Spielen im Alter, insbesondere mit Würfelspielen, kann das Gedächtnis und die soziale Interaktion trainieren und so zu einem verbesserten Wohlbefinden führen. Würfelspiele sind eine beliebte und abwechslungsreiche Form der Freizeitbeschäftigung in der Seniorenarbeit. Sie sind nicht nur unterhaltsam, sondern fördern auch eine Vielzahl von Fertigkeiten und Fähigkeiten, die für das alltägliche Leben von großer Bedeutung sind. Wer viel spielt, bleibt länger fit. Zudem sind Würfelspiele oft mit positiven Erinnerungen verbunden und können daher besonders für Menschen mit Demenz geeignet sein.
Warum Würfelspiele für Senioren mit Demenz geeignet sind
Würfelspiele sind aus mehreren Gründen gut geeignet für Senioren, insbesondere solche mit Demenz:
- Einfachheit: Ein Würfel nimmt nicht viel Platz ein und kann fast immer dabei sein. Einfache Würfelspiele lassen sich problemlos in jede Art von Aktivierungsrunde integrieren.
- Vertrautheit: Für viele Senioren sind Würfelspiele ein Teil ihrer Lebensgeschichte. Sie haben Würfel früh in ihrem Leben kennengelernt und wurden lange begleitet.
- Motorik: Mit Würfelspielen können sowohl die Grob- als auch die Feinmotorik trainiert und im Idealfall sogar verbessert werden. Durch die spielerischen Bewegungen, die durch den Würfel angeregt werden, geschehen viele Prozesse meist unbewusst und führen, oft sogar mit viel Spaß, zu besseren Erfolgserlebnissen.
- Gemeinschaft: Würfelspiele fördern das Gemeinschaftserleben der Teilnehmer in einer Gruppe. Allein das Weitergeben des Würfels ist eine Form der Interaktion.
- Kommunikation: Aus den Spielen heraus entwickeln sich oft Gespräche, die auch bei stilleren Menschen die Kommunikation anregen können.
- Selbstwertgefühl: Erfolgserlebnisse im Spiel, Gespräche mit den Mitspielern oder das eine Erlebnis von früher, das man mit den anderen Teilnehmern der Runde teilen durfte - das alles sind wichtige Momente, die sich positiv auf das Selbstwertgefühl der Senioren auswirken und die Lebensqualität entscheidend verbessern können.
- Freude: Im Mittelpunkt aller Spiele, auch der Würfelspiele, sollte der Spaß und die Freude für die Senioren stehen.
Auswahl und Anpassung von Würfelspielen
Die Würfelspiele, die sich für den Einsatz in Seniorengruppen eignen, sind vielfältig. Besonders bei der Auswahl von Würfelspielen für Demenzkranke sollten Sie auf einfache, gut nachvollziehbare Regeln achten und die Spielanleitung klar strukturiert und verständlich erläutern. Orientieren Sie sich an den Möglichkeiten der Demenzkranken.
Achten Sie bei dem Einsatz von neuen Würfelspielen darauf, dass die Spielregeln von allen Senioren verstanden wurden, formulieren Sie die Anleitung so einfach wie möglich. Seien Sie sich, bevor Sie Würfelspiele mit Senioren durchführen, sicher, dass Sie selbst die Spielanleitung und Regeln verinnerlicht haben. Erkundigen Sie sich bei den Senioren danach, ob sie selbst noch alte Würfelspiele kennen. Wenn ja, integrieren Sie die alten Würfelspiele in Ihr Aktivierungsangebot und lassen Sie die Senioren die Spielregeln erklären.
Materialien und Gestaltung
Herkömmliche Spiele sind meist zu klein, zerbrechlich oder rutschig und lassen sich schlecht greifen. Auch sind die Farben und Symbole nicht leicht zu erkennen. Die Materialien zur Herstellung von altersgerechten Spielen sind mit Bedacht gewählt. So kommen häufig stärkere oder beschichtete Materialien für Spielkarten und -Elemente zum Einsatz. Besonders hochwertig und robust sind Spiele, die aus Holz gefertigt wurden. Wichtig ist, dass alle Motive, Schriften, Zahlen, Zeichen und Abbildungen klar erkennbar und wenig verwirrend sind. Die Oberflächen aller Figuren und aufnehmbarer Spielelemente ist besonders griffig und leicht zu greifen.
Lesen Sie auch: Demenzfreundliche Urlaubsgestaltung: Hinweise für pflegende Angehörige
Würfel gibt es mittlerweile in vielen verschiedenen Größen. Bei Senioren, die bereits Einschränkungen in der Feinmotorik haben, beginnt man mit einem größeren Würfel und lässt ihn einfach mit der Zeit “kleiner werden”. Da in der Seniorenarbeit der Erhalt der vorhandenen Fähigkeiten aber auch oft ein Ziel ist, kann alleine schon das selbstständige Würfeln an sich ein Erfolgserlebnis sein.
Regelanpassungen
Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern.
