Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Sie können verschiedene Ursachen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Muskelkrämpfe, ihre Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere im Hinblick auf die Rolle von Magnesium.
Einführung
Muskelkrämpfe, insbesondere nächtliche, sind ein häufiges Phänomen. Sie können bei jungen Erwachsenen, besonders Sportlern, mit einer Häufigkeit von über 90 % auftreten. Die Frequenz nimmt mit dem Alter zu, sodass 33-50 % der älteren Erwachsenen jenseits von 65 Jahren regelmäßig - mindestens einmal pro Woche - an Muskelkrämpfen leiden.
Es handelt sich um tastbare und schmerzhafte Verhärtungen der Muskulatur, die selbstlimitierend sind und meist binnen weniger Minuten aufhören. Bei lang anhaltenden Muskelkrämpfen kann es zu Schmerzen in der betroffenen Muskulatur kommen, die über den eigentlichen Krampf hinaus anhalten. In Abhängigkeit der Schwere und der Häufigkeit des Muskelkrampfs kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt sein. Mitunter sind die Schlafqualität und die Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf reduziert.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Muskelkrämpfe entstehen pathophysiologisch durch hochfrequente Entladungsserien der motorischen Einheiten mit etwa 50 und 150 Hz. Dies konnte während Muskelkrämpfen elektromyografisch nachgewiesen werden. Sie sind Ausdruck einer neurogenen Übererregbarkeit. Darüber hinaus scheinen zusätzlich spinale Faktoren wie der Wegfall inhibitorischer Einflüsse an den Vorderhornzellen bedeutsam zu sein.
Schmerzhafte Muskelkrämpfe im Rahmen körperlicher Belastung wurden vor mehr als 100 Jahren bei Arbeitern in Minen und auf Dampfschiffen beschrieben, die unter warmen und feuchten Bedingungen arbeiteten. Vermutlich war es die Dehydratation und der Elektrolytverlust, welche das Auftreten der Muskelkrämpfe begünstigte. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Muskelkrämpfe bei Sportlern häufig ein großes Problem darstellen. Auch bei ihnen wird das Auftreten der Muskelkrämpfe durch eine Dehydratation und Elektrolytstörungen begünstigt.
Lesen Sie auch: Der Mythos der 10%-Gehirnnutzung
Muskelkrämpfe sind ein Symptom und beeinträchtigen eine Vielzahl von Menschen. Ein häufiges Problem sind sie nicht nur bei Sportlern, sondern auch im Rahmen von neurologischen oder internistischen Erkrankungen. Sie können aber auch spontan und ohne erkennbare Ursache auftreten. Die meisten Betroffenen haben bereits ohne ärztliche Rücksprache Magnesiumpräparate versucht.
In zahlreichen Untersuchungen ist gezeigt worden, dass mit dem Alter die Frequenz von Muskelkrämpfen zunimmt. Je nach Studie liegt die Häufigkeit ab dem 60. Lebensjahr bei etwa 30-50 %, Frauen sind eher betroffen als Männer. Insbesondere bei den Älteren muss auch an medikamentös induzierte Crampi gedacht werden. Die Frequenz der Muskelkrämpfe ist interindividuell sehr unterschiedlich. Etwa 2 % der Betroffenen klagen mindestens 2-mal pro Woche darüber. Die Häufigkeit der Crampi ist nicht homogen über das Jahr verteilt, sie nimmt während des Sommers zu.
Medikamentöse Auslöser und Vorerkrankungen
Zahlreiche Medikamente können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen. Am häufigsten scheint diese Problematik unter Diuretika, Statinen und unter inhalativen Beta-2-Sympathomimetika aufzutreten. Symptomatische Muskelkrämpfe können beispielsweise im Rahmen körperlicher Anstrengung oder einer Schwangerschaft auftreten. Zahlreiche internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörung, Diabetes mellitus, Hämodialyse, Leberzirrhose begünstigen das Auftreten von Muskelkrämpfen.
