ADHS Test und Neurologe: Ein umfassender Überblick

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) sind keine "Mode-Diagnosen", sondern ernstzunehmende neurologische Entwicklungsstörungen, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dieser Artikel soll einen umfassenden Überblick über ADHS geben, von den Symptomen und Ursachen bis hin zu Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere im Hinblick auf neurologische Aspekte.

Was ist ADHS/ADS?

ADHS ist eine häufige, nicht auf das Kindesalter begrenzte, Entwicklungsstörung. Die Hauptmerkmale dieser Erkrankung sind Unaufmerksamkeit, starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität) und unüberlegtes Handeln (Impulsivität). ADS ist eine Variante von ADHS, bei der die Hyperaktivität keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Stattdessen stehen Unaufmerksamkeit und Konzentrationsschwierigkeiten im Vordergrund.

Prävalenz und Verlauf

ADHS betrifft bis zu 5% der Schulkinder, wobei Jungen häufiger betroffen sind als Mädchen. Bei etwa 50% der Fälle wächst sich die Störung im Laufe der Zeit aus, sodass bei 2-3% der Erwachsenen weiterhin ADHS feststellbar ist. Mit den steigenden Anforderungen im Erwachsenenalter nimmt der Leidensdruck oft erst recht zu.

Wann tritt ADHS auf?

ADHS tritt vor dem 12. Lebensjahr auf, meist sogar vor dem 7. Lebensjahr. Ein erst spät auftretendes ADHS kann auf eine neue Hirnerkrankung hinweisen. Es kommt über einen längeren Zeitraum (>6 Monate) und in mehreren Situationen des täglichen Lebens (Familienleben, Schule, Arbeit) zu einer Reihe von Symptomen, welche situationsübergreifend zu Problemen führen.

Symptome von ADHS

Die Symptome von ADHS lassen sich in drei Hauptbereiche einteilen: Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese Symptome können von Patient zu Patient unterschiedlich ausgeprägt sein.

Lesen Sie auch: Epilepsie und ADHS: Was Sie wissen sollten

Aufmerksamkeitsstörung

  • Mangelnder Blick aufs Detail, Flüchtigkeitsfehler
  • Schwierigkeiten, bei der Arbeit, bei Schulaufgaben oder im Spiel längere Zeit aufmerksam zu bleiben
  • Scheint nicht zuzuhören, wenn man direkt angesprochen wird
  • Schwierigkeiten, Anweisungen zu folgen oder Aufgaben zu Ende zu bringen
  • Schwierigkeiten, Aufgaben und Tätigkeiten zu organisieren
  • Vermeidung von Aufgaben, die eine hohe geistige Anstrengung über einen langen Zeitraum erfordern
  • Verlieren von Dingen, die notwendig für Schulaufgaben oder Arbeitstätigkeiten sind
  • Leichte Ablenkbarkeit
  • Vergesslichkeit bei täglichen Aktivitäten

Hyperaktivitäts- und Impulsivitätssymptome

  • Zappeln mit Händen oder Füßen, Winden
  • Unfähigkeit, längere Zeit auf dem Stuhl sitzen zu bleiben
  • Herumlaufen oder klettern, wo solch eine Aktivität nicht angebracht ist
  • Schwierigkeiten, leise zu spielen
  • Ständig in Bewegung, wie von einem Motor angetrieben
  • Übermäßiges Sprechen
  • Herausplatzen mit der Antwort, noch bevor der Fragesatz beendet ist
  • Schwierigkeit zu warten, bis man an der Reihe ist
  • Unterbrechen oder Stören von anderen

Auswirkungen der Symptome

Die Einschränkungen führen dazu, dass Betroffene zum einen unter ihrem schulischen, akademischen oder karrieremäßigem Potential bleiben. Zum anderen ecken sie in sozialen und familiären Beziehungen häufig an, was zu Ausgrenzung und Einsamkeit führen kann. Die Kombination aus einem Erleben des Scheiterns in schulischen oder beruflichen Situationen und wiederholten Enttäuschungen und Ausgrenzungserfahrungen in der Familie und im Freundeskreis birgt die Gefahr sekundärer psychischer Probleme, welche dann oft einen deutlich höheren Leidensdruck mit sich bringen als das ADHS selbst. Hierzu gehören Angst, Depression, Sucht und Gesetzeskonflikte. Auch körperliche Erkrankungen sind bei einem unbehandelten ADHS häufiger. Menschen mit ADHS sind ca. dreimal häufiger in schwere Unfälle mit Verletzungen verwickelt als andere. Rauchen, problematischer Alkohol- und Drogengebrauch sind ebenfalls häufiger.

