Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Abbau von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen. Die Auswirkungen auf Betroffene, ihre Familien und die Gesellschaft sind enorm. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Alzheimer-Krankheit, von den Ursachen und Symptomen bis hin zu Diagnose, Behandlung und Möglichkeiten der Unterstützung für Betroffene und ihre Angehörigen.
Was ist Alzheimer?
Der Begriff „Demenz“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“. Er beschreibt den Verlust geistiger Fähigkeiten, der über das normale Maß des Alterns hinausgeht. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz, auf die etwa 60 bis 80 Prozent aller Fälle entfallen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielt.
- Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer. Die meisten Betroffenen sind älter als 65 Jahre, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt.
- Genetische Faktoren: In seltenen Fällen (weniger als 3 Prozent) sind erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit die alleinige Ursache. Diese treten meist in jüngerem Alter auf.
- Eiweißablagerungen: Kennzeichnend für die Alzheimer-Krankheit sind Eiweißablagerungen im Gehirn, sogenannte Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Diese Ablagerungen stören die Funktion der Nervenzellen und führen zu deren Absterben.
- Weitere Risikofaktoren: Zu den weiteren Risikofaktoren gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität.
Symptome und Krankheitsverlauf
Der Verlauf der Alzheimer-Krankheit ist individuell unterschiedlich, aber in der Regel schreitet die Erkrankung langsam voran. Die Symptome können in drei Stadien eingeteilt werden:
- Frühes Stadium: Im frühen Stadium stehen Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses im Vordergrund. Betroffene können sich beispielsweise den Inhalt von Gesprächen nicht merken oder verlegen Gegenstände. Auch Störungen des planenden und organisierenden Denkens, Wortfindungs- und Orientierungsstörungen können auftreten. Viele Betroffene erleben in diesem Stadium bewusst, dass sie etwas vergessen, und reagieren darauf mit Verwirrung, Depression, Aggression oder Rückzug. Sie versuchen oft, eine „Fassade“ aufrechtzuerhalten. In diesem Stadium sind die Betroffenen bei Alltagsaufgaben weitgehend selbstständig, benötigen aber möglicherweise Hilfe bei komplizierten Tätigkeiten wie dem Führen des Bankkontos oder der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Dieser Zustand wird oft als "Leichte Kognitive Beeinträchtigung" oder "Mild Cognitive Impairment" (MCI) bezeichnet.
- Mittleres Stadium: Im mittleren Stadium nehmen die Einschränkungen von Gedächtnis, Denkvermögen und Orientierungsfähigkeit allmählich zu, sodass die selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich ist. Die Betroffenen benötigen zunehmend Hilfe bei einfachen Aufgaben des täglichen Lebens wie Einkaufen, Zubereiten von Mahlzeiten, Bedienen von Haushaltsgeräten oder der Körperpflege. Viele Erkrankte können keine vollständigen Sätze mehr bilden und sind dadurch schwer zu verstehen. Auch die Erinnerungen an lang zurückliegende Ereignisse verblassen. Es kann vorkommen, dass sich die Erkrankten wie im besten Erwachsenenalter fühlen, ihre längst verstorbenen Eltern suchen oder zur Arbeit gehen wollen. Weiterhin können ausgeprägte Verhaltensveränderungen hinzukommen, wie Unruhe, Reizbarkeit oder Aggressivität.
- Spätes Stadium: Im fortgeschrittenen Stadium besteht ein hochgradiger geistiger Abbau. Die Sprache beschränkt sich nur noch auf wenige Wörter oder versiegt ganz. Die Betroffenen sind bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. In der Regel geht die Kontrolle über Blase und Darm sowie über die Körperhaltung verloren. Viele können nicht mehr ohne Hilfe gehen, brauchen einen Rollstuhl oder werden bettlägerig. Es können Versteifungen in den Gliedmaßen, Schluckstörungen und Krampfanfälle auftreten. Die Anfälligkeit für Infektionen steigt.
Die Krankheitsdauer bis zum Tod beträgt im Durchschnitt etwa acht Jahre, kann aber auch deutlich kürzer oder länger sein.
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Diagnose
Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit basiert auf einer Kombination aus verschiedenen Untersuchungen:
- Anamnese und neurologische Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und führt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch.
- Kognitive Tests: Mithilfe von standardisierten Tests werden die kognitiven Fähigkeiten des Patienten überprüft, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Orientierung.
