Zahn hängt nur noch am Nerv: Ursachen und Behandlungen

Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Zahn beim Genuss kalter oder süßer Speisen kann auf einen freiliegenden Zahnnerv hindeuten. In diesem Artikel werden die Ursachen und Behandlungen für Zähne, die nur noch am Nerv hängen, erläutert.

Ursachen für Zahnschmerzen durch Nervreizung

Zahnschmerzen, die durch eine Reizung des Nervs ausgelöst werden, können verschiedene Ursachen haben. Ein gesunder Zahn ist durch intakte Schichten vor Reizstoffen geschützt. Werden diese Schichten jedoch beeinträchtigt, können das empfindliche Dentin und die Nerven freigelegt werden.

  • Zahnschmelzerosion: Säurehaltige Lebensmittel und Getränke können den Zahnschmelz vorübergehend aufweichen und Mineralien ausspülen. Auch Erbrechen oder saurer Reflux können die Zahnschmelzerosion begünstigen. Die Landeszahnärztekammer Thüringen erklärt, dass beim Verzehr von sauren Lebensmitteln und Getränken die Säure den Zahnschmelz vorübergehend weich macht und Mineralien ausspült.
  • Zahnfleischerkrankungen: Plaquebakterien verursachen Zahnfleischerkrankungen, die zu Entzündungen, Reizungen und Zahnfleischrückgang führen können. Laut KZBV verursachen Plaquebakterien auch Zahnfleischerkrankungen, die zu Entzündungen, Reizungen und Zahnfleischrückgang führen.
  • Beschädigte Zähne: Abgebrochene, gesprungene oder rissige Zähne können das Dentin oder den Nerv Reizstoffen aussetzen. Bakterien können sich auch in Rissen ansammeln und zu Infektionen und Abszessen führen. Wenn Ihr Zahn abgebrochen oder gesprungen ist oder Risse aufweist, kann das Dentin oder der Nerv Reizstoffen ausgesetzt werden. Bakterien können sich auch in Rissen ansammeln, was zu Infektionen und Abszessen tief im Zahn führen kann.

Pulpitis: Entzündung des Zahnmarks

Eine Pulpitis ist eine Entzündung des Zahnmarks (Pulpa), die sehr schmerzhaft sein kann und umgehend behandelt werden sollte. Laut Definition versteht man unter Pulpitis eine Entzündung der Zahnmarks, in der medizinischen Fachsprache Pulpa genannt. Das Zahnmark liegt unter dem Zahnschmelz und dem Zahnbein (Dentin) im Inneren des Zahnes.

Ursachen der Pulpitis:

  • Karies: In den meisten Fällen wird die Pulpitis durch Bakterien verursacht, in erster Linie durch eine unbehandelte Karies. Über die Löcher im Zahnschmelz können die Keime nach und nach bis ins Innere des Zahnes vordringen. Das Immunsystem reagiert darauf mit einer Entzündung. Als häufigste Ursache einer Pulpitis gilt eine tiefreichende Karies.
  • Parodontitis: Zudem kann die Pulpitis auch durch eine fortgeschrittene Parodontitis entstehen, die bereits zur Wurzelspitze vorgedrungen ist.
  • Traumatische Pulpitis: Bei der traumatischen Pulpitis führen ebenfalls Bakterien zu einer entzündlichen Reaktion im Zahninneren. Anders als bei der infektiösen Pulpitis jedoch nicht durch bereits vorliegende Infektionen im fortgeschrittenen Stadium, sondern durch Risse im Zahn oder Frakturen der Zahnkrone und -wurzel, beispielsweise infolge eines Unfalls. mechanische Verletzungen: Traumata wie Schläge oder Stürze können den Zahnnerv schädigen und Entzündungen verursachen. Ähnliches gilt für Zähneknirschen und drückenden Zahnersatz.
  • Iatrogene Pulpitis: Die iatrogene Pulpitis ist eine seltene Sonderform der Zahnmarkentzündung, die auf zahnärztliche Maßnahmen zurückgeht. So kann die Pulpitis z.B.chemische Reizungen: Hierbei spielen zum Beispiel zahnärztliche Behandlungen oder Empfindlichkeiten gegenüber bestimmten Zahnfüllungsmaterialien eine wichtige Rolle.