Ursachen von ADHS

Die genauen Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren angenommen.

Genetische Faktoren

ADHS ist zu einem hohen Anteil erblich und findet sich deutlich gehäuft in Familien. Wissenschaftliche Experten forschen bis heute an den Ursachen von ADHS, ohne dass es eine alles erklärende Ursache gibt. Man vermutet eine Fehlfunktion in bestimmten Arealen des Gehirns. Einig ist man sich, dass bis zu 80% der Merkmale auf genetische Faktoren und ihr Zusammenspiel mit Umweltfaktoren zurückzuführen sind. Bei den betroffenen Kindern findet sich eine verlangsamte Reifung des Gehirns im Vergleich zu Altersgenossen.

Umweltfaktoren

Andere Faktoren, welche ADHS auslösen können sind der Gebrauch von Alkohol, Tabak und Drogen in der Schwangerschaft, Komplikationen der Schwangerschaft oder Geburt sowie Verletzungen des Gehirns oder der Seele während der Kindheit. Alkohol und Tabak in der Schwangerschaft sowie ungünstige familiäre Bedingungen zeigen in einigen wenigen Studien einen Zusammenhang.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Das Risiko, an ADHS zu erkranken, ist vor allem für Jungen deutlich erhöht (zehn Mal häufiger). Diese leiden häufiger an Hyperaktivität und Impulsivität und fallen daher in der Schule schnell auf. Möglicherweise sind Frauen als Kinder zu wenig erkannt, da sie überwiegend an Unaufmerksamkeit (ADS) leiden (vor sich hinträumen, nicht bei der Sache bleiben). Im Erwachsenenalter wird der Unterschied weniger deutlich.

Lesen Sie auch: Methoden zum Nachweis von ADHS im Gehirn

Innere Ruhelosigkeit und Zusätzliche psychiatrische Erkrankungen

Innere Ruhelosigkeit und Getriebensein, niedrige Frustrationstoleranz und zusätzliche psychiatrische Erkrankungen können die Symptome verschleiern: Depressionen, Angsterkrankungen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen. Nur erfahrene Spezialisten können die Diagnose stellen. Für Erwachsene mit ADHS/ADS sind hier Fachärzte für Psychiatrie, psychosomatische Medizin sowie Psychotherapeuten zuständig. Wenn Ihre Lebensqualität deutlich und über längere Zeit beeinträchtigt ist, suchen Sie professionellen Rat!

Diagnose von ADHS

Die ADHS-Diagnose muss sorgfältig gestellt werden, damit Sie nicht unnötig oder falsch behandelt werden. Bei Verdacht auf eine ADHS bedarf es einer gründlichen Abklärung durch einen Kinder- und Jugendpsychiater oder einen erfahrenen Kinder- und Jugendarzt, der sich auf Diagnostik und Behandlung von ADHS spezialisiert hat. Dieser kann mit verschiedenen Test- und Untersuchungsverfahren und Fragebögen ADHS diagnostizieren und erforderliche Therapiemaßnahmen einleiten. Die drei Hauptanzeichen einer ADHS - Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität - können von Patient zu Patient unterschiedlich ausgeprägt sein. Damit überhaupt von einer ADHS ausgegangen werden kann, müssen die Verhaltensauffälligkeiten über einen längeren Zeitraum, wenigstens über sechs Monate, vorhanden sein und schon im Vorschulalter, in mindestens zwei Lebensbereichen (bspw. Familie und Kindergarten/Schule), beobachtet worden sein. Die Eltern empfinden das Leben mit betroffenen Kindern meist von klein auf als äußerst anstrengend, eine ADHS kann aber erst sicher nach dem 3. Lebensjahr sicher diagnostiziert werden.

