Demenz ist ein Oberbegriff für eine chronisch fortschreitende, krankheitsbedingte Störung der Leistungsfähigkeit des Gehirns. Die Erkrankung manifestiert sich durch einen Abbau der kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis und Denkfähigkeit. Der Verlauf einer Demenz ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern.
Was ist Demenz? Definition und Überblick
Demenz (lat. Dementia, von de mente = ohne Geist, von Sinnen) ist der Oberbegriff für eine chronisch fortschreitende, krankheitsbedingte Störung der Leistungsfähigkeit des Gehirns, die verschiedene Ursachen haben kann. Bemerkbar macht sie sich unter anderem durch einen Abbau der kognitiven Fähigkeiten (wie Gedächtnis und Denkfähigkeit). Meistens beginnt eine Demenz im höheren Lebensalter. In seltenen Fällen kann sie sich auch bei jungen Menschen entwickeln. In Deutschland sind Schätzungen zufolge rund sechs Prozent der Männer und zehn Prozent der Frauen im Alter von über 65 Jahren betroffen.
Eine Demenz liegt der Definition nach vor, wenn neben einem beeinträchtigten Gedächtnis mindestens eines der folgenden Merkmale zutrifft:
- Sprachstörung (Aphasie)
- beeinträchtigte Fähigkeit zur Ausführung motorischer Aktivitäten (Apraxie)
- Unfähigkeit zum Erkennen/Wiedererkennen von Gegenständen (Agnosie)
- Störung der zur Ausführung von Handlungen über mehrere Stufen hinweg nötigen Hirnleistungen wie Planung, Organisation, Einhaltung von Reihenfolgen
Bei der primären Demenz unterscheidet man zwischen folgenden Formen:
- Alzheimer-Demenz: Mit rund 60 Prozent die häufigste Demenz-Form bei älteren Menschen
- Frontotemporale Demenz: Die häufigste Demenz-Form bei Menschen unter 50 Jahren
- Lewy-Körperchen-Demenz: Eine Form von Demenz, die häufig mit Halluzinationen einhergeht
- Vaskuläre Demenz: Diese Form hat ihre Ursachen in Durchblutungsstörungen
Es können auch Mischformen auftreten. Von einer sekundären Demenz sprechen Fachleute, wenn Demenz-Symptome durch andere Erkrankungen wie etwa Infektionen hervorgerufen werden.
Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt
Symptome der Demenz: Mehr als nur Gedächtnisverlust
Die Auswirkungen einer Demenz sind sehr vielfältig, da die geistigen Leistungen in mehreren Bereichen beeinträchtigt sind.
Die Symptome betreffen:
- Gedächtnis
- Denken
- Orientierungssinn
- Lernfähigkeit
- Sprache
- Sozialverhalten
- Persönlichkeit
- Schlaf-Wach-Rhythmus
- Urteilsvermögen
Je nach Ursache und Stadium der Demenz können die Symptome unterschiedlich ausfallen. Das wichtigste Anzeichen ist das nachlassende Erinnerungsvermögen, wobei zunächst das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist. Die Erinnerung an Vertrautes und früher Erlerntes verblasst erst in späten Demenz-Stadien.
Daneben kann eine Demenz weitere Symptome verursachen. So fällt es Menschen mit einer Demenzerkrankung zunehmend schwerer, sich neue Informationen zu merken, sich auf eine Sache zu konzentrieren, Zusammenhänge zu erkennen, sich auszudrücken, die Mitteilungen anderer zu verstehen, Situationen zu überblicken, zu planen und zu organisieren, sich örtlich oder zeitlich zurechtzufinden und Gegenstände korrekt zu benutzen.
Psychische Symptome der Demenz
Wer dement ist, zeigt auch Beeinträchtigungen, die nicht die Denkfähigkeit betreffen. So treten bei einer Demenz verschiedene Verhaltens- und psychische Symptome auf. Deren Häufigkeit, Dauer und Ausprägung ist jedoch von Fall zu Fall sehr unterschiedlich.
