Durchfallerkrankungen sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das Menschen jeden Alters betrifft. In Deutschland erkranken Erwachsene durchschnittlich einmal jährlich an Durchfall, Kinder sogar noch häufiger. Meistens wird Durchfall durch eine Virusinfektion verursacht, wobei Noroviren und Rotaviren häufige Übeltäter sind. Aber auch Bakterien wie Salmonellen oder Campylobacter können eine Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis) auslösen.
Was ist eine Durchfallerkrankung?
Eine Durchfallerkrankung liegt vor, wenn eine Person mehr als dreimal täglich über mehr als 4 Wochen hinweg weichen oder flüssigen Stuhlgang hat. Dies beruht auf einer verminderten Aufnahme von Wasser aus dem Nahrungsbrei durch die Darmwand, einer erhöhten Absonderung von Flüssigkeit durch die Darmwand in den Stuhl oder einer ungewöhnlich schnellen Darmpassage des Nahrungsbreis. Bei unterschiedlichen Darmerkrankungen kann dies auf verschiedenen kombinierten Mechanismen beruhen. Laut Bevölkerungsstudien sind etwa 3-5 % der Menschen von einer ständigen oder zeitweilig chronischen Diarrhö betroffen.
Bei normalem Durchfall genügt es für gewöhnlich, den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und abzuwarten, bis die Infektion vorbei ist. Ein starker oder länger anhaltender Durchfall muss behandelt werden, denn er kann zu einem gefährlichen Flüssigkeits- und Salzverlust führen.
Symptome einer Durchfallerkrankung
Eine Magen-Darm-Infektion beginnt oft plötzlich mit schwallartigem Erbrechen oder starkem Durchfall. Begleitet wird Durchfall oft von Bauchschmerzen, -krämpfen und Blähungen. Manchmal kommen noch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen dazu. Wichtig zu wissen: Wenn der Körper zu viel Flüssigkeit und Salze (Elektrolyte) verloren hat, können Schwindel und Kreislaufprobleme auftreten.
Ursachen von Durchfall
Für Durchfall kommen viele unterschiedliche Ursachen infrage. Eine der häufigsten ist eine Magen-Darm-Infektion durch die sehr ansteckenden Noroviren oder Rotaviren. Meist erkranken daran kleine Kinder und ältere Menschen. Bakterielle Magen-Darm-Infektionen werden in Deutschland häufig durch Campylobacter oder Salmonellen verursacht. Auch auf Reisen kann Durchfall auftreten. Je nach Reiseland und hygienischen Bedingungen sind dafür Infektionen mit Shigellen, bestimmten Kolibakterien oder Parasiten verantwortlich.
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Zu Durchfall kommt es aber nicht nur durch Infektionen. Mögliche andere Ursachen sind:
- Ungewohnte Lebensmittel, beispielsweise auf (Fern-)Reisen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Gluten- oder Laktoseintoleranz
- Ein „nervöser Darm“ (Reizdarmsyndrom)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Nebenwirkungen bestimmter Medikamente: Sie können die normale Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und lösen so manchmal Durchfall aus.
- Stress, Angst, Anspannung - auch unsere Psyche kann uns im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen schlagen.
- Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronische Pankreatitis): Als häufigste Ursache kommt ein Alkoholmissbrauch in Betracht. Es kommt zu chronischem, fettig glänzendem Durchfall mit wiederkehrenden anfallartigen Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. Einige Menschen erkranken an Diabetes.
Häufige Ursachen chronischer Diarrhö
- Darminfektionen: Fieber, andere Infektionszeichen, häufig nach Auslandsaufenthalten (Reisediarrhö).
- Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Nahrungsmittelallergie: Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind betroffen. Bei der Nahrungsaufnahme treten Symptome an Augen, Nase, Lungen, Haut und Darm auf. Zu den häufigsten Symptomen zählen Diarrhö, Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, Unwohlsein. Bei Verdacht auf eine solche Allergie sollte fachärztlich sorgfältig abgeklärt werden, ob und auf welche Nahrungsmittel jemand allergisch reagiert.
