Das Parkinson-Syndrom ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der allein in Deutschland über 250.000 Menschen betroffen sind. Obwohl die moderne Medizin Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern kann, gibt es derzeit keine Heilung oder Möglichkeit, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten. Daher suchen viele Betroffene nach präventiven Maßnahmen und Möglichkeiten, die Progression durch Nahrungsergänzungsmittel und andere natürliche Substanzen zu verlangsamen. In diesem Zusammenhang hat sich Alpha-Liponsäure (ALA) als potenziell neuroprotektive Substanz herauskristallisiert.
Was ist Alpha-Liponsäure?
Alpha-Liponsäure (ALA), auch bekannt als 1,2-Dithiolan-3-valeriansäure, ist eine schwefelhaltige Fettsäure, die natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommt. Sie ist sowohl wasser- als auch fettlöslich, was ihr ermöglicht, in verschiedenen Teilen der Zelle und des Körpers zu wirken, einschließlich des Gehirns, da sie die Blut-Hirn-Schranke passieren kann. ALA hat zwei Hauptfunktionen im Körper:
- Coenzym für die Energieproduktion: ALA ist in den Mitochondrien jeder Zelle vorhanden und spielt eine entscheidende Rolle bei der zellulären Energieproduktion als Coenzym von Enzymkomplexen wie dem Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex und dem alpha-Ketoglutarat-Dehydrogenase-Komplex.
- Antioxidans: ALA ist ein starkes und vielseitiges Antioxidans, das freie Radikale neutralisiert und die Zellen vor oxidativem Stress schützt. Sie wird leicht zu Dihydroliponsäure umgewandelt, einem noch stärkeren Radikalfänger.
Die Rolle von Alpha-Liponsäure bei neurodegenerativen Erkrankungen
Präklinische Studien deuten auf mögliche positive Effekte von Alpha-Liponsäure bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose hin. Diese Erkrankungen sind oft durch oxidativen Stress und Entzündungsprozesse gekennzeichnet, bei denen ALA potenziell schützende Wirkungen entfalten kann.
Alpha-Liponsäure und Parkinson
Obwohl die Forschung noch nicht abgeschlossen ist, gibt es Hinweise darauf, dass Alpha-Liponsäure bei Parkinson-Patienten von Nutzen sein könnte. Parkinson ist durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet, insbesondere der dopaminproduzierenden Zellen. Oxidativer Stress spielt eine wichtige Rolle bei diesem Prozess.
- Antioxidative Wirkung: Alpha-Liponsäure kann freie Radikale neutralisieren, die Nervenzellen schädigen können. Sie kann auch die Konzentration von Glutathion erhöhen, einem wichtigen Antioxidans im Gehirn.
- Entzündungshemmende Wirkung: ALA kann Entzündungsprozesse im Gehirn modulieren, indem sie die Aktivierung des Transkriptionsfaktors NF-κB hemmt.
- Verbesserung der mitochondrialen Funktion: Da ALA eine Rolle bei der zellulären Energieproduktion spielt, könnte sie die Funktion der Mitochondrien in den Nervenzellen verbessern und so deren Überleben fördern.
Weitere Studien
In der von Mischley et al. 2017 veröffentlichten „CAM Care in PD“ Studie (Komplementäre und alternative Medizin bei M. Parkinson) wurden 1 307 Parkinson- Patienten mit Online-Fragebögen nach ihren Krankheitsdaten und Ernährungsgewohnheiten befragt. Ergebnis: frisches Gemüse, frisches Obst, Nüsse, Samen, Olivenöl, Wein, Kokosöl, frische Kräuter und die Verwendung von Gewürzen waren mit einem langsameren Krankheitsverlauf assoziiert. Folgende Supplements wurden von den Patienten in unterschiedlicher Häufigkeit eingenommen: Inosin, Glutathion, DHEA (Dehydroepiandrosteron), Koenzym Q10, Fischöl, Quercetin, Kurkuma, Gingko biloba, Kokosöl, Reveratrol, Vitamin D, Alpha-Liponsäure, Probiotika, NADH (Nicotinamidadenindinukleotidhydrid), Multivitaminpräparate, Kalzium, Vitamin B6, Vitamin B12, Folsäure, N-Acetylcystein, Rubidium, Östrogen, Mucuna pruriens, Fava-Bohnen, Melatonin und Eisen. Nach Ausschluss aller möglichen statistischen Fehler war nur Fischöl mit einer langsameren Progression assoziiert.
Lesen Sie auch: Wie Alpha-Liponsäure bei nicht-diabetischer Polyneuropathie helfen kann
Weitere Anwendungsgebiete von Alpha-Liponsäure
Alpha-Liponsäure hat auch in anderen Bereichen gesundheitliche Vorteile gezeigt:
- Diabetische Neuropathie: ALA hat sich als wirksam bei der Linderung von Symptomen der diabetischen Neuropathie erwiesen, einer häufigen Komplikation von Diabetes. Studien haben gezeigt, dass ALA Schmerzen, Brennen, Parästhesien und Taubheitsgefühle reduzieren kann.
- Lebergesundheit: ALA unterstützt die Leberfunktion und kann vor Leberschäden durch Toxine und oxidative Schäden schützen. Sie kann auch bei der Behandlung von nicht-alkoholischer Fettleber (NAFLD) hilfreich sein.
- Herz-Kreislauf-Gesundheit: ALA kann die endotheliale Funktion verbessern und den Blutdruck senken, was sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken kann.
- Entgiftung: ALA unterstützt die Ausscheidung von Schadstoffen und Schwermetallen aus dem Körper.
Dosierung und Sicherheit
Für die Behandlung der diabetischen Neuropathie werden üblicherweise Dosierungen von 600-1200 mg Alpha-Liponsäure täglich empfohlen. Bei Multipler Sklerose haben sich höhere Dosierungen von 1200 mg täglich als wirksam erwiesen. Die empfohlene therapeutische Dosierung (R/S)-Alpha-Liponsäure beträgt 600- 1800 mg pro Tag. Die natürliche R-Form der Alpha-Liponsäure ist wahrscheinlich in geringeren Dosierungen wirksam. Als Erhaltungsdosis für Personen ohne ernsthafte gesundheitliche Beschwerden können ca. 100 mg pro Tag beibehalten werden.
Alpha-Liponsäure gilt allgemein als sicher und gut verträglich. Gelegentlich können milde Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden, Hautausschläge oder Kopfschmerzen auftreten, besonders bei höheren Dosierungen.
Lesen Sie auch: Polyneuropathie: Therapie mit Alpha-Liponsäure
Lesen Sie auch: Schlaganfall: Hilft oder schadet Alpha-GPC?
tags: #alpha #liponsäure #parkinson