Viele Menschen glauben, dass Zeichnen eine angeborene Fähigkeit ist, aber das stimmt nicht. Jeder kann mit den richtigen Tricks und Methoden lernen, verblüffend einfach zu zeichnen. Das Geheimnis liegt darin, die rechte Gehirnhälfte zu aktivieren und das Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften zu verstehen. In diesem Artikel werden wir uns damit beschäftigen, wie man die rechte Gehirnhälfte zum Zeichnen nutzt und wie man dadurch sein kreatives Potenzial freisetzen kann.
Die Rolle der Gehirnhälften beim Zeichnen
Unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, der linken und der rechten, die jeweils für unterschiedliche Funktionen zuständig sind. Die linke Gehirnhälfte ist für logisches, analytisches und verbales Denken zuständig, während die rechte Gehirnhälfte für kreatives, visuelles und räumliches Denken zuständig ist.
Beim Zeichnen ist die rechte Gehirnhälfte besonders wichtig, da sie für die visuelle Wahrnehmung und die Verarbeitung von Bildern zuständig ist. Sie nimmt Linien, Formen, Farben und Beziehungen zwischen Objekten wahr. Die linke Gehirnhälfte hingegen versucht, das Gesehene zu benennen, zu kategorisieren und in bekannte Konzepte einzuordnen. Dies kann beim Zeichnen hinderlich sein, da die linke Gehirnhälfte dazu neigt, Symbole und Vorstellungen anstelle der tatsächlichen visuellen Informationen zu verwenden.
Das Problem: Dominanz der linken Gehirnhälfte
Unser Bildungssystem und unsere alltäglichen Aktivitäten bevorzugen oft die linke Gehirnhälfte. Wir müssen Dinge rational, logisch und analytisch betrachten. Gefühle müssen im Berufsleben unterdrückt werden. Dadurch wird die rechte Gehirnhälfte oft unterfordert und kommt aus der Übung. Viele Menschen haben daher Schwierigkeiten, ihre rechte Gehirnhälfte beim Zeichnen zu aktivieren und das zu zeichnen, was sie wirklich sehen.
Kinder zeichnen meist ganz spontan und ohne sich großartig Gedanken zu machen. Sie nehmen einfach einen Stift und ein Stück Papier zur Hand und malen drauflos. Ob das Männchen, das Haus, das Tier, der Baum oder das Auto, das sie gezeichnet haben, Ähnlichkeit mit der realen Vorlage hat oder ob nicht, kümmert sie wenig. Ab etwa dem zehnten Lebensjahr ändert sich diese natürliche, unverfälschte Haltung. Die Zeichnungen aus frühen Kindertagen wirken irgendwie komisch und falsch. Stattdessen wird zunehmend versucht, genau hinzusehen und so zu zeichnen, wie die Motive tatsächlich aussehen. Die Schwierigkeit, die sich dabei ergibt, besteht darin, dass das, was die Augen sehen, nicht mit dem übereinstimmt, was die linke Gehirnhälfte an Wissen gespeichert hat. So weiß die linke Gehirnhälfte beispielsweise, dass sich ein Würfel aus sechs gleichgroßen Flächen zusammensetzt. Für die Augen hingegen wirken die Flächen unterschiedlich groß und je nach Perspektive ändern sich diese Größenverhältnisse auch noch. Diese Widersprüche gewinnen im Laufe der Zeit immer mehr an Gewicht.
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Die Lösung: Rechte Gehirnhälfte aktivieren
Um die rechte Gehirnhälfte beim Zeichnen zu aktivieren, müssen wir lernen, die Dominanz der linken Gehirnhälfte zu überwinden und uns auf die visuellen Informationen zu konzentrieren. Hier sind einige Techniken und Übungen, die helfen können:
Ablenkung der linken Gehirnhälfte
Eine Möglichkeit, die linke Gehirnhälfte auszuschalten, besteht darin, sie mit etwas Sinnlosem zu beschäftigen. Man könnte beispielsweise beim Zeichnen jeden Strich mit dem Wort "Strich" begleiten oder sich einen Duft vorstellen, während man zeichnet. Diese Ablenkungen können dazu führen, dass die linke Gehirnhälfte aufgibt und die rechte Gehirnhälfte freie Bahn hat.
Ein weiteres Beispiel ist bereits eine homöopathische Dosis Bier (z. B. genügt, um die linke Gehirnhälfte außer Gefecht zu setzen. durch den Alkohol ist unterschiedlich stark in den beiden Gehirnhälften. abzuzeichnen. wirksam. Die linke Gehirnhälfte kapituliert regelrecht. kommt wesentlich leichter zum Zug. Probieren Sie es aus. stehend abzumalen, wie auf der abgebildeten Briefmarke.
Blindes Konturenzeichnen
Diese Übung zielt darauf ab, die Verbindung zwischen Auge und Hand zu stärken, ohne dass die linke Gehirnhälfte eingreift.
- Setzen Sie sich so, dass Sie Ihre Zeichenhand ungehindert auf dem Papier bewegen können.
