Nach einer schlaflosen Nacht fühlen sich viele Menschen geistig erschöpft und unkonzentriert. Diese Aussetzer können gefährlich sein, besonders beim Autofahren. Eine aktuelle US-Studie hat nun einen möglichen Zusammenhang zwischen diesen Blackouts und dem Abfluss von Liquor (zerebrospinaler Flüssigkeit) aus dem Gehirn entdeckt - ein Prozess, der normalerweise im Schlaf stattfindet.
Liquorwellen und ihre Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit
Die Studie, durchgeführt von Forschern um Laura Lewis vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), untersuchte 26 Freiwillige sowohl nach einer durchwachten Nacht als auch in ausgeruhtem Zustand. Die Probanden absolvierten verschiedene Aufmerksamkeitsaufgaben, während ihre Hirnaktivität und der Liquorfluss mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und Elektroenzephalographie (EEG) überwacht wurden.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer nach einer durchzechten Nacht bei beiden Aufgaben schlechter abschnitten. Sie reagierten langsamer und übersahen einige Veränderungen vollständig. Interessanterweise wurde beobachtet, dass zwei Sekunden nach solchen mentalen Aussetzern eine Welle abfließenden Liquors einsetzte, die kurz darauf wieder ins Gehirn zurückkehrte. Diese rhythmischen Veränderungen im Liquorfluss sind typisch für den Schlaf und Teil des glymphatischen Systems, das den Liquor reinigt und das Gehirn für den nächsten Tag vorbereitet.
Laura Lewis erklärte, dass diese Liquorwellen normalerweise nicht im Wachzustand auftreten, sondern mit einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit einhergehen. Es ist jedoch noch unklar, ob die Liquorwellen die Blackouts verursachen oder lediglich damit verbunden sind. Weitere Forschungen sind notwendig, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen.
Die Neurowissenschaftlerin Ria Kodosaki vom University College London spekuliert, dass die Aussetzer möglicherweise eine Schutzmaßnahme des Gehirns sein könnten.
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Brain-Booster für den Alltag
Neben den Erkenntnissen über die Liquorwellen gibt es auch andere wissenschaftlich fundierte Methoden, um die Gehirnleistung zu verbessern und die Konzentration zu steigern. Hier sind einige Brain-Booster, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen:
- Lachen: Lachen baut Stress ab und setzt Neurotransmitter im Gehirn frei, die die Aufmerksamkeit verbessern.
- Gezieltes Multitasking: Obwohl Multitasking generell einen schlechten Ruf hat, kann die bewusste Kombination von Aufgaben die Gehirnaktivität stimulieren.
- Mit der Hand schreiben: Das Schreiben mit der Hand erfordert komplexere kognitive Prozesse als das Tippen und aktiviert mehrere Bereiche des Gehirns, was das Lernen fördert.
- Fehler lieben lernen: Die Angst vor Fehlern kann das geistige Wachstum behindern. Fehler sollten als Lernchancen betrachtet werden.
Der Trick mit den Nickerchen
Große Geister der Geschichte wie Thomas Edison schworen auf extrem kurze Nickerchen, um ihre Kreativität anzukurbeln. Edison soll in einem Stuhl sitzend eingedöst sein, während er in jeder Hand eine Stahlkugel hielt. Sobald er einschlief, fielen die Kugeln zu Boden und weckten ihn auf. Er glaubte, dadurch Ideen mitzubekommen, die ihm im Übergang von Wach- und Schlafphase durch den Kopf gingen.
Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass an diesem Schlaftrick tatsächlich etwas dran sein könnte. Das Team um Delphine Oudiette von der Pariser Sorbonne Université fand heraus, dass kurze Nickerchen in der N1-Phase (Übergang vom Wachen zum Schlafen) die Kreativität befeuern können.
In ihrem Experiment sollten die Probanden mathematische Rätsel lösen und machten anschließend eine Pause in einem abgedunkelten Raum, wobei sie einen Gegenstand in der Hand hielten. Diejenigen, die kurz wegdämmerten und durch das Geräusch des fallenden Gegenstands wieder aufwachten, kamen dreimal so häufig auf den Lösungstrick wie die Wachgebliebenen.
Die Forscher vermuten, dass in der Wegdämmerphase ein Kreativitätsoptimum entsteht, dessen Resultate beim Abtauchen in tiefere Schlafphasen aber wieder verschütt gehen.
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Das Nervensystem beruhigen
In unserer modernen Zeit sind wir oft Dauerbelastungen ausgesetzt, die unser Nervensystem überreizen können. Ein überreiztes Nervensystem äußert sich durch Symptome wie Herzklopfen, Schlafstörungen und ständige Anspannung.
Um das Nervensystem zu beruhigen, gibt es verschiedene Strategien:
- Atemtechniken: Die 4-7-8-Atemtechnik (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen) aktiviert den Parasympathikus und beruhigt den Körper.
- Körperliche Aktivität: Sport hilft, Stresshormone abzubauen und signalisiert dem Gehirn, dass die Gefahr vorüber ist.
- Vagusnerv-Stimulation: Der Vagusnerv spielt eine wichtige Rolle bei der Entspannung. Er kann durch Übungen wie Zwerchfellatmung, Kältereize oder Summen aktiviert werden.
- Meditation und Achtsamkeit: Regelmäßige Meditation und Achtsamkeitsübungen beruhigen den Geist und das Nervensystem.
- Ausreichend Schlaf: Guter Schlaf ist essenziell, um das Nervensystem zu beruhigen.
- Emotionen zulassen: Manchmal kann es guttun, angestaute Emotionen herauszulassen.
- Soziale Interaktionen: Lockere, freundliche und liebevolle soziale Interaktionen vermitteln dem Gehirn, dass die Welt ein sicherer Ort ist.
Neuro-Hacks für den Alltag
Die Neurowissenschaften liefern uns ständig neue Erkenntnisse darüber, wie unser Gehirn funktioniert und wie wir es gezielt unterstützen können. Hier sind einige Neuro-Hacks, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen:
- Natürliches Licht am Morgen: Öffnen Sie direkt nach dem Aufwachen die Vorhänge oder gehen Sie für fünf bis zehn Minuten nach draußen.
- Reizpausen: Verzichten Sie bewusst für ein paar Stunden oder einen ganzen Tag auf digitale Reize.
- Kurzer Mittagsschlaf: Ein 20-minütiges Nickerchen wirkt wie ein Reset für das Gehirn.
- Positive Affirmationen: Schreiben Sie regelmäßig positive Affirmationen auf, um neue neuronale Verbindungen im präfrontalen Cortex zu stärken.
- Kalte Dusche: Beginnen Sie mit 30 Sekunden kaltem Wasser am Ende Ihrer Dusche und steigern Sie sich langsam.
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