Der Schlaganfall, auch Hirnschlag oder Apoplex genannt, ist in Deutschland eine der häufigsten Todesursachen. Viele Überlebende kämpfen mit dauerhaften Einschränkungen. Ein Schlaganfall tritt plötzlich auf und äußert sich durch auffällige Beschwerden, die auf ein Problem im Gehirn hindeuten. Schnelle Hilfe ist entscheidend, da jede Minute zählt, um Schäden im Gehirn zu minimieren.
Schlaganfall erkennen: Symptome und Schnelltests
Typische Symptome eines Schlaganfalls sind:
- Plötzlich auftretende, extreme Kopfschmerzen
- Sprachstörungen (undeutliche, abgehackte Sprache)
- Lähmungserscheinungen (z.B. halbseitige Lähmung, herabhängender Mundwinkel)
- Taube Körperstellen
- Sehstörungen (Doppeltsehen, verschwommenes Sehen, Sehverlust auf einer Seite)
- Bewusstseinsstörungen
- Schwindel und Gangunsicherheit
- Übelkeit und Erbrechen
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen. Um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, können folgende Tests durchgeführt werden:
- Gesicht (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Achten Sie darauf, ob ein Mundwinkel herabhängt.
- Arme (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Beobachten Sie, ob ein Arm absinkt oder sich dreht.
- Sprache (Speech): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Achten Sie auf undeutliche oder abgehackte Sprache.
- Zeit (Time): Verlieren Sie keine Zeit und rufen Sie sofort den Notruf 112. Schildern Sie die Symptome und den Zeitpunkt ihres Auftretens.
Gelingt der Person eine dieser Aufgaben nicht, besteht Verdacht auf einen Schlaganfall.
Ursachen und Arten von Schlaganfällen
Der Schlaganfall ist keine einheitliche Erkrankung, sondern ein Oberbegriff für verschiedene akute Schädigungen von Hirnarealen. Grundsätzlich lassen sich zwei Hauptarten unterscheiden:
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- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Diese Form macht 80-90% der Fälle aus. Ursache ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn, meist durch den Verschluss einer Gehirnarterie. Ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft das Gefäß und verhindert die Sauerstoffversorgung des Gehirns. In vielen Fällen ist eine Arteriosklerose (Ablagerung in den Arterien) oder ein Blutgerinnsel aus der Halsschlagader oder dem Herzen die Ursache.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): In 15-20% der Fälle wird der Schlaganfall durch eine Blutung im Gehirn verursacht. Dabei reißt eine Arterie im Gehirn, oft aufgrund von dauerhaftem Bluthochdruck, der die Gefäße geschädigt hat. Das austretende Blut übt Druck auf das umliegende Hirngewebe aus und schädigt es.
Transitorische Ischämische Attacke (TIA)
Eine Sonderform ist die transitorische ischämische Attacke (TIA), auch "Mini-Schlaganfall" genannt. Hierbei kommt es zu einer kurzzeitigen Durchblutungsstörung im Gehirn, deren Symptome sich innerhalb weniger Minuten oder Stunden vollständig zurückbilden. Eine TIA ist jedoch ein Warnsignal und sollte ernst genommen werden, da sie das Risiko für einen "echten" Schlaganfall erhöht.
Erste Hilfe Maßnahmen bei Verdacht auf Schlaganfall
Da beim Schlaganfall jede Minute zählt, sind sofortige Erste Hilfe Maßnahmen entscheidend:
- Notruf 112 wählen: Schildern Sie den Verdacht auf Schlaganfall und die Symptome. Geben Sie auch den Zeitpunkt des Symptombeginns an.
- Betroffenen nicht allein lassen: Bleiben Sie bei der Person, beruhigen Sie sie und versichern Sie ihr, dass Hilfe unterwegs ist.
- Enge Kleidung lockern: Dies erleichtert die Atmung.
- Bewusstlose Person in stabile Seitenlage bringen: Dies hält die Atemwege frei. Achten Sie auf die Atmung und den Puls. Beginnen Sie bei Bedarf mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
- Oberkörper hochlagern (nur bei wachen Personen): Dies kann die Atmung erleichtern. Bei Bewusstlosigkeit ist eine Erhöhung des Oberkörpers nicht zu empfehlen.