Bausteine der Diagnosestellung

Wichtige Bausteine im Rahmen der Diagnosestellung können sein:

  • Umfassende Anamnese der Eltern/der Betroffenen
  • Evtl. körperliche Untersuchung und neurologische Untersuchungen der Fein- und Grobmotorik, der Bewegungskoordination sowie der Sinnesorgane (u.a. Testung der Sehstärke, des Hörvermögens)
  • Evtl. testpsychologische Untersuchungen (Begabungsuntersuchungen, Intelligenz- und Aufmerksamkeitstests, Überprüfung schulischer Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen), Untersuchung der emotionalen und sozialen Entwicklung)
  • Verhaltensbeobachtungen und -bewertung (Verhaltensbeschreibungen aus Alltagssituationen von unterschiedlichen Personen wie Eltern, Verwandten, Lehrern, Erziehern, Kinder- und Jugendarzt, Freunden etc., evtl. Videoaufzeichnungen von Alltagssituationen, Feststellen von Stärken/Kompetenzen und Schwächen/Defiziten)
  • Evtl. weitere Untersuchungen: evtl. Messung der Hirnströme (EEG) und der Herztätigkeit (EKG) sowie Blutuntersuchungen (insbesondere bei geplanter Medikamentengabe)

Differentialdiagnostische Untersuchung

Im Rahmen der differentialdiagnostischen Untersuchung ist es wichtig, begleitende Probleme wie Störungen im Sozialverhalten, Lernschwierigkeiten, depressive Verstimmungen, Angst o. Ä. zu erkennen, um sie gegebenenfalls gesondert behandeln zu können. Alle diese Störungen können nicht nur mögliche Begleiterscheinungen der ADHS (Komorbidität) sein, sondern auch das verursachende Krankheitsbild, das die Verhaltensauffälligkeiten hervorruft. Diese Erkrankungen müssen vor der Diagnosestellung als Ursache der Symptomatik ausgeschlossen werden, denn unter Umständen können Intelligenzminderung (oder in selten Fällen auch Hochbegabung), Schädel-Hirn-Traumen, Epilepsie, Schilddrüsenstörungen und andere psychische Erkrankungen (z.B. kindliche depressive Verstimmungen, Ängste, Zwangserkrankungen, tiefgreifende Entwicklungsstörungen (wie z. B. Asperger Syndrom), Psychosen bei Jugendlichen (Schizophrenie), posttraumatische Belastungsstörungen) zu ähnlichen Anzeichen wie bei einer ADHS führen. Auch bestimmte Medikamente können ähnliche Symptome verursachen.

Leitlinien und Bestandteile der Abklärung

Für die Diagnostik einer ADHS haben Fachverbände Leitlinien entwickelt, an denen sich die Untersucher orientieren sollten. Die Abklärung einer ADHS dauert üblicherweise mehrere Sitzungen und kann folgende Bestandteile enthalten:

Lesen Sie auch: ADHS: Die Rolle der rechten Gehirnhälfte

  • Das Untersuchungsgespräch (Exploration): Im Vordergrund der Diagnostik steht das Gespräch (Exploration) mit dem Betroffenen. Hier erfragt der Untersucher die aktuellen Probleme und erörtert zusätzlich, ob in der Vergangenheit die Kriterien von ADHS im Kindes- und Jugendalter erfüllt waren. Da bei einer ADHS in der Regel Probleme auf der Arbeit oder in Freundschaften und Partnerschaften auftreten, ist - mit dem Einverständnis des Betroffenen - ein Gespräch mit Freunden, Partnern oder Kollegen ebenfalls sehr sinnvoll. Hier können die konkreten Verhaltensprobleme in verschiedenen Situationen erfragt werden. Nach dem Untersuchungsgespräch kann der Untersucher weitere notwendige diagnostische Untersuchungen festlegen.
  • Fragebögen: Neben dem Gespräch können standardisierte Fragebögen eingesetzt werden, um die Probleme genau zu erfassen. Diese Fragebögen gibt es in Form einer Selbstauskunft für den Betroffenen selbst oder auch als Fremdauskunft für Bezugspersonen, Partner und Freunde des Betroffenen.