- Zeichnen Sie alle Konturen Ihrer Hand, die Sie sehen, und blicken Sie dabei nie auf das, was Sie zeichnen.
- Bewegen Sie Ihren Blick ganz langsam, Millimeter um Millimeter, an einer Randlinie Ihrer Hand entlang, und bewegen Sie im gleichen Tempo Ihren Stift über das Papier.
- Vertrauen Sie darauf, dass Ihre zeichnende Hand alle Einzelheiten Ihres tastenden Blickes aufnimmt und wiedergibt.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Blick eine durchgehende Linie bildet, Sie also nie an einer neuen Stelle ansetzen, sondern auf der alten Linie „zurückfahren“.
Das blinde Konturenzeichnen ist die am weitesten gehende Abschaltung des L-Modus Ihres Gehirns. Das Ergebnis wird Sie bestimmt wieder erstaunen. Wenn Sie diese Übung wiederholen, wird Ihr kritischer L-Modus („Du kannst doch gar nicht zeichnen!“) immer weiter zurück gedrängt, und der Weg zu einer ganz neuen Wahrnehmung ist frei.
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Zeichnen von Negativraum
Anstatt sich auf das Objekt selbst zu konzentrieren, zeichnen Sie den Raum um das Objekt herum. Dies hilft, die Formen und Beziehungen zwischen den Objekten zu sehen, ohne dass die linke Gehirnhälfte versucht, sie zu benennen oder zu interpretieren. Hintergrund eines Gegenstandes und seine Umrisse zuerst zeichnet. besteht kein Symbol. Der Gegenstand im Vordergrund (probieren Sie es z. B. mit einem Stuhl) ist in der Regel aber sehr stark symbolisch besetzt.
Vorlage auf den Kopf stellen
Wenn wir ein bekanntes Objekt zeichnen, greift die linke Gehirnhälfte auf unser Wissen und unsere Vorstellungen zurück. Um dies zu vermeiden, können wir die Vorlage auf den Kopf stellen. Dadurch erkennt die linke Gehirnhälfte keine typischen Symbole mehr und überlässt die Arbeit der rechten Gehirnhälfte. Portraitfoto einfach auf den Kopf. erkennt keine Symbole mehr. für eine auf dem Kopf stehende Nase…
Abpausen und Kopieren
Zu Übungszwecken ist es sehr hilfreich, wie ein Fotokopierer vorzugehen. Besonders zu bekannten Motiven wie beispielsweise Bäumen, Häusern oder Gesichtern sind nämlich viele Informationen abgespeichert, die unbewusst in die Zeichnung einfließen. Ein bewährter Trick, um einen Baum oder ein Haus zu zeichnen, besteht darin, ein Blatt Papier auf die Fensterscheibe zu legen und die Konturen nachzufahren. Durch dieses Abpausen entsteht eine Skizze, die anschließend weiter ausgearbeitet werden kann. Genauso lassen sich Motive mithilfe von Fotos üben.
Nun wird so mancher aber vielleicht anmerken, dass das Abpausen nicht unbedingt mit richtigem Zeichnen gleichzusetzen ist. Dies ist zwar ein Stück weit richtig, allerdings geht es beim Abpausen und Kopieren auch in erster Linie darum, zu trainieren, das und wirklich nur das zu zeichnen, was tatsächlich zu sehen ist.
Gesichterübung
Vermutlich kennen Sie diese optische Täuschung: Zunächst sehen Sie eine Vase, nach längerem Hinschauen 2 Gesichter im Profil. Zeichnen Sie eine solche Figur, und zwar als Rechtshänder zuerst das rechte Gesicht (das nach links blickt), von oben nach unten. Malen Sie die hier abgebildete Figur nicht direkt ab, sondern denken Sie sich selbst ein Gesicht aus. Zeichnen Sie nun auf der anderen Hälfte des Papiers das andere, spiegelverkehrte Gesicht. Es sollte dem 1. Was ist geschehen? Das 1. Gesicht hat Ihr L-Modus angefertigt: Sie haben aus der Erinnerung symbolische Formen gezeichnet. Das 2. Gesicht dagegen hat ganz allein Ihr R-Modus gezeichnet. Um ein symmetrisches Profil zu schaffen, mussten Sie sich auf die reine Form der ersten Linie konzentrieren, die Sie nun nicht mehr benannt oder in ihrer Bedeutung als Stirn, Nase … erkannt haben. Manche Menschen spüren beim Zeichnen des 2. Gesichts einen inneren Konflikt, andere hören es förmlich im Gehirn „knacken“. Wiederholen Sie die Gesichterübung, sooft Sie können.
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Betrachten im Spiegel
Ein probates Mittel aus der Trickkiste ist aber auch ein Spiegel. Dreht sich der Zeichner um und sieht er sich seine Zeichnung in einem Spiegel an, werden ihm Stellen auffallen, die noch nicht stimmig sind und überarbeitet werden sollten. und betrachten Sie es im Spiegel. Stellen, die noch verändert werden müssen. Zuvor konnte man sie einfach nicht sehen.