Lesen Sie auch: Der Schlaganfall – Ein zeitlicher Überblick
Mögliche Symptome sind:
- Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- vermehrte Unruhe mit erhöhter Anspannung, Enthemmung, Euphorie
- Aggressionen
- Weinanfälle
- gesteigerte Bewegung
- häufige Wiederholungen gleicher Bewegungsabläufe
- depressive Phasen
- Angst
- Wahnvorstellungen, zum Beispiel beschuldigen die Betroffenen andere, sie zu bestehlen
Eine Demenz zu haben kann also bedeuten, dass man nach und nach die Kontrolle über seine Gefühle verliert. Durch die gestörte Gefühlskontrolle verändert sich die Persönlichkeit der Betroffenen.
Symptome der verschiedenen Demenz-Formen
Die Symptome der verschiedenen Demenz-Formen ähneln sich stark. Jedoch stehen bei den jeweiligen Formen andere Leitsymptome im Vordergrund:
- Alzheimer-Demenz: Gedächtnisstörungen sind das wichtigste Symptom
- Lewy-Körperchen-Demenz: Halluzinationen und Delir (Verwirrtheitszustände) sind häufig
- Frontotemporale Demenz: Aggressivität, Enthemmung, Apathie und Persönlichkeitsveränderungen dominieren vor allem zu Beginn, Gedächtnisverlust kommt meist erst später hinzu
- Vaskuläre Demenz: Konzentrationsstörungen, Verlangsamung des Denkens und der Reaktionen und Stimmungsschwankungen (Lachen und Weinen ohne Anlass) sind typische Symptome, Gedächtnisverlust kommt meist erst später hinzu.
Ursachen von Demenz: Ein komplexes Zusammenspiel
Zum Krankheitsbild Demenz gehören mehrere Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen. In den meisten Fällen handelt es sich um eine primäre Demenzerkrankung - das heißt: Dahinter stecken keine anderen Erkrankungen, sondern Vorgänge, die im Gehirn stattfinden.
Alzheimer-Demenz
Die häufigste Demenz-Form ist eine sogenannte neurodegenerative Erkrankung. Das bedeutet, dass sie mit einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen einhergeht. Bestimmte Eiweißablagerungen im Zentralnervensystem, sogenanntes Beta-Amyloid, zerstören Nervenzellen und lösen so die Erkrankung aus. Die genaue Ursache für die Erkrankung ist jedoch unbekannt. Vermutlich handelt es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Oxidativer Stress wird ebenso in Zusammenhang mit Morbus Alzheimer gebracht, wie neuerdings eine Ernährung, die reich an Fruchtzucker (Fructose) ist.
Lesen Sie auch: Der Ablauf einer neurologischen Untersuchung
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz entsteht durch gefäßbedingte Schädigungen des Gehirns, am häufigsten durch wiederholte kleine Schlaganfälle oder Hirnblutungen. Dabei wird das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was das Hirngewebe schädigen und Demenzsymptome verursachen kann. Aber auch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) ist eine mögliche Ursache. Es gibt auch Mischformen zwischen Alzheimer- und vaskulärer Demenz.
Frontotemporale Demenz
Bei der frontotemporalen Demenz, auch Pick-Krankheit, sterben Nervenzellen im frontalen und temporalen Lappen des Gehirns (Stirn- und Schläfenbereich) ab. Da in diesem Hirnareal Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert werden, äußert sich die Erkrankung vor allem über Symptome in diesem Bereich. Die Ursachen sind ebenso wie bei Morbus Alzheimer noch nicht geklärt, aber auch hier vermuten Fachleute Eiweißablagerungen als Auslöser. Eine genetische Veranlagung ist wahrscheinlich.
Lewy-Körperchen-Demenz
Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz, auch Lewy-Body-Demenz, sind runde Eiweißablagerungen in den Nervenzellen der Großhirnrinde, sogenannte Lewy-Körperchen. Nervenzellen mit diesen Ablagerungen verkümmern und hemmen den Botenstoff Dopamin. Dieser ist wichtig, um Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten zu übermitteln. Wieso es zur Ablagerung der Körperchen kommt, ist noch nicht bekannt.
Parkinson-Demenz
Bei etwa 30 bis 40 Prozent der an Parkinson erkrankten Menschen treten Symptome einer Demenz auf. Denn bei Parkinson kann es ebenfalls zur Ablagerung von Lewy-Körperchen und zum Abbau von Nervenzellen im Bereich des Mittelhirns kommen, die für die Produktion von Dopamin verantwortlich sind.