Symptome der Pulpitis:

  • Erhöhte Empfindlichkeit der Zähne auf Hitze und Kälte, teilweise auch auf süße und saure Speisen und Getränke.
  • Schmerzen bei Berührung, z.B. beim Kauen.
  • Zahnschmerzen äußern sich durch Pochen oder Ziehen.
  • Starke, teilweise dauerhafte Schmerzen, die sich auf den gesamten Kiefer ausweiten können.
  • Ausstrahlung der Schmerzen bis ins Ohr.
  • Schwellung von Wange und Lymphknoten am Hals.

Arten der Pulpitis:

  • Reversible Pulpitis: Ist die Zahnmarkentzündung noch nicht allzu weit vorangeschritten und sind nur Teile der Pulpa betroffen, ist sie oft noch reversibel. Das bedeutet, dass gute Aussichten auf eine vollständige Ausheilung der Erkrankung bestehen und das Zahnmark intakt bleibt.
  • Irreversible Pulpitis: Wird die Zahnmarkentzündung zu spät erkannt oder ist sie unbehandelt geblieben, kann sich eine irreversible Pulpitis entwickeln. In diesem fortgeschrittenen Stadium ist sie nicht mehr umkehrbar bzw. heilbar.
  • Akute Pulpitis: Von einer akuten Pulpitis spricht der Zahnarzt, wenn die Schmerzen als direkte Reaktion auf einen Reiz, z.B. beim Konsum zuckerhaltiger, heißer oder kalter Speisen und Getränke oder beim Kauen bzw. Anfänglich ist meist nur ein Teil des Zahnmarks in der Zahnkrone entzündet (partielle Pulpitis) und die Erkrankung noch reversibel.
  • Chronische Pulpitis: Bei einer chronischen Pulpitis ist der Zahnnerv über Wochen und Monate von einer niederschwelligen Reizung betroffen. Oft kommt es jedoch zum Absterben des gesamten Zahnmarks, der sogenannten Pulpanekrose. Ist der Nerv abgestorben, verschwinden die Symptome allmählich.

Diagnose der Pulpitis:

  • Lokalisierung: Um den oft diffusen Zahnschmerz genau zu lokalisieren, werden die einzelnen Zähne mit einer Sonde leicht „abgeklopft“ sowie deren Reaktion auf Kälte- bzw.
  • Röntgenbilder: Bei einem Pulpitis-Verdacht kann eine Röntgenuntersuchung mögliche kariöse Stellen unter Füllungen bzw. Kronen sichtbar machen.

Behandlung der Pulpitis:

  • Reversible Pulpitis: Wird die Entzündung im frühen Stadium einer reversiblen Pulpitis entdeckt, genügen in der Regel einfache Maßnahmen, um die ursächliche Erkrankung zu beheben. Meistens reicht es aus, die kariöse Stelle zu entfernen und das entstandene „Loch im Zahn“ mit einer Füllung zu verschließen. Zur Unterstützung des Heilungsprozesses kann der Zahnarzt die Gabe entzündungshemmender Medikamente verordnen.
  • Irreversible Pulpitis: Die Behandlung einer irreversiblen Pulpitis ist deutlich komplexer. Oft bietet eine Wurzelbehandlung die einzige Möglichkeit, den Zahn zu erhalten und eine Extraktion zu vermeiden. Dabei wird der Zahn geöffnet und das entzündete Zahnmark entfernt. Reicht das nicht aus, um die Entzündung zum Abklingen zu bringen, kann eine Wurzelspitzenresektion, ggfs. mit einer Zysten-OP durchgeführt werden, um den Zahn zu retten. Hat sich eine Zyste an der entzündeten Wurzelspitze gebildet, wird diese bei der Wurzelspitzenresektion chirurgisch entfernt.
  • Extraktion: Waren die beschriebenen Maßnahmen nicht erfolgreich - oder vom Patienten nicht gewünscht - ist eine Extraktion des Zahnes notwendig, um das Übergreifen der Entzündung auf den Kieferknochen und ggfs.

Folgeerscheinungen einer unbehandelten Pulpitis:

  • Apikale Parodontitis: Eine Entzündung des Zahnhalteapparates an der Wurzelspitze.
  • Abszesse: Eitrige Abszesse können sich bilden.
  • Sinusitis: Eine Zahnmarkentzündung im Oberkiefer kann auf die Nasennebenhöhlen übergreifen und eine Sinusitis hervorrufen.
  • Orbitalphlegmone oder Meningitis: In seltenen Fällen können schwerwiegende Komplikationen wie Orbitalphlegmone oder Meningitis auftreten.

