Farben sind allgegenwärtig. Sie beeinflussen uns im Feng Shui, im Verpackungsdesign und im Marketing. Die Wissenschaft hat die komplexe Farbwirkung erkannt. Dieser Artikel beleuchtet die psychologischen Effekte von Farben und die Unterschiede zwischen Farbtönen.
Die unbewusste Macht der Farben
Die Wirkung von Farben ist unbewusst und findet direkt im Gehirn statt. Sie steuert unser Wohlbefinden und Verhalten, ohne dass wir es merken. Das Gehirn reagiert immer auf Farben, sei es in der Natur, in Wohnräumen, auf Verpackungen oder auf Webseiten. Dies liegt in der Evolution begründet. "Ungefährliches" Grün wirkt beruhigend, während Warnfarben wie Rot unsere Aufmerksamkeit erregen. Das schnelle Wahrnehmen und Einordnen von Farben half früher beim Überleben. Farben wirken direkt auf das Sehen und können Stimmungen hervorrufen.
Primärfarben und ihre Wirkung
Rot, Gelb und Blau sind Primärfarben. Sie können aus keiner anderen Farbe gemischt werden und sind in der Natur häufig zu finden. Rot ist eine Warnfarbe, die Aufmerksamkeit erregt. Sie kann Gefahr, Unruhe, Wut oder Aggressivität signalisieren. Blau wirkt beruhigend und strahlt Seriosität und Vertrauenswürdigkeit aus. Gelb ist die Farbe der Sonne und wird mit positiven Gefühlen wie Leichtigkeit, Lebensfreude und Energie verknüpft. Es kann auch die Konzentration anregen.
Weitere Farben und ihre Assoziationen
- Grün: Hoffnung, Harmonie, beruhigend.
- Lila: Spiritualität, Schmerzlinderung.
- Orange: Erfrischend, belebend, stimmungsaufhellend.
Die Farbwirkung ist nicht immer positiv und wird je nach Ton, Einsatzzweck und weiteren Faktoren unterschiedlich wahrgenommen. Kulturelle Unterschiede spielen ebenfalls eine Rolle. Wer Farben gezielt einsetzen möchte, muss die unbewusste Farbwirkung, den kulturellen Hintergrund der Zielgruppe, den persönlichen Geschmack und technische Hürden berücksichtigen.
Anwendungsbereiche der Farbwirkung
- Farbtherapie/Farblichttherapie: Behandlung von psychischen Erkrankungen durch farbiges Licht.
- Wohnen: Wandfarben und Einrichtungsgegenstände beeinflussen die Raumatmosphäre. Blaue Wände im Schlafzimmer sollen gegen Schlafstörungen helfen.
- Lebensmittel: Das Gehirn ordnet den Farben der Lebensmittel bestimmte Eigenschaften zu (fruchtig, süß, bitter, giftig).
- Kleidung: Die Kleidung wird in Zusammenhang mit der Persönlichkeit gebracht. Knallige Farben erregen Aufmerksamkeit, andere strahlen Seriosität oder Kreativität aus.
Farben spielen in jedem Lebensbereich eine wichtige Rolle. Es ist sinnvoll, sich mit der Farbwirkung auseinanderzusetzen, um sie privat und beruflich besser einzusetzen und sich vor unbewussten Entscheidungen aufgrund von Farben zu schützen.
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Farbpsychologie: Mehr als nur Geschmack
Die Farbpsychologie ist ein spannendes Feld. Bestimmte Farbtöne beruhigen, während andere uns in Alarmbereitschaft versetzen. Wir kaufen häufiger Kleidung oder Accessoires in den Tönen, die uns intuitiv besser gefallen und stimmen unser Interior Design darauf ab. Die Wissenschaft beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, was es mit uns macht, wenn wir eine Farbe häufig um uns haben. Bestimmte Farbtöne beeinflussen nicht nur unsere Stimmung, sondern wirken sich auch auf unsere Produktivität und Leistung aus.
Blaues Licht und Leistungsfähigkeit
Blautönen sagt man nach, dass sie unser Gehirn aktivieren. Eine Studie der Harvard Medical School und der University of Arizona konnte nachweisen, dass blaues Licht die Leistungsfähigkeit steigert. Das liegt am Photorezeptorsystem unseres Gehirns, das an den zirkadianen Rhythmus gekoppelt ist. Mit der Farbe Blau assoziiert unser Gehirn Tageslicht und Helligkeit. Diese Verbindung aktiviert unser Gehirn, sodass es seine Ressourcen optimiert und seine Leistung steigern kann.
