Der Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirninsult genannt, ist eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einer Schädigung des Gehirngewebes führt. Da die Gehirnzellen bereits innerhalb weniger Minuten beginnen abzusterben, handelt es sich bei einem akuten Schlaganfall um einen medizinischen Notfall. Eine schnelle Behandlung ist entscheidend, um das Risiko für bleibende Hirnschäden und andere Komplikationen zu verringern. Erfolgt keine schnelle Behandlung, ist auch ein tödlicher Ausgang der Erkrankung möglich. Jährlich erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei die Zahl der neu auftretenden Schlaganfälle in den letzten Jahren zunimmt.
Was ist ein Schlaganfall? Definition einfach erklärt
Unter dem Begriff „Schlaganfall“ werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, die man auch zerebrovaskuläre Erkrankung nennt und eine Störung der Blutversorgung des Gehirns bezeichnet. Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin definiert einen Schlaganfall als gefäßbedingte Erkrankung des Gehirns, deren gemeinsames Merkmal eine plötzlich auftretende Schädigung von Hirngewebe aufgrund eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung ist.
Ursachen und Risikofaktoren
Viele Faktoren können das Schlaganfallrisiko erhöhen. Zu den potenziell behandelbaren Schlaganfall-Risikofaktoren gehören:
- Lebensstil-Risikofaktoren: Übergewicht oder Fettleibigkeit, körperliche Inaktivität, Tabakkonsum, starker oder übermäßiger Alkoholkonsum, Konsum von Drogen wie Kokain oder Methamphetamin.
- Medizinische Risikofaktoren: Hypertonie, Fettstoffwechselstörung, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes mellitus (Typ I und Typ II), obstruktive Schlafapnoe, Gerinnungsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, persönliche oder familiäre Vorgeschichte mit Schlaganfall, Herzinfarkt oder transitorischer ischämischer Attacke.
Weitere Faktoren, die mit einem höheren Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht werden, sind Alter, Geschlecht und die Einnahme von Hormonen.
Arten von Schlaganfall
Mediziner unterscheiden hauptsächlich zwei Formen des Schlaganfalls:
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- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Bei ca. 85 % aller Schlaganfälle handelt es sich um ischämische Schlaganfälle. Dabei wird die Durchblutung des Gehirns durch einen Verschluss eines Blutgefäßes unterbrochen (zerebrale Ischämie). Dies kann aufgrund eines Thrombus oder durch eine Embolie geschehen. Das betroffene Hirngewebe erhält keinen Sauerstoff mehr und beginnt abzusterben, wenn die Durchblutung nicht schnell wiederhergestellt wird.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Der hämorrhagische Schlaganfall macht etwa 15 % aller Schlaganfälle aus und entsteht durch eine Blutung im Gehirn. Das austretende Blut schädigt das Hirngewebe sowohl direkt durch Druck als auch indirekt durch die Unterbrechung der normalen Durchblutung. Im Unterschied zum ischämischen Schlaganfall ist das Hauptproblem also nicht die verminderte Sauerstoffzufuhr, sondern die neurotoxische Wirkung und der Druck, den das austretende Blut auf das Gehirngewebe ausübt. Es gibt 2 Arten von hämorrhagischen Schlaganfällen: die intrazerebrale Blutung und die Subarachnoidalblutung.
Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt) im Detail
Ein ischämischer Schlaganfall entsteht durch eine Verengung oder einen vollständigen Verschluss einer Hirnarterie. Ursachen für einen ischämischen Schlaganfall können Thrombosen sein, welche sich direkt in den Hirnarterien aufgrund von Arteriosklerose bilden. Aber auch ein Embolus aus einer anderen Körperregion kann sich in einer Hirnarterie festsetzen. Mit zunehmendem Alter kann es, vor allem im Verbund mit Risikofaktoren, zu einer Arteriosklerose kommen, wobei die Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen, langsam verkalken und sich dadurch Engstellen bilden können. Man spricht dann von einer Thrombose, einem Gefäßverschluss, der an dieser Stelle zu einer Mangeldurchblutung führt. An vorgeschädigten Gefäßwänden können auch Blutgerinnsel entstehen, infolgedessen es zu einer Embolie kommen kann. So werden die Hirngewebe und Nervenzellen, die im Versorgungsgebiet dieses Gefäßes liegen, nicht mehr durchblutet. Es ist der Mangel an Blut und damit an Sauerstoff und Nährstoffen, der schließlich zu den neurologischen Ausfällen führt.
Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung) im Detail
Einem hämorrhagischen Schlaganfall liegt eine Blutung im Gehirn zugrunde. Man unterscheidet zwischen einer intracerebralen Blutung (ICB) und einer Subarachnoidalblutung (SAB). Bei einer intracerebralen Blutung (ICB) kommt es zu einer direkten Blutung in das Hirngewebe, häufig ausgelöst durch eine chronische Hypertonie, aber auch durch Gefäßmissbildungen oder Tumore. Hingegen kommt es bei einer Subarachnoidalblutung (SAB) zu einer Blutung in den Subarachnoidalraum (Bereich zwischen Gehirn und Hirnhäuten). Ursachen hierfür können Aneurysmen, Trauma, Eiweißablagerungen in den Blutgefäßwänden oder der Riss eines abnormen Gefäßgeflechts sein.
Transitorisch-ischämische Attacke (TIA)
Kommt es zu einer Schlaganfall-Symptomatik, welche sich innerhalb von 24 Stunden vollständig zurückbildet, spricht man von einer transitorisch-ischämische Attacke (TIA). Obwohl es bei einer TIA zu keinen dauerhaften Ausfall- oder Lähmungserscheinungen kommt, sollte diese als Warnzeichen äußerst ernst genommen werden. Patienten mit TIA-Symptomatik innerhalb der letzten 48 Stunden sollten umgehend auf einer Stroke Unit behandelt werden.
Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. Die Symptome treten meist plötzlich auf und können das Leben der betroffenen Person erheblich beeinträchtigen oder sogar bedrohen. Zu den Anzeichen und typischen Symptomen eines Schlaganfalls gehören:
- Sprachstörungen: Stockende, abgehackte Sprache, Verdrehen von Silben oder falsche Buchstaben, verwaschene oder lallende Aussprache, in schweren Fällen: völlige Sprachlosigkeit
- Sehstörungen: plötzliche Einschränkung des Gesichtsfeldes, Störungen des räumlichen Sehens mit Orientierungsproblemen, Doppelbilder
- Plötzlicher Schwindel
- Lähmungen oder Taubheitsgefühle im Gesicht, Arm oder Bein
- Plötzliche starke Kopfschmerzen: vorher nicht gekannte, äußerst heftige Kopfschmerzen, oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen
- Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
- Gangunsicherheit
- Plötzlich auftretende Benommenheit (auch Bewusstlosigkeit)
Der FAST-Test
Der FAST-Test ist eine bewährte Methode zur schnellen Überprüfung der wichtigsten Schlaganfall-Symptome:
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- F - Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- A - Arms (Arme): Lassen Sie die Person beide Arme nach vorne strecken und die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung kann ein Arm nicht gehoben werden oder sinkt ab.
- S - Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Klingt die Stimme verwaschen oder ist dies nicht möglich, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
- T - Time (Zeit): Wenn eines der obigen Symptome zutrifft, ist eine schnelle Einleitung der Therapie notwendig. Fragen Sie die Angehörigen, wie lange die Symptome bereits andauern.
Diagnose
Da nur in den ersten Stunden eine Therapie möglich ist, muss der Patient oder die Patientin möglichst schnell in eine geeignete Klinik gebracht werden. Dort erfolgt die Diagnose in der Regel durch einen Neurologen oder durch eine Neurologin oder im Rahmen einer Stroke Unit (Schlaganfall-Spezialstation).
Akutdiagnostik
Die Akutdiagnostik beinhaltet eine Untersuchung des Patienten oder der Patientin mittels FAST-Test bzw. ABCDE-Schema. Das ABCDE-Schema ist ein standardisiertes Notfall-Untersuchungsprotokoll, das auch bei der Schlaganfall-Diagnose eine zentrale Rolle spielt. Es handelt sich um einen systematischen Ansatz zur Erstbeurteilung kritisch kranker Patienten.