Ungewöhnlicher Zahnschmerz (Atypische Odontalgie)

Ähnliche Beschwerden wie die Zahnmarkentzündung oder die Entzündung an der Wurzelspitze verursacht die eher selten auftretende sogenannte atypische Odontalgie (Phantom-Zahnschmerz). Der Patient empfindet diesen lang anhaltenden Nervenschmerz häufig an einem Zahn oder in einem Gebiet, wo ein Zahn gezogen wurde (Extraktionsareal). Der Zahnarzt findet aber bei der Untersuchung und in Röntgenbildern keine mögliche Ursache. Häufig verstärkt sich der Schmerz bei kaltem Wetter. Als Ursache nimmt man eine Schädigung von Nervenfasern im betreffenden Zahn oder in umgebenden Geweben wie beispielsweise dem Kiefer an.

Empfindliche Zähne

Empfindliche Zähne, auch bekannt als Dentinüberempfindlichkeit, sind eine häufige Zahnerkrankung, die durch Unbehagen oder scharfe, plötzliche Schmerzen in den Zähnen gekennzeichnet ist, wenn sie mit bestimmten Substanzen und Temperaturen in Berührung kommen. Es kann sich um ein chronisches oder vorübergehendes Problem handeln, das durch abgenutzten Zahnschmelz oder zurückgehendes Zahnfleisch verursacht wird, und es kann einen Zahn oder mehrere Zähne betreffen. Empfindliche Zähne entstehen in der Regel, wenn der Zahnschmelz (die äußere Schutzschicht des Zahns) abgenutzt ist oder wenn sich der Zahnfleischsaum zurückgebildet hat und die darunter liegende Schicht des Zahns, das Dentin, freigelegt wurde. Das Dentin enthält winzige Röhrchen, die zum Nervenzentrum des Zahns (der Pulpa) führen.

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Weitere Ursachen für empfindliche Zähne:

  • Karies
  • Frakturen in einem Zahn
  • Entzündetes oder wundes Zahnfleisch
  • Erodierender Zahnschmelz
  • Zahnfleischerkrankung
  • Natürlicher Alterungsprozess
  • Genetische Veranlagung von Zahnfleischrückgang
  • Gründliche Zahnreinigung
  • Zahnkrone
  • Zahnfüllung
  • Permanente Zahnspangen
  • Schwangerschaft
  • Zahnaufhellung

Behandlung von empfindlichen Zähnen:

  • Prävention: Prävention ist immer der beste Weg, um Ihre Zahngesundheit zu schützen. Zahnpasta und fluoridhaltige Mundspülungen können helfen, den Schmelzverlust zu reduzieren.
  • Zahnpasta für empfindliche Zähne: Um die Dentinhypersensibilität zu lindern, verwenden Sie eine Zahnpasta für empfindliche Zähne, die Arginin und Calciumcarbonat enthält. Diese Inhaltsstoffe wirken zusammen, um die winzigen Tubuli im Dentin zu blockieren und den Nerv zu schützen.
  • Fluoridbehandlung: Zahnärzt*innen können Ihre empfindlichen Zähne mit Fluorid schützen. Fluorid lindert die Schmerzen, indem es den Zahnschmelz stärkt.
  • Bonding: Wenn die Ursache des Problems freiliegende Zahnwurzeln sind, kann Bonding in diesem Bereich angewendet werden, um die Schmerzen zu lindern. Bonding ist eine wirksame Methode, um die empfindlichen freiliegenden Wurzeln Ihrer Zähne zu schützen.
  • Zahnfleischtransplantation: Wenn Sie eine erhebliche Menge an Zahnfleischgewebe verloren haben, kann dies zu weiteren Problemen führen, z. B. zu Zahnempfindlichkeit. Daher müssen Sie sich möglicherweise einer chirurgischen Zahnfleischtransplantation unterziehen. Bei dieser Behandlung wird Ihr fehlendes Zahnfleisch mit Zahnfleischgewebe von anderswo aufgefüllt.
  • Wurzelbehandlung: Die Wurzelbehandlung ist eine drastische Lösung für eine Behandlung der Zahnempfindlichkeit. Wenn Sie unter anhaltender Zahnempfindlichkeit leiden und andere einfachere Behandlungen bei Ihnen nicht anschlagen, könnte IhreIhr Zahnärztin diese Behandlung in Betracht ziehen.

Was hilft bei Zahnschmerzen aufgrund einer Reizung des Nerven?