- Laktoseunverträglichkeit: Diese Unverträglichkeit wird durch einen Mangel des Enzyms Laktase in der Dünndarmschleimhaut verursacht. Daraus ergibt sich eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker, also Milch und Milcherzeugnissen. Laktoseintoleranz kann auch vorübergehend nach Magen-Darm-Infektionen und unbehandelter Zöliakie auftreten. Zu den Symptomen zählen Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen sowie wässrige Diarrhö nach dem Verzehr von Milchprodukten. In Deutschland liegt die Prävalenz einer Laktoseintoleranz bei 15-20 %, in Asien bei 80-100 % und in Afrika bei 70-95 %.
- Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fruktosemalabsorption): Eine Fruktosemalabsorption kommt häufig gemeinsam mit einer Laktose- und einer Sorbitunverträglichkeit vor. In Europa sind 15-25 % der Bevölkerung betroffen. Oft schon 30 Minuten nach Nahrungsaufnahme treten Blähungen, Übelkeit, Bauchkrämpfe und Durchfälle auf.
- Zöliakie: Kommt sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen vor. Der Dünndarm reagiert auf das in den verschiedenen Getreidearten enthaltene Gluten. Typische Symptome sind starker, übelriechender Fettstuhl und Blähungen. Bei einigen Kindern kann es zu einer Wachstumsverzögerung und Anzeichen einer Mangelernährung kommen.
- Verstopfung als Ursache für Diarrhö: Kommt bei Kindern und älteren Menschen vor. Es handelt sich um eine Verstopfung, bei der harter Stuhl eine Stelle im Darm blockiert. Der Stuhl vor dem Hindernis wird bakteriell zersetzt, verflüssigt und so ausgeschieden (sog. paradoxer Durchfall).
- Colitis ulcerosa: Colitis ulcerosa tritt am häufigsten bei jungen Menschen auf. Es handelt sich um eine chronische Dickdarmentzündung, die nahezu immer den Enddarm (Rektum) betrifft. Sie kann sich auf den rechten Dickdarmbereich oder sogar den gesamten Dickdarm ausdehnen. Der Dünndarm ist nicht betroffen. Hauptsymptom ist ein sehr häufiger Stuhlgang (5- bis 15-mal pro Tag) mit Blut-, Eiter- und Schleimbeimischungen. Oft kommt es zu krampfartigen Schmerzen im Enddarm und einem beeinträchtigten Allgemeinzustand.
- Morbus Crohn: Am häufigsten tritt die Erkrankung bei jungen Menschen auf. Es handelt sich um eine abschnittsweise Entzündung der Darmwand, bei der 25 % der Betroffenen eine Entzündung im Dickdarm aufweisen. Bei 50 % sind sowohl Dickdarm als auch Dünndarm betroffen und bei 25 % tritt nur eine Entzündung im Dünndarm auf. Die Symptome variieren. Zu typischen Kennzeichen zählen eine unblutige Diarrhö, anhaltende Kolikschmerzen sowie Analabszess- und Fistelausbildung um den Enddarm.
- IBS (Irritable Bowel Syndrome, Reizdarmsyndrom): Die Erkrankung ist am häufigsten bei Jugendlichen, kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten. Sie ist oft mit psychischen Erkrankungen verbunden. Es treten wiederkehrende Probleme in Form wechselnden Stuhlverhaltens, Unterbauchschmerzen und Blähungen auf. Nach Stuhl- und Gasentleerung kommt es meist zu einer vorübergehenden Linderung der Beschwerden.
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Diese Erkrankung tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Zu typischen Symptomen zählen Zittern, Gewichtsverlust trotz Appetit, Schwitzen und Wärmeempfindlichkeit, Herzklopfen, Unruhe und Reizbarkeit.
