Zecken-Hirnhautentzündung: Verbreitungskarte und aktuelle Risikogebiete in Deutschland

Zecken sind kleine, aber potenziell gefährliche Spinnentiere, die im hohen Gras und Unterholz lauern und auf einen Wirt warten, sei es ein Tier oder ein Mensch. Durch ihren Stich können sie verschiedene Krankheiten übertragen, darunter die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns. Die Gefahr einer FSME-Infektion besteht in Deutschland inzwischen ganzjährig, da milde Winter und die Klimakrise die Aktivität der Zecken nicht mehr auf die klassische Saison von März bis Oktober beschränken.

Ganzjährige Aktivität und Ausbreitung der FSME-Risikogebiete

Forschende des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) haben beobachtet, dass Zecken in Deutschland aufgrund der milden Winter inzwischen ganzjährig aktiv sind. Dies stellt eine Veränderung gegenüber früheren Jahren dar, in denen die Zeckenaktivität hauptsächlich auf die wärmeren Monate beschränkt war.

Ein weiterer besorgniserregender Trend ist die Ausbreitung der FSME-Risikogebiete. Die Gefahr kommt aus dem Süden Deutschlands und wandert immer weiter Richtung Norden. Diese Entwicklung wird durch die aktuelle Landkarte des Robert Koch-Instituts (RKI) bestätigt, die zeigt, dass es immer mehr FSME-Risikogebiete gibt. Auch in Europa, beispielsweise in Schweden, hat sich die Zahl der FSME-Fälle verdoppelt und einen Rekordwert erreicht. Dieser Trend ist auf der gesamten Nordhalbkugel zu beobachten.

Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim, warnt vor einem bundesweiten Risiko für FSME. Ihrer Aussage nach ist ganz Deutschland ein Endemie-Gebiet für FSME geworden, wenn auch mit deutlichen regionalen Unterschieden. Demnach kann man sich aber nirgendwo mehr sicher sein.

Aktuelle FSME-Lage in Deutschland

Trotz des milden Winters sind die offiziellen FSME-Meldezahlen für das Jahr 2024 bisher unauffällig. Bis einschließlich Kalenderwoche acht wurden laut RKI sechs FSME-Fälle gemeldet (Stand: 27.02.2024). Im Jahr 2024 wurden insgesamt 686 FSME-Fälle gemeldet, wobei 59 % der Betroffenen neurologische Symptome aufwiesen. Drei Menschen starben an FSME. Die Erkrankungen traten vor allem zwischen Mai und Oktober auf, mit einem Höhepunkt im Juni.

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Die höchste Infektionsrate für FSME findet sich im Süden Deutschlands, insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg. Es gibt aber auch FSME-Risikogebiete in Teilen Hessens, Thüringens, Sachsens und Brandenburgs. Besonders betroffen sind waldreiche Regionen wie der Schwarzwald, das Allgäu und Teile der Oberpfalz. Eine regionale Anhäufung von FSME-Infektionen besteht allerdings auch im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen. Neu hinzugekommen sind Frankfurt (Oder) und der Landkreis Altenburger Land.

Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht regelmäßig eine Übersichtskarte zur Verbreitung von durch Zecken übertragene Erkrankungen in Deutschland. Die neue Karte des RKI wurde am 27. Februar 2025 veröffentlicht. Eine vollständige Liste der Gebiete bietet das RKI mit einer Karte.

FSME: Was ist das?

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen) und des Gehirns (Encephalon oder Cerebrum). Ausgelöst wird die Erkrankung durch Flaviviren, von denen mehrere FSME-Subtypen existieren. Neben der europäischen gibt es eine sibirische und eine fernöstliche Variante. Die Erkrankung kommt entsprechend in Europa sowie in Russland und Asien vor.

Die FSME-Viren werden von Zecken bei der Blutmahlzeit aufgenommen und können dann über die Speicheldrüsen an andere Wirte oder über die Eier an die eigenen Nachkommen (transovariell) weitergegeben werden. Nach deren Entwicklung gelangen sie wiederum beim Stich aus den Speicheldrüsen ins Blut der Wirtstiere oder des Menschen und können dort eine Infektion auslösen. Im Gegensatz zur Borreliose werden die FSME-Erreger bereits kurz nach dem Stich übertragen.

Symptome und Verlauf von FSME

Viele FSME-Fälle verlaufen symptomlos, nur bei etwa 30 bis 50 Prozent der infizierten Personen kommt es zu einer spürbaren FSME-Erkrankung. Typischerweise verläuft diese in zwei Phasen: Sie beginnt meistens mit grippeähnlichen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Danach schließt sich häufig eine symptomlose Zeit von bis zu 20 Tagen an.