  • Verwendung von Zahnpasta für empfindliche Zähne: Zahnpasta und fluoridhaltige Mundspülungen können helfen, den Schmelzverlust zu reduzieren. Produkte, die speziell zum Schutz des Zahnschmelzes entwickelt wurden, enthalten Zinnfluorid, das eine umfassendere Abwehr gegen Schmelzerosion bietet und sogar zur Reparatur von Karies im Frühstadium beitragen kann.
  • Antibakterielle Zahnpasta oder Mundspülung: Wenn bei Ihnen das Risiko eines Zahnfleischrückgangs besteht, kann eine antibakterielle Zahnpasta oder Mundspülung dazu beitragen, Ihr Zahnfleisch gesund zu halten.
  • Einschränkung des Konsums säure- oder zuckerhaltiger Lebensmittel und Getränke: Beschränken Sie den Konsum säure- oder zuckerhaltiger Lebensmittel und Getränke, die die Zahnschmelzerosion verschlimmern können.
  • Richtiges Zähneputzen: Putzen Sie Ihre Zähne vor dem Essen oder Trinken, um Plaque zu entfernen und spülen Sie sie anschließend mit Wasser oder einer fluoridhaltigen Mundspülung nach.

Hausmittel gegen Zahnwurzelentzündung

In manchen Fällen lässt sich eine akute Zahnentzündung mit Homöopathika oder Hausmitteln selbst heilen oder lindern. Allerdings sind sie kein Ersatz für einen Zahnarztbesuch! Denn auch wenn die Beschwerden abklingen, können sich die Erreger ausbreiten.

Folgende Hausmittel haben sich bewährt:

  • Kälte: Die Anwendung von Kälte, beispielsweise durch ein Coolpack, kann Schwellungen reduzieren und Schmerzen lindern. Wichtig: Eis stets in ein Tuch wickeln und nie direkt auf die Haut geben, um Gefrierbrand zu vermeiden.
  • Nelkenöl: Das Öl der Gewürznelke lindert Schmerzen und wirkt durch seine antibakteriellen Eigenschaften entzündungshemmend. Geben sie ein paar Tropen Nelkenöl auf etwas Watte und tupfen Sie es auf die betroffene Stelle.
  • Rosmarinblätter: Sie können frische oder getrocknete Rosmarinblätter ein paar Minuten kauen oder als Teeaufguss verwenden, um entzündete Stellen im Mund zu beruhigen und Schmerzen zu lindern.
  • Teebaumöl: Es wirkt ebenfalls antimikrobiell und entzündungshemmend. Geben Sie ein paar Tropfen Teebaumöl zu einem Basisöl wie Kokos- oder Sesamöl. Alternative: Das Öl durch die Zähne ziehen und nach 5-20 Minuten wieder ausspucken.

Kosten der Behandlung

Die Kosten für eine Wurzelbehandlung richten sich nach Art und Aufwand der Behandlung. Der Preis hängt unter anderem von der Anzahl der zu behandelnden Wurzelkanäle, ihrer Erreichbarkeit und der gewählten Methode ab. Stuft die Krankenkasse den Zahn als nicht erhaltungswürdig ein oder wurde dieser in der Vergangenheit bereits wurzelbehandelt, werden nur die Kosten für eine Zahnextraktion übernommen. Entscheiden Sie sich trotzdem für eine Wurzelbehandlung, müssen Sie die Kosten hierfür komplett selbst tragen.

Prävention

  • Regelmäßige Mundhygiene: Putzen Sie Ihre Zähne zweimal täglich, um Zahnbeläge (Plaque) und Bakterien zu entfernen, die Karies und Entzündungen verursachen können. Benutzen Sie täglich Zahnseide und antibakterielle Lösungen.
  • Richtige Zahnpflegeprodukte: Verwenden Sie sanfte Zahncremes und vermeiden Sie zu harten Druck beim Zähneputzen, um den Zahnschmelz nicht zu beschädigen.
  • Zahngesunde Ernährung: Achten Sie auf eine zucker- und säurearme Ernährung, um Kariesbakterien keinen unnötigen Nährboden zu geben.
  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Besuchen Sie Ihren Zahnarzt regelmäßig für Kontrolluntersuchungen und professionelle Zahnreinigungen, um frühzeitig Probleme zu erkennen und zu behandeln.
  • Vermeidung von Zahnverletzungen: Schützen Sie (z. B. beim Sport) Ihre Zähne vor Verletzungen, die zu Rissen oder Brüchen führen können.
  • Aufmerksamkeit bei Weisheitszähnen: Achten Sie auf Probleme mit Weisheitszähnen, da diese die Zahnwurzeln der Nachbarzähne reizen und Entzündungen verursachen können.

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