- Mikroskopische Kolitis: Eine mikroskopische Kolitis ist eine chronische Durchfallerkrankung mit typischen, histologisch nachweisbaren Schleimhautveränderungen. Unterschieden werden die Unterformen kollagene und lymphozytäre Kolitis. Sie äußert sich durch anhaltenden dünnflüssigen, unblutigen Durchfall, der nach dem Absetzen von auslösenden Medikamenten wie NSAR oder Protonenpumpenhemmern von selbst vorübergeht.
- Ischämische Kolitis: Bei einer ischämische Kolitis handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Dick- oder Dünndarms, die meist durch Arteriosklerose oder Thrombembolie verursacht wird. In der Akutphase kommt es zu plötzlich einsetzenden Symptomen von starken Bauchschmerzen, heftiger Darmaktivität, Erbrechen und Durchfall. Etwa 9-17 % der Fälle verlaufen tödlich, daher ist eine schnelle Diagnose entscheidend.
- Missbrauch von Abführmitteln: Meist sind Frauen betroffen, die diese Mittel als „Schlankmacher“ einsetzen. Zu den Symptomen können Muskelschwäche, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, erhöhte Flüssigkeitsmenge im Körper, Knochenschmerzen und Diarrhö zählen.
- Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten: z. B. Abführmittel, Protonenpumpenhemmer, Antazida, Antibiotika.
Seltene Ursachen chronischer Diarrhö
- Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) oder Enddarmkrebs (Rektumkarzinom): Diese Erkrankung verläuft häufig längere Zeit symptomfrei. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Verstopfung oder Stuhlveränderungen. Dickdarmkrebs tritt meist bei über 50-Jährigen auf. Bei Enddarmkrebs haben Patient*innen oft das Gefühl, den Darm nur teilweise zu entleeren. Spätsymptome sind Blut auf dem Stuhl, Stuhlunregelmäßigkeiten und Schmerzen.
- Karzinoidsyndrom: Neuroendokrine Tumore des Gastrointestinaltraktes können anfallartige Rötungen und Schweißausbrüche („Flush“), Diarrhö und Bauchschmerzen verursachen.
- Andere Krankheiten: Zahlreiche andere Krankheiten können Diarrhö zur Folge haben, darunter auch Unterernährung oder die Folgen einer größeren Darmoperation.
Verlauf einer Durchfallerkrankung
Eine akute Durchfallerkrankung dauert meist wenige Tage bis eine Woche. Wenn der Durchfall länger als zwei Wochen andauert, spricht man von anhaltendem Durchfall. Um eine chronische Diarrhö (chronischen Durchfall) handelt es sich, wenn eine Person mehr als dreimal täglich über mehr als 4 Wochen hinweg weichen/flüssigen Stuhlgang hat.
Vorbeugung von Durchfallerkrankungen
Im Alltag kommen die Hände oft mit Viren und Bakterien in Kontakt. Die Erreger werden beispielsweise mit dem Stuhl, Erbrochenem, Wasser, Nahrungsmitteln oder verunreinigten Gegenständen übertragen. Sie können durch eine Schmierinfektion zum Beispiel auf Toiletten, Türgriffe oder Kleidungsstücke gelangen. Fasst man diese an und führt die Hand dann zum Mund, ist eine indirekte Ansteckung möglich. Um sich selbst und andere zu schützen, hilft vor allem regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife. Auch eine Händedesinfektion kann bei akutem Durchfall sinnvoll sein. Sollte es zu Hause eine zweite Toilette geben, ist es hilfreich, wenn das erkrankte Familienmitglied diese bis zur Genesung allein benutzt. Kleidungsstücke werden am besten bei mindestens 60 Grad gewaschen.
Bei der Zubereitung des Essens ist es wichtig, verstärkt auf eine gute Hygiene zu achten. Wer akut unter Durchfall leidet, sollte wenn möglich keine Mahlzeiten für andere zubereiten. Personen, die im Lebensmittelbereich arbeiten, ist das sogar verboten.
Um Reisedurchfall zu vermeiden, gibt es ein paar einfache Tipps. In subtropischen oder tropischen Ländern empfiehlt es sich je nach Hygienestandards, auf rohes, ungeschältes Obst und Gemüse zu verzichten und kein Leitungswasser zu trinken. Bei Fisch oder Fleisch ist darauf zu achten, dass sie gut durchgebraten oder gekocht sind.
