Paroxetin: Wie es im Gehirn wirkt, Anwendungen, Nebenwirkungen und mehr

Paroxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Es wird zur Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen, Angststörungen, sozialen Phobien und posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Wirkungsweise, Anwendungsgebiete, richtige Anwendung, Nebenwirkungen, wichtige Hinweise, Abgabevorschriften und die Geschichte von Paroxetin.

Wirkungsweise von Paroxetin im Gehirn

Neurotransmitter und Serotonin

Die Nervenzellen im Gehirn kommunizieren miteinander über chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Diese werden von einer Zelle ausgeschüttet und von der nächsten über bestimmte Andockstellen (Rezeptoren) wahrgenommen. Anschließend werden die Botenstoffe von der ersten Zelle wieder aufgenommen, wodurch ihre Wirkung endet.

Serotonin ist ein Neurotransmitter, der Gefühle wie gute Laune, Glücksgefühle und positive Stimmung vermittelt. Ein Mangel an Serotonin kann zu Angst, Depressionen und impulsiven Aggressionen führen.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Paroxetin verhindern die Wiederaufnahme von Serotonin in die Ursprungszelle. Dadurch kann das ausgeschüttete Serotonin länger an der Zielzelle wirken, was die Symptome eines Serotonin-Mangels wie Depressionen und Ängste lindert.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Nach der Einnahme wird Paroxetin über den Mund (peroral) gut im Darm aufgenommen und teilweise in der Leber mithilfe des Enzyms CYP2D6 verstoffwechselt. Die entstehenden Stoffwechselprodukte haben keine antidepressive Wirkung und werden schnell ausgeschieden. Die Ausscheidung ist individuell, wobei etwa ein Drittel mit dem Stuhl und zwei Drittel über den Urin erfolgt. Nach etwa einem Tag ist die Hälfte des aufgenommenen Wirkstoffs aus dem Körper verschwunden. Nach oraler Einnahme unterliegt Paroxetin einer First-pass-Metabolisierung. Nach Gabe höherer Einzeldosen oder nach Mehrfachgabe kann es zu einem überproportionalen Anstieg der absoluten Bioverfügbarkeit des Wirkstoffes kommen und folglich einer nicht-linearen Kinetik.

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Anwendungsgebiete von Paroxetin

Paroxetin wird zur Behandlung folgender Erkrankungen eingesetzt:

  • Depressionen
  • Zwangsstörungen
  • Panikstörungen
  • Soziale Angststörung/soziale Phobie
  • Generalisierte Angststörung
  • Posttraumatische Belastungsstörungen

Generell erfolgt die Therapie über einen längeren Zeitraum, wobei der Nutzen regelmäßig überprüft werden sollte. Bei all diesen Erkrankungen bessert der Wirkstoff die Krankheitsbeschwerden und hilft dem Erkrankten bei einer besseren Bewältigung des Alltags.

Anwendung von Paroxetin

Darreichungsformen und Dosierung

Paroxetin wird meist in Form von Tabletten verabreicht. Für Patienten mit Schluckstörungen oder einer Ernährungssonde gibt es flüssige Präparate wie Tropfen oder eine Suspension zum Einnehmen. Die Therapie beginnt mit einer niedrigen Dosierung, die stufenweise bis maximal 60 Milligramm pro Tag gesteigert wird. Ist die gewünschte Wirkung erreicht, wird die entsprechende Dosis für die restliche Therapie beibehalten. Die Tagesdosis wird einmal täglich morgens eingenommen, idealerweise mit dem Frühstück. Paroxetin sollte einmal täglich, zusammen mit dem Frühstück morgens eingenommen werden. Die Filmtablette sollte unzerkaut geschluckt werden.

