Augenprobleme bei Parkinson: Ursachen und Behandlung

Parkinson ist vor allem für seine Auswirkungen auf die Motorik bekannt. Allerdings können auch Sehstörungen eine erhebliche Rolle spielen und den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen. Diese visuellen Beeinträchtigungen können die Lebensqualität und die Selbstständigkeit der Betroffenen erheblich einschränken.

Die Verbindung zwischen Parkinson und Sehstörungen

Sehstörungen bei Parkinson sind eine komplexe Verbindung zwischen neurologischen Veränderungen und alltäglichen Herausforderungen. Veränderungen der Augenfunktionen können den Alltag deutlich erschweren und beeinflussen sowohl die Lebensqualität als auch die Selbstständigkeit. Eine gute Sehkraft ist wichtig für Betroffene, da viele motorische Defizite, wie z.B. ein unsicherer Gang, durch diese kompensiert werden können.

Ursachen von Sehstörungen bei Parkinson

Sehstörungen bei Parkinson entstehen primär durch Veränderungen im zentralen Nervensystem. Der charakteristische Dopaminmangel betrifft nicht nur motorische Bahnen, sondern auch die Netzhaut und visuelle Verarbeitungszentren im Gehirn. Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung zwischen Photorezeptoren und Ganglienzellen.

Es gibt verschiedene Ursachen dafür, an Parkinson zu erkranken. Deshalb gibt es verschiedene Formen, die unterschieden werden. Beruht das Parkinson-Syndrom auf einer Strukturveränderung im Gehirn, zum Beispiel einem Hirntumor, Durchblutungsstörungen oder auch einem sogenannten Wasserkopf, spricht man von einem symptomatischen Parkinsonsyndrom. Was wir aber eigentlich unter Parkinson verstehen, ist das idiopathische Parkinsonsyndrom - die häufigste Form mit circa 90 Prozent Anteil. Idiopathisch steht dabei für unbekannte Ursache, wobei das bei Parkinson auch nicht mehr uneingeschränkt gilt.

Nicht alle Einschränkungen können die Forscher bereits genau erklären, aber sie haben Vermutungen. So kann Dopaminmangel im Gehirn beispielsweise die Steuerung der Augenmuskeln einschränken. Dopamin spielt als Botenstoff in der primären Sehrinde im Gehirn bei der Interpretation der vom Auge kommenden Informationen eine wichtige Rolle. In der Netzhaut sowie in deren Pigmentschicht unterstützt die Substanz das Sehen von Kontrasten, Farben und die Anpassung des Auges an Helligkeit.

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Häufige Augenprobleme bei Parkinson

Jeder zweite Parkinson-Patient leidet im Verlauf der Erkrankung an unspezifischen Sehstörungen. Viele Menschen mit Parkinson-Erkrankung klagen über Sehstörungen oder Trugbilder. Die Symptome können ganz unterschiedlich sein. Die Betroffenen sehen häufig Dinge verschwommen, ihre Augen tränen ständig oder sie erleben Halluzinationen. Das sorgt für Angst und Unsicherheit.

Einige der häufigsten visuellen Probleme sind:

  • Trockene Augen: Zu trockene Augen sind eine häufige Beschwerde, die durch eine verminderte Lidschlagfrequenz verstärkt werden kann. Während ein gesunder Mensch 5-10 Mal pro Minute blinzelt, kann die Rate bei Parkinson-Patienten auf 1-2 Mal reduziert sein. Aufgrund von verminderten Tränenvolumina kommt es zu Entzündungen der Augenoberfläche und damit einhergehend typischen Beschwerden wie Augenjucken, Verschwommensehen und Fremdkörpergefühl, welche von den Betroffenen oft als sehr belastend empfunden werden
  • Doppelbilder (Diplopie): Etwa 20% aller Patienten mit Parkinson-Erkrankung leiden an Diplopie. Doppelbilder treten bei 10-30% der Patienten auf und resultieren aus Störungen der Augenmuskeln und ihrer Koordination.
  • Verschwommensehen
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Kontrastsehstörungen: Kontrastsehstörungen äußern sich im zeitweisen Verblassen von Buchstaben beim Lesen.
  • Halluzinationen: Hier kann es bei einer Zunahme der Symptome zu bedrohlichen Halluzinationen, zu Verfolgungswahn und Verwirrtheitszuständen kommen.
  • Veränderte Farbwahrnehmung: Die Betroffenen haben das Gefühl, dass Farben immer blasser erscheinen
  • Probleme mit der räumlichen Wahrnehmung: Die Betroffenen können nicht mehr sagen, welches von zwei Objekten näher bei ihnen ist.
  • Eingeschränkte Augenbeweglichkeit: Jeder vierte Befragte gibt an, er könne schnellen Bewegungen mit den Augen nicht mehr rasch genug folgen.
  • Gesichtsfeldausfälle: Jeder elfte Patient berichtet, dass Teile seines Gesichtsfelds fehlen und er deshalb unabsichtlich an Gegenstände oder Personen stoße.

