Zentrale Lähmung: Symptome, Ursachen und Diagnose

Eine zentrale Lähmung ist eine Form der Lähmung, die durch Schädigungen im Gehirn oder Rückenmark verursacht wird. Sie äußert sich häufig in Muskelschwäche und Koordinationsproblemen. Im Gegensatz zur peripheren Lähmung, die durch Schädigungen der Nerven außerhalb des zentralen Nervensystems entsteht, sind die Ursachen der zentralen Lähmung oft neurologischer Natur.

Definition der zentralen Lähmung

Der Begriff zentrale Lähmung bezieht sich auf eine Art von Lähmung, die durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems, insbesondere des Gehirns und des Rückenmarks, verursacht wird. Diese Art der Lähmung unterscheidet sich von der peripheren Lähmung, bei der die Nerven außerhalb des zentralen Nervensystems betroffen sind. Zentrale Lähmungen haben ihren Ursprung im zentralen Nervensystem (ZNS) - also in Gehirn oder Rückenmark. Dabei sind keine einzelnen Muskeln, sondern immer Muskelgruppen betroffen.

Was ist Zentrale Lähmung?

Zentrale Lähmung tritt auf, wenn das zentrale Nervensystem, also das Gehirn oder das Rückenmark, geschädigt wird. Diese Schädigung kann durch verschiedene Ursachen wie Schlaganfälle, Hirnverletzungen, Infektionen oder neurologische Erkrankungen entstehen. Ein zentrales Merkmal der zentralen Lähmung ist, dass oft nicht nur ein einzelner Muskel betroffen ist, sondern größere Körperbereiche. Dies liegt daran, dass das zentrale Nervensystem eine umfassendere Rolle bei der Muskelsteuerung spielt.

Ein Beispiel für zentrale Lähmung ist die spastische Lähmung, die oft nach einem Schlaganfall auftritt. Dabei kommt es zu einer erhöhten Muskelspannung und unkontrollierten Muskelbewegungen.

Pathophysiologie der zentralen Lähmung

Die Pathophysiologie der zentralen Lähmung umfasst die Mechanismen, durch die Schäden im zentralen Nervensystem zu den beobachteten Symptomen führen. Diese Mechanismen können komplex und vielfältig sein und umfassen:

Lesen Sie auch: Informationen zur Notaufnahme

  • Schädigung der Nervenzellen, die die Signale an die Muskeln übermitteln
  • Unterbrechung der Signalwege zwischen Gehirn und Muskeln
  • Veränderungen in der Struktur und Funktion der Nervenzellen nach einer Verletzung

Ein tieferes Verständnis der Pathophysiologie beinhaltet das Studium der molekularen und zellulären Veränderungen, die nach einer Schädigung des zentralen Nervensystems auftreten. Dazu gehören entzündliche Prozesse, die Bildung von Narbengewebe und die mögliche Regeneration von Nervenfasern. Die Forschung in der Neuroplastizität zeigt, dass das Gehirn die Fähigkeit besitzt, sich nach einer Verletzung teilweise zu reorganisieren und neue Verbindungen zu schaffen.

Ursachen für Zentrale Lähmung

Die Ursachen für eine zentrale Lähmung sind vielfältig und ergeben sich meist aus Schädigungen des zentralen Nervensystems. Diese können durch verschiedene äußere und innere Faktoren bedingt sein.

Mögliche Auslöser

Zu den häufigsten Auslösern gehören:

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann durch eine unterbrochene Blutversorgung im Gehirn verursacht werden, was zu Schäden an den Gehirnzellen führt.
  • Traumatische Hirnverletzungen: Unfälle, Stürze oder Gewaltakte können das Gehirn direkt schädigen, was zu einer zentralen Lähmung führen kann. Ein typisches Beispiel für eine zentrale Lähmung nach einer traumatischen Hirnverletzung ist ein Schädel-Hirn-Trauma nach einem Verkehrsunfall. Der Druck und die Erschütterung können Hirnzellen schädigen und eine Lähmung verursachen, die sich auf verschiedene Körperteile auswirkt.
  • Infektionen: Infektionen wie Meningitis oder Enzephalitis können entzündliche Prozesse im Gehirn auslösen, die das zentrale Nervensystem schädigen.
  • Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) greifen das zentrale Nervensystem direkt an und führen oft zu einer Lähmung. Ein besonders tiefgehendes Beispiel ist die Multiple Sklerose. Bei dieser Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem die Myelinscheiden der Nervenfasern im zentralen Nervensystem an. Dies führt zu einer Verlangsamung oder Blockierung der Nervenimpulse, was verschiedene neurologische Ausfälle und Lähmungen zur Folge hat. Die genaue Ursache für Multiple Sklerose ist noch nicht vollständig geklärt, aber genetische und Umweltfaktoren spielen eine wichtige Rolle.
  • Hirntumor