Klinische Diagnostik
Nach der ersten Untersuchung wird in den meisten Fällen zunächst eine Computertomographie (CT) des Kopfes durchgeführt. Sie liefert detaillierte Bilder des Gehirns und seiner Blutgefäße und dient zur Unterscheidung zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall. Steht die Ursache fest, können sofort die passenden therapeutischen Maßnahmen eingeleitet werden. Die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) liefert im Vergleich zur CT deutlich genauere Ergebnisse, benötigt jedoch mehr Zeit und ist kostenintensiver. Deshalb wird sie in der Akutdiagnostik meist nicht als erste Untersuchungsmethode eingesetzt. Eine Ultraschalluntersuchung (Doppler- und Duplexsonographie) der Hals- und Nackenarterien, einschließlich der Halsschlagader, zeigt, wie stark die Gefäße beispielsweise durch Arteriosklerose verengt sind. Zudem kann sie Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels geben. Darüber hinaus spielt die Echokardiographie eine wichtige Rolle.
Behandlung
In der akuten Notfallsituation ist ein zügiger Transport in eine Stroke-Unit für den Patienten überlebenswichtig → „Time is Brain!“. Die Untersuchung des Patienten erfolgt nach dem ABCDE-Schema, kritische ABC-Probleme werden umgehend behandelt. Bei jedem Verdacht auf einen Schlaganfall sollte zwingend die Messung des Blutzuckers erfolgen, da eine Hypoglykämie zu ähnlichen Symptomen führen kann. Analog zu einer Hypoglykämie kann auch eine Hypertonie zu Schlaganfallsymptomen führen, weshalb eine Messung des Blutdrucks ebenfalls zwingend erforderlich ist.
Behandlung des ischämischen Schlaganfalls
Wenn die Diagnose eines ischämischen Hirninfarkt gestellt wurde, gibt es ein Zeitfenster, in dem eine thrombolytische Therapie mit tPA (Tissue Plasminogen Activator) in Frage kommt. tPA löst das Gerinnsel auf, das eine Arterie im Gehirn verstopft, und stellt die Blutversorgung wieder her (Thrombolyse). Bei vielen Patient:innen liegt dieses Zeitfenster bei 3 Stunden nach Auftreten der ersten Anzeichen. Bei bestimmten Patient:innen kann dieser Zeitraum auf 4,5 Stunden ausgedehnt werden. Wird der Patient oder die Patientin innerhalb kurzer Zeit versorgt, wird versucht, das Gerinnsel mechanisch mittels Katheterintervention zu entfernen (mechanische Thrombektomie).
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Behandlung des hämorrhagischen Schlaganfalls
Im Gegensatz zum ischämischen Schlaganfall steht bei der hämorrhagischen Form nicht die Wiederherstellung der Durchblutung, sondern die Blutstillung und Druckentlastung im Vordergrund. Eine Lysetherapie könnte die Blutung verschlimmern und zum Tod führen. Daher ist es wichtig, vor Beginn der Behandlung zwischen einem hämorrhagischen und einem ischämischen Schlaganfall zu unterscheiden. Die Kontrolle des Blutdrucks ist von entscheidender Bedeutung. Gegebenenfalls muss eine operative Druckentlastung erfolgen, um den Hirndruck zu senken. Je nach Blutungsursache sind spezielle Maßnahmen erforderlich.
Folgen eines Schlaganfalls
Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Zu den möglichen Folgen gehören:
- Körperliche Folgen: Schwäche und Lähmung, Spastizität, Schwierigkeiten beim Gehen, veränderte Empfindungen.
- Kognitive Folgen: Beeinträchtigungen von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.
Die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit hängt von der Schwere des Schlaganfalls und der hervorgerufenen Komplikationen ab. Bei einem schweren Schlaganfall sind bleibende Schäden möglich.
Prävention
Viele Strategien zur Vorbeugung von erneuten Schlaganfällen sind die gleichen wie zur Vorbeugung von Herzkrankheiten. Zu den Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil gehören im Allgemeinen:
- Salzkonsum reduzieren (Empfehlung 5-6 g/Tag)
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Kontrolle des Bluthochdrucks
- Senkung der Menge an Cholesterin und gesättigten Fetten in der Ernährung
- Beenden / Starke Einschränkung des Tabakkonsums
- Beenden / Starke Einschränkung des Alkoholkonsums
- Reduktion des Körpergewichts
Nach einem Schlaganfall können Medikamente helfen, das Risiko für einen erneuten Schlaganfall zu verringern. Dazu gehören Thrombozytenaggregationshemmer und orale Antikoagulation.
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