Beispiele für geeignete Würfelspiele
Würfel-Bingo: Das klassische Bingo Spiel, bei dem die Zahlen gezogen werden, kann auch als Würfelspiel umfunktioniert werden. Anstelle der Ziehung der Zahlen werden die Zahlen gewürfelt. Du benötigst nur zwei Würfel, einen Stift und Papier. Auf das Blatt malst Du ein 5x5 Spielfeld. Jeder Spieler würfelt nun reihum mit beiden Würfeln eine Zahl und trägt sie in seinem Spielfeld ein. Ist jedes Spielfeld mit Zahlen gefüllt, geht es an die Auswertung. Untersuche Deine Reihen nach Zwillingen (z. B. 6-5-3-6-9). Hierfür erhältst Du einen Punkt. Bei zwei Zwillingen innerhalb einer Reihe bekommst Du drei Punkte. Befindet sich in Deiner Reihe ein Drilling (z. B. 5-7-5-5-9), erhältst Du drei Punkte. Bei Vierlingen bekommst Du sechs Punkte. Sind alle Zahlen in einer Reihe gleich, also ein Fünfling, bekommst Du zehn Punkte. Befindet sich einer der Paare in einer Diagonalen werden die Anzahl der Punkte verdoppelt.
Kniffel: Neben Würfel Bingo kannst Du auch das klassische Würfelspiel Kniffel spielen. Hierfür benötigst Du einen Würfelbecher mit fünf Würfeln und einen Kniffelblock.
Bewegungswürfelspiel: An jede Würfelzahl wird eine bestimmte Bewegung und als Merkhilfe eine Aussage gebunden, die die Teilnehmer*innen sich merken:
Lesen Sie auch: Demenz-Tracker: Sicherheit im Alltag
- Würfel Ziffer 1: Hier bin ich! Einmal aufstehen und wieder setzen
- Würfel Ziffer 2: Es darf geklatscht werden! Mit den Händen klatschen
- Würfel Ziffer 3: Mal sehen, was derdie Nachbarin macht! So weit wie möglich den Kopf nach rechts und links drehen und mit den Augen in die Richtung sehen
- Würfel Ziffer 4: Alle viere von sich strecken! Sich strecken, insbesondere Arme und Beine
- Würfel Ziffer 5: Langfinger! Alle Finger strecken und weit rausschieben, dann eine kräftige Faust machen, 2- bis 3-mal wiederholen
- Würfel Ziffer 6: Mich loben, weil ich das gut mache! Sich selbst überkreuz auf die Schultern klopfen: Mit der rechten Hand wird auf die linke Schulter geklopft und gleichzeitig umgekehrt mit der linken Hand auf die rechte Schulter.
Würfelspiele mit jahreszeitlichem Bezug: Gerne werden Würfelspiele auch mit jahreszeitlichem Bezug gespielt, zum Beispiel in der Biografiearbeit. Es werden aber auch gerne Blumen gewürfelt, Muscheln oder Schneeflocken.
Zusätzliche Tipps für die Durchführung
- Biografiebezug: Für die Senioren sind Würfelspiele ein Teil ihrer Lebensgeschichte. Viele von ihnen haben Würfel früh in ihrem Leben kennen gelernt und wurden lange begleitet. Auch das Würfeln an sich kann Erinnerungen an alte Zeiten hervorrufen, da uns die Bewegung sehr vertraut ist und auch meist noch lange unbewusst abläuft.
- Kräftigung: Mit großen Schaumstoffwürfeln kann man in Bewegungsspielen eine Kräftigung der Muskulatur erreichen. Inbesondere die Rumpfmuskulatur und die Muskulatur in den Beinen ist wichtig, um das Gleichgewicht zu halten und (selbstständig oder mit Unterstützung) Gehen zu können. Dies widerum sind wichtige Faktoren, die die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen stärken, und vor allem Stürze verhindern. Fast alle Würfelspiele lassen sich ganz einfach als Bewegungsspiele gestalten.
- Bewegung integrieren: Selbst das Weiterreichen von Spielmaterial, Würfeln, Kartenziehen fordert einfache Bewegungsabläufe, Feinmotorik und Koordination, bewegt die Schultern, die Arme und Hände - und wenn man sich nach einer Karte strecken muss, auch noch den Rücken. Solche einfachen Bewegungsabläufe sind nach Möglichkeit systematischer Bestandteil beim Spielen.
- Positive Atmosphäre schaffen: Es sollte nicht Ihr Ziel sein, Menschen mit Demenz durch die Beschäftigung herauszufordern und sie vor schwierige Aufgaben zu stellen. Demenz lässt sich nicht „wegtrainieren“. Deshalb muss ein Demenzerkrankter auch nichts unter Beweis stellen. Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert.
- Individuelle Vorlieben berücksichtigen: Gehen Sie auf persönliche Vorlieben und Abneigungen ein: Die Beschäftigung sollte Spaß machen. Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzerkrankten: Lassen Sie es zu, wenn der Erkrankte nicht selbst aktiv werden möchte, sondern lieber beobachtet.
- Fehler tolerieren: Tolerieren Sie „Fehler“: Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert.
Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz
Zur Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz gehört unbedingt auch die gezielte Beschäftigung mit Spielen oder anderen Tätigkeiten. Schlagen Sie von sich aus Dinge vor und motivieren Sie den Demenzerkrankten mitzumachen.
- Kreative Tätigkeiten: Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Nehmen Sie den Wechsel der Jahreszeiten als Anlass, um passende Dekoration zu basteln. Bringen Sie dafür ein paar Dinge aus der Natur mit (Tannenzapfen, Blumen, Kastanien, usw.).
- Musikhören und Singen: Bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann.
- Erinnerungsarbeit: Das Wecken von Erinnerungen mit Erinnerungsalben. Darin sammeln Sie Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person. Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten.
- Vorlesen: Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
- Bewegung: Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Deshalb sind Spaziergänge und Ausflüge immer eine sinnvolle Beschäftigung.
- Snoezelen: Dabei werden gezielt unterschiedliche Sinne aktiviert und stimuliert.
Lesen Sie auch: Alternativen zur Einzelbetreuung bei Demenz