Alpha-Wellen sind ein faszinierendes Thema im Bereich der Neurowissenschaften und des Lernens. Sie spielen eine wichtige Rolle für Entspannung, Kreativität, Konzentration und sogar für die Rehabilitation nach Hirnschäden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Alpha-Wellen, ihre Auswirkungen auf das Gehirn und wie man sie gezielt nutzen kann, um Lernprozesse zu optimieren und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Was sind Alpha-Wellen?
Unser Gehirn produziert ständig elektrische Aktivität, die in Form von Gehirnwellen messbar ist. Diese Gehirnwellen variieren in ihrer Frequenz und Amplitude und werden in fünf Haupttypen unterteilt: Delta, Theta, Alpha, Beta und Gamma. Alphawellen sind ein Signal im Frequenzbereich zwischen 8 und 13 Hz. Sie treten vor allem bei geschlossenen Augen auf und werden durch Betawellen ersetzt, wenn die Augen geöffnet werden (Berger-Effekt). Derselbe Effekt tritt bei geschlossenen Augen auf, wenn man z. B. Darüber hinaus werden sie mit leichter Entspannung oder entspannter Wachheit in Verbindung gebracht. Alphawellen werden als eine emergente Eigenschaft betrachtet.
Alphawellen und Entspannung
Wenn wir uns entspannen, setzen unsere Gehirne Alphawellen frei. Diese Wellen haben eine beruhigende und entspannende Wirkung auf den Körper. Stell dir vor… du schließt die Augen (80 Prozent der sensorischen Informationen werden über das Sehen übertragen) und richtest deine Aufmerksamkeit gezielt nach innen. Die Sinneseindrücke aus der Umwelt sind bereits erheblich heruntergefahren, in deinem Nervensystem kommen weniger Informationen an. Die Gehirnwellenaktivität geht automatisch in den langsameren Alphazustand. Du entspannst dich, beschäftigst dich nicht mehr so stark mit äußeren Einflüssen. Die Innenwelt beansprucht deine Aufmerksamkeit. Du denkst tendenziell weniger, analysierst nicht mehr so viel.
Alphawellen und Kreativität
Um auf kreative Ideen zu kommen, müssen wir unsere gewohnten Denkpfade verlassen. Wie genau das Gehirn den Weg zu neuen Ideen frei macht, schildern Wissenschaftler in »PNAS«. Laut ihren vorab beim 18. World Congress of Psychophysiology veröffentlichten Befunden ließ das Team um Caroline di Bernardi Luft von der Queen Mary University of London 30 Versuchspersonen nach Verbindungen zwischen Wörtern suchen. Dabei stimulierten die Forscher bei den Probanden mittels Wechselstrom die Hirnaktivität in beiden Schläfenlappen, darunter Regionen, deren Beteiligung an kreativen Prozessen bereits bekannt war. Die Tests an drei verschiedenen Tagen zeigten: Die Probanden lösten mehr kreative Aufgaben, wenn bei ihnen der rechte Schläfenlappen stimuliert wurde, anders als bei einer Stimulation des linken oder bei einer Scheinstimulation. Offenbar halfen die elektrischen Schwankungen in einem bestimmten Frequenzband, so genannte Alphawellen, entscheidend dabei, naheliegende Wortassoziationen zu unterdrücken. Hirnwellen dieser Frequenz (zwischen 8 und 13 Hertz) treten in der Regel bei geschlossenen Augen oder im entspannten Zustand auf. Dass die Alpha-Aktivität auf kreative Prozesse im Gehirn hindeutet, ist zwar nichts Neues. Doch die Forscher hoffen, mittels transkranieller Hirnstimulation im rechten Temporalkortex gezielt kreativen Ideen den Weg bahnen zu können. »Wenn wir nach einer alternativen Verwendung für ein Glas suchen, müssen wir zunächst unsere gewöhnliche Perspektive auf ein Glas als Behälter unterdrücken. Die Oszillationen im rechten Temporallappen sind ein Schlüsselmechanismus, um diese offensichtlichen Assoziationen zu überschreiben.« Mit der verwendeten Methode, der transkraniellen Wechselstromstimulation, ist es anderen Teams ebenfalls gelungen, psychische Vorgänge anzustoßen, etwa luzide Träume. Auch Gleichstrom- oder Magnetstimulation haben sich dabei bewährt.
Alphawellen und Lernen
Alphawellen unterstützen konzentriertes und effektives Lernen. Lernst du beispielsweise bei einem Vortrag etwas Neues, arbeitet dein Gehirn normalerweise im niederen bis mittleren Betabereich. Du hörst das, was dir vermittelt wird, analysierst die vorgestellten Konzepte. Hast du dann genug gehört oder interessierst dich sich für etwas besonders, weil es auf dich persönlich zutrifft, machst du automatisch eine Pause, und dein Gehirn geht in den Alphazustand, um die Informationen in den “Grauen Zellen” zu konsolidieren. Du starrst vor dich hin und bist dabei in deinen Gedanken versunken, die dadurch realer werden als die Außenwelt.