Diagnose von Muskelkrämpfen
Die Anamnese von Patienten mit Muskelkrämpfen ist für die Diagnose entscheidend. Wichtige Differenzialdiagnosen lassen sich bereits im Gespräch gut differenzieren. Üblicherweise handelt es sich um einen starken Schmerz, der meist im Bereich der Wade oder des Fußgewölbes lokalisiert ist. Der Schmerz hält für wenige Sekunden bis maximal 10 Minuten an. Auch nach dem Krampf kann ein Schmerz noch persistieren. Häufig kommt es zu Schlafstörungen.
Differenzialdiagnostisch sollte an ein - anamnestisch gut abgrenzbares - Restless-legs-Syndrom (RLS) gedacht werden. Die Patienten beschreiben einen Bewegungsdrang meist der Beine. Dieser ist häufig assoziiert mit unangenehmen Missempfindungen wie beispielsweise Kribbeln oder Brennen. Die Beschwerden treten häufig in Ruhephasen auf und bessern sich durch Herumlaufen und durch körperliche Aktivität. Der Schlaf kann ebenso beeinträchtigt sein. Schmerzen sind beim RLS nachrangig und die Beschwerden bessern sich im Gegensatz zu den Muskelkrämpfen durch Bewegung.
Lesen Sie auch: Was steckt hinter dem Mythos der 10-Prozent-Gehirnnutzung?
Die Lokalisation der Krämpfe ist zu erfragen. Sofern sie häufig am Rumpf, den Armen oder den Oberschenkeln auftreten, sollte der Patient zur Mitbeurteilung neurologisch vorgestellt werden. Anamnestisch ist zu klären, ob es Hinweise für Muskelerkrankungen in der Familie gibt. Es ist wichtig, eine vollständige Medikamentenanamnese zu erheben. Häufig leiden ältere Patienten unter Muskelkrämpfen und hier stellt die Polypharmazie ein ernsthaftes Problem dar.
Eine neurologische Abklärung sollte erfolgen, sofern sich Hinweise für eine Schädigung des ersten Motorneurons ergeben. Gesteigerte Reflexe, verbreiterte Reflexzonen, Pyramidenbahnzeichen, Muskeltonuserhöhung und spastische Paresen in der Untersuchung sind Hinweise für eine derartige Erkrankung. Auch bei Hinweisen für eine Schädigung des 2. Motoneurons sollte eine neurologische Mitbeurteilung erfolgen. Klinisch imponiert dies durch schlaffe Paresen, Muskelatrophie und Reflexausfälle. Erkrankungen des 2. Motorneurons wie Polyneuropathien oder Radikulopathien können zu Muskelkrämpfen führen.
Zur weiteren Abklärung sollte eine orientierende neurologische Untersuchung auch hausärztlich erfolgen. Hierbei sollte auf Paresen, Muskelatrophie, Reflexdifferenz und Sensibilitätsstörungen geachtet werden. Bevor eine Therapie eingeleitet und bewertet wird, sollte zunächst der Status quo erhoben werden. Dies ist entscheidend, um später die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen zu bewerten. Der Patient sollte für etwa 4 bis 8 Wochen die Häufigkeit und die Schwere der Muskelkrämpfe erfassen. Er sollte potenzielle Auslösefaktoren wie beispielsweise Alkohol meiden.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Die Behandlung von Muskelkrämpfen lässt sich in nichtmedikamentöse und medikamentöse Maßnahmen unterteilen.
Nichtmedikamentöse Therapien
Nichtmedikamentöse Therapien werden sowohl in der Prävention als auch in der Akuttherapie angewandt. Der Patient sollte über die Sinnhaftigkeit regelmäßiger Dehnübungen der betroffenen Muskulatur informiert werden. Hierdurch kann er effektiv die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen reduzieren. Regelmäßige Dehnübungen sollten mehrmals am Tag für circa 30 Sekunden durchgeführt werden. Die Übungen sollten 3-mal wiederholt und zwischen den Durchgängen Pausen von wenigen Sekunden eingehalten werden.