Sekundäre Demenz
In seltenen Fällen können auch andere Erkrankungen, die sich nur zweitrangig auf das Gehirn (bzw. auf Nervenzellen) auswirken, einen Menschen dement machen. Dann sprechen Fachleute von einer sekundären Demenz.
Mögliche Ursachen sind:
- Infektionen: Eine sekundäre Demenz kann zum Beispiel bei AIDS (sog. AIDS-Demenz) oder Prionenerkrankungen wie der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auftreten.
- Alkohol: Das mit Anzeichen einer Demenz verbundene Wernicke-Korsakow-Syndrom entsteht durch Alkohol.
- Sauerstoffmangel und raumfordernde Prozesse im Gehirn: Sowohl ein Normaldruck-Wasserkopf (Hydrozephalus) als auch Meningeome können dement machen.
- Stoffwechselkrankheiten: Störungen der Schilddrüse sowie Diabetes mellitus können eine sekundäre Demenz auslösen.
- Depressionen: Gerade im höheren Lebensalter können Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit und Denkabläufe durch eine Depression ähnlich stark beeinträchtigt sein wie in frühen Demenzstadien. Dies bezeichnen Fachleute als depressive Pseudodemenz oder Demenz-Syndrom bei Depression.
Ist Demenz vererbbar?
Viele verschiedene Faktoren beeinflussen, ob eine Person dement wird. Einer davon ist das genetische Erbe. Jedoch sind rein genetische Ursachen für eine Demenz seltener, als viele Menschen befürchten. Bei der Alzheimer-Krankheit ist nur etwa ein Prozent aller Erkrankungen eindeutig genetisch bedingt. Die Betroffenen erkranken in der Regel bereits zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr. Fachleute haben drei Gene ausgemacht, an denen bestimmte Mutationen zur Folge haben, dass die Erkrankung in jedem Fall ausbricht. Ein Gentest kann darüber Auskunft geben, ob eine Person dieses Risiko in sich trägt. Die familiäre Alzheimer-Krankheit wird mit einer etwa fünfprozentigen Wahrscheinlichkeit von einem Elternteil auf ein Kind weitergegeben. Bei der frontotemporalen Demenz sind etwa 10 bis 15 Prozent aller Erkrankungen erblich bedingt. Bei der vaskulären Demenz gibt es prinzipiell keine genetische Veranlagung. Die der Demenz zugrunde liegende Durchblutungsstörung, etwa ein Schlaganfall, kann zwar eine genetische Komponente haben.
Demenz: Diagnose und Tests
Eine erste Anlaufstelle bei einem Verdacht auf Demenz kann die hausärztliche Praxis sein. Anschließend können spezialisierte Fachleute für Demenz in neurologischen oder psychiatrischen Praxen sowie spezialisierten Einrichtungen (Gedächtnisambulanz) hinzugezogen werden. Wichtig für die Diagnose ist das Gespräch - auch mit Angehörigen: Wer einem Menschen mit Demenz nahesteht und erste Veränderungen bemerkt hat, kann hilfreiche Informationen zur Feststellung und Beurteilung der Hirnleistungsstörung beisteuern. Um Gedächtnisdefizite zu beurteilen, stehen neuropsychologische Tests zur Verfügung. Diese Tests können besonders im Frühstadium der Demenz wertvolle diagnostische Hinweise liefern.
Tests zur Demenz-Diagnostik
- Uhrentest: Hier soll die zu testende Person in einen leeren Kreis die zwölf Ziffern einer Uhr eintragen und deren Zeiger auf 11.10 Uhr stellen. Fachleute können anhand des Ergebnisses Rückschlüsse auf die Hirnfunktion ziehen.
- MMST (Mini-Mental-Status-Test) und SIDAM: Der am häufigsten zur Diagnose einer Demenz verwendete Test ist die 15-minütige MMSE (Mini Mental State Examination). Dabei handelt es sich um einen Test mit Fragen beispielsweise zur Jahreszeit sowie zu Datum und Ort, einfachen Rechnungen und motorischen Aufgaben wie dem Falten eines Blattes. Die maximal zu erreichende Punktzahl ist 30. Bei einem Wert von unter 27 Punkten besteht der Verdacht auf eine Demenz. Als erweiterte Version (SIDAM) dauert der Demenztest bis zu 30 Minuten.