Rot vs. Blau: Detailorientierung vs. Kreativität
Forschende der University of British Columbia in Kanada haben die Effekte der Farben Rot und Blau miteinander verglichen. Rot kann vor allem die Leistung bei sehr detailorientierten Aufgaben verbessern, beispielsweise, wenn es um das Erinnerungsvermögen oder das Korrekturlesen von Texten geht. Blau stimuliert unser Gehirn, kreativer zu werden. Das sorgt für bessere Ergebnisse, wenn es um Brainstormings oder das Entwickeln neuer Lösungen geht. Rot versetzt uns in Alarmbereitschaft, wir konzentrieren uns besonders stark. Blau assoziieren wir mit dem Meer oder der Weite des Himmels. Diese positiven Bilder stimulieren zwar unser Gehirn auch, aber es ist dabei entspannt genug, um kreativ zu sein.
Vorsicht mit blauem Licht vor dem Schlafengehen
Wer auf die volle kreative Leistungsfähigkeit seines Gehirns zugreifen möchte, dem kann die Farbe Blau nicht nur helfen, sich zu motivieren, sondern auch die kognitive Leistung zu verbessern. Im Umkehrschluss sollten Sie beispielsweise mit blauem Licht vorsichtig sein, wenn es ins Bett geht. Denn nicht umsonst können die meisten Smartphones mit der Funktion aufwarten, das blaue Licht in den Abend- und Nachtstunden zu dimmen oder ganz herauszufiltern. Denn vor dem Schlafengehen sollte unser Gehirn langsam in den Ruhemodus kommen, damit es im Laufe der Nacht regenerieren kann.
Weitere Farben und ihre Wirkung auf die Psyche
- Orange: Führt nachweislich zu einer Ausschüttung des Belohnungshormons Dopamin im Gehirn - Motivation und Lebensfreude steigen.
- Rot: Steigert die Aufmerksamkeit für Details. Gibt Energie und steigert die Ausdauer.
- Violett: Sorgt für Vitalität, Sinnlichkeit und Lebenslust.
- Schwarz: Wirkt bedrohlich, oft auch dramatisch.
- Grau: Wirkt beruhigend, harmonisierend und ausgleichend.
- Gelb: Stärkt das Selbstvertrauen wie auch die Risikofreude. Hemmt Ängste und erzeugt wohlige Gefühle.
- Grün: Ist eine lebensbejahende Farbe, die Glückshormone auslöst. Motiviert zu dem, was man gerade tut.
- Weiß: Symbolisiert Reinheit, Leichtigkeit und Frieden.
- Braun: Steht für Standfestigkeit, Geborgenheit, Sicherheit, Stabilität, Behaglichkeit und Verlässlichkeit.
- Gold: Schenkt den irdischen Dingen eine Aura des Göttlichen, Vollkommenen und Absoluten. Weckt Gefühle wie Ehrfurcht, Demut und Glück.
- Rosa: Wirkt zart und verletzlich. Wird mit Reinheit, Schönheit und Glück verbunden.
- Blau: Wirkt beruhigend und zufriedenstellend. Regt die Kreativität an und steigert die Leistungsfähigkeit.
- Perlmutt: Wirkt edel und magisch.
Farben und Raumwahrnehmung
Farben sind immer mit einer Bedeutung verbunden und deshalb auf psychologischer Ebene sehr wichtig, um Emotionen aller Art zu stärken und zu wecken. Einige Farben können einen Raum größer und geräumiger erscheinen lassen, während andere Farben ein behaglicheres und privateres Ambiente schaffen. Eine dunklere Farbe absorbiert mehr Licht und neigt daher dazu, Räume kleiner und beengter erscheinen zu lassen.
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Farbgestaltung nach Verwendungszweck und Himmelsrichtung
Es gibt zahlreiche Studien, die aufzeigen, dass jeder Raum je nach seinem Verwendungszweck andere Farben aufweisen sollte. Für ein Arbeitszimmer kann zum Beispiel die Kombination der Farben Grün und Gelb optimale Ergebnisse im Hinblick auf die Energie und die Konzentration liefern. Gleichzeitig ist für die Festlegung von Stil und Farbe auch die Himmelsrichtung wichtig, in die das Zimmer liegt.