Die empfohlene Wirkstoffdosis bei depressiven Erkrankungen beträgt in der Regel 20 mg pro Tag. Die Dosierung sollte 3-4 Wochen nach Therapiebeginn überprüft und ggf. angepasst werden. Die empfohlene Dosierung von Paroxetin zur Behandlung von Zwangsstörungen beträgt 40 mg pro Tag. Begonnen werde sollte mit 20 mg Paroxetin pro Tag und dann allmählich in 10 mg-Schritten bis zur empfohlenen Dosis gesteigert werden. Die empfohlene Paroxetin-Dosis zur Therapie von Panikstörungen beträgt 40 mg pro Tag. Die Anfangsdosis sollte bei 10 mg starten, um dann in 10 mg-Schritten bis zur empfohlenen Dosis gesteigert zu werden. Ggf. Zur Behandlung einer sozialen Angststörung/sozialen Phobie wird eine Paroxetin-Dosis von 20 mg pro Tag empfohlen. Zur Therapie einer generalisierten Angststörung wird eine Paroxetin-Dosis von 20 mg pro Tag empfohlen.

Ältere Menschen zeigen erhöhte Paroxetin-Plasmaspiegel. Patienten mit einer schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatininclearance <30ml/min) oder einer Leberinsuffizienz zeigen erhöhte Paroxetin-Plasmakonzentrationen.

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Therapiedauer und Absetzen

Bis die gewünschte Wirkung erreicht ist, dauert es - je nach Anwendungsgebiet - in der Regel zwei bis sechs Wochen. Um die Therapie zu beenden, wird mit dem Arzt besprochen, wie man das Paroxetin absetzen sollte. Von einem plötzlichen Absetzen wird abgeraten, weil dies starke Nebenwirkungen und Absetzsymptome hervorrufen kann. Stattdessen wird der Wirkstoff nur sehr langsam (schrittweise) reduziert, was man als "Ausschleichen" der Therapie bezeichnet. Paroxetin sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da ansonsten Absetzsymptome auftreten können. Die Tagesdosis sollte langsam (in 10 mg-Schritten) in wöchentlichen Intervallen reduziert werden.

Wirkungseintritt

Die Wirkung setzt nach etwa zwei Wochen ein und das Arzneimittel entfaltet seinen vollen Effekt nach vier Wochen regelmäßiger Einnahme. Im Gegensatz dazu beginnen die meisten Nebenwirkungen von Paroxetin in der Regel sofort und halten etwa vier Wochen ab Beginn der Einnahme an. Dies bezeichnet man auch als das sogenannte Jitteriness-Syndrom. Dadurch können sich die Symptome der zugrundeliegenden psychiatrischen Erkrankung zu Beginn der Therapie zunächst einmal verschlimmern. Die Nebenwirkungen am Anfang umfassen unter anderem Schlafstörungen, Unruhe und Panik.

Nebenwirkungen von Paroxetin

Bei der Einnahme von Paroxetin kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen.

Sehr häufige Nebenwirkungen

  • Übelkeit
  • Sexuelle Funktionsstörungen

Häufige Nebenwirkungen

  • Appetitverminderung
  • Schläfrigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Erregung
  • Schwindelgefühl
  • Zittern
  • Gähnen
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Mundtrockenheit
  • Schwitzen
  • Schwächezustände
  • Gewichtszunahme
  • Appetitverminderung

Gelegentliche Nebenwirkungen

  • Abnorme Haut- und Schleimhautblutungen
  • Verwirrtheitszustände
  • Wahnvorstellungen
  • Ungewollte Bewegungen
  • Verschwommenes Sehen
  • Vom Sinusknoten ausgehendes Herzrasen
  • Vorübergehender Blutdruckanstieg oder -abfall
  • Hautausschlag
  • Juckreiz
  • Harnverhaltung

Seltene Nebenwirkungen

  • Blutnatriummangel (überwiegend bei älteren Patienten)
  • Übersteigerte Aktivität (Manie)
  • Angst
  • Entfremdungserleben
  • Panikattacken
  • Zappeligkeit
  • Krampfanfälle
  • Herzschlagsverlangsamung
  • Leber-Enzym-Werterhöhung
  • Blutkonzentrationserhöhung des Hormons Prolaktin
  • Krankhafter Milchfluss
  • Muskelschmerzen
  • Gelenkschmerzen

