Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns, die Gedächtnis, Denken und Verhalten beeinträchtigt. Sie ist die häufigste Ursache für Demenz, einem Oberbegriff für Erkrankungen, die einen fortschreitenden Verlust der kognitiven Funktionen verursachen. Obwohl es keine Heilung gibt, kann eine frühzeitige Diagnose und Behandlung helfen, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Was ist Alzheimer?
Die Alzheimer-Krankheit, auch als Demenz vom Alzheimer-Typ oder Morbus Alzheimer bezeichnet, ist durch spezifische Veränderungen im Gehirn gekennzeichnet. Dabei kommt es zum Absterben von Nervenzellen, was zu einer Hirnatrophie führt. Zwei Proteine spielen eine zentrale Rolle: Beta-Amyloid und Tau-Protein. Beta-Amyloid bildet Plaques, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen stören, während sich das Tau-Protein zu Fibrillen verknäuelt und die Stabilität der Zellen beeinträchtigt.
Typische altersbedingte Veränderungen versus Alzheimer-Anzeichen
Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder Gedächtnisverlust oder jede Veränderung der Denkfähigkeit ein Zeichen für Alzheimer ist. Einige Veränderungen sind normale altersbedingte Erscheinungen. Typische altersbedingte Veränderungen sind:
- Kurzfristiges Vergessen von Namen oder Terminen, die später wieder erinnert werden.
- Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu tun sind.
Alzheimer-Anzeichen hingegen sind stärker ausgeprägt und beeinträchtigen das tägliche Leben.
Frühe Anzeichen und Symptome von Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit beginnt schleichend, oft Jahre oder sogar Jahrzehnte, bevor die eigentlichen Symptome auftreten. Die erste Phase wird als "Mild Cognitive Impairment" (MCI) bezeichnet, eine leichte kognitive Störung, die über den normalen geistigen Abbau im Alter hinausgeht.
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Gedächtnisverlust
Eines der häufigsten und frühesten Anzeichen ist Gedächtnisverlust, insbesondere das Vergessen von kürzlich erlernten Informationen. Betroffene vergessen wichtige Daten oder Ereignisse, wiederholen ständig Fragen und sind zunehmend auf Gedächtnisstützen angewiesen. Sie können auch Gegenstände verlegen und Schwierigkeiten haben, sich daran zu erinnern, wo sie diese abgelegt haben.
Schwierigkeiten bei Planung und Problemlösung
Menschen mit Alzheimer haben oft Schwierigkeiten, Pläne zu entwickeln und auszuführen oder mit Zahlen zu arbeiten. Sie können Probleme haben, den Anleitungen eines bekannten Rezepts zu folgen oder den Überblick über monatliche Rechnungen zu behalten. Komplexe Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt, und gewohnte Handlungen des täglichen Lebens werden zur Herausforderung.
Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden. Betroffene können Schwierigkeiten haben, sich an die Regeln eines bekannten Spiels zu erinnern oder den Weg zu einem vertrauten Ort zu finden.
Verwirrung bezüglich Zeit und Ort
Menschen mit Alzheimer verlieren oft den Bezug zu Daten, Jahreszeiten und dem Zeitverlauf. Sie können Probleme haben, Dinge zu verstehen, die nicht im gegenwärtigen Moment geschehen. Sie vergessen, wo sie sind und wie sie dorthin gekommen sind, oder verwechseln den Tag.
Sehprobleme
Für manche Menschen ist Fehlsichtigkeit ein Zeichen von Alzheimer. Sie können Schwierigkeiten beim Lesen, Einschätzen von Entfernungen und bei der Bestimmung von Farben oder Kontrast haben. In Bezug auf die Wahrnehmung können sie an einem Spiegel vorbeigehen und denken, dass sich eine andere Person im Raum befindet.
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Sprachprobleme
Störungen der Kommunikation und der Sprache sind ein charakteristisches Symptom. Betroffene haben Schwierigkeiten, einer Unterhaltung zu folgen oder daran teilzunehmen. Sie können mitten in der Unterhaltung aufhören zu sprechen und nicht wissen, wie sie fortfahren sollen, oder sie wiederholen sich. Sie können Probleme mit dem Vokabular haben oder das richtige Wort nicht finden oder sie bezeichnen Dinge mit dem falschen Namen (z.B. "Hand-Uhr" statt "Armbanduhr").
Verlegen von Gegenständen
Personen mit der Alzheimer-Krankheit können Gegenstände auf ungewöhnlichen Plätzen ablegen. Sie können Dinge verlieren und sind nicht in der Lage, die Schritte nachzuvollziehen, um sie wieder aufzufinden. Manchmal bezichtigen sie andere des Diebstahls.
Vermindertes Urteilsvermögen
Menschen mit Alzheimer erleiden Veränderungen des Urteilsvermögens oder beim Treffen von Entscheidungen. Zum Beispiel zeigen sie ein schlechtes Urteilsvermögen beim Umgang mit Geld, geben große Beträge bei Teleshops aus oder ziehen im kalten Winter leichte Sommersachen an.
Sozialer Rückzug
Personen mit Alzheimer können sich von Hobbys, sozialen Aktivitäten, Arbeitsprojekten oder sportlichen Aktivitäten zurückziehen. Sie können Schwierigkeiten haben, bei ihrer Lieblingsmannschaft auf dem Laufenden zu sein oder sie vergessen, wie man ein bevorzugtes Hobby ausführt. Sie schränken ihren Aktivitätsradius ein, sagen Verabredungen ab und bitten Angehörige um Hilfe bei Erledigungen.