Lesen Sie auch: Gehirngewicht: Was ist normal?
In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur über die einsetzende reziproke antagonistische Hemmung beendet werden. Hierbei hemmen Renshaw-Interneurone über Ia-Interneurone den Antagonisten (Inhibitorische Wirkung auf das α-Motorneuron des Antagonisten). Eine kräftige Dehnung des betroffenen Muskels kann ebenfalls zur Unterbrechung des Krampfes führen (sogenannte autogene Hemmung durch Golgi-Sehnenrezeptoren).
Medikamentöse Therapien
Die medikamentöse Behandlung der Muskelkrämpfe beruht im Wesentlichen auf der Therapie mit Chinin. Gemäß der neurologischen Leitlinie sollte zunächst ein Versuch mit der Gabe von Magnesium aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils durchgeführt werden - auch wenn die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist.
Magnesium
Magnesium ist ein wichtiger Baustein für den Körper. Es reguliert das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln, stabilisiert Knochen und Zähne und ist bei der Regulierung des Blutzuckers beteiligt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Zufuhr an Magnesium von 350 bis 400 mg für Männern und 300 bis 350 mg für Frauen. Stillende brauchen etwas mehr. Auch bei Sportlern und älteren Menschen kann der Bedarf höher sein. Anzeichen eines Magnesiummangels können Wadenkrämpfe, Müdigkeit und innere Unruhe sein.
Es gibt zahlreiche Hersteller von Magnesiumpräparaten, häufig liegen deren Dosierungen ebenfalls bei 300 oder 400 mg pro Tablette/Kapsel. Es sind auch deutlich höher dosierte Präparate erhältlich. Im Zusammenhang mit der Einnahme von Magnesium kann es zu Durchfällen kommen. Insbesondere bei einer bestehenden Niereninsuffizienz muss die Gefahr einer Hypermagnesiämie beachtet werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine Tageshöchstdosis von 250 mg, da Magnesium zusätzlich über die Nahrung aufgenommen wird und insofern eine Überdosierung möglich sein kann.
Der Nutzen von Magnesium in der Vorbeugung von Muskelkrämpfen scheint insgesamt jedoch sehr begrenzt zu sein. Die meisten Betroffenen haben Magnesium bereits versucht, bevor sie einen Arzt aufgrund ihrer Beschwerden aufsuchen.
Chinin
Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt. Insofern wird diese Therapie auch in der aktuellen neurologischen Leitlinie empfohlen. Den französischen Chemikern Pierre Pelletier und Joseph Caventou gelang es 1820, den eigentlichen Wirkstoff Chinin aus der Rinde der Cinchona-Bäume zu extrahieren und in reiner Form darzustellen. Chinin ist schlecht wasserlöslich. Die Lösbarkeit der Chininsalze ist deutlich besser und war Voraussetzung für die Entwicklung von Tabletten. Chinin wird meist in Form des Chininsulfates angeboten.
Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2015 bewertete den Einsatz von Chinin zur Behandlung von Muskelkrämpfen und untersuchte Studien, die Chinin gegen Plazebo und gegen Vitamin E testeten. Außerdem wurden Kombinationen aus Chinin und Vitamin E sowie Chinin und Theophyllin herangezogen. So wurden 23 Studien mit insgesamt 1 586 Probanden berücksichtigt. In ihnen wurde meist eine Tagesdosis von 300 mg pro Tag (Bandbreite 200-500 mg) eingenommen.
Verglichen mit Plazebo kam es zu einer signifikanten Reduktion der Crampi-Häufigkeit über 2 Wochen um 28 %, die Intensität der Muskelkrämpfe nahm um 10 % ab. Die Anzahl der Nächte mit Muskelkrämpfen wurde um 20 % reduziert. Die Dauer der Muskelkrämpfe wurde durch Chinin nicht beeinflusst. Als Hauptnebenwirkung wurden gastrointestinale Beschwerden beschrieben. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass eine mittelstarke Evidenz für die Reduktion der Intensität der Muskelkrämpfe vorliegt. Für die Reduktion der Häufigkeit der Muskelkrämpfe und der Häufigkeit der Nächte mit Muskelkrämpfen lag eine schwache Evidenz vor.