Sehr seltene Nebenwirkungen

  • Blutplättchenmangel
  • Allergische Reaktionen (einschließlich Nesselsucht und Quincke-Ödem)
  • Nebennierenrindenfunktionseinschränkung
  • Serotonin-Syndrom (Symptome: Erregung, Verwirrtheit, Schwitzen, Wahnvorstellungen, übersteigerte Reflexe, Muskelkrämpfe, Schüttelfrost, Herzrasen, Zittern)
  • Akuter grüner Star
  • Magen-Darm-Blutungen
  • Lebererkrankungen (wie Leberentzündung, teilweise in Verbindung mit Gelbsucht und/oder Leberversagen)
  • Hautlichtempfindlichkeit
  • Penisdauerversteifung
  • Wassereinlagerungen in Armen und Beinen

Besonderheiten

  • Besonders zu Behandlungsbeginn kann es zu quälender Unruhe und Rastlosigkeit von Körpergliedmaßen (Akathisie) einschließlich Mund- und Gesichtskrämpfen kommen.
  • Bei anhaltender Erhöhung von Leber-Enzym-Werten sollte eine Beendigung der Behandlung mit Paroxetin erwogen werden.
  • Nach Absetzen des Wirkstoffs kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit, Empfindungsstörungen und Angstzuständen kommen. Diese Beschwerden klingen meist innerhalb von zwei Wochen ab, können aber auch zwei bis drei Monate und länger anhalten. Eine Beendigung der Behandlung sollte daher nur mit langsamer Dosisverminderung über Wochen oder Monate hin erfolgen.
  • Neuere Studien haben nachgewiesen, dass die Arbeit der knochenauf- und abbauenden Zellen durch Paroxetin besonders bei Langzeitanwendung nachteilig beeinflusst wird. So kann es vermehrt zu Knochenbrüchen, beziehungsweise der Entwicklung einer Osteoporose kommen.

Gegenanzeigen

Paroxetin darf nicht eingenommen werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Paroxetin, Soja, Erdnuss oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
  • Gleichzeitiger Einnahme von Monoaminooxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) - ebenfalls Antidepressiva. Nach Absetzen eines Medikaments vom Typ der MAO-Hemmer oder beim Wechsel von Paroxetin auf diese Medikamente sollten mindestens zwei Wochen zwischen dem Beginn der Einnahme des neuen Wirkstoffes liegen.
  • Gleichzeitiger Einnahme von Thioridazin und/oder Pimozid (Antipsychotika) - Mittel gegen Psychosen. Paroxetin steigert deren Blutkonzentration und damit das Risiko von Herzrhythmusstörungen.

Nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung und Abwägung von Nutzen und Risiko darf Paroxetin gegeben werden bei:

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  • Zuckerkrankheit
  • Epilepsie
  • Leber- und Nierenschäden
  • Grünem Star und dessen Sonderformen wie dem Engwinkelglaukom
  • Herzerkrankungen
  • Blutnatriummangel beispielsweise durch eine Leberzirrhose oder Gabe von Medikamenten, die einen Natriummangel herbeiführen
  • Blutungsneigung

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Paroxetin kann Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen haben.

Serotonerge Substanzen

Die gleichzeitige Einnahme von Paroxetin und serotonergen Substanzen (z. B. Triptane, Tramadol, Linezolid, Methylenblau, Lithium etc.) kann zum Auftreten von 5-HT-assoziierten Effekten (Serotoninsyndrom) führen. Anzeichen eines Serotonin-Syndroms sind: Pulsanstieg, Blutdruckanstieg, Schwitzen, "Grippegefühl", Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, schnelle Atmung, Pupillenerweiterung, Unruhe, Wahnvorstellungen, Bewußtseins- und Bewegungsstörungen, Zittern und Muskelkrämpfe.