- Nichts zu essen oder zu trinken geben: Aufgrund möglicher Schluckstörungen besteht die Gefahr des Verschluckens.
- Umstehende um Hilfe bitten: Sprechen Sie andere Personen direkt an und fordern Sie sie zur Mithilfe auf.
Die Bedeutung der Stroke Unit
Informieren Sie den Notruf, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte, damit der Patient in ein Krankenhaus mit einer spezialisierten Schlaganfalleinheit, einer sogenannten Stroke Unit, gebracht werden kann. Stroke Units sind speziell auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten ausgerichtet und können schnell die notwendigen medizinischen Maßnahmen einleiten. In Deutschland gibt es über 300 zertifizierte Stroke Units.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall erhöhen. Einige davon sind beeinflussbar, andere nicht:
Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Bluthochdruck: Chronischer Bluthochdruck ist einer der größten Risikofaktoren für Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Arterien verengen die Gefäße und erhöhen das Risiko für einen Gefäßverschluss.
- Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung erhöht das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln.
- Diabetes mellitus: Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko.
- Fettstoffwechselstörung: Erhöhte Blutfettwerte können zu Gefäßverengungen führen.
- Bewegungsmangel: Fördert die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Rauchen: Raucher haben ein doppelt so hohes Schlaganfall-Risiko wie Nichtraucher.
- Alkoholkonsum: Hoher Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Hirnblutungen.
- Stress: Chronischer Stress kann zu einer negativen Dauerbelastung werden und das Schlaganfall-Risiko erhöhen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
- Alter: Das Schlaganfall-Risiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an.
- Geschlecht: Männer haben ein höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen.
- Vererbung: Eine familiäre Vorbelastung kann das Risiko erhöhen.
Akutbehandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus wird zunächst durch eine Computer- oder Magnetresonanztomographie (CT oder MRT) festgestellt, welche Art von Schlaganfall vorliegt (ischämisch oder hämorrhagisch) und welches Ausmaß die Schädigung hat.
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- Ischämischer Schlaganfall: Ziel ist es, die Durchblutung des betroffenen Hirnareals so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dies kann durch Medikamente (Thrombolyse) oder einen Kathetereingriff (Thrombektomie) erfolgen, um das Blutgerinnsel zu entfernen.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Hier liegt der Fokus darauf, die Blutung zu stoppen und den Druck auf das umliegende Hirngewebe zu reduzieren.
Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Nach der Akutbehandlung beginnt die Rehabilitation, um die Folgen des Schlaganfalls zu minimieren und die Selbstständigkeit des Patienten wiederherzustellen. Die Rehabilitation ist ein multidisziplinärer Prozess, der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und neuropsychologische Therapie umfasst. Ziel ist es, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen, компенсаторische Strategien zu entwickeln und die Lebensqualität zu verbessern.
Leben mit Schlaganfall: Tipps für Betroffene und Angehörige
Mit viel Disziplin, Durchhaltevermögen und der Unterstützung ihres Umfeldes gelingt es den meisten Schlaganfall-Patienten, wieder zu einer guten Lebensqualität zurückzufinden. Es ist wichtig, realistische Ziele zu setzen und sich nicht zu entmutigen zu lassen. Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Patienten im Alltag.
Folgende Aspekte sind wichtig:
- Reha-Maßnahmen: Welche Maßnahmen sollen nach der Entlassung aus der Klinik weitergeführt werden?
- Unterstützung durch Hausarzt, Angehörige und Freunde: Was können sie leisten?
- Wohnsituation: Kann der Betroffene in seine alte Wohnung zurückkehren? Müssen Anpassungen vorgenommen werden?
- Pflegedienst: Ist ein Pflegedienst für die Betreuung notwendig?
- Pflegeheim: Kommt ein Pflegeheim vorübergehend oder auf lange Sicht infrage?
Die Wohnung sollte an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden, z.B. durch den Abbau von Barrieren oder die Installation von Hilfsmitteln. Zuschüsse können bei der Pflegekasse beantragt werden.
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