Ursachen von Demenz: Ein umfassender Überblick

Demenz ist ein fortschreitender Verlust geistiger Fähigkeiten, der das tägliche Leben beeinträchtigt. Alzheimer ist die bekannteste Form, aber es gibt viele verschiedene Demenzformen. Obwohl genetische Faktoren eine Rolle spielen können, beeinflusst auch der Lebensstil das Demenzrisiko erheblich. Es ist wichtig, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um das Gehirn fit zu halten und schädliche Prozesse zu vermeiden.

Was passiert bei Demenz im Gehirn?

Das Gehirn ist ein empfindliches Organ. Schädliche Prozesse, wie z.B. Alzheimerablagerungen, können zum Absterben von Nervenzellen führen. Dadurch funktioniert das Gehirn nicht mehr richtig, was zu Beeinträchtigungen von Erinnerung, Orientierung und alltäglichen Fähigkeiten führt. Eine gute geistige Fitness kann das individuelle Demenzrisiko deutlich senken.

Risikofaktoren für Demenz

Forschende haben 12 Faktoren identifiziert, die potenziell vorbeugend gegen Demenz wirken können. Diese Ergebnisse basieren auf weltweiten Daten, wobei die Bedeutung einzelner Faktoren je nach Region variieren kann. Die "Livingston Studie" der International Commission on Dementia Prevention, Intervention and Care im Fachmagazin Lancet kommt zu dem Schluss, dass neben genetischen und anderen unvermeidbaren Ursachen auch veränderbare Risikofaktoren für Demenz existieren. Die Vermeidung dieser Faktoren könnte das Demenzrisiko um bis zu 40 Prozent senken und den kognitiven Abbau verlangsamen.

Hier sind die 12 identifizierten Faktoren:

  1. Geringe Bildung in jungen Jahren (7 Prozent): Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn und baut kognitive Reserven auf.
  2. Unbehandelte Schwerhörigkeit (8 Prozent): Schwerhörigkeit führt zu einer geringeren Reizverarbeitung im Gehirn, was die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
  3. Hirnverletzungen (3 Prozent): Kopfverletzungen, auch unbemerkte kleine Schäden, können das Gehirn belasten.
  4. Bluthochdruck (2 Prozent): Bluthochdruck im mittleren Lebensalter erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere die vaskuläre Demenz.
  5. Alkoholkonsum (1 Prozent): Regelmäßiger, hoher Alkoholkonsum kann zum Verlust von Hirnmasse und einem erhöhten Demenzrisiko führen.
  6. Adipositas mit BMI über 30 (1 Prozent): Übergewicht, insbesondere Bauchfett, erhöht das Risiko für Demenz, da es Bluthochdruck und Entzündungen fördert.
  7. Rauchen (5 Prozent): Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz durch negative Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn.
  8. Depression (4 Prozent): Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge belasten die Seele und das Gehirn.
  9. Soziale Isolation (4 Prozent): Mangelnde soziale Kontakte und Einsamkeit können das Gehirn unterfordern und das Demenzrisiko erhöhen.
  10. Bewegungsmangel (2 Prozent): Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns und schwächt Nervenzellen.
  11. Luftverschmutzung (2 Prozent): Feinstaub und andere Luftschadstoffe können Entzündungen auslösen und die Gefäße schädigen, was das Demenzrisiko erhöht.
  12. Diabetes (1 Prozent): Typ-2-Diabetes ist ein gut belegter Risikofaktor für Demenz.

Die Faktoren 2 bis 6 sind besonders relevant, wenn sie bereits im mittleren Lebensalter berücksichtigt werden, während die Vermeidung der Faktoren 7 bis 12 in jedem Lebensalter zur Risikoreduktion beitragen kann.

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Die Bedeutung eines gesunden Lebensstils

Was dem Körper schadet, schadet auch dem Gehirn. Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Früh im Leben an die Gehirngesundheit zu denken ist wichtig, da sie sich im mittleren Lebensalter entscheidet.