- DemTect und TFDD: Beim DemTect-Test (Demenz-Detections-Test) handelt es sich um einen standardisierten Fragebogen, bei dem zum Beispiel Wortlisten wiederholt und Zahlenfolgen rückwärts wiederholt werden sollen. Der Test dauert nur rund zehn Minuten und kann so schnell und einfach einen ersten Hinweis auf eine eventuelle Demenz geben, reicht jedoch allein nicht für eine Diagnose aus. Der TFDD ist ein Test zur Früherkennung von Demenzen und soll die Abgrenzung zu einer Depression ermöglichen.
- Körperliche Untersuchungen: Um die Ursache der Demenz zu klären, folgen weitere Untersuchungen.
Demenz: Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Eine Therapie bei Demenz ist in jedem Fall wichtig - je früher, desto besser. Das gilt nicht nur für die seltenen heilbaren Demenzerkrankungen, die bei frühzeitiger Behandlung verschwinden können, sondern auch für Demenz-Formen, die nicht vollständig heilbar sind. Denn im Frühstadium lässt sich auch eine unheilbare Demenz mit der passenden Behandlung positiv beeinflussen.
Die Therapie soll:
- Symptome der Hirnleistungsstörung verringern
- ihr Fortschreiten verzögern
- die Lebenssituation der Betroffenen und ihrer Angehörigen verbessern
Menschen mit einer fortschreitenden Demenz können dank einer rechtzeitigen Therapie länger ihre Mündigkeit aufrechterhalten und eigenständige Entscheidungen treffen, ehe die Gedächtnisleistungen so nachlassen, dass sie entscheidungsunfähig sind. Eine rechtzeitige und umfassende Demenzbehandlung sowie die richtige Unterstützung helfen also nicht nur den Betroffenen selbst, sondern entlasten auch diejenigen, die für ihre Pflege und Betreuung zuständig sind. Schon beim ersten Verdacht auf Demenz ist es ratsam, sich über verfügbare Unterstützungen und Therapien zu informieren, die eventuell einmal nötige Pflege zu planen und sich an die hausärztliche oder fachärztliche Praxis zu wenden. Bundesweit sind neben Selbsthilfegruppen auch spezialisierte Gedächtniskliniken zu finden, die eine umfassende Beratung zu Demenzen anbieten.
Medikamentöse Behandlung
Folgende Medikamente kommen bei einer Demenz beispielsweise zum Einsatz:
- Antidementiva wie z. B. Cholinesterase-Hemmer können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
- Memantin und Acetylcholinesterase-Hemmer können den geistigen Abbau verzögern.
- Präparate mit dem Wirkstoff aus den Blättern des Baums Ginkgo Biloba: Studien geben Hinweise darauf, dass sie die Gedächtnisleistung von Menschen mit Alzheimer verbessern können.
- Antidepressiva und Neuroleptika zur symptomatischen Therapie bei Depressionen und z. B. Wahnvorstellungen
Demente Menschen können sich ab einem bestimmten Stadium nicht mehr selbst um die Einnahme von Medikamenten eventueller Grunderkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen kümmern. Daher muss von Angehörigen oder Pflegepersonal sichergestellt sein, dass sie diese einnehmen. Ebenso muss dafür gesorgt werden, dass sie ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Neben der medikamentösen Behandlung gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, die die Situation der Betroffenen verbessern können. Dazu gehören beispielsweise Ergotherapie und Physiotherapie.
Die Stadien der Demenz: Ein Überblick
Die Krankheit verläuft schleichend und führt durchschnittlich nach 8 bis 10 Jahren (Spanne 3 bis 20 Jahre) zum Tod. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich im Laufe der Jahre zunehmend. Die Betroffenen werden - ohne adäquate Behandlung - mit der Zeit immer hilfloser, so dass sie auf Unterstützung und Pflege angewiesen sind. Eine medikamentöse Therapie und psychosoziale Maßnahmen vermögen eine Demenz nicht zu stoppen oder zu heilen. Erreicht werden kann aber eine vorübergehende Stabilisierung der Hirnfunktionen und damit letztlich auch der Alltagskompetenzen. Damit kann das Fortschreiten der Erkrankung hinausgezögert werden, insbesondere im Anfangsstadium - der Pflegeaufwand für die Angehörigen wird somit geringer. Ein häufig genutztes Modell zur Einteilung der Demenz-Stadien ist die Reisberg-Skala, auch bekannt als Global Deterioration Scale (GDS).