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Für Säuglinge unter 6 Monaten empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen Rotaviren.
Weitere Tipps zur Vorbeugung
- Wie vermeide ich eine Ansteckung? Oberstes Gebot ist das regelmäßige Händewaschen - gerade nach Kontakt mit Tieren, Lebensmitteln oder einer erkrankten Person. Nach Möglichkeit sollten Gesunde und Erkrankte Bad und Küche während der akuten Krankheitsphase getrennt nutzen. Wichtig ist, die Räume regelmäßig zu säubern und häufig zu lüften. Erbrochenes oder Stuhlreste müssen schnell beseitigt werden. Tragen Sie bei der Reinigung am besten Handschuhe. Erkrankte dürfen keine Speisen für andere zubereiten. Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen der erkrankten Person sollten bei 60 Grad Celsius gewaschen werden. Auch ihr genutztes Geschirr sollte mit der höchsten Waschtemperatur der Spülmaschine gereinigt werden. Beim händischen Abwaschen ist es wichtig, das Geschirr besonders gründlich zu reinigen und die Schwämme, Lappen und Geschirrtücher danach heiß zu waschen.
- Zu Hause: Aufmerksamkeit für Hygiene und Haltbarkeit sind auch bei der Zubereitung und Lagerung von Nahrung das A und O im Kampf gegen infektiöse Durchfallerkrankungen. Fleisch, Geflügel und Eier sollten ausreichend lange und bei hohen Temperaturen gegart werden. Verzichten Sie weitgehend auf rohes oder halb gegartes Fleisch, auf rohen Fisch und rohe Meeresfrüchte, auf rohe oder nur weich gekochte Eier, auf Speisen, die mit rohen Eiern zubereitet werden (z. B.
- Impfung: Da Rotaviren die häufigste Ursache von Magen-Darm-Infektionen bei Kindern unter fünf Jahren sind, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Rotavirus-Impfung bei Säuglingen. Diese wird als Schluckimpfung gegeben, die Impfserie sollte im Alter von sechs bis zwölf Wochen beginnen und je nach Impfstoff bis zur vollendeten 24. oder 32. Lebenswoche beendet sein.
Diagnose einer Durchfallerkrankung
Folgendes wird die Ärztin oder der Arzt zunächst abfragen:
- Ob die Beschwerden plötzlich oder allmählich aufgetreten sind
- Wie lang der Durchfall schon anhält und wie häufig er ist
- Wie der Stuhl beschaffen ist (Aussehen und Konsistenz)
- Ob weitere Beschwerden wie Bauchschmerzen, Erbrechen oder Fieber auftreten
- Was vor Beginn des Durchfalls gegessen wurde
Wichtig für die Diagnose ist außerdem:
- Ob man vor Kurzem im Ausland war
- Ob und wenn ja, welche Medikamente eingenommen wurden oder werden
- Ob Allergien oder Unverträglichkeiten bekannt sind
- Ob eine chronische Erkrankung wie etwa Diabetes vorliegt
Bei blutigem oder anhaltendem Durchfall oder Durchfall mit Schleimauflagerung kann eine Stuhl- oder Blutprobe nötig sein.
Ärztliche Untersuchung bei chronischen Bauchschmerzen
Im Untersuchungsgespräch werden Sie gefragt, seit wann Sie die Beschwerden haben, ob allgemeine Symptome wie Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Unwohlsein auftreten und ob Sie davor Verstopfung hatten. Sie werden nach einer Beschreibung des Stuhls gefragt und nach vorhandenem Blut und Schleim. Eine wichtige Information kann sein, ob Sie vor Kurzem im Ausland waren oder regelmäßig Medikamente einnehmen.