Risikofaktoren

Bestimmte Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung des zentralen Nervensystems und damit einer zentralen Lähmung erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören:

  • Hoher Blutdruck: Erhöht das Risiko für Schlaganfälle, die zu zentralen Lähmungen führen können.
  • Kopfverletzungen: Personen, die in Berufen oder Freizeitaktivitäten mit hohem Risiko für Kopfverletzungen arbeiten, sind stärker gefährdet.
  • Infektionen: Ungeimpfte Personen oder diejenigen mit geschwächtem Immunsystem sind anfälliger für Infektionen, die das zentrale Nervensystem betreffen.
  • Familiäre Vorbelastung: Genetische Faktoren können eine Rolle bei der Anfälligkeit für neurologische Erkrankungen spielen, die zentrale Lähmungen verursachen.
  • Schwangerschaft
  • Migräne
  • Diabetes mellitus
  • Vorangegangene virale Infektion

Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, gesunder Ernährung und dem Vermeiden von Risikofaktoren kann das Risiko einer zentralen Lähmung signifikant verringern.

Lesen Sie auch: Zentrales Nervensystem und Sport

Diagnose Zentrale Lähmung

Die Diagnose einer zentralen Lähmung erfordert eine gründliche medizinische Untersuchung, um die Ursache und das Ausmaß der Schädigung festzustellen. Verschiedene diagnostische Verfahren können dabei helfen, eine genaue Diagnose zu stellen.

Diagnostische Verfahren

Zur Diagnose einer zentralen Lähmung werden verschiedene Verfahren angewendet. Diese Methoden sind wichtig, um die Art und den Ort der Schädigung im zentralen Nervensystem genau zu bestimmen:

  • Klinische Untersuchung: Der Arzt prüft Reflexe, Muskelkraft, Koordination und andere neurologische Funktionen. Zur Prüfung der Funktionalität der Gesichtsmuskulatur und des Ausprägungsgrades der Erkrankung wird eine körperliche und neurologische Untersuchung durchgeführt, bei der Patient*innen u. a. gebeten werden, die Stirn zu runzeln, die Augen fest zu schließen oder breit zu grinsen und die Zähne zu zeigen. Auch das Ohr wird in der Regel mituntersucht. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall wird zusätzlich die Funktion von Armen und Beinen überprüft und ein Sprachtest durchgeführt.
  • Neurophysiologische Tests: Verfahren wie die Elektroenzephalographie (EEG) und Elektromyographie (EMG) messen die elektrische Aktivität im Gehirn und in den Muskeln. Ein tieferer Einblick in die neurophysiologischen Tests zeigt, dass das EEG verwendet wird, um Anomalien in der elektrischen Aktivität des Gehirns zu erkennen. Diese Anomalien können auf verschiedene Arten von Hirnschäden hinweisen, einschließlich derer, die zu einer zentralen Lähmung führen. Die EMG hingegen misst die elektrische Aktivität in den Muskeln und kann Veränderungen in der Nerven-Muskelfunktion aufzeigen, die durch Schäden im zentralen Nervensystem verursacht werden.
  • Labortests: Blutuntersuchungen können Hinweise auf Entzündungen oder Infektionen liefern, die das zentrale Nervensystem betreffen. Hierfür wird das Blut von Patient*innen im Labor auf typische auslösende Erreger (z. B. Borrelien, Varizella-zoster-Viren) oder andere Anhaltspunkte (z. B. bestimmte Antikörper) für eine Fazialisparese untersucht. Bei Verdacht auf Multiple Sklerose könnte eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, um die Cerebrospinalflüssigkeit auf auffällige Proteine und Entzündungszellen zu untersuchen.
  • Bildgebungsstudien: Ein CT- oder MRT-Scan ist oft der erste Schritt bei Verdacht auf eine zentrale Lähmung, um eine genaue Visualisierung des Gehirns oder Rückenmarks zu erhalten.