2010 wurde für die amerikanische Gesellschaft für Neurologie ein Review publiziert. Hierfür sondierte man 563 Artikel, von denen 24 Arbeiten in die Publikation Eingang fanden. 13 Studien wurden zur Beurteilung von Chinin herangezogen. Die Autoren bewerteten Chinin als wahrscheinlich wirksam (Level A). Der federführende Autor wies 2015 in einem Leserbrief auf die eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten von Muskelkrämpfen hin. Er betonte, dass Chinin - durch Ärzte verordnet und überwacht - ein ausreichend sicheres Medikament sei und es den Betroffenen nicht vorenthalten werden sollte. Dazu muss man wissen, dass Chinin in den USA in dieser Indikation nicht zugelassen ist.
Chininsulfat kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser. Es vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte, eine Wirkung ähnlich der von Curare. Außerdem beeinflusst es die Verteilung von Kalzium in der Muskelfaser. Über diese Mechanismen wird die Schwelle für eine Reaktion des Muskels auf einen einzelnen maximalen Reiz erhöht. Die Bereitschaft zu einer tetanischen Kontraktion nimmt ab.
Chininsulfat weist eine hohe orale Bioverfügbarkeit (> 85 %) auf und wird überwiegend im oberen Teil des Dünndarms resorbiert. Die höchsten Plasmakonzentrationen werden etwa 1-3 Stunden nach Einnahme erreicht. Die Plasmahalbwertszeit liegt bei etwa 11 Stunden. Die Plasmaeiweißbindung beträgt 70 %.
Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Der Behandlungserfolg kann etwa nach 4 Wochen beurteilt werden. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden. Insbesondere zu Beginn der Therapie sollten die Betroffenen die Häufigkeit und die Intensität der Muskelkrämpfe dokumentieren, um die Wirksamkeit besser abschätzen zu können.
Zahlreiche Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit Chininsulfat beschrieben wurden wie beispielsweise eine Schädigung des Nervus vestibulocochleares oder des Nervus opticus, sind auf hohe Plasmakonzentrationen zurückzuführen. Derartig hohe Plasmakonzentrationen werden in der Prophylaxe von Muskelkrämpfen nicht erreicht, da hierfür maximal 400 mg täglich gegeben werden. Dabei sind Plasmakonzentrationen deutlich unter 7 μg/ml zu erwarten. In Malariatherapie ist dies ganz anders. Die Erhaltungstherapie für einen 70 kg schweren Patienten liegt dann bei bei 2 100 mg/d.
Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und der Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann. Auch sollten regelmäßige Kontrollen der Elektrolyte bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika oder Laxantien erfolgen.
Zahlreiche Medikamente können die QT-Zeit verändern. Dies ist in der Kombination mit Chininsulfat zu berücksichtigen, da es seinerseits zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen kann. Patienten mit vorbestehendem QTc-Intervall > 500 ms sollten nicht mit Chininsulfat behandelt werden.
In sehr seltenen Fällen kann sich unter der Behandlung mit Chininsulfat eine thrombozytopenische Purpura entwickeln. Derartige immunvermittelte Reaktionen unter Chinin haben zu einer erheblichen Verunsicherung der behandelnden Ärzte geführt. Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass Patienten mit Muskelkrämpfen häufig eine wirkungsvolle Behandlung vorenthalten wird. Typischerweise treten nach bis zu einer Woche der Einnahme oder bei intermittierender längerer Einnahme petechiale oder ekchymatöse Blutungen als Hinweise auf eine Thrombozytopenie auf. Auch neu aufgetretenes Nasen- oder Zahnfleischbluten oder gastrointestinale Blutungen sollten daran denken lassen. Thrombozytopenien treten unter zahlreichen Arzneien wie Cotrimoxazol, Rifampicin, Carbamazepin, Diclofenac, Ibuprofen, Vancomycin, Heparin und Chinin auf. Unter der Behandlung mit Chininsulfat ist eine medikamentös-induzierte Thrombozytopenie sehr selten. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beschrieb 81 Fälle seit 1978, darunter eine.