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Bei etwa jeder dritten bis zehnten Person, die Krankheitszeichen aufwies, schließt sich danach eine zweite Phase an. Dabei kann es neben erneutem Fieber zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis) oder zu einer Rückenmarksentzündung (Myelitis) kommen.

Wenn Gehirn und Rückenmark (zentrales Nervensystem, ZNS) betroffen sind, führt das gegebenenfalls zu Symptomen wie Lähmungen an Armen und Beinen, Atem- und Schluckbeschwerden, Krampfanfällen oder Sprachproblemen. Es kann einige Monate dauern, bis sich die betroffenen Personen wieder vollständig erholen.

In einigen Fällen bleiben die Symptome im zentralen Nervensystem lange oder sogar dauerhaft bestehen, insbesondere bei Erwachsenen. Etwa eine von hundert Personen verstirbt infolge der Erkrankung. Nach einer überstandenen Infektion sind Genesene mehrere Jahre immun, das gilt nach bisherigem Kenntnisstand auch für alle Subtypen des Virus. Wie lange die Immunität genau besteht, ist allerdings nicht abschließend geklärt.

Schutz vor FSME

Da es keine Medikamente gegen das FSME-Virus selbst gibt, zielt die Behandlung im Falle einer Erkrankung darauf ab, die Symptome zu lindern. Die beste Möglichkeit, sich vor FSME zu schützen, ist die Impfung. Die FSME-Impfung wird unabhängig vom Alter insbesondere Menschen empfohlen, die in Risikogebieten leben und Gefahr laufen, mit Zecken in Kontakt zu kommen. Das trifft vor allem auf Personen zu, die sich regelmäßig im Freien aufhalten, sei es beruflich oder bei Freizeitaktivitäten.

Um einen sicheren Schutz zu erhalten, sind drei Impfungen gegen FSME notwendig. Die ersten beiden Injektionen erfolgen im Abstand von einem bis drei Monaten. Sie finden im Idealfall im Winter statt, damit der Impfschutz bis zur Zecken-Hochsaison im Frühjahr aufgebaut werden kann. Wird der Schutz schneller angestrebt, beispielsweise kurzfristig vor einer Reise, kann die zweite Dosis bereits etwa zwei Wochen nach der ersten verabreicht werden. In der Regel besteht schon nach der zweiten Impfung ein wirksamer Schutz, der allerdings nicht länger als ein Jahr anhält. Fünf bis zwölf Monate nach der zweiten folgt dann die dritte Impfung. Die erste Auffrischung sollte nach drei Jahren stattfinden. Anschließend wird Personen über 60 Jahren empfohlen, die Impfung alle drei Jahre aufzufrischen, bei Jüngeren alle fünf Jahre.

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Neben der Impfung gibt es auch allgemeine Maßnahmen, um sich vor Zeckenstichen zu schützen. Dazu gehört das Tragen von geschlossener Kleidung (lange Hosen und Ärmel, Strümpfe, feste Schuhe, Hosenbeine in die Strümpfe gesteckt) in der Natur. Auch zeckenabweisende Mittel, auf unbedeckte Hautstellen und Kleidung aufgetragen, bieten einen gewissen Schutz. Nach dem Aufenthalt im Freien sollten Kleidung und Körper sorgfältig nach Zecken abgesucht werden, um diese möglichst noch vor dem Stechen zu entfernen.

Aktuelle Risikogebiete in Deutschland (Stand: 2025)

Bisher lagen die Risikogebiete vor allem in Süddeutschland, also Bayern und Baden-Württemberg. Sie breiten sich von dort aber zunehmend in die angrenzenden Regionen von Thüringen, Hessen und Sachsen aus. Neu hinzugekommen sind im Jahr 2025 drei weitere Regionen: der Stadtkreis Augsburg, der Landkreis Elbe-Elster im südlichen Brandenburg sowie der niedersächsische Landkreis Celle. Bundesweit sind damit derzeit 183 Kreise als FSME-Risikogebiete benannt.

Im Prinzip ist aber mittlerweile ganz Deutschland FSME-Risikogebiet, so Zecken-Expertin Ute Mackenstedt. Sie warnt: "Wir können uns nirgendwo mehr richtig sicher sein."

Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht in jedem Frühjahr eine aktuelle Karte mit den FSME-Risikogebieten in Deutschland.

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