Rolle von Bildgebungsstudien

Bildgebungsstudien spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnose von zentraler Lähmung. Diese Untersuchungen bieten detaillierte Bilder des Gehirns und des Rückenmarks, die wichtige Hinweise auf die Ursache und den Umfang der Schädigung liefern können.

  • MRT (Magnetresonanztomographie): Diese Methode nutzt Magnetfelder und Radiowellen, um hochauflösende Bilder des Gehirns und Rückenmarks zu erstellen.
  • CT (Computertomographie): Diese Technik verwendet Röntgenstrahlen, um Querschnittsbilder zu erzeugen, die helfen können, Blutungen, Tumore oder andere Anomalien zu erkennen.
  • fMRT (funktionelle Magnetresonanztomographie): Misst Veränderungen im Blutfluss, die auf neuronale Aktivität hinweisen, und hilft, funktionale Bereiche des Gehirns zu identifizieren. Das fMRT ist besonders nützlich, um die funktionelle Aktivität von Gehirnregionen zu untersuchen. Durch die Messung von Veränderungen im Blutfluss können Wissenschaftler und Ärzte erkennen, welche Bereiche des Gehirns während bestimmter Aufgaben aktiv sind. Dies ist entscheidend, um die Auswirkungen einer zentralen Lähmung auf verschiedene kognitive und motorische Funktionen zu verstehen.
  • Diffusions-Tensormagnetresonanztomographie (DTI): wird verwendet, um die Integrität der weißen Substanz im Gehirn zu untersuchen. Diese Technik kann Schäden an Nervenbahnen aufzeigen, die für die Übertragung von Signalen zwischen Gehirnzellen verantwortlich sind.

Zentrale Lähmung Symptome

Die Symptome einer zentralen Lähmung können je nach Art und Schwere der Schädigung im zentralen Nervensystem variieren. Im Allgemeinen betreffen die Symptome sowohl die motorischen als auch die sensorischen Funktionen des Körpers.

Häufige Symptome

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

Lesen Sie auch: Umfassende Behandlung bei Schlaganfall-Lähmung

  • Muskelschwäche: Eine der häufigsten und offensichtlichsten Folgen einer zentralen Lähmung, die sich in der Unfähigkeit oder Schwierigkeit äußert, bestimmte Muskeln zu bewegen. Bei einer zentralen Lähmung ist die Muskulatur dauerhaft angespannt. Zudem kommt es zu gesteigerten Muskelreflexen. Das zeigt sich in ruckartigen Zuckungen.
  • Spastizität: Dies bezieht sich auf eine erhöhte Muskelspannung, die zu unkontrollierten und steifen Bewegungen führt. Ein typisches Beispiel für spastische Lähmung ist die Zerebralparese. Betroffene Kinder haben oft Schwierigkeiten, ihre Bewegungen zu koordinieren und leiden unter Muskelsteifigkeit.
  • Verlust der Feinmotorik: Schwierigkeiten bei der Ausführung von präzisen Bewegungen, wie dem Schreiben oder dem Knöpfen eines Hemdes.
  • Sensibilitätsstörungen: Betroffene Personen können Taubheitsgefühle, Kribbeln oder ein Brennen in verschiedenen Körperteilen spüren.

Diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und haben oft erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben und die Selbstständigkeit der betroffenen Person.

Fazialisparese als Symptom

Im Rahmen einer Fazialisparese kommt es zu einer (meist einseitigen) Gesichtslähmung, die sich u. a. durch einen herabhängenden Mundwinkel, Schwierigkeiten beim Schließen der Augen oder ein abgeschwächtes Stirnrunzeln bemerkbar machen kann.

Eine Fazialisparese äußert sich in der Regel durch eine einseitige Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Betroffene Personen fallen durch einen herabhängenden Mundwinkel und ein eingeschränktes Lächeln auf, wodurch die Fähigkeit, zu sprechen, zu essen und zu trinken beeinträchtigt sein kann. Auch Missempfindungen im Gesicht sind möglich. In manchen Fällen treten Schmerz im und um das Ohr herum auf.

Die zentrale Fazialisparese geht üblicherweise mit weiteren neurologischen Symptomen wie Lähmungen von Armen und Beinen und Sprachstörungen einher. Sie tritt in der Regel plötzlich ohne Vorankündigung auf.