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Für die ärztliche Untersuchung werden Bauch und Anal- und Rektalbereich auf Krankheitszeichen untersucht sowie der Allgemeinzustand beobachtet. Zusätzlich können Bluttests, Stuhltests, mikrobiologische Untersuchungen, bildgebende Diagnostik und Endoskopie eingesetzt werden. Ggf. werden Sie zur weiteren Klärung der Diagnose an Spezialist*innen für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenterologie) oder Kinderkrankheiten (Pädiatrie) überwiesen. Bei deutlich geschwächtem Allgemeinzustand erfolgt eine Krankenhauseinweisung.
Spezielle Untersuchungen bei unklaren Bauchschmerzen
Besteht der Verdacht auf eine organische Erkrankung oder soll der Zustand Ihrer Darmschlingen näher beurteilt werden, ist ein Ultraschall oft die erste Maßnahme der weiterführenden Diagnostik. Falls im Anschluss noch keine klare Aussage darüber getroffen werden kann, was Ihre unklaren Bauchschmerzen verursacht, kommen auch CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) zum Einsatz. Um chronische Erkrankungen am Verdauungstrakt zu diagnostizieren, gelten endoskopische Untersuchungen als Goldstandard: Die Ursache für unklare Bauchschmerzen im Oberbauch kann über eine Magenspiegelung festgestellt werden; unklare Bauchschmerzen im Unterbauch erfordern hingegen meist eine Darmspiegelung. Bei einer Laparoskopie führt unser Arzt über sehr kleine Schnitte eine Kamera in die Bauchhöhle ein, wodurch er die einzelnen Organe genau beurteilen und gegebenenfalls kleine Operationen durchführen kann. Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf eine mögliche Infektion oder ein organisches Problem liefern. Beim Verdacht auf eine Darminfektion oder Bauchspeicheldrüsenerkrankung ist mitunter eine Stuhlprobe aufschlussreich. Eine spezielle Untersuchungsmethode ist der Wasserstoff-Atemtest zum Nachweis einer Nahrungsmittelunverträglichkeit gegen bestimmte Kohlenhydrate, beispielsweise Frucht- oder Milchzucker.
Behandlung einer Durchfallerkrankung
Durchfall führt zu einem Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten. Es ist wichtig, diesen Verlust wieder auszugleichen. Bei akutem Durchfall hilft beispielsweise schon gezuckerter Tee in Kombination mit Salzgebäck. Reis, Bananen oder Zwieback sind magenschonend und werden ebenfalls häufig bei akutem Durchfall empfohlen. Kaffee, Fruchtsäfte, Limonaden, Alkohol und fettige Speisen reizen den Darm zusätzlich.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist es nicht nötig, akuten Durchfall gezielt zu behandeln. Anders verhält es sich bei kleinen Kindern und älteren Menschen sowie bei starkem Durchfall. Hier ist es sinnvoll, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust mit einer Rehydratationslösung (Elektrolyt-/Glukoselösungen) auszugleichen. In der Apotheke oder Drogerie sind sie als Pulver erhältlich, das zu Hause in Wasser aufgelöst wird. Diese Lösung enthält Salze, Mineralstoffe und Traubenzucker.
Sollte eine Rehydratationslösung, zum Beispiel auf Reisen, nicht verfügbar sein, hilft auch ein Ersatz. Folgende Zutaten werden dafür in einen Liter abgepacktes oder abgekochtes Wasser gegeben und verrührt:
- 4 Teelöffel Zucker
- ¾ Teelöffel Kochsalz
- ein Glas abgepackter Orangensaft
Manchmal wird empfohlen, zusätzlich Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Mikroorganismen (Probiotika) zu verzehren. Studien zeigen jedoch, dass sie die Dauer des Durchfalls wahrscheinlich nicht verkürzen.
Abhängig von der Dauer und Schwere der Symptome kommen weitere Behandlungen infrage:
- Medikamente wie Loperamid oder Racecadotril beruhigen den Darm. Sie können die Zahl der Toilettengänge verringern. Beide Medikamente sollten bei Kindern nur nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden. Racecadotril ist für Kinder verschreibungspflichtig und wird für Kinder unter fünf Jahren nicht routinemäßig empfohlen.