Tamoxifen

Das Brustkrebsmittel Tamoxifen darf nicht zusammen mit Paroxetin eingesetzt werden, da in Studien vermehrte Rezidive (Rückfälle) des Brustkrebses festgestellt werden konnten. Der Wirkstoff behindert nämlich das Enzym für die Umwandlung von Tamoxifen in dessen aktive Form Endoxifen. Als Folge dieser Wechselwirkung steigt die Sterblichkeit bei der betroffenen Patientinnengruppe. Um den Erfolg einer Tamoxifen-Behandlung nicht zu gefährden, sollte der Arzt Venlafaxin als Antidepressivum wählen, da es das Enzym nicht behindert.

Pravastatin

Werden Pravastatin und Paroxetin gleichzeitig eingenommen, kann es zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen.

Procyclidin

Paroxetin führt zu einem Anstieg des Procyclidin-Spiegels bei gleichzeitiger Einnahme der beiden Wirkstoffe.

CYP2D6-Enzym

Durch die Hemmung des CYP2D6-Enzyms durch Paroxetin kann es zu einer Erhöhung des Plasmaspiegels von gleichzeitig verwendeten Arzneimitteln führen. Dies kann beispielsweise bei trizyklischen Antidepressiva (z. B. Clomipramin, Nortriptylin), Phenothiazin-Neuroleptika (z. B. Perphenazin), Risperidon, Atomoxetin, bestimmten Typ Ic-Antiarrhythmika (z. B. Propafenon, Flecainid) der Fall sein.

Orale Antikoagulantien

Die gleichzeitige Behandlung mit Paroxetin und oralen Antikoagulantien kann in einer erhöhten Antikoagulation und Blutungsneigung resultieren.

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)

Unter der gleichzeitigen Therapie mit Paroxetin und Nicht-Steroidalen Antirheumatika (NSAR) bzw. Acetylsalicylsäure und anderen Thrombozytenaggregationshemmern kann eine erhöhte Blutungsneigung auftreten.

MAO-Hemmer

Eine gleichzeitige Therapie mit MAO-Hemmern darf nicht erfolgen. Zwischen der Paroxetin-Therapie und dem Absetzen der Therapie mit MAO-Hemmern müssen mindestens zwei Wochen (bei einem irreversiblen MAO-Hemmer) bzw. 24 Stunden (bei einem reversiblen MAO-Hemmer, inklusive Methylenblau) liegen.

