Salz gegen Krämpfe: Dosierung, Anwendung und Wirksamkeit

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft, insbesondere Sportler und ältere Erwachsene. Sie können schmerzhaft sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Während viele Betroffene auf Magnesiumpräparate zurückgreifen, gibt es auch andere wirksame Behandlungen, darunter die Verwendung von Salz, insbesondere Natriumchlorid, zur Vorbeugung und Linderung von Krämpfen.

Ursachen und Häufigkeit von Muskelkrämpfen

Muskelkrämpfe entstehen durch hochfrequente Entladungen der motorischen Einheiten, was zu einer neurogenen Übererregbarkeit führt. Auch spinale Faktoren, wie der Wegfall inhibitorischer Einflüsse, spielen eine Rolle. Dehydration und Elektrolytverluste, insbesondere von Natrium, können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen, besonders bei Sportlern und Personen, die unter warmen und feuchten Bedingungen arbeiten.

Die Häufigkeit von Muskelkrämpfen nimmt mit dem Alter zu. Etwa 30-50 % der Menschen über 60 Jahre leiden regelmäßig darunter, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Auch Medikamente können Muskelkrämpfe auslösen, insbesondere Diuretika, Statine und inhalative Beta-2-Sympathomimetika.

Diagnose von Muskelkrämpfen

Die Diagnose von Muskelkrämpfen basiert hauptsächlich auf der Anamnese. Typischerweise handelt es sich um starke Schmerzen, die meist in der Wade oder im Fußgewölbe lokalisiert sind und einige Sekunden bis maximal 10 Minuten anhalten. Differenzialdiagnostisch sollte an ein Restless-Legs-Syndrom (RLS) gedacht werden, das sich durch Bewegungsdrang und Missempfindungen auszeichnet.

Bei häufigen Krämpfen am Rumpf, den Armen oder den Oberschenkeln sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen, um Muskelerkrankungen oder Schädigungen des Nervensystems auszuschließen. Auch internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus, Hämodialyse oder Leberzirrhose können Muskelkrämpfe begünstigen.

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Nicht-medikamentöse Behandlung von Muskelkrämpfen

Die Behandlung von Muskelkrämpfen umfasst nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen. Nicht-medikamentöse Therapien werden sowohl in der Prävention als auch in der Akuttherapie eingesetzt.

Dehnübungen

Regelmäßige Dehnübungen der betroffenen Muskulatur können die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen effektiv reduzieren. Die Dehnübungen sollten mehrmals täglich für etwa 30 Sekunden durchgeführt werden, mit kurzen Pausen zwischen den Wiederholungen.

Akutbehandlung

In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur oder durch kräftige Dehnung des betroffenen Muskels unterbrochen werden.

Medikamentöse Behandlung von Muskelkrämpfen

Die medikamentöse Behandlung von Muskelkrämpfen beruht im Wesentlichen auf der Therapie mit Chinin. Gemäß der neurologischen Leitlinie sollte zunächst ein Versuch mit der Gabe von Magnesium aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils durchgeführt werden, auch wenn die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist.

Magnesium

Die empfohlene Tageszufuhr für Magnesium liegt bei 300-400 mg. Es gibt zahlreiche Magnesiumpräparate, deren Dosierungen ebenfalls bei 300 oder 400 mg pro Tablette/Kapsel liegen. Im Zusammenhang mit der Einnahme von Magnesium kann es zu Durchfällen kommen. Insbesondere bei einer bestehenden Niereninsuffizienz muss die Gefahr einer Hypermagnesiämie beachtet werden. Der Nutzen von Magnesium in der Vorbeugung von Muskelkrämpfen scheint jedoch begrenzt zu sein.

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Chinin

Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt. Chinin wird meist in Form des Chininsulfates angeboten. Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2015 zeigte, dass Chinin die Crampi-Häufigkeit und die Intensität der Muskelkrämpfe reduzieren kann. Als Hauptnebenwirkung wurden gastrointestinale Beschwerden beschrieben.

Chininsulfat kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser und vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte. Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden.

Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und der Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann. Auch sollten regelmäßige Kontrollen der Elektrolyte bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika oder Laxantien erfolgen. In sehr seltenen Fällen kann sich unter der Behandlung mit Chininsulfat eine thrombozytopenische Purpura entwickeln.

Die Rolle von Salz (Natriumchlorid) bei Muskelkrämpfen

Natrium ist ein wichtiger Elektrolyt, der für die Funktion der Muskeln und Nerven unerlässlich ist. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Reizleitung und der Regulierung des Flüssigkeitsniveaus im Körper. Ein Mangel an Natrium kann zu Muskelkrämpfen, Erschöpfung und sogar Hyponatriämie führen, einem gefährlichen Zustand, der durch zu viel Trinken von natriumarmem Wasser verursacht wird.