Beispiele für Fragebögen

Folgende Fragebögen gibt es für den Erwachsenenbereich:

  • Klinisches Urteil
  • Selbsturteil
  • ADHS-DC (HASE)
  • ADHS Interview (IDA)
  • CAARS-OWIR (HASE)
  • ADHS-SB (HASE)
  • ADHS-E
  • CAARS-SKATE
  • WR-SB
  • WURS-K (HASE)

Eine detaillierte Auflistung und Erläuterung der einzelnen Fragebögen findet sich im Originaltext.

Verhaltensbeobachtung

Die Verhaltensbeobachtung bei Erwachsenen mit ADHS ist häufig weniger aufschlussreich als bei Kindern oder Jugendlichen. Da das hypermotorische Verhalten bei vielen Betroffenen in der Jugend zurück geht und eher einer inneren Unruhe weicht, weisen nur noch wenige der erwachsenen Betroffenen körperliche Unruhezeichen auf. Viele der Betroffenen haben keinerlei Probleme damit längere Zeit ruhig auf einem Platz sitzen zu bleiben.

Anzeichen einer Störung der motorischen Aktivität im Erwachsenenalter können sein:

  • Trommeln mit den Fingern
  • Spielen mit Stiften oder Schlüsseln
  • An sich herum nesteln
  • Wippen im Sitzen mit den Füssen rhythmisch vor und zurück

Testpsychologische Untersuchung

Testpsychologische Untersuchungen können gegebenenfalls zur Sicherstellung der Diagnose ADHS beitragen. Die Diagnose selbst kann aber nicht durch einen einzigen Testwert sichergestellt werden, da es nicht einen ADHS-Test gibt. Bei Problemen in der Ausbildung und im Studium kann eine Intelligenztestung sinnvoll sein. Bei Problemen beim Rechnen oder Schreiben kann es sinnvoll zu überprüfen, ob eine Teilleistungsschwäche, wie eine Lese-Rechtschreib-Störung, vorliegt.

Körperliche Untersuchungen

Um die Diagnose ADHS stellen zu können, müssen bestimmte körperliche Erkrankungen zunächst als Erklärungsmöglichkeit für die Probleme der betroffenen Person ausgeschlossen werden, da verschiedene Grunderkrankungen ähnliche Symptome auslösen, wie eine ADHS. Zum Beispiel können Schilddrüsenerkrankungen, Anfallsleiden oder ein Schädel-Hirntrauma ähnliche Symptome wie ADHS auslösen. Außerdem muss überprüft werden, ob die Symptome durch die Einnahme eines Medikaments oder durch den Missbrauch von Substanzen ausgelöst wurden. Daher sind körperliche Untersuchungen des internistischen und neurologischen Status und Blutentnahmen zur Bestimmung von Laborparametern in der Regel unverzichtbar. Für eine mögliche medikamentöse Behandlung bei ADHS sind manchmal weitere körperliche Untersuchungen notwendig.

Technische Untersuchungen

In Leitlinien empfehlen Fachleute als Zusatzdiagnostik eine Untersuchung der Schilddrüse und ein EEG, denn erst wenn internistische und neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden können, ist die Diagnose ADHS erlaubt.

Behandlung von ADHS

Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft gibt es keine Heilung, aber es stehen wirkungsvolle und gut untersuchte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Welche Therapie für Erwachsene mit Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung sinnvoll ist, hängt von Ihrem Leidensdruck, von der Schwere der Erkrankung und möglichen Begleiterkrankungen, wie z. B. Depression, ab. Viele Erwachsene mit ADHS /ADS haben im Laufe der Jahre eigene Strategien entwickelt. Wenn das nicht ausreicht, gibt es multimodale Therapiekonzepte: medikamentös, psychotherapeutisch und ergänzendes Coaching bei der Alltagsorganisation. Am Anfang steht immer die Aufklärung über die Erkrankung, was bei einer leichten Ausprägung schon ausreichen kann, die Beschwerden zu lindern. Bei mittelgradigen und schweren Ausprägungen muss man gemeinsam entscheiden, welche Methode am besten passt und eventuell zu einer Kombination greifen.