Die Suche nach neurophysiologischen Zusammenhängen
Farben werden im Allgemeinen viel Wirkung nachgesagt und es gibt immer wieder auch Experimente und Studien, dass sie großen Einfluss auf unser Gehirn haben sollen. Eine große Fastfoodkette hatte ihre Innenräume eine Zeitlang bewusst rot gestrichen, um den Umsatz zu steigern. Die Strategie ging auf, alle aßen schneller, mehr Durchläufe wurden erreicht und damit mehr Umsatz generiert. Trotzdem ist es schwer, einen klaren neurophysiologischen Zusammenhang herzustellen, dass bestimmte Farben die Konzentration fördern oder die Gedächtnisbildung anregen können.
Farbtheorie und persönliche Experimente
Rot, Orange und Gelb ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich, weshalb man sich leichter an sie erinnert. Blau dagegen steigert innere Ruhe und Kreativität und verbessert somit die Konzentration. Experimentiere beim Lernen mit Farben. Welche regen dich an, welche fokussieren dich, welche machen dich nervös? Finde für dich vier Farben, die dich am besten stimulieren und benutze sie für deine Lernhäppchen.
Die Verarbeitung von Farbe im Gehirn
Die Farbwahrnehmung unseres Gehirns funktioniert, indem auf der Netzhaut bestimmte Sinneszellen aktiviert werden, sogenannte Zapfen. Dabei können verschiedene Zapfenarten jeweils einem bestimmten Farbspektrum zugeordnet werden: Auf die Farbe Rot reagieren die L-Zapfen, auf die Farbe Grün reagieren die M-Zapfen und auf Blau reagieren die S-Zapfen.
Gamma-Wellen und Farbempfindung
Nimmt das Auge besonders starke und einfarbige Bilder wahr, so lösen diese auf dem primären visuellen Kortex eine starke Reaktion aus: Mehrere Nervenzellen auf der Sehrinde schalten sich zusammen und senden gemeinsam elektrische Impulse aus. Dabei entstehen "Hirnwellen", die auf einer Frequenz zwischen 30 und 80 Hertz schwingen. Wenn Hirnwellen in diesem speziellen Frequenzbereich stattfinden, dem sogenannten "Gamma-Band", nennt man sie auch Gamma-Wellen.
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Rot ist nicht unbedingt stärker als Grün
Forschende des Ernst Strüngmann Institute for Neuroscience sind der Frage nachgegangen, ob Rot Hirnwellen in einem bestimmten Bereich stärker auslöst als andere Farben. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Farbe Rot nicht besonders stark ist, was die Intensität der von ihr ausgelösten Gamma-Oszillationen betrifft. Vielmehr lösen Rot und Grün bei gleichem absolutem L-M-Zapfenkontrast gleich starke Gamma-Oszillationen im frühen visuellen Kortex aus. Farben, die nur den S-Zapfen (Blau) aktivieren, scheinen im frühen visuellen Kortex im Allgemeinen nur schwache neuronale Reaktionen hervorzurufen.
Die Bedeutung der Studie für Sehprothesen
Die Ergebnisse dieser Studie der ESI-Wissenschaftler, das Verständnis der Art und Weise, wie der frühe menschliche visuelle Kortex Bilder kodiert, könnte eines Tages bei der Entwicklung von Sehprothesen hilfreich sein, die versuchen, den visuellen Kortex zu aktivieren, um bei Menschen mit geschädigter Netzhaut seh-ähnliche Wahrnehmungseffekte hervorzurufen.
Farbkonstanz und kortikale Verarbeitung
Ein wichtiger Aspekt der Farbwahrnehmung ist die Farbkonstanz, also die Fähigkeit, Farben unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen stabil wahrzunehmen. Verschiedene Modelle wurden vorgeschlagen, um diese Farbkonstanz zu erklären. Die kortikale Verarbeitung der Farbe findet im visuellen Kortex statt, wo Neurone auf spezifische Farbreize antworten.
Sprachliche Kategorisierung von Farben
Die sprachliche Kategorisierung von Farben ist ein weiterer interessanter Aspekt. Es gibt verschiedene Kategorien von Farben, die in verschiedenen Sprachen unterschiedlich benannt werden. Die Verbindung von Farben mit limbischen Strukturen im Gehirn kann angenommen werden.