Reisberg-Skala (Global Deterioration Scale - GDS)
- Stadium 1: Im Stadium 1 sind (noch) keine Einbußen im Bereich der kognitiven Fähigkeiten erkennbar.
- Stadium 2: Stadium 2 liegt dann vor, wenn die individuelle Gehirnleistung geringfügig gemindert ist. Betroffene vergessen Namen oder verlegen häufig Gegenstände. Da die Symptome in diesem Stadium denen einer leichten Vergesslichkeit gleichen und auch durch den ganz normalen Alterungsprozess bedingt sein können, ist eine Diagnose zu diesem frühen Zeitpunkt eher schwierig.
- Stadium 3: Die kognitiven Einschränkungen fallen noch relativ gering aus, nehmen aber allmählich zu. So leiden Betroffene immer häufiger unter Wortfindungsstörungen, haben Schwierigkeiten beim Beschreiben von Gegenständen oder vergessen regelmäßig Namen und Termine. Oftmals ist auch die allgemeine Leistungsfähigkeit vermindert und es besteht eine Neigung zu depressiven Verstimmungen.
- Stadium 4: In Stadium 4 wird die Demenz für Angehörige immer augenfälliger, denn der:die Erkrankte leidet nun unter kognitiven Einschränkungen, die über eine normale Vergesslichkeit weit hinausgehen. Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen, aber auch wichtige Ereignisse aus der persönlichen Vergangenheit geraten zunehmend in Vergessenheit. Es kommt zum allmählichen Rückzug aus dem sozialen Leben und das Risiko für Depressionen nimmt zu.
- Stadium 5: In Stadium 5 liegt eine mittlere bis mäßige Demenz vor. Es kommt häufig zu Denk- und Gedächtnislücken, die den Alltag erschweren und Hilfestellung durch Dritte erforderlich machen. Beispielsweise wissen Betroffene häufig nicht mehr, welcher Wochentag gerade ist und wo sie sich befinden. Auch Verwandte und Freund:innen werden nicht immer erkannt.
- Stadium 6: Ordnen Ärzt:innen die Demenzerkrankung in Stadium 6 ein, handelt es sich um eine schwere bzw. fortgeschrittene Demenz. Das Denk- und Wahrnehmungsvermögen ist stark vermindert und die Persönlichkeit verändert sich drastisch. Hilfe bei alltäglichen Handlungen ist spätestens jetzt unverzichtbar. Selbst engste Verwandte werden nicht mehr erkannt, es kommt zu Misstrauen, Wahnvorstellungen und starken Stimmungsschwankungen. Oftmals verlieren Betroffene auch die Kontrolle über Blase und Darm.
- Stadium 7: Stadium 7 ist das Endstadium der Demenz. Erkrankte können sich nicht mehr oder kaum noch verständlich machen und verlieren zunehmend die Kontrolle über ihren Körper. Sie leiden im Endstadium der Demenz unter Schluckbeschwerden, verkümmerten Reflexen und können letztlich den Kopf nicht mehr hochhalten. Da es im Endstadium der Demenz zur Nahrungsverweigerung kommen kann, drohen Erkrankte auch zu verhungern. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung ist in dieser Phase also unverzichtbar. Schließlich geht die Aufmerksamkeit gänzlich verloren und der Geist wird - sofern sich das beurteilen lässt - vollständig nach innen gerichtet.
ADL-Skala (Activities of Daily Living)
Neben der Reisberg-Skala kommen bei der Einstufung einer Demenzerkrankung auch weitere Skalen zum Einsatz, unter anderem die ADL-Skala. ADL steht für „Activites of Daily Living“, zu Deutsch: „Aktivitäten des täglichen Lebens“. Hierbei handelt es sich um alltägliche, wiederkehrende Tätigkeiten, deren Zweck die Erfüllung der menschlichen Grundbedürfnisse (physisch und psychisch) ist. Die Skala dient also der Messung der Alltagskompetenz von Patient:innen mit Demenzerkrankungen sowie ganz allgemein von Pflegebedürftigen. Es gibt verschiedene ADL-Systeme, wobei die ADL-Skala nach Barthel - der sogenannte Barthel-Index - besonders weit verbreitet ist. Bei der Demenz-Einstufung nach Barthel werden verschiedene Kategorien mit 0, 5 oder 10 Punkten bewertet, der maximal erreichbare Score-Wert beträgt 100. Je höher die erreichte Punktzahl, umso selbstständiger ist die Person.