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Eine Studie hat gezeigt, dass Teilnehmer, die im Neurofeedback ihre Alphawellen gezielt gefördert hatten, im Lernversuch deutlich besser abschnitten als eine untrainierte Kontrollgruppe. Ihr Tastsinn verbesserte sich messbar, wie die Forscher berichten. „Immerhin rund 59 Prozent der individuellen Lernunterschiede in dieser Wahrnehmungsaufgabe ließen sich durch die Stärke der Alpha-Oszillationen vor Lernbeginn erklären“, sagen die Forscher.
Alphawellen und das Gehirn von Kindern
Zwischen fünf und acht Jahren kommt es zu einer Veränderung der Gehirnwellen bei Kindern. Sie haben jetzt eine Frequenz von 8-13 Zyklen pro Sekunde, die sogenannten Alphawellen. Zu diesem Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung bildet sich der analytische Verstand aus. Das Kind fängt an zu interpretieren und Schlüsse über die Gesetzmäßigkeiten seiner Umwelt zu ziehen. Kinder in dieser Altersklasse stehen meist mit einem Bein in der Fantasiewelt, mit dem anderen in der realen Welt. Deshalb können sie sich so gut verstellen bzw. “schauspielern”.
Wie man Alphawellen gezielt erzeugen kann
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Alpha-Aktivität im Gehirn gezielt zu erzeugen und zu verstärken:
- Meditation: Regelmäßige Meditation ist eine der effektivsten Methoden, um in den Alphazustand zu gelangen.
- Entspannungstechniken: Techniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Atemübungen können helfen, den Körper und Geist zu entspannen und die Alpha-Wellen-Aktivität zu fördern.
- Musik: Lozanov fand heraus, dass unter anderem klassische Musik den Alpha-Zustand im Gehirn verursacht. Wie klassische Musik Alphawellen auslöst, ist bis heute unklar.
- Mindmachines: Moderne Geräte wie die brainLight-Systeme beinhalten eine reiche Mischung von Tönen, Akkorden und Frequenzen und führen den Anwender je nach Programmwahl in ganz unterschiedliche Zustände, die von leichter Entspannung über Meditation bis hin zu extremer Bewusstheit reicht. Mit schnell blinkendem Licht (Beta-Wellen) werden Nutzer aus einem angespannten Zustand abgeholt und durch langsamer werdendes Blinken in den Alpha-Zustand geführt.
- Neurofeedback: „Alpha-Neurofeedbacktraining könnte also ein Mittel darstellen, Lernerfolg in alltäglichen, aber auch in rehabilitativen oder klinischen Kontexten zu verstärken“, folgert Seniorautor Hubert Dinse von der Ruhr-Universität Bochum. So könnten beispielsweise Schlaganfallpatienten durch Neurofeedback schneller lernen, verlorene Fähigkeiten wieder zurückzugewinnen.
- Ayurvedische Praktiken: Ayurvedische Praktiken wie Abhyanga (Selbstmassage mit warmem Öl), Shirodhara (Ölstirnguss) und bestimmte Kräutertherapien fördern Entspannung und helfen, den Alphazustand zu erreichen.
Alphawellen und Lernen im Schlaf
Alphawellen und Lernmusik helfen Dir ebenfalls beim Einschlafen. Dein Gehirn ist dabei stets aktiv, weshalb auch Lernen im Schlaf bis zu einem bestimmten Maß funktioniert.
Alphawellen und Sprachlernen
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Alpha-Intensivtraining
Bei dem sogenannten ALPHA-Intensivtraining macht man sich die positiven Auswirkungen von Entspannung auf den Körper zunutze und fördert so ganzheitliches Lernen. Versetzt man sich in einen entspannten Zustand, verändert das die Physiologie unseres Körpers: der Blutdruck und die Herzfrequenz sinken, die Atemfrequenz wird langsamer und tiefer, die Muskelspannung wird weniger und auch die Gehirnwellen schalten auf eine Frequenz von etwa 8-13 Schwingungen. Befindet man sich in diesem wachen aber entspannten Zustand, hat das Gehirn eine Erwartungshaltung und ist daher besonders aufmerksam und aufnahmefähig. Im Unterschied zum Schlafen wartet das Gehirn auf Input und ist bereit für eine Zustandsänderung.
Die Bedeutung der Alpha-Aktivität für Lernprozesse
Die Versuchsergebnisse zeigten: Je höher die Alpha-Aktivität vor dem passiven Training, desto besser lernten die Probandinnen und Probanden. Außerdem lernten sie umso leichter, je mehr die Alpha-Aktivität während des passiven Trainings abnahm. Diese Effekte traten über dem somatosensorischen Kortex auf, also dort, wo der Tastsinn im Gehirn verortet ist.
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