Medikamentöse Therapie

Medikamente können, wie in weltweiten Studien mittlerweile nachgewiesen, die ADHS-Hauptsymptome wirksam reduzieren. Es werden vor allem Präparate mit dem Wirkstoff Methylphenidat (z. B. Medikinet adult oder Ritalin adult), Lisdexamphetamin (Elvanse) oder Atomoxetin eingesetzt. Diese Medikamente wirken, indem sie die Konzentration der Nervenbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöhen. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass das Gehirn Reize von außen besser filtern kann, sodass die Aufmerksamkeit und Konzentration verbessert werden. Eine allgemeine hausärztliche Untersuchung sollte der Medikamenteneinnahme vorangehen. Nebenwirkungen, wie Unruhe, erhöhter Blutdruck, schneller Puls, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen, sind bekannt, können aber oft durch Dosisoptimierung oder Präparatewechsel behoben werden.

Psychotherapie

Eine Psychotherapie in Form von Verhaltenstherapie kann helfen, das oft brüchige Selbstwertgefühl und die Selbststeuerung verbessern. Ziele der Verhaltenstherapie bei ADHS sind die Verbesserung des Zeitmanagements, das Erstellen eines Ordnungs- und Ablagesystems, die Verhinderung von Prokrastination und die Schaffung und Beibehaltung einer Alltagsstruktur.

Ergänzende Maßnahmen

Auch Änderung der Ernährungsgewohnheiten (Zuckerreduktion, Meiden von Fastfood) und regelmäßige sportliche Betätigung sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Sofern keine krankheitswertigen Symptome wie Depression, Zwänge, Ängste etc. vorliegen, kann ein Personal Coaching in Kombination mit einem Achtsamkeitstraining in Frage kommen. Beim ADHS Coaching helfen wir Ihnen das Chaos in Ihrem Leben zu verstehen und zu ordnen, Ihre Stärken zu erkennen, Ihre Schwächen zu akzeptieren, Ihr Leben lebenswert und selbst bestimmt zu gestalten. Wir werden konkrete Pläne, Strategien und Rituale für ein ganz persönliches Selbstmanagement entwickeln. Mit Hilfe klarer Regeln können wir konsequent prüfen, ob und wie sie eingehalten werden. Um eine anhaltende Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen, gehören ständiges Üben (z.B. in Form von Hausaufgaben) und eine regelmäßige Kontrolle.

Medikamentöse Therapie als Ergänzung

Wenn sich im Rahmen einer Verhaltenstherapie die ADHS-Symptomatik nicht hinreichend verbessern lässt und beeinträchtigende ADHS-Symptome weiterhin bestehen, kann die medikamentöse Therapie von ADHS eine wichtige Ergänzung darstellen; bei einer schweren Symptomatik ist sie sogar eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass eine Psychotherapie / Verhaltenstherapie erfolgreich eingesetzt werden können. Die deutschen Leitlinien empfehlen für die medikamentöse Behandlung sogenannte Psychostimulanzien als Mittel der ersten Wahl (z.B. Methylphenidat); aber auch Atomoxetin kann unter bestimmten Bedingungen als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden. Darüber hinaus können beim Auftreten von zusätzlichen Symptomen (z.B. Depression oder Ängsten) weitere Medikamente, z.B. Antidepressiva, sinnvoll sein. Wie bei allen Medikamenten können auch hier Nebenwirkungen auftreten, z.B. Appetitminderung, Übelkeit, Schlafprobleme, Puls- und Blutdrucksteigerungen. Im Rahmen Ihrer Behandlung in unserer Praxis können wir das Für und Wider abwägen. Die Medikamente sind verschreibungspflichtig und können nur von einem Psychiater verschrieben werden.

ADHS im Erwachsenenalter

ADHS ist keine Erkrankung, die sich auf das Kindesalter beschränkt. Bis zu 70% der erkrankten Kinder weisen auch im Erwachsenenalter ADHS-Symptome und/ oder Funktionseinschränkungen auf. Viele Menschen verwenden die Begriffe ADS und ADHS abwechselnd, doch sind sie nicht austauschbar. Bei ADHS zählt Hyperaktivität neben Aufmerksamkeitsstörungen und Impulsivität zu den Kernsymptomen. Bei ADS spielt Hyperaktivität keine Rolle. ADS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Während die ersten beiden Typen von ADHS aufgrund der motorischen Hyperaktivität schnell auffallen, wird der dritte Typ (ADS) eher als verträumt und ruhig wahrgenommen und die dahinterliegende Störung übersehen. In der Konsequenz kann es zu einem, scheinbar unerklärlichen Versagen in der Schule, im Beruf oder in zwischenmenschlichen Beziehungen kommen.