Veränderungen in Stimmung und Persönlichkeit
Die Stimmung und der Charakter von Menschen mit Alzheimer kann sich verändern. Sie können verwirrt, misstrauisch, depressiv, ängstlich oder unruhig sein. Sie können zu Hause, am Arbeitsplatz, mit Freunden oder an Orten, an denen sie sich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung befinden, leicht aus der Fassung geraten. Bisher sanftmütige Menschen entwickeln sich z.B. zu streitsüchtigen, aggressiven Personen.
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Der Verlauf der Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit verläuft in mehreren Phasen, die sich durch unterschiedliche Symptome und Beeinträchtigungen auszeichnen:
- Mild Cognitive Impairment (MCI): Leichte kognitive Störung, die über den normalen geistigen Abbau im Alter hinausgeht.
- Frühes Stadium: Störungen des Kurzzeitgedächtnisses werden augenfälliger. Erkrankte verlieren mitten im Satz den Faden, finden nicht die richtigen Worte oder haben Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen. Auch die räumliche und zeitliche Orientierung kann erschwert sein.
- Mittleres Stadium: Die Symptome sind auch für Außenstehende nicht mehr zu übersehen. Das Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis sind beeinträchtigt.
- Endstadium: Die Betroffenen benötigen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Sie weisen schwere kognitive Beeinträchtigungen auf, erinnern sich nicht mehr an nächste Angehörige und können keine grundlegende Kommunikation mehr aufrechterhalten. Bewegungseinschränkungen, Kontrollverlust über Blase und Darm sowie ein geschwächtes Immunsystem treten auf.
Diagnose von Alzheimer
Wenn Sie oder ein Angehöriger Anzeichen von Alzheimer bemerken, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Die Diagnose umfasst in der Regel mehrere Untersuchungen und spezielle Tests, um die Symptome gründlich zu bewerten und andere Ursachen auszuschließen.
Ärztliche Untersuchung
Als erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis gut geeignet. Hausärzte kennen ihre Patienten meist schon länger und können Symptome daher oft schon sehr gut einordnen. Neurologen sind Spezialisten für Erkrankungen des Nervensystems, einschließlich des Gehirns. In vielen Krankenhäusern gibt es spezielle Gedächtnissprechstunden oder ganze Gedächtnisambulanzen, die auf die Frühdiagnostik bei beginnenden Gedächtnisproblemen spezialisiert sind.
Kognitive und psychometrische Tests
Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests kann die geistige Leistungsfähigkeit untersucht werden. Dabei absolvieren Patienten kleinere Aufgaben und beantworten Fragen. Diese Tests helfen, die Bereiche Gedächtnis, Kommunikation, Orientierung und Konzentration zu beurteilen.
Bildgebende Verfahren
In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt werden, um Veränderungen im Gehirn zu erkennen.
Behandlung von Alzheimer
Obwohl es keine Heilung für Alzheimer gibt, können verschiedene Behandlungen helfen, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Medikamentöse Behandlung
Es gibt Medikamente, die die Symptome verbessern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können, insbesondere im frühen Stadium. Seit 2023 gibt es neue Medikamente, die an den Ursachen der Alzheimer-Krankheit ansetzen, indem sie aktiv Amyloid-Plaques abbauen.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Nicht-medikamentöse Behandlungen wie Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie können helfen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Auch eine Anpassung des Wohnraums mit Orientierungs- und Erinnerungshilfen kann den Alltag erleichtern.
Unterstützung für Angehörige
Die Pflege eines Menschen mit Alzheimer kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Angehörige Unterstützung suchen, z.B. durch Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder professionelle Pflegekräfte.
Prävention von Alzheimer
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Demenzerkrankungen und kognitiven Abbauprozessen erhöhen können. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren für eine Alzheimer-Demenz zu kennen und aktive Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren gehören:
- Alter
- Genetische Veranlagung (familiäre Alzheimer-Demenz)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Arteriosklerose)
- Diabetes
- Übergewicht
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Soziale Isolation
Schutzfaktoren
Es gibt auch Faktoren, die das Risiko für Alzheimer senken können:
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Gesunde Ernährung
- Geistige Aktivität (Lesen, Rätsel lösen, neue Dinge lernen)
- Soziale Kontakte
- Gute Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker
Leben mit Alzheimer
Die Diagnose Alzheimer-Demenz zu erhalten, ist für die meisten Menschen ein Schock. Manchmal macht die Diagnose jedoch auch zuvor unerklärliche Veränderungen des Verhaltens oder der Persönlichkeit begreiflich. Wie ein Mensch auf die Krankheit reagiert und mit ihr umgeht, hängt nicht nur von Veränderungen im Gehirn ab, sondern auch von seinem Charakter, seiner Lebensgeschichte, der aktuellen Lebenssituation und den Beziehungen zu anderen Menschen. Manchen Menschen gelingt es, auch mit der Alzheimer-Demenz ein aktives und zufriedenes Leben zu führen. Anderen fällt dies schwer. Unterstützung benötigen die meisten. Und auch für Angehörige und Freunde ist die Erkrankung eine große Herausforderung.
Unterstützung und Ressourcen
Es gibt zahlreiche Organisationen und Ressourcen, die Menschen mit Alzheimer und ihren Familien unterstützen können. Dazu gehören:
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG)
- Alzheimer Forschung Initiative e. V. (AFI)
- Selbsthilfegruppen
- Beratungsstellen
- Pflegedienste