Salzverlust bei Sportlern

Sportler, insbesondere Ausdauersportler, verlieren durch Schwitzen erhebliche Mengen an Natrium. Ein Liter Schweiß kann bis zu vier Gramm Natriumchlorid enthalten. Daher ist es wichtig, den Natriumverlust zügig wieder auszugleichen, um Muskelkrämpfen vorzubeugen.

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Wie viel Salz brauchen Läufer?

Der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Tagesbedarf an Kochsalz beträgt höchstens 6 Gramm. Allerdings können Läufer bei intensiver Trainingsbelastung oder an warmen Tagen schnell einmal bis zu 3.000 Milligramm NaCl pro Stunde ausschwitzen. Die richtige Dosis Salz für Läufer hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Wetter, der Intensität der Aktivität und der individuellen Schweißrate.

Salz vor, während oder nach dem Training?

Für die meisten Läufer ist es nicht notwendig, nach jedem Lauf Salz nachzufüllen. Allerdings ist es für Langstreckenläufer, Ultradistanzathleten und Triathleten ratsam, die Natriumzufuhr nicht erst bis nach dem Zieleinlauf aufzuschieben. Jeder, der fünf Stunden oder länger unterwegs ist, sollte insbesondere bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit schon ab der Hälfte der Strecke Natrium supplementieren.

Möglichkeiten zur Natriumaufnahme

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Natrium aufzunehmen:

  • Salzhaltige Lebensmittel: Salzstangen, Laugengebäck, Käse, Salami und Wurst sind gute Natriumquellen.
  • Sportgetränke: Viele Sportgetränke enthalten Natrium und andere Elektrolyte.
  • Salztabletten: Salztabletten sind eine praktische Möglichkeit, den Natriumverlust während des Trainings oder Wettkampfs auszugleichen.
  • Salzwasser: Ein wenig Salz im Trinkwasser kann helfen, den Elektrolytspeicher wieder aufzufüllen.

Dosierung von Salz gegen Krämpfe

Die Dosierung von Salz gegen Krämpfe hängt von der individuellen Schweißrate und dem Natriumverlust ab. Eine allgemeine Empfehlung ist, ein kleines Tütchen Salz (ca. 100 mg Natrium) in eine 250-ml-Flasche Wasser oder ein Sportgetränk zu geben. Bei längeren und intensiveren Belastungen kann die Dosierung entsprechend erhöht werden.

Mariahilf Schwedentabletten

Mariahilf Schwedentabletten sind Dragees, die Natriumchlorid enthalten und speziell für Sportler entwickelt wurden. Sie sind gut mitzuführen, leicht einzunehmen und verursachen keine Übelkeit. Die Dosierung richtet sich nach den individuellen Erfordernissen. Oft werden bei entsprechenden Läufen bis zu vier Dragees pro halber Stunde eingenommen.

Weitere Elektrolyte

Neben Natrium sind auch andere Elektrolyte wie Kalium, Magnesium und Kalzium wichtig für die Muskel- und Nervenfunktion. Sportgetränke können helfen, den Bedarf an diesen Elektrolyten zu decken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Überdosierung: Eine übermäßige Salzaufnahme kann zu einem vorübergehenden Anstieg des Blutdrucks und zu übermäßigem Durst führen.
  • Hyponatriämie: Zu viel Trinken von natriumarmem Wasser kann zu Hyponatriämie führen, einem gefährlichen Zustand, der durch einen Mangel an Natrium im Blut gekennzeichnet ist.
  • Nierenerkrankungen: Personen mit Nierenerkrankungen sollten vor der Einnahme von Salz oder Elektrolyten ihren Arzt konsultieren.
  • Bluthochdruck: Personen mit Bluthochdruck sollten ihren Salzkonsum im Auge behalten und gegebenenfalls reduzieren.

Glaubersalz und Bittersalz

Glaubersalz (Natriumsulfat-Decahydrat) und Bittersalz (Magnesiumsulfat-Heptahydrat) sind Salze, die seit Jahrhunderten als Abführmittel bekannt sind. Sie werden oft zur Einleitung von Fastenkuren eingesetzt, um den Darm gründlich zu entleeren. Die abführende Wirkung beruht darauf, dass sie dem Körper Wasser entziehen, das sich im Darm ansammelt und den Stuhl verflüssigt. Allerdings sind diese Salze nicht für die regelmäßige Anwendung bei Verstopfung geeignet, da sie die Darmflora und den Mineralhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen können.

Schüßler-Salze

Das Schüßler-Salz Nr. 7 Magnesium phosphoricum (Magnesiumphosphat) soll Verkrampfungen der Muskulatur lindern, beruhigend auf die Nerven wirken und bei inneren Erregungen helfen. Es wird innerlich als Tabletten oder Globuli und äußerlich in Form von Salben oder Gelen angewendet. Die "Heiße 7" ist eine beliebte Anwendung bei akuten Schmerzen und Krämpfen, bei der sieben bis zehn Tabletten in heißem Wasser aufgelöst und schluckweise getrunken werden.

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