Tipps und Übungen zur Verbesserung des Gedächtnisses

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren und die Gedächtnisleistung zu verbessern. Hier sind einige effektive Tipps und Übungen:

1. Gedächtnistechniken anwenden

Gedächtnisweltmeister Boris Nikolai Konrad empfiehlt die Routenmethode. Dabei werden Fakten an bestimmten Orten in der Wohnung abgelegt und mit emotionalen Bildern verknüpft. Diese Methode eignet sich besonders, um sich viele Fakten auf einmal zu merken, beispielsweise bei Meetings oder Vorträgen.

2. Namen merken

Um sich Namen besser zu merken, kann man den Namen mit einem Bild oder einer Tätigkeit verknüpfen, die mit dem gleichen Buchstaben beginnt. Zum Beispiel: "Thomas Fischer" - ein Fischer, der an einem Bergsee sitzt und angelt.

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3. Denkaufgaben für zwischendurch

Regelmäßige Denkaufgaben können das Kurzzeitgedächtnis verbessern. Überlegen Sie sich zum Beispiel an einer roten Ampel, wie viele Kreuzungen noch kommen, bis Sie im Büro sind. Oder stellen Sie sich selbst Matheaufgaben, die Sie während des Joggens lösen.

4. Multitasking und Bewegung

Das Gehirn ist besonders leistungsfähig, wenn es mehrere Aufgaben gleichzeitig lösen muss oder der Körper in Bewegung ist. Konzentrieren Sie sich auf zwei Dinge gleichzeitig: Kochen Sie, während Sie die Nachrichten hören, und versuchen Sie, sich an die Ereignisse des Tages zu erinnern.

5. Smartphone-Apps nutzen

Es gibt Apps wie Eidetic, die das Kurzzeitgedächtnis trainieren. Sie prägen sich schnell Daten ein und müssen sie dann später wiedergeben.

6. Geistige Fitness durch Musik

Musik beflügelt Körper und Geist und kann die Hirnnerven stimulieren. Sie wirkt sich auf die Ausschüttung von Botenstoffen aus, die die Neuroplastizität beeinflussen.

7. Fremdsprachen lernen

Das Erlernen einer neuen Sprache fördert die Neuroplastizität und kann die Gehirnleistung verbessern.

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8. Körperliche Aktivität

Sport treiben und aktiv leben fördert die geistige Fitness. Regelmäßige Bewegung und Sport können die Hirngesundheit fördern und den Alterungsprozess verlangsamen.

9. Gehirnjogging

Rätsel lösen, Rechnen oder Begriffe merken: Solche gezielten Übungen wirken wie ein Work-out fürs Gedächtnis. Sie trainieren Gehirnleistungen wie Konzentration, Merkfähigkeit oder logisches Denken.

10. Routinen durchbrechen

Abwechslung fordert das Gehirn. Probieren Sie ein neues Hobby aus oder besuchen Sie einen neuen Kurs im Sportverein.

11. Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, frischem Obst und Gemüse versorgt das Gehirn mit wichtigen Nährstoffen. Gesunde Fette aus Pflanzenölen und Omega-3-Fettsäuren sind ebenfalls wichtig.

12. Ausreichend trinken

Flüssigkeitsmangel lässt das Gedächtnis schnell erlahmen. Achten Sie darauf, täglich eineinhalb bis zwei Liter zu trinken.

13. Pausen machen

Das Gehirn kann etwa 90 Minuten lang volle Leistung erbringen. Dann heißt es: Pause machen, um neue Energie zu tanken.

14. Ausreichend Schlaf

Im Schlaf werden die Erlebnisse des Tages verarbeitet, geordnet und gespeichert. Dabei entstehen neue Nervenverknüpfungen und Unwichtiges wird gelöscht.

15. Soziale Kontakte pflegen

Soziale Kontakte sind wichtig für die geistige Fitness. Wer sich mit den Meinungen und Gedanken anderer auseinandersetzt, bleibt geistig flexibel.

Medikamentöse Unterstützung und Naturheilverfahren

Pflanzliche Präparate und Mineral- und Vitalstoffe können dem Körper helfen, die Energiereserven wieder aufzufüllen, die Sauerstoffversorgung im Gehirn zu verbessern und das Nervensystem zu unterstützen. Vor allem Ginkgo und B-Vitamine haben sich bei Vergesslichkeit und mentaler Erschöpfung bewährt.

  • Ginkgo: Ginkgo fördert die Fließfähigkeit des Blutes und die Durchblutung des Gehirns.
  • B-Vitamine: Sie sind an zahlreichen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt und wichtig fürs Nervensystem.

Vergesslichkeit im Alter

Mit zunehmendem Alter nimmt die Hirnleistung langsam ab. Neuronen sterben ab und die Verbindungen zwischen den Nervenzellen werden abgebaut. Dennoch lässt sich auch im Alter etwas dagegen tun. Wer sich geistig fit halten möchte, kann dafür sorgen, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen aktiv bleiben - indem er sie beansprucht.

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