Dimensionale Störung

Die Fähigkeit, Reiz zu filtern, Prioritäten zu setzen, Impulse zu kontrollieren, abwarten zu können, die Aufmerksamkeit zu richten, ist bei uns Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt und bedeutet zunächst keine Erkrankung. Führen diese Phänomene jedoch dazu, dass eine betroffene Person ihre Lebensziele nicht erreicht sowie ihren beruflichen oder sozialen Verpflichtungen nicht nachkommen kann und sich Leidensdruck entwickelt, kann man von einer Störung sprechen. Dann sollte eine Diagnostik durchgeführt werden und abhängig vom Ergebnis eine therapeutische Behandlung stattfinden. Da ADHS eine dimensionale Störung ist, handelt es sich nicht um ein „entweder / oder“ sondern um ein „mehr oder weniger“. Je länger ADHS unerkannt und unbehandelt bleibt, desto mehr Beeinträchtigungen erfahren die Betroffenen.

ADHS bei Frauen

Anders als Jungs fallen Mädchen mit ADHS in der Kindheit selten auf, da sie kaum dem Bild des klassischen Zappelphilipp ähneln. Meist sind sie still, ruhig, zurückgezogen, verlieren sich in Tagträumereien, vergessen die Hausaufgaben, verlieren die Arbeitszettel und der Schreibtisch sieht chaotisch aus. Ihre Unruhe zeigt sich im Kauen an den Nägeln oder dem Spielen mit den Haaren. Sie stören niemanden, fallen kaum auf, gelten häufig als faul und werden aufgefordert, „sich mehr anzustrengen“. Dementsprechend wird bei Frauen das ADHS oder ADS später als bei Männern diagnostiziert. Einerseits können die Frauen dieses Typs eloquent und selbstsicher wirken, sehr sozial und aktiv sein und dabei auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Sie haben Charisma und durch ihren Rededrang keine Schwierigkeiten, in Kontakt zu kommen. Sie können andere Menschen mit ihrer überschwänglichen und sprudelnden Art mitreißen. Andererseits überfordern sie auch ihre Mitmenschen durch ihre Unzuverlässigkeit, dem zu den Terminen zu spät kommen oder gar vergessen, dem kurzfristiges Verwerfen von Plänen. Die Tage sind vollgepackt mit Aktivitäten, die nicht zu schaffen sind. Schwierigkeiten, geknüpfte Kontakte aufrecht zu erhalten oder stabile und tiefergehende Beziehungen einzugehen, treten auf. Prokrastination, d.h. Trotz aller Emanzipation liegt die Verantwortung für die Organisation des Haushaltes meist bei der Frau; kümmert sie sich liebevoll, sorgt für alles und denkt an jegliche Termine - und das neben ihrer Berufstätigkeit. Wenn etwas nicht funktioniert, wird die Schuld häufig bei sich selbst gesucht. Minderwertigkeitsgefühle und Ängste vor jeder neuen Aufgabe können auftreten. Viele Frauen können diese Ängste lange kaschieren. Sie verlieren sich mehr und mehr, achten nicht auf ihre Bedürfnisse.