- Bestimmte Hefetabletten (Perenterol) werden manchmal empfohlen. Sie beschleunigen das Ausscheiden der Erreger und sollen die Wiederherstellung der natürlichen Darmflora unterstützen. Hefetabletten sind für Schwerkranke oder Personen mit sehr geschwächtem Immunsystem nicht geeignet, da nicht auszuschließen ist, dass die Hefen selbst eine Infektion auslösen.
- Kohletabletten sollen die Beschwerden ebenfalls lindern. Sie werden vor der Einnahme in Wasser aufgelöst. Es liegen allerdings keine aussagekräftigen Studien vor, die den Nutzen und Schaden dieser Behandlungsmöglichkeiten ausreichend belegen.
- Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, aber nicht gegen Viren. Es kann sinnvoll sein, mit Beginn einer Antibiotika-Therapie vorbeugend ein Mittel gegen Durchfall einzunehmen.
Therapie bei unklaren Bauchschmerzen
Die Therapie unklarer Bauchschmerzen richtet sich nach der Ursache. Sie kann je nach Erkrankung chirurgisch, medikamentös oder rein ernährungstechnisch erfolgen. Bauchschmerzen und Übelkeit können, wenn sie mit mehrmaligem Erbrechen verbunden sind, zu einer Dehydratation (Austrocknung) führen. In diesem Fall ist eine Infusionstherapie notwendig.
Was hilft symptomatisch gegen Bauchschmerzen und was tun Patienten zu Hause am besten?
Neben der Behandlung der Ursache sind Maßnahmen angezeigt, um die akuten Beschwerden des Patienten zu lindern. Dazu gehören bei unklaren Bauchschmerzen vor allem Schmerzmittel und gegebenenfalls Medikamente gegen Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Fieber. Welche Maßnahmen Sie bezüglich der Ernährung treffen sollten, hängt von der Ursache Ihrer Beschwerden ab. Ihr Facharzt für Gastroenterologie wird Sie ausführlich beraten. Nach dem Arztbesuch sollten Sie zu Hause bleiben, da einerseits Ruhe und körperliche Schonung für die Genesung wichtig sind und andererseits im Falle einer Infektionskrankheit Ihre Mitmenschen vor einer Ansteckung geschützt werden müssen.
Hausmittel gegen Durchfall
- Viel Trinken: Wer Durchfall hat, muss viel trinken, um den Verlust an Wasser und Salzen auszugleichen. Empfehlenswert sind Teezubereitungen aus getrockneten Heidelbeeren, Brombeer- oder Himbeerblättern. Sie enthalten Gerbstoffe, die sich schützend auf die Darmschleimhaut legen. Ebenso eignen sich verdünnter Kamillen- oder Pfefferminztee. Eine Alternative ist zuckerhaltige Limonade, die mit Wasser verdünnt ist. Für schwerere Durchfälle sind Salz-Zucker-Lösungen jedoch die bessere Alternative. Einfach selbst herzustellen ist die Trinklösung der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Trinklösung): dabei mischt man einen Liter Wasser mit 13,5 g Glukose, 2,9 g Natriumcitrat, 2,6 g Natriumchlorid und 1,5g Kaliumchlorid.
- Medizinische Kohle: Durch die Einnahme von Aktivkohle werden dem Körper schädliche Substanzen (z. B. Bakterien, Giftstoffe) entzogen und mit dem Stuhl ausgeschieden. Hinweis: Bei Einnahme von medizinischer Kohle (Aktivkohle) reduziert sich die Wirkung vieler oral eingenommener Medikamente, z. B. auch die von Antibiotika und auch die der "Pille".
- Nahrungskarenz: Ob es im akuten Stadium zweckmäßig ist, ganz auf das Essen zu verzichten, ist umstritten. Für eine vorübergehende Nahrungskarenz spricht, dass die geschädigte Darmschleimhaut nicht zusätzlich gereizt wird. Am besten richten Sie sich nach Ihrem Appetit: Wenn Ihnen der Gedanke ans Essen Unwohlsein bereitet, essen Sie nicht.