Magnesium: Bedarf, Mangel und Supplementierung
Magnesiumbedarf und -quellen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Zufuhr an Magnesium von 350 bis 400 mg für Männer und 300 bis 350 mg für Frauen. Stillende haben einen etwas höheren Bedarf. Auch Sportler und ältere Menschen können einen erhöhten Bedarf haben. Um den täglichen Magnesiumbedarf zu decken, ist eine ausgewogene Ernährung wichtig. Besonders in Vollkornprodukten, Samen (Kürbis-, Sonnenblumenkerne) und Nüssen (vor allem Cashews), aber auch in Hülsenfrüchten, Getreide (z. B. Haferflocken, Hirse) und Bananen steckt viel Magnesium. Sogar in einer Tafel Bitterschokolade (100 Gramm) befinden sich bis zu 290 Milligramm des Minerals, allerdings auch viele Kalorien.
Magnesiummangel: Ursachen und Symptome
Ein Magnesiummangel kann verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Reduzierte Zufuhr: Eine einseitige Ernährung oder Mangelernährung kann die Ursache sein, dass zu wenig Magnesium aufgenommen wird.
- Erhöhter Bedarf: Bei Stress oder schwerer körperlicher Arbeit, beim Sport oder in der Schwangerschaft und Stillzeit kann der Magnesiumbedarf erhöht sein.
- Erhöhte Ausscheidung: Erkrankungen, wie Diabetes mellitus, oder die Einnahme von harntreibenden (sogenannte Diuretika) oder abführenden Medikamenten können zu einer erhöhten Ausscheidung von Magnesium führen. Auch über den Schweiß (z. B. bei Leistungssportlern) verliert der Körper sehr viel Magnesium.
- Gestörte Resorption: Die Aufnahme des Mineralstoffs aus dem Darm kann beispielsweise bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder im fortgeschrittenen Lebensalter gestört sein.
Symptome eines Magnesiummangels können sein:
- Wadenkrämpfe
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Innere Unruhe und Nervosität
- Muskelverspannungen und -zuckungen
- Schlafstörungen
- Herzrhythmusstörungen
Magnesium-Supplementierung
Magnesium-Präparate sind in verschiedenen Dosierungen und Darreichungsformen erhältlich, ob als Kapsel, Liquid, Brausetablette oder Granulat mit Geschmack. Unter bestimmten Bedingungen braucht der Körper neben der empfohlenen Tagesdosis eine Extraportion Magnesium.
- Sport: Sportler haben einen höheren Bedarf an Magnesium, da sie durch die körperlichen Aktivitäten vermehrt Mineralien und Elektrolyte durch Schwitzen ausscheiden. Es empfiehlt sich, Magnesium nach dem Training zu nehmen, da es muskelentspannend wirkt und die Mineralstoff-Depots wieder füllt.
- Stress: Durch Stress verliert der Körper vermehrt Magnesium, da Stresshormone die Zellen anregen, mehr Magnesium aus den Speichern ins Blut freizusetzen. Diesen Überschuss kompensiert der Körper allerdings mit der vermehrten Ausscheidung über den Urin. Der Magnesiumspiegel sinkt. Spürbar wird das meist durch Lidzucken oder Muskelkrämpfe. Magnesium wird auch „Salz der inneren Ruhe“ genannt, weil es die Nervenzellen stabil hält und somit Stress und Nervosität mindert. Abends eingenommen, kann Magnesium helfen, zu entspannen und besser einzuschlafen und nächtlichen Wadenkrämpfen vorzubeugen.
- Medikamente: Einige Medikamente können dazu führen, dass Magnesium schlechter im Darm aufgenommen oder es verstärkt ausgeschieden wird.