Historischer Kontext

Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre weisen darauf hin, dass es sich bei ADHS nicht um eine Modediagnose handelt, sondern um eine weitgehend genetisch bedingte, neurobiologisch determinierte Entwicklungsstörung (Krause und Krause, 2013). Das Phänomen ADHS wird schon sehr lange beschrieben. Die älteste bekannte ADHS Darstellung beschreibt Melchior Adam Weikard (1775) in seinem Buch „Der philosophische Arzt“. Im Kinderbuch „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann (1847) beinhalten zwei Geschichten jeweils ein Kernmerkmal des ADHS (Zappelphilipp) und auch ADS (Hanns Guck-in-die-Luft). In den sechziger und siebziger Jahren wurden für die ADHS-Phänomene die Begriffe minimale cerebrale Dysfunktion und hyperkinetische Störung des Kindesalters eingeführt. 1980 wurde die Aufmerksamkeitsdefizitstörung in das Klassifikationssystem DSM III aufgenommen. Noch heute finden sich mehrere konkurrierende Bezeichnungen und Abkürzungen mit zum Teil unterschiedlichen Bedeutungen (ADS = Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, HKS = Hyperkinetisches Syndrom, POS = psychoorganisches Syndrom). Etabliert hat sich die Abkürzung ADHS als umfassender Begriff. In allen Familien- und Zwillingsstudien der letzten Jahre wurde immer wieder eine hohe genetische Übereinstimmung festgestellt (Waldmann und Reeh, 2002). Darüber hinaus konnten in zahlreichen genetischen Studien eine Störung in der dopaminergen Übertragung im zentralen Nervensystem nachgewiesen werden.

ADHS Test und Neurologe

Sollten Sie sich fragen, ob Sie an ADHS oder ADS leiden, suchen Sie eine Praxis für Psychiatrie oder Neurologie auf! Bei Verdacht auf eine ADHS bedarf es einer gründlichen Abklärung. Viele neurologische Praxen bieten moderne Diagnostik und Therapie in diesem Bereich an.

Ablauf der ADHS-Testdiagnostik

Der Weg bei der Frage, ob Sie eine ADHS im Erwachsenenalter haben, hat Sie vielleicht bereits schon viel Zeit und Kraft gekostet.

  1. Termin - Beim Erstgespräch findet ein erstes Kennenlernen und ein Screening auf AD(H)S statt. Sie berichten aus Ihrem Leben und Ihrer Kindheit. ob eine ADHS-Testung für Sie sinnvoll ist. (ca.
  2. Termin - In dem zweiten Termin wird eine Testdiagnostik für AD(H)S eingesetzt, um Ihre Symptome gut zu der Verdachtsdiagnose zuordnen zu können. (ca. Es ist erforderlich, dass Sie zu dem 2.
  3. einem Arzt weiter behandeln können. Die Termine zur ADHS-Diagnostik sind, aufgrund des hohen Zeitaufwandes, nur in begrenzter Anzahl verfügbar. Sie haben mit der Diagnosestellung viele Fragen, welche Ihnen unter den Nägeln brennen. AD(H)S, in denen Sie sich wieder finden werden. Durch die Gruppe lernen Sie auch, dass Sie nicht allein mit Ihren Problemen und Sorgen sind. Die Kosten der Gruppen-Psychoedukation werden von Ihrer Krankenkasse übernommen. Ergotherapeutin Pavla wahrzunehmen. Die Teilnahme erfolgt auf einer Ergotherapie-Verordnung Gruppe (psychisch-funktional). zusammen, ist vom Teilnehmer zu tragen. Im Anschluss an die Psychoedukation haben Sie die Möglichkeit eine AD(H)S-spezifische Gruppen-Psychotherapie wahrzunehmen. Psychotherapeuten geleitet. Achtung! Die Teilnahme an der AD(H)S-Psychotherapiegruppe ist parallel zu einer bestehenden Einzelpsychotherapie nicht über die gesetzliche Krankenversicherung möglich. Gerne unterstützen unsere Ärzte Sie auch bei einer AD(H)S-Therapie durch Medikamente. Auch Begleiterkrankungen wie z.B. Depressionen, Schlafstörungen, Impulsivität können durch eine Medikamenteneinstellung unterstützt werden. alltagsrelevanten Beschwerden. für klinische Forschung Dr. I. Sollte bei Ihnen in der Jugend oder Kindheit eine AD(H)S-Diagnose bereits gestellt worden sein und Sie haben ggf. unseren Ärzten vorstellen.

Spezialsprechstunde "ADHS-Medikation"

Um Ihnen eine bestmögliche Versorgung bei der Einstellung Ihrer ADHS-Medikation zu gewährleisten, bieten einige Praxen eine gesonderte Sprechstunde „ADHS-Medikation“ an. Hier erhalten Sie eine ausführliche Beratung sowie notwendige Anpassungen bzgl. Ihrer Medikamente.

tags: #ADHS #Test #Neurologe