Unterschied Periphere und Zentrale Lähmung

Die Unterscheidung zwischen peripherer und zentraler Lähmung ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung. Beide Formen der Lähmung haben unterschiedliche Ursachen und beeinflussen den Körper auf unterschiedliche Weise.

Periphere Lähmung tritt auf, wenn die Nerven außerhalb des zentralen Nervensystems (z. B. in den Armen oder Beinen) geschädigt sind. Dies führt zu einer Schwäche oder einem Verlust der Muskelbewegung in den betroffenen Bereichen. Im Gegensatz zur spastischen Lähmung besteht kaum oder keine Muskelspannung (Muskeltonus) mehr. Entsprechend kann das betroffene Körperteil nur schlecht oder nicht mehr bewegt werden und beispielsweise bei einer Lähmung der Hand schlaff herunterhängen.

Im Gegensatz dazu resultiert eine zentrale Lähmung aus einer Schädigung des zentralen Nervensystems, also Gehirn oder Rückenmark. Diese Art der Lähmung kann zu mehr weitreichenden motorischen und sensorischen Defiziten führen.

Einige wichtige Unterschiede sind:

  • Bei peripherer Lähmung sind oft nur spezifische Körperteile betroffen, während zentrale Lähmungen größere Bereiche oder sogar den gesamten Körper betreffen können.
  • Periphere Lähmungen führen häufig zu einer schnellen Muskelatrophie, während dies bei zentralen Lähmungen nicht immer der Fall ist.
  • Spastizität tritt häufiger bei zentralen Lähmungen auf, während periphere Lähmungen oft mit schlaffer Muskulatur einhergehen.

Bei der peripheren Fazialisparese ist zusätzlich die Stirnmuskulatur (Stirnrunzeln) und der Schluss des Augenlides beeinträchtigt. Ebenso können Geschmackstörungen, eine erhöhte Geräuschempfindlichkeit (Hyperakusis) und Trockenheit von Mund und Augen auftreten.

Behandlung der zentralen Lähmung

Eine Heilung der zentralen Lähmung ist nach heutigem Stand nur bedingt möglich, die Einschränkungen können jedoch in der Regel in der Therapie gelindert werden. Die Behandlung einer zentralen Lähmung umfasst Physiotherapie, Ergotherapie sowie medikamentöse Therapien zur Spastikreduktion. Weitere wichtige Maßnahmen sind Logopädie für Sprach- und Schluckstörungen und gegebenenfalls chirurgische Eingriffe.

Im Rahmen einer symptomatischen Fazialisparese gilt es in erster Linie, den auslösenden Erreger zu bekämpfen. Hierfür kommen etwa Antibiotika, die sich gegen krankheitsauslösende Bakterien (z. B. Borrelien im Falle einer Borreliose) richten, oder Virustatika, die sich gegen krankheitsauslösende Viren (z. B. das Varizella-Zoster-Virus im Falle einer Zoster-Erkrankung) richten, zum Einsatz.

Zusätzlich zu den o. g. Behandlungsverfahren kommen auch noch unterstützende (supportive) Maßnahmen zum Einsatz. Kann das Augenlid nicht mehr vollständig geschlossen werden, kommt dem Schutz der Hornhaut eine wichtige Bedeutung zu. Hierbei finden z. B. Tränenersatzmittel, Dexpanthenol-Augensalben und nächtliche Uhrglasverbände, bei denen das betroffene Auge abgedeckt wird, Anwendung.

Rehabilitation

Bei zentralen Paresen, wie nach Schlaganfall oder Schädelhirntrauma, erfolgt die Rehabilitation angepasst an die Ziele des Patienten nach den Prinzipien des motorischen Lernens.

Um auf die empfohlene Therapiedichte von 5 Übungseinheiten zu je 30-45 Minuten wöchentlich zu kommen (Platz 2011).Ist der periphere Nerv geschädigt, der Muskel also teils denerviert, ist eine Kombination aus aktiven Übungen und elektrischer Stimulation sinnvoll. und somit eine Atrophie/Abbau der vom Nerv nicht mehr versorgten Muskelanteile verhindern (Kern et al. 2010) und die Regeneration der Nerven fördern (Gordon et al.

tags: #zentrale #Lähmung #Symptome #Ursachen