- Typ-2-Diabetes: Diabetiker leiden oft unter Magnesiummangel. Aufgrund der erhöhten Blutzuckerwerte erfolgt eine erhöhte Ausscheidung, sodass mit dem Urin vermehrt Mineralstoffe ausgeschieden werden. Magnesium fördert die Wirkung des Insulins und kann den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Die DGE empfiehlt schwangeren Frauen eine tägliche Magnesiumzufuhr von 310 Milligramm. Da das Mineral durch die Hormonveränderung vermehrt durch den Urin ausgespült wird, kann es zu einem Mangel kommen.
Generell kann Magnesium zu jeder Tageszeit über das Essen oder Präparate eingenommen werden. Allerdings kann es sinnvoll sein, die empfohlene Dosis über den Tag zu verteilen, anstatt sie auf einmal zu nehmen. In Form einer organischen Magnesiumverbindung wie Magnesiumcitrat kann der Mineralstoff außerdem besser vom Körper aufgenommen werden.
Wichtige Hinweise zur Magnesiumeinnahme
- Täglich sollten nicht mehr als 350 bis 400 Milligramm Magnesium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen werden. Zur besseren Verträglichkeit empfiehlt es sich, die Dosis auf zwei Einnahmezeiten zu verteilen.
- Wenn Sie gleichzeitig Kalzium- und Magnesiumpräparate einnehmen (z. B. 300 Milligramm Magnesium und 1000 Milligramm Kalzium), können sich die Mineralstoffe im Darm gegenseitig beeinträchtigen. Deshalb ist es ratsam, zwischen den Einnahmen zwei bis drei Stunden Abstand zu halten.
- In der Regel ist keine Gefahr durch zu viel Magnesium zu befürchten. Problematisch wird es, wenn der Körper das Magnesium nicht ausscheiden kann, zum Beispiel bei eingeschränkter Nierenfunktion. Dann kann sich eine Überdosierung durch eine Erschöpfung, Müdigkeit und Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen sowie Wahrnehmungsstörungen bemerkbar machen. Halten Sie deshalb vor der Einnahme immer Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
- Bei akuten Wadenkrämpfen, die durch Magnesiummangel ausgelöst werden, gibt es zwei Möglichkeiten, den Schmerz schnell und effektiv zu behandeln und die Muskeln zu entspannen: Setzen Sie sich hin und strecken Sie das betroffene Bein aus. Dann ziehen Sie die Zehen zu sich heran. Wenn jemand helfen kann: Hinlegen und der Person das Bein entgegenstrecken. Dann drückt sie den Fuß in Richtung Ihres Körpers.
Magnesium für Sportler
Magnesium ist bei Sporttreibenden populär. Ein Nutzen bei Wadenkrämpfen ist nicht belegt. Ein Zuviel kann schaden. Es gibt zehn zugelassene Health Claims zu Magnesium, von denen zwei einen Bezug zum Sport aufweisen: "Magnesium trägt zur normalen Muskelfunktion bei" und "Magnesium trägt zur Reduktion von Müdigkeit und Ermüdung bei". Auch die Claims "Magnesium trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei" und "Magnesium trägt zur normalen Proteinsynthese bei" könnte man im weiteren Sinn als interessant für Sportler:innen bezeichnen.
Es geht bei diesen Aussagen aber nur darum, dass normale Funktionen aufrechterhalten werden, nicht um eine Leistungssteigerung. Eine Verbesserung der Körperfunktion wird lediglich erzielt, wenn vorher ein Mangel vorlag.
Da es keine Beweise für die Vermeidung von Krämpfen oder eine Leistungssteigerung durch ein Extra an Magnesium gibt, wird der Mineralstoff auch nicht in positiven Bewertungen von ausgewählten Nahrungsergänzungsmitteln für Sportler:innen durch Fachgesellschaften erwähnt, allenfalls als Bestandteil von Multi-Mineralstoff-Produkten.