Weitere Wechselwirkungen

  • Arzneimittel, von denen bekannt ist, dass sie das Risiko für Veränderungen der elektrischen Aktivität des Herzens erhöhen (z. B. die Antipsychotika (Neuroleptika) Thioridazin oder Pimozid)
  • Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder andere Arzneimittel, die nicht-steroidale Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAR) genannt werden, wie Celecoxib, Etodolac, Diclofenac und Meloxicam, die bei Schmerzen und Entzündungen angewendet werden.
  • Buprenorphin in Kombination mit Naloxon als Substitutionstherapie bei Opioidabhängigkeit.
  • Arzneimittel, die Triptane genannt werden, wie Sumatriptan, die zur Behandlung von Migräne angewendet werden.
  • Andere Antidepressiva, einschließlich andere SSRI und trizyklische Antidepressiva, wie Clomipramin, Nortriptylin und Desipramin.
  • Ein Nahrungsergänzungsmittel, das Tryptophan genannt wird.
  • Mivacurium und Suxamethonium (angewendet in der Anästhesie).
  • Arzneimittel, wie Lithium, Risperidon, Perphenazin, Clozapin (so genannte Antipsychotika), die zur Behandlung von bestimmten psychiatrischen Zuständen/Beschwerden angewendet werden.
  • Fentanyl, angewendet als Narkosemittel oder zur Behandlung chronischer Schmerzen.
  • Eine Kombination von Fosamprenavir und Ritonavir, die zur Behandlung einer Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) angewendet wird.
  • Johanniskraut, ein pflanzliches Heilmittel zur Behandlung von Depressionen.
  • Phenobarbital, Phenytoin, Natrium-Valproat oder Carbamazepin zur Behandlung von Krampfanfällen oder Epilepsie.
  • Atomoxetin zur Behandlung einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS).
  • Procyclidin, das zur Linderung von Tremor angewendet wird, vor allem bei der Parkinson-Krankheit.
  • Warfarin oder andere Arzneimittel (so genannte Antikoagulantien) zur Blutverdünnung.
  • Propafenon, Flecainid und andere Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (unregelmäßige Herzschlagfolge).
  • Metoprolol, ein Betablocker zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzerkrankungen.
  • Pravastatin, das zur Behandlung hoher Cholesterinwerte angewendet wird.
  • Rifampicin zur Behandlung von Tuberkulose (TBC) und Lepra.
  • Linezolid, ein Antibiotikum.
  • Tamoxifen, das zur Behandlung von Brustkrebs angewendet wird.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wegen erhöhter Selbstmordgefahr sollte zu Beginn einer Behandlung nur die kleinstmögliche Tablettenzahl verordnet und der Patient engmaschig durch den Arzt und Angehörige überwacht werden.
  • Treten bei Patienten Krampfanfälle auf, sollte das Medikament abgesetzt werden.
  • Wie bei anderen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern sollte bei Beendigung einer Therapie das Medikament nicht plötzlich abgesetzt werden, sondern ausschleichend über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten. Plötzliche Beendigung einer Behandlung kann zu Absetzsymptomen wie Schwindel, Zittern, Angst, Herzklopfen und Übelkeit führen.
  • Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung oder Leberfunktionsstörung benötigen geringere Dosierungen.
  • Auch bei eingetretener Besserung durch das Medikament können schwer Depressive noch Selbstmordabsichten hegen.
  • Bei Auftreten innerer Unruhe darf das Medikament nicht in der Dosis gesteigert werden.
  • Bei ersten Anzeichen eines Serotonin-Syndroms (Schwitzen, Zittern, Übelkeit, Konzentrationsstörungen, Herzrasen) muss das Medikament abgesetzt werden.
  • Schlägt eine Depression in eine Manie (Aufgeregtheit, übersteigerte Fröhlichkeit) um, ist das Medikament abzusetzen.
  • Diabetes-Patienten müssen während der Behandlung mit dem Medikament ihren Blutzucker sorgfältig überwachen.
  • Herzpatienten müssen vor der Behandlung zunächst auf ihren Herzzustand untersucht werden.
  • Patienten mit grünem Star müssen während der Behandlung mit dem Medikament sorgfältig augenärztlich überwacht werden.
  • Das Medikament ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet.
  • Das Medikament kann unter Umständen zu einem erhöhten Risiko von Knochenbrüchen führen.
  • Die Reaktionsfähigkeit kann durch die Einnahme des Medikaments so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt besonders im Zusammenwirken mit Alkohol.

Paroxetin in Schwangerschaft und Stillzeit

Paroxetin sollte in der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation angewendet werden. Mehrere tausend dokumentierte Schwangerschaftsverläufe unter Behandlung mit SSRI wie Paroxetin haben überwiegend keine eindeutigen Hinweise auf eine erhöhte Fehlbildungsrate erbracht. Einige Studien deuten jedoch auf einen Zusammenhang zwischen angeborenen Fehlbildungen und der Einnahme von Paroxetin im ersten Schwangerschaftsdrittel hin. Aus diesem Grund sollte Paroxetin in der Schwangerschaft nur bei zwingender Notwendigkeit eingenommen werden. Nach Möglichkeit sollte auf besser untersuchte Substanzen (z.B. Citalopram, Sertralin) ausgewichen werden.

Geringe Konzentrationen von Paroxetin gehen in die Muttermilch über. Bisher wurden keine Auffälligkeiten bei gestillten Kindern beobeachtet, wenn die Mutter das Antidepressivum einnahm. Paroxetin gehört daher in der Stillzeit - neben Citalopram und Sertralin - zu den SSRI der Wahl.

Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. Bei Neugeborenen, deren Mütter in den ersten Schwangerschaftsmonaten Paroxetin eingenommen haben, gab es einige Berichte, die ein erhöhtes Risiko für Geburtsfehler zeigten, insbesondere für solche am Herzen.

Arzneimittel wie Paroxetin-ratiopharm können, wenn sie während der Schwangerschaft, insbesondere in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft, eingenommen werden, zu einer ernsthaften Gesundheitsbeeinträchtigung des Neugeborenen führen, die primäre oder persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen (PPHN) genannt wird und die sich darin zeigt, dass das Neugeborene schneller atmet und eine Blaufärbung der Haut aufweist. Wenn Sie dieses Arzneimittel während der letzten 3 Schwangerschaftsmonate einnehmen, kann Ihr Neugeborenes möglicherweise auch andere Symptome haben, die normalerweise während der ersten 24 Stunden nach der Geburt auftreten.

Alternativen zu Paroxetin

Die Alternativen hängen maßgeblich von der Indikation ab. So können bei Depression andere Antidepressiva wie etwa Citalopram, Escitalopram, Sertralin, Fluvoxamin, Venlafaxin, Mirtazapin, Amitriptylin oder etwa Fluoxetin verschrieben werden. Nimmt die betroffene Person keine weiteren Medikamente (inklusive der Antibabypille) ein, so können bei leichteren depressiven Verstimmungen auch Johanniskrautpräparate helfen.

Grundsätzlich ist es so, dass alle Antidepressiva von ihrer antidepressiven Wirkung ungefähr gleichwertig sind, aber die Wahl des passenden Präparats anhand von Begleiterkrankungen und sonstigen Depressionssymptomen erfolgt. So könnte bei Depression mit Schlafstörungen und starker Unruhe Mirtazapin oder Amitriptylin verschrieben werden, wohingegen Venlafaxin bei einem stark verminderten Antrieb geeigneter wäre.

Bei Angsterkrankungen ist der Sachverhalt etwas komplizierter. Generell haben Antidepressiva wie etwa Paroxetin, Fluoxetin oder Venlafaxin den höchsten Empfehlungsgrad bei Angsterkrankungen. Ist die Einnahme dieser Medikamente nicht möglich oder erwünscht, kann auf ein dämpfendes trizyklisches Antidepressivum wie etwa Clomipramin oder den sogenannten MAO-Hemmer Moclobemid ausgewichen werden. Eine Behandlung mit diesen Präparaten bringt jedoch häufiger und unangenehmere Nebenwirkungen mit sich.

Auf keinen Fall sollten Menschen mit Angsterkrankungen als mittel- oder langfristige Therapie Benzodiazepine wie etwa Valium einnehmen, da diese ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial besitzen. Auch distanziert man sich in der Psychiatrie immer mehr davon, Pregabalin für diese Indikation zu verschreiben, da dieses Mittel erfahrungsgemäß ebenfalls abhängig machen kann, obgleich der Beipackzettel vor dieser Komplikation nicht warnt.

Generell sind die Angststörung, die soziale Phobie, die Posttraumatische Belastungsstörung, die Zwangsstörung und die Panikstörung Erkrankungen, die man langfristig und erfolgreich (auch) mit Psychotherapie behandeln kann.

Leidet eine Person unter einer generalisierten Angststörung, kann das in der Allgemeinmedizin immer beliebter werdende Medikament Opipramol helfen.

Abgabevorschriften

Paroxetin ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz in jeder Dosierung und Darreichungsform rezeptpflichtig und nur in der Apotheke erhältlich.

Geschichte von Paroxetin

Paroxetin wurde 1992 in den USA auf den Markt gebracht. Seit 2003 das Patent des Originalherstellers ausgelaufen ist, kamen zahlreiche Generika mit dem Wirkstoff auf den Markt.

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