Diagnose von Sehstörungen bei Parkinson

Sobald Veränderungen des Sehvermögens über gelegentliche Beeinträchtigungen hinausgehen und den Alltag spürbar erschweren, empfiehlt sich eine gezielte Untersuchung durch spezialisierte Fachärzte. Prinzipiell ist die Diagnose des trockenen Auges für den Augenarzt leicht zu stellen. Oftmals fehlen ihm jedoch wichtige Informationen über die zugrunde liegende neurologische Erkrankung, was zu nicht zufriedenstellenden Behandlungsergebnissen führen kann. Während einer neurologischen Untersuchung werden wiederum hauptsächlich motorische Symptome des Parkinson-Syndroms erfasst und die Patienten selten nach okulären Beschwerden befragt.

Umso wichtiger ist es, dass der behandelnde Arzt gezielt nach Sehproblemen fragt und bei der Inspektion der Augen auf charakteristische Veränderungen (z.B. Konjunktivitis, Blepharitis, Keratopathie) achtet. Generell hält Börger die regelmäßige augenärztliche Untersuchung von Parkinson-Patienten aufgrund der Häufigkeit ophthalmologischer Komorbiditäten für sinnvoll.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Sehstörungen bei Parkinson erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Die ARTEMIS-Kliniken kombinieren klassische augenärztliche Verfahren mit innovativen Technologien wie Laseranwendungen und minimalinvasiven Operationsmethoden, um individuell optimale Lösungen zu bieten. Der interdisziplinäre Austausch zwischen verschiedenen Fachbereichen ermöglicht eine umfassende Bewertung komplexer Zusammenhänge.

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Einige gängige Behandlungsansätze sind:

  • Künstliche Tränen: Bei trockenen Augen helfen konservierungsmittelfreie künstliche Tränen.
  • Prismengläser: Für Patienten mit Doppelbildern können Prismengläser angepasst werden.
  • Optimierung der Beleuchtung: Die Optimierung der Beleuchtung ist entscheidend. Kaltlichtlampen sorgen für kontrastreiche Beleuchtung und erleichtern das Lesen.
  • Botulinumtoxin-Injektionen: Bei Lidkrampf und Lidheber-Apraxie können Botulinumtoxin-Injektionen eingesetzt werden.
  • Parkinson-spezifisches Augentraining: 2021 konnte erstmals mit Hilfe des Teams von Professor Alexander Mertens, Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft an der RWTH Aachen, eine Augentrainings-Software für tägliches Beüben der Augen im häuslichen Umfeld entwickeln. Das Training kann in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen (Geschwindigkeit) durchgeführt werden. Es ist mit Maus oder Touchscreen bedienbar.
  • Behandlung der Grunderkrankung: Eine optimale Kontrolle der Parkinson-Symptome (z.B. Hypokinese) ist wichtig.

Bedeutung der Früherkennung und interdisziplinären Zusammenarbeit

Ein besseres Bewusstsein und frühzeitiges Erkennen von Augen- und Sehproblemen bei Patienten mit Parkinson-Erkrankung könnte die rechtzeitige Einleitung geeigneter Behandlungen ermöglichen und damit die Patientensicherheit und Unabhängigkeit sowie die Lebensqualität erhöhen. Nur durch die frühzeitige Behandlung - u.a. Applikation von Tränenersatzflüssigkeit, Pflege der Lidkanten - ließen sich irreversible Hornhautschäden und andere Komplikationen sowie eine damit einhergehende Sehverschlechterung vermeiden.

Daher ist es sinnvoll, Patienten mit Parkinson-Erkrankung und Diplopie an einen Orthoptisten und einen Augenarzt zur Beurteilung und möglichen Behandlung von Diplopie zu überweisen. Darüber hinaus sollte der Neurologe bei selektiver Diplopie das Vorhandensein von visuellen Halluzinationen in Betracht ziehen.

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