Muskelkrämpfe bei Sporttreibenden sind häufig kein Zeichen von Magnesiummangel, sondern von Fehl- oder Überbelastung. Sportmediziner:innen raten dazu, vor allen Dingen auf ausreichende Erholung und eine sinnvolle Verpflegung in Training und Wettkampf zu achten. Dazu gehört auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Weitere Ursachen und Behandlungen von Muskelkrämpfen
Nicht immer muss ein Magnesiummangel der Auslöser von Muskelkrämpfen sein. Weitere Ursachen können sein:
- Muskelerkrankungen (Myopathien): Es gibt zahlreiche Formen von Muskelleiden, die sich durch eine Muskelschwäche auszeichnen. Sie können auf verschiedenste genetische Defekte zurückzuführen sein.
- Neurologische Erkrankungen: Da unsere Muskeln durch Nervensignale gesteuert werden, können auch neurologische Erkrankungen wie Nervenlähmungen, Bandscheibenprobleme oder Rückenmarkserkrankungen Auslöser von Muskelkrämpfen sein.
- Krankheiten, die die Niere betreffen: Das Organ spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Flüssigkeitshaushaltes. Wer trotz ausreichender Zufuhr von Magnesium häufig von Wadenkrämpfen geplagt wird, sollte daher die Nierenfunktion überprüfen lassen. Eventuell werden zu viele wichtige Elektrolyte über den Urin ausgeschieden.
- Unterfunktion der Nebenschilddrüse: Die Nebenschilddrüse produziert ein Hormon, das auch den Calciumhaushalt beeinflusst. Bei einer Unterfunktion sinkt der Anteil von Magnesium im Blut. Die Folgen sind schmerzhafte Krämpfe, die sogar mehrere Stunden anhalten können.
- Diabetes mellitus: Des Weiteren können auch Menschen mit Diabetes mellitus an Muskelkrämpfen leiden. Dies kann an einer Glucosurie liegen, durch die vermehrt Magnesium ausgeschieden wird. Da dies ein Hinweis auf eine schlechte Insulin-Einstellung sein kann, sollten Diabetes Patienten diese bei Muskelkrämpfen mit ihren Arzt abklären.
- Gestörter Elektrolythaushalt: Neben Magnesium gehören auch Calcium, Natrium und Kalium zu den vom Körper benötigten Elektrolyten. Sie sollten stets in einem bestimmten Verhältnis zueinander im Organismus vorliegen. Ist der Elektrolythaushalt gestört, kann dies zu Einschränkungen der Muskelfunktion und folglich zu Muskelkrämpfen führen.
- Medikamente: Nicht selten sind Krämpfe in den Beinen, die trotz ausreichender Versorgung mit Magnesium auftreten, auf verschiedene Medikamente zurückzuführen. Unter anderem können Diuretika (harntreibende Arzneimittel), Abführmittel oder ACE-Hemmer (bei Bluthochdruck) Muskelkrämpfe verursachen.
Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Treten Wadenkrämpfe gelegentlich auf, ist das zwar unangenehm, aber in der Regel kein Grund zur Besorgnis. Trotzdem sollten Sie sicherstellen, dass Sie genügend Magnesium zuführen. Denn bei einem Magnesiummangel können sich Muskeln schlechter entspannen und verkrampfen leichter.
Sofortmaßnahmen bei Muskelkrämpfen
Wer akut an einem Krampf im Bein leidet, kann durch Dehnen, Massieren oder Wärmen eine Linderung der Schmerzen bewirken.
- Dehnen Sie den betroffenen Muskel. Bei starken Wadenkrämpfen begeben Sie sich dafür am besten in Sitzposition. Fassen Sie sich an die Zehen und ziehen Sie diese in Richtung Körper. Gleichzeitig strecken Sie das betroffene Bein langsam aus.
- Stehen Sie auf und laufen Sie etwas umher. Durch die Bewegung wird der Muskel jedoch gelockert und Verspannungen lösen sich rascher.
- Massieren Sie die verkrampfte Stelle mit den Händen. Dadurch fördern Sie die Durchblutung.
- Wärmen Sie den Muskel. Dafür können Sie beispielsweise ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche verwenden.