Eine Schlüsselfunktion für das Gehirn hat das Herz, das Blut als Treibstoff liefert. Gesunde Blutgefäße und ein gesunder Blutdruck sind daher essenziell. Bewegung senkt hohen Blutdruck und fördert die Durchblutung des Gehirns. Außerdem bilden sich durch Bewegung Muskeln, die Hormone (Myokine) produzieren, die im Tierversuch das Gehirn widerstandsfähiger gegen Demenz machten.

Es lohnt sich auch, den Kopf vor Stößen und Stürzen zu bewahren, z.B. durch Verzicht auf Kopfbälle und Tragen eines Fahrradhelms. Gedächtnistraining, Stressbewältigung und ausreichend Schlaf können ebenfalls schützende Wirkungen haben. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass beispielsweise durch die Alzheimer-Krankheit entstehende Ablagerungen weniger Gedächtnisprobleme verursachen.

Verschiedene Demenzformen

Demenz ist nicht gleich Demenz. Es gibt verschiedene Formen, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden:

  • Alzheimer-Demenz: Die häufigste Form, charakterisiert durch den fortschreitenden Untergang von Nervenzellen, insbesondere im Schläfen- und Scheitellappen. Typische Symptome sind Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten. Im Gehirn sammeln sich übermäßig viel Amyloid-beta zwischen den Gehirnzellen an und bilden kleinere, giftige Klumpen (Oligomere) und riesige Zusammenlagerungen (Plaques). Im Inneren der Gehirnzellen sorgt das Tau-Protein für die Stabilität und Nährstoffversorgung.Bei der Alzheimer-Krankheit ist das Tau-Protein chemisch so verändert, dass es seiner Funktion nicht mehr nachkommen kann und eine fadenförmige Struktur bildet.
  • Vaskuläre Demenz: Entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, z.B. durch Arteriosklerose oder Schlaganfälle. Symptome können je nach Ort der Schädigungen variieren, oft steht Verlangsamung im Vordergrund.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Eine Gruppe von Erkrankungen mit Verlust von Nervenzellen im Stirn- oder vorderen Scheitellappen. Verhaltensstörungen oder -veränderungen stehen oft im Vordergrund.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Charakterisiert durch Bewegungsstörungen (Parkinson-Symptome), schwankende geistige Leistungsfähigkeit und visuelle Halluzinationen.
  • Gemischte Demenz: Eine Mischform zwischen Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz.

Diagnose und Behandlung

Ob tatsächlich eine Demenz vorliegt und was deren Ursache ist, sollte durch eine umfassende Diagnostik abgeklärt werden. Dazu gehören körperliche Untersuchungen, kognitive Tests, bildgebende Verfahren (Kernspin- oder Computertomografie) sowie ggf. eine Nervenwasserentnahme.

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Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf Nervenzellen des Gehirns unumkehrbar zerstört werden. Diese Demenzform verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Es lassen sich jedoch grundsätzlich drei Stadien feststellen, die fließend ineinander übergehen. Von den ersten Symptomen bis zum Tod dauert es in den meisten Fällen zwischen drei und zehn Jahre.

Es gibt verschiedene Therapieansätze, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Prävention: Gehirngesundheit aktiv fördern

Forschende sind davon überzeugt, dass sich das Gehirn widerstandsfähig gegen Demenz machen lässt, indem man die geistige und kognitive Reserve stärkt. Ein gut vernetztes Gehirn kann Nervenschäden sogar ausgleichen.

Hier sind einige Tipps zur Vorbeugung von Demenz:

  • Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Gehirn heraus durch Lesen, Lernen, Gedächtnistraining und andere geistig anregende Aktivitäten.
  • Körperliche Aktivität: Bewegen Sie sich regelmäßig, um die Durchblutung des Gehirns zu fördern und das Herz-Kreislauf-System zu stärken.
  • Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und nehmen Sie aktiv am gesellschaftlichen Leben teil.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und gesunden Fetten.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Lassen Sie regelmäßig Ihre Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinwerte überprüfen.
  • Gutes Hören und Sehen: Behandeln Sie Seh- und Hörprobleme frühzeitig.

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