Zeichnen nach Picasso (Igor Strawinsky Portrait)
Mit dem einfachen Trick, Vorlagen um 180 Grad zu drehen, können Sie jede Strichzeichnung im R-Modus nachzeichnen. Picassos Porträt von Igor Strawinsky. Nehmen Sie sich etwa 1/2 Stunde für diese Übung Zeit. Betrachten Sie das Bild mindestens 1 Minute lang. Sehen Sie dabei nur auf die Linien: in welchem Winkel sie zusammentreffen, ob sie gerade sind oder geschwungen. Beginnen Sie oben mit dem Abzeichnen (also dem Stuhl, auf dem Strawinsky sitzt). Fügen Sie wie bei einem Puzzle eine Linie an die andere. Vertrauen Sie darauf, dass sich nach einiger Zeit Ihr L-Modus von selbst ausschaltet. Drehen Sie Ihr fertiges Bild herum. Vermutlich werden Sie über die Qualität erstaunt sein.
Weitere Tipps
- Üben Sie regelmäßig: Wie jede Fähigkeit erfordert auch das Zeichnen Übung. Je mehr Sie üben, desto besser werden Sie darin, Ihre rechte Gehirnhälfte zu aktivieren und Ihre visuellen Fähigkeiten zu verbessern. Vieles muss geübt werden. auch Zeit. Aber es ist lernbar.
- Seien Sie geduldig: Es braucht Zeit, um die Dominanz der linken Gehirnhälfte zu überwinden und die rechte Gehirnhälfte zu aktivieren. Seien Sie geduldig mit sich selbst und geben Sie nicht auf, wenn Sie nicht sofort Ergebnisse sehen.
- Experimentieren Sie: Probieren Sie verschiedene Techniken und Übungen aus, um herauszufinden, was für Sie am besten funktioniert. Jeder Mensch ist anders, und es gibt keine "richtige" Art zu zeichnen.
- Haben Sie Spaß: Zeichnen soll Spaß machen! Wenn Sie sich entspannen und den Prozess genießen, werden Sie kreativer und erfolgreicher sein.
Die Vorteile des Zeichnens mit der rechten Gehirnhälfte
Das Zeichnen mit der rechten Gehirnhälfte hat viele Vorteile, sowohl für Ihre künstlerischen Fähigkeiten als auch für Ihr allgemeines Wohlbefinden. Hier sind einige der Vorteile:
- Verbesserte visuelle Wahrnehmung: Durch das Zeichnen lernen Sie, die Welt um Sie herum genauer und detaillierter wahrzunehmen. Sie werden in der Lage sein, Formen, Farben, Beziehungen und Perspektiven besser zu erkennen.
- Gesteigerte Kreativität: Die Aktivierung der rechten Gehirnhälfte fördert die Kreativität und das innovative Denken. Sie werden in der Lage sein, neue Ideen zu entwickeln und Probleme auf kreative Weise zu lösen. Wenn Sie Ihre linke (verbale) und rechte (nonverbale) Gehirnhemisphäre gleichmäßig nutzen und sie miteinander in Verbindung bringen, arbeitet Ihr Gehirn optimal. Sie sind kreativer und fühlen sich besser.
- Verbessertes räumliches Denken: Das Zeichnen hilft, das räumliche Denken zu verbessern, was für viele Bereiche des Lebens nützlich ist, wie z. B. Architektur, Design und Navigation.
- Erhöhtes Selbstvertrauen: Wenn Sie lernen, Ihre rechte Gehirnhälfte zu aktivieren und Ihre zeichnerischen Fähigkeiten zu verbessern, werden Sie selbstbewusster und selbstsicherer. mehr verspricht auch Betty Edwards nicht.
- Stressabbau: Zeichnen kann eine entspannende und meditative Aktivität sein, die hilft, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern.
Betty Edwards und "Garantiert zeichnen lernen"
"Garantiert zeichnen lernen: Die rechte Gehirnhälfte aktivieren - Gestaltungskräfte freisetzen" von Betty Edwards ist ein Buch, das sich mit der Entwicklung von Zeichenfähigkeiten durch die Aktivierung der rechten Gehirnhälfte beschäftigt. Edwards argumentiert, dass die linke Gehirnhälfte für logisches Denken und analytische Prozesse zuständig ist, während die rechte Gehirnhälfte kreatives und visuelles Denken fördert. Das Buch bietet eine Reihe von Übungen und Techniken, um den Leser dabei zu unterstützen, seine Wahrnehmung zu schulen und die kreative Seite des Gehirns stärker zu nutzen. Durch diese Methoden sollen nicht nur die zeichnerischen Fähigkeiten verbessert werden, sondern auch das allgemeine kreative Potenzial gesteigert werden.
Es gibt ein sehr interessantes Buch von Betty Edwards in dem die Autorin verspricht, dass jeder"Garantiert Zeichnen Lernen" kann. Betty Edwards beginnt ihr Buch mit einfachen Übungen, wie man seine rechte Gehirnhälfte wieder zum Leben erwecken kann. Auf spannende Art und Weise wird einem Schritt für Schritt das "richtige Sehen" beigebracht. Es ist faszinierend wieviele Fortschritte man in nur kurzer Zeit machen kann.
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