Die Bewertungskategorien sind:
- Essen
- Baden
- Körperpflege
- An- und Auskleiden
- Stuhlkontrolle
- Urinkontrolle
- Toilettenbenutzung
- Bett-/Stuhltransfer
- Mobilität
- Treppensteigen
Allerdings ist die ADL-Skala allein nicht aussagekräftig, denn selbst aus einem Score-Wert von 100 ergibt sich lediglich, dass eine Person die genannten Aktivitäten selbstständig durchführen kann.
Der individuelle Verlauf einer Demenz
Der Verlauf einer Demenz ist schleichend und progressiv - beginnt also langsam und unauffällig, verschlimmert sich aber im Laufe der Zeit. Grundsätzlich verläuft die Erkrankung jedoch bei jedem Menschen individuell. Dabei kann es auch kürzere oder längere Phasen der Stabilität geben. Auf welche Art und in welchem Tempo eine Demenz verläuft, hängt nicht zuletzt von der Demenzform sowie von individuellen Faktoren (Alter, weitere Begleiterkrankungen etc.) ab. Gleiches gilt für die Antwort auf die Frage, wie in den einzelnen Demenz-Stadien die Lebenserwartung ist. Nach einer Alzheimer-Diagnose leben Menschen durchschnittlich noch sieben bis zehn Jahre, während andere Demenzformen auch mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen können.
Vaskuläre Demenz: Ein Erfahrungsbericht
Kirstin Puchner, eine erfahrene pflegende Angehörige, teilt ihre Erfahrungen mit der Pflege ihres Ehemanns, der an vaskulärer Demenz leidet. Die ersten Anzeichen waren unpassende Worte beim Sprechen. Der Weg zur Diagnose war lang und dauerte etwa drei Jahre. Nach einem Schlaganfall und der Diagnose der vaskulären Demenz musste sich das Paar auf einen neuen Alltag einstellen.
Alltag mit vaskulärer Demenz
Kirstin und ihr Mann haben eine feste Tagesstruktur entwickelt. Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Jeden Morgen geht ihr Mann mit dem Hund Gassi. Kirstin bereitet das Frühstück vor und bindet ihren Mann bei den Vorbereitungen für das Kochen ein. Nach dem Essen gibt es eine Mittagspause, gefolgt von gemeinsamen Aktivitäten wie Spaziergängen oder Ergotherapie-Übungen. Wichtig sind auch Vorkehrungen für den Notfall, wie ein Handy und eine Notfallkarte im Portemonnaie. Kirstin bereitet die Medikamente ihres Mannes einmal in der Woche vor und legt sie in Medikamentendosen.
Herausforderungen und Zusammenhalt
Trotz des harmonischen Alltags gibt es auch herausfordernde Momente. Kirstin, die selbst krank ist, verliert manchmal die Geduld. Durch die Erkrankung riecht und schmeckt ihr Mann nichts mehr, was zusätzliche Aufmerksamkeit erfordert. Trotz der Herausforderungen haben Kirstin und ihr Mann gelernt, mit der Situation umzugehen und sind ein starkes Team geworden. Sie haben sich die Zärtlichkeit bewahrt und führen eine harmonische Ehe.
Tipps für Betroffene und Angehörige
Kirstin rät Betroffenen und Angehörigen, erste Anzeichen ernst zu nehmen und bei Bedarf hartnäckig zu bleiben, wenn Ärzte die Symptome nicht ernst nehmen. Wichtig ist, sich gut zu informieren und zu handeln. Angehörige sollten Betroffenen weiterhin zeigen, dass sie noch genauso viel Wert sind wie vorher. Gespräche über die Erkrankung, Ängste und Sorgen können helfen, eine Basis von Vertrauen und Verständnis zu schaffen. Pflegende Angehörige sollten auch auf sich achten und einen Ausgleich schaffen. Es gibt Hilfsangebote, die über Pflegeleistungen finanziert werden können.
Neue Therapieansätze bei Alzheimer-Demenz
Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Diese bauen aktiv Amyloid-Plaques ab, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen. Diese Therapien können jedoch nur wirken, wenn sie frühzeitig eingesetzt werden, was eine frühe Diagnose voraussetzt.
tags: #zeitlicher #Ablauf #Demenz #Stadien