- Keine Milchprodukte: Meiden Sie Milchprodukte.
- Aufbaukost: Verspüren Sie wieder Appetit, ist eine leichte Aufbaukost empfehlenswert. Geeignet sind hierzu z. B. Gemüsebrühe, Reisschleim, aber auch Salzstangen, Kräcker oder Zwieback. Für den Reisschleim kochen Sie zwei Esslöffel Reis in einem Liter leicht gesalzenem Wasser so lange, bis sich ein dünner Schleim gebildet hat. Nun fügen Sie zwei Esslöffel Haferflocken hinzu und kochen das Ganze weitere 15 Minuten lang.
- Pflanzenheilkunde: Gegen Durchfall helfen getrocknete Heidelbeeren, auch als Teeaufguss. Sie enthalten viele Gerbstoffe, die sich schützend auf die Darmschleimhaut legen. Die Pflanzenheilkunde empfiehlt standardisierte Trockenextrakte, beispielsweise aus Apfel-Pulver (Aplona®-Apfel-Pulver), Blutwurz (Blutwurz-ratiopharm-® Kapseln) oder Eichenrinde
Wann sollte man ärztliche Hilfe aufsuchen?
Säuglinge und Kleinkinder reagieren empfindlich auf den Flüssigkeitsverlust durch den anhaltenden Durchfall. Droht eine Dehydratation, sollten diese Risikopersonen deshalb ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Es können Kreislaufprobleme auftreten, in schweren Fällen kann auch ein Nierenversagen entstehen. In diesem Fall muss der Flüssigkeitsverlust durch eine Infusion ausgeglichen werden.
Auch bei Menschen ohne bekannte Risikofaktoren sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden, wenn:
- starke Kreislaufprobleme, Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder Muskelkrämpfe auftreten.
- der Durchfall blutig wird.
- das Erbrechen nicht zu stoppen und eine Flüssigkeitsaufnahme dadurch nicht möglich ist.
- der Durchfall länger als drei Tage anhält.
- Anzeichen einer Austrocknung bestehen (trockene Schleimhäute, stehende Hautfalten, trockener Mund)
- die Körpertemperatur auf 40 Grad Celsius oder mehr steigt.
- ausgeprägte Schwäche oder Schwindel bestehen oder es zu einem Kollaps gekommen ist.
- der Durchfall blutig oder eitrig ist und hohes Fieber hinzukommt (über 39 °C).
- man in den Tagen oder Wochen vor dem Durchfall Antibiotika eingenommen hat.
Meldepflicht bei Magen-Darm-Infektionen
Einige Magen-Darm-Infektionen sind meldepflichtige Krankheiten. Das bedeutet, dass die Ärztin oder der Arzt das örtliche Gesundheitsamt benachrichtigen muss. Meldepflicht besteht zum Beispiel bei einer nachgewiesenen Infektion mit Noroviren oder Rotaviren, Salmonellen oder Campylobacter. Generell meldepflichtig ist eine Magen-Darm-Infektion bei Kindern unter 6 Jahren, die in eine Gemeinschaftseinrichtung wie Kita oder Kindergarten gehen. Wenn beim Arztbesuch eine Infektion festgestellt wird, muss die Ärztin oder der Arzt sie innerhalb von 24 Stunden dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Erst wenn das erkrankte Kind 2 Tage keinen Durchfall mehr hatte, darf es wieder in die Kita. So lässt sich vermeiden, dass andere Kinder auch krank werden.
In Deutschland gibt es ein Infektionsschutzgesetz. Es soll dafür sorgen, dass übertragbaren Krankheiten vorgebeugt und eine Weiterverbreitung verhindert werden kann. Nach dem Gesetz dürfen Personen, die in Lebensmittelberufen arbeiten und bei denen der Verdacht auf eine Darminfektion besteht, die erkrankt sind oder Salmonellen haben, erst wieder arbeiten, wenn sich in drei untersuchten Stuhlproben keine Erreger mehr nachweisen lassen.