Zungenpiercing: Wenn der Nerv getroffen wird – Risiken, Komplikationen und was du wissen musst

Piercings im Mundbereich sind seit Jahrtausenden bekannt und erfreuen sich heutzutage, insbesondere bei Jugendlichen, großer Beliebtheit. Doch Mediziner warnen vor möglichen Nebenwirkungen, die speziell im Mundraum durch Piercings wie Zungen-, Lippen- oder Wangenpiercings entstehen können. Dieser Artikel beleuchtet die Risiken eines Zungenpiercings, insbesondere die Möglichkeit einer Nervenverletzung, und gibt wichtige Hinweise zur Vorbeugung von Komplikationen.

Piercing im Mundbereich - Ein Überblick

Von den alten Ägyptern über die Azteken bis hin zu den Urvölkern Afrikas existiert Körperschmuck, der dem heutigen Piercing ähnelt, bereits seit Jahrtausenden. Meist diente ein solches Schmuckstück als spirituelles Symbol oder Statuszeichen. In der westlichen Kultur erfüllen Piercings heute vor allem ästhetische Zwecke. Der englische Ausdruck "Piercing" entstand in den 1990er-Jahren und bedeutet "durchstechen oder durchbohren".

Risiken und Komplikationen eines Zungenpiercings

Ein Zungenpiercing ist ein Eingriff, der nicht ohne Risiken ist. Da die Zunge ein besonders sensibles Organ ist, das von vielen Blutgefäßen durchzogen ist, ist beim Stechen größte Sorgfalt geboten.

Nervenverletzungen

Arbeitet der Piercer nicht exakt, kann das Zungenband oder ein Nerv in der Zunge beschädigt werden. Ein falsch gesetztes Piercing kann Nerven verletzen und Symptome wie Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln hervorrufen.

Entzündungen und Infektionen

Wird kein steriles Werkzeug verwendet, ist die Gefahr einer Entzündung im Mundraum hoch. Der ständige Kontakt des Piercings mit Speichel und Nahrung birgt eine größere Infektionsgefahr als andere Piercings. Entzündungen können sich ausbreiten und bleibende Schäden an der Zunge verursachen.

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Schwellungen und Schmerzen

Das Durchstechen der Zunge verursacht in den ersten Tagen eine starke Schwellung und Schmerzen. Kurz nach dem Piercen ist das Sprechen normalerweise nur schwer möglich, da die Zunge geschwollen ist. Auch die Nahrungsaufnahme ist problematisch.

Zahnschäden

Durch das Spielen mit dem Piercing im Mund kann es zu Beschädigungen der Zähne bzw. des Zahnschmelzes kommen. Das Zungenpiercing wird gerne mit den Vorderzähnen festgehalten, was zu Verschiebungen der Vorderzähne führen kann.

Sprachfehler

Durch den Fremdkörper im Mund kann es zu Sprachfehlern kommen, beispielsweise bei der Aussprache des "S".

Geschmacksverlust

Da die Zunge ein wichtiges Geschmacksorgan ist, kann es durch das Stechen eines Piercings in der Zunge zu einem Verlust oder einer Schädigung des Geschmackssinns kommen.

Überempfindlichkeit

Da bei einem Piercing immer die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Nerven verletzt werden, kann dies zu einer Überempfindlichkeit führen.

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Vorbeugung von Komplikationen

Um Komplikationen zu vermeiden, ist es wichtig, einige Punkte zu beachten:

Wahl des Piercingstudios

Die goldene Regel ist, sich an ein erfahrenes und seriöses Piercing-Studio zu wenden. Hier sollte man nicht ausschließlich auf den Preis achten.

Sterile Behandlung und Nachkontrolle

Eine fachgerechte, sterile Behandlung und Nachkontrolle im Piercingstudio sind wichtig.

Mundhygiene

Menschen mit einem Piercing im Mundraum müssen bei ihrer Mundhygiene auf Sorgfalt achten. Mindestens dreimal am Tag sollten die Zähne gründlich geputzt werden. Bei einem Stab in der Zunge sollte auch dieser regelmäßig herausgenommen und gereinigt werden, da sich hier Zahnstein anlagert.

Regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt

Besonders wichtig ist ein regelmäßiger Kontrollbesuch beim Zahnarzt, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Dieser überprüft, ob das verwendete Piercing gesundheitlich unbedenklich ist und ob es bereits Schäden im Mundraum verursacht hat.

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Sofortiges Handeln bei Problemen

Bei Entzündungen oder anderen Problemen sollte man sich möglichst sofort dazu entscheiden, auf das Piercing zu verzichten. Je länger man wartet, desto schlimmer wird die Situation.

Was spricht gegen das Tragen eines Zungenpiercings?

Aus Sicht der Zahnmedizin gibt es eine Reihe von Aspekten, die gegen das Tragen von Piercings im Mundraum sprechen:

  • Schäden an Zähnen und Zahnfleisch: Metalle wie Titan, chirurgischer Stahl oder Niobium können bei intensivem Kontakt mit Zahnschmelz oder Zahnfleisch Schäden verursachen. Es kann zu Rissen im Zahn, Schwund des Zahnfleischs, freiliegenden Zahnhälsen, Parodontitis oder sogar Zahnausfall kommen.
  • Infektionen der Mundschleimhaut: Eine Piercing-Kugel kann Taschen im Zahnfleisch verursachen, in denen sich Essensreste ablagern und Entzündungen verursachen können. Auch der Speichel selbst ist ein potenzieller Infektionsauslöser.
  • Weitere Nebenwirkungen: Schmerzen, Zahnfleischbluten, Zahnfleischentzündung, Zahnfleischschwund, Risse und Absplitterungen am Zahnschmelz, empfindliche Zähne, Veränderungen in der Zahnstellung, erschwertes Kauen und gestörte Aussprache können durch ein Piercing in der Lippe oder der Zunge hervorgerufen werden.

Materialien für Zungenpiercings

Als Material für Zungenpiercings werden häufig Metalle wie Titan, chirurgischer Stahl oder Niobium verwendet. Es gibt aber auch Schmuckstücke aus Glas, Holz, verschiedenen Kunststoffen, Bernstein oder tierischen Materialien wie Horn. Empfindliche Personen vertragen Glas und natürliche Materialien oft besser als Legierungen.

Piercings und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Gemäss der Traditionellen Chinesischen Medizin durchlaufen energetische Bahnen, die so genannten Meridiane, unseren Körper. Wird gepierct, können dadurch genau diese Bahnen getroffen und ihr Energiefluss gestört werden. Insbesondere Schmuckstücke, die in den knorpeligen Teil der Ohren gestochen werden sowie in der Körpermitte, beispielsweise im Bauchnabel, gelten als problematisch.

Allergien

Natürlich können Piercings auch dann schädlich sein, wenn der Betroffene eine allergische Reaktion auf die Materialien entwickelt. Zu den häufigsten Allergenen zählt Nickel.

Fazit

Ein Zungenpiercing ist ein modisches Accessoire, das jedoch mit Risiken verbunden ist. Eine sorgfältige Auswahl des Piercingstudios, eine sterile Behandlung, eine gute Mundhygiene und regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Bei Problemen sollte man sofort handeln und das Piercing gegebenenfalls entfernen lassen.

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