Die Diagnose Alzheimer-Demenz ist für viele Menschen ein einschneidendes Erlebnis. Sie kann jedoch auch dazu beitragen, zuvor unerklärliche Verhaltens- oder Persönlichkeitsveränderungen zu verstehen. Der Umgang mit der Krankheit ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Veränderungen im Gehirn, Persönlichkeit, Lebensgeschichte, aktuelle Lebenssituation und Beziehungen zu anderen Menschen.
Alzheimer: Mehr als nur Vergesslichkeit
Alzheimer schleicht sich oft unbemerkt ins Leben. Zunächst treten leichte Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten auf. Es ist wichtig zu betonen, dass Vergesslichkeit nicht zwangsläufig ein Anzeichen für Alzheimer sein muss, sondern auch Teil des normalen Alterungsprozesses sein kann. Dennoch sollte man Warnsignale wie Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es ratsam, einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen.
Die Ursachenforschung: Ein Blick ins Gehirn
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer lagern sich schädliche Proteine wie Amyloid-beta ab. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Alzheimer-Krankheit nicht ansteckend ist. Die Forschung konzentriert sich auf das Absterben von Nervenzellen im Gehirn als Hauptursache von Alzheimer und den meisten anderen Demenzerkrankungen. Da die Schädigung des Gehirns nicht rückgängig gemacht werden kann, sind diese Demenzen nicht heilbar. Es gibt aber auch Demenzformen, bei denen andere Grunderkrankungen die Ursache für die Beschwerden sind, wie Hirnverletzungen, Depressionen, Durchblutungsstörungen, Vitaminmangel oder Alkoholmissbrauch.
Alois Alzheimer: Der Namensgeber
Die Geschichte der Alzheimer-Krankheit beginnt im Jahr 1901 mit der Einlieferung von Auguste Deter in die „Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt am Main. Die Patientin litt unter Vergesslichkeit und Wahnvorstellungen. Der zuständige Psychiater Alois Alzheimer fertigte ein Gesprächsprotokoll an, das den Forschungsbeginn einer Krankheit markierte, die später seinen Namen tragen sollte.
Alois Alzheimer, geboren am 14. Juni 1864 in Marktbreit, Bayern, studierte Medizin in Berlin, Tübingen und Würzburg. Nach seinem Staatsexamen arbeitete er als Assistenzarzt in Frankfurt am Main, wo sein Interesse für das menschliche Gehirn geweckt wurde. Zusammen mit seinem Kollegen Franz Nissl widmete er sich histologischen und histopathologischen Studien der Hirnrinde. 1902 wechselte er zu Emil Kraepelin nach Heidelberg und später nach München, wo er das hirnanatomische Laboratorium leitete.
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Alzheimer vermutete biologische Ursachen für den geistigen Verfall seiner Patientin Auguste Deter. Nach ihrem Tod im Jahr 1906 untersuchte er ihr Gehirn und fand zugrunde gegangene Nervenzellen mit Bündeln faseriger Strukturen (Neurofibrillen) sowie Ablagerungen außerhalb der Zellen (senile Plaques). 1907 veröffentlichte er seine Erkenntnisse in der Schrift „Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“.
Sein Vorgesetzter Dr. Emil Kraepelin nahm die Krankengeschichte von Auguste Deter 1910 in einem Lehrbuch auf und nannte sie die „Alzheimersche Krankheit“. Die von Alois Alzheimer entdeckten Veränderungen im Gehirn bilden bis heute die Grundlage der aktuellen Alzheimer-Forschung.
Die Alzheimer-Krankheit im Wandel der Zeit
In über 100 Jahren hat sich die Alzheimer-Krankheit von einem Randphänomen zu einem weltweiten Gesellschaftsproblem entwickelt. Mittlerweile sind viele mögliche Ursachen bekannt. Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung und die am weitesten verbreitete Demenzform, die etwa 60 Prozent aller Demenzen ausmacht. Sie ist definiert durch das Vorhandensein von Beta-Amyloid-Plaques zwischen den Zellen sowie fadenförmigen Tau-Fibrillen in den Nervenzellen.
Die Alzheimer-Krankheit ist multifaktoriell, mit zahlreichen Ursachen. Neben einem genetischen Risikofaktor und epigenetischen Einflüssen sind Entzündungsprozesse beteiligt. Der wichtigste nachgewiesene Risikofaktor ist hohes Alter. Bis heute gibt es keine ursächliche Behandlung, lediglich die Symptome können behandelt werden.
Diagnose und Behandlung: Was ist möglich?
Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten.
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In der Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankungen spielen Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung, zur Milderung von Verhaltensstörungen und in manchen Fällen auch zur Verhinderung weiterer Schädigungen des Gehirns eingesetzt. Zur Behandlung gehören auch die geistige und körperliche Aktivierung der Betroffenen, die richtige Weise des Umgangs, die bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung und die Beratung der Angehörigen.
Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Zwei dieser Medikamente - Lecanemab (Handelsname "Leqembi") und Donanemab (Handelsname "Kisunla") - sind 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und stehen ab September bzw. November 2025 auch für die Behandlung zur Verfügung. Da beide Wirkstoffe mit starken Nebenwirkungen verbunden sein können, sind für die Behandlung damit strenge Richtlinien erlassen worden.
Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern.
Leben mit Alzheimer: Unterstützung und Perspektiven
Der Verlauf der Krankheit ist bei jedem etwas unterschiedlich. Die Erkrankten sind aber zunehmend auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Die Krankheitsdauer bis zum Tod beträgt im Durchschnitt etwa acht Jahre, kann aber auch deutlich kürzer oder länger sein. Die jeweiligen Anforderungen an Betreuung, Pflege, Therapie und ärztliche Behandlung sind dabei sehr verschieden. Denn Alzheimer-Kranke sind keine einheitliche Gruppe, sondern Individuen mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen, Kompetenzen und Defiziten, die in unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Situationen leben.
Es ist wichtig, die Krankheit anzunehmen, Wissen über die Krankheit zu erwerben und sich auf deren Verlauf einzustellen. Angehörige sollten den Kranken, sein Verhalten und seine Äußerungen beobachten und versuchen, sie zu verstehen. Das eigene Verhalten sollte auf den Kranken eingestellt werden, zum Beispiel durch langsames und deutliches Sprechen, Zuwendung und die Schaffung eines gleich bleibenden, aber flexiblen Tagesablaufs, der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.
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Die Zukunft der Alzheimer-Forschung
Die Alzheimer-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es gibt bereits Möglichkeiten, abgelagertes Amyloid mit PET-Verfahren sichtbar zu machen. Eine Methode zur Darstellung von Tau-Ablagerungen wird ebenfalls entwickelt.
Die Forscher verfolgen live mit, wie die Abwehrzellen den Kampf gegen die Ablagerungen aufnehmen - und wie sie letztlich unterliegen. Die Müllabfuhr kommt gegen den gefährlichen Amyloidabfall nicht an. Die Bilder wirken deprimierend, aber sie eröffnen vor allem neue Chancen.
Eine Impfung gegen das Amyloid ist in der Lage, die Alzheimer Krankheit zumindest zu verlangsamen. Jetzt kommt es darauf an, andere Impfformen zu entwickeln, die keine Hirnentzündung mehr auslösen.