- Bildgebende Verfahren: Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) kann das Gehirn dargestellt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und Veränderungen im Gehirn, die typisch für die Alzheimer-Krankheit sind, zu erkennen.
- Liquoruntersuchung: In manchen Fällen kann eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) durchgeführt werden, um bestimmte Eiweiße zu messen, die auf die Alzheimer-Krankheit hinweisen können.
Es ist wichtig, bei Verdacht auf Alzheimer frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, um andere behandelbare Ursachen für die Symptome auszuschließen und eine frühzeitige Behandlung einzuleiten.
Behandlung
Die Alzheimer-Krankheit ist derzeit nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Medikamentöse Behandlung
Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden können:
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente erhöhen die Konzentration des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn, der für die Kommunikation zwischen Nervenzellen wichtig ist. Sie können die Gedächtnisleistung und die Alltagsfähigkeiten verbessern.
- NMDA-Antagonisten: Diese Medikamente schützen die Nervenzellen vor einer Überstimulation durch den Botenstoff Glutamat. Sie können die Symptome im mittleren und späten Stadium der Erkrankung lindern.
- Neue Medikamente: Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Zwei dieser Medikamente - Lecanemab (Handelsname "Leqembi") und Donanemab (Handelsname "Kisunla") - sind 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und stehen ab September bzw. November 2025 auch für die Behandlung zur Verfügung. Da beide Wirkstoffe mit starken Nebenwirkungen verbunden sein können, sind für die Behandlung damit strenge Richtlinien erlassen worden.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Neben der medikamentösen Behandlung spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Dazu gehören:
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- Kognitive Stimulation: Durch gezielte Übungen und Aktivitäten können die geistigen Fähigkeiten trainiert und erhalten werden.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung kann die körperliche und geistige Gesundheit verbessern und die Symptome der Alzheimer-Krankheit lindern.
- Ergotherapie: Ergotherapie hilft den Betroffenen, ihre Alltagsfähigkeiten zu erhalten und zu verbessern.
- Musiktherapie: Musik kann die Stimmung verbessern, Erinnerungen wecken und die Kommunikation fördern.
- Validation: Die Validation ist eine Kommunikationsmethode, die darauf abzielt, die Gefühle und Bedürfnisse der Betroffenen zu verstehen und zu akzeptieren.
- Anpassung der Umgebung: Eine sichere und vertraute Umgebung kann dazu beitragen, Verwirrung und Ängste zu reduzieren.
- Beratung und Unterstützung für Angehörige: Die Pflege von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung. Angehörige benötigen daher Unterstützung und Beratung, um mit der Situation umgehen zu können und ihre eigene Gesundheit zu erhalten.
Umgang und Pflege
Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis. Hier sind einige Tipps:
- Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und stellen Sie nur eine Frage auf einmal. Achten Sie auf nonverbale Signale wie Mimik und Körpersprache.
- Orientierung: Sorgen Sie für eine vertraute Umgebung mit klaren Strukturen und Routinen. Verwenden Sie Orientierungshilfen wie Kalender, Uhren und Fotos.
- Aktivitäten: Bieten Sie den Betroffenen altersgerechte und ihren Fähigkeiten entsprechende Aktivitäten an, die ihnen Freude bereiten und sie geistig und körperlich aktivieren.
- Sicherheit: Schaffen Sie eine sichere Umgebung, um Stürze und andere Unfälle zu vermeiden. Entfernen Sie Stolperfallen, installieren Sie Haltegriffe und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung.
- Selbstpflege: Achten Sie als Angehöriger auf Ihre eigene Gesundheit und nehmen Sie sich regelmäßig Auszeiten, um Kraft zu tanken. Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, wenn Sie überfordert sind.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Es gibt zahlreiche Organisationen und Angebote, die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen:
- Alzheimer Gesellschaften: Die Alzheimer Gesellschaften bieten Informationen, Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Sie organisieren Selbsthilfegruppen, Schulungen und Veranstaltungen.
- Demenz-Servicezentren: Die Demenz-Servicezentren sind Anlaufstellen für alle Fragen rund um das Thema Demenz. Sie bieten Beratung, Vermittlung von Hilfsangeboten und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags.
- Pflegedienste: Pflegedienste bieten ambulante Pflege und Betreuung zu Hause an. Sie können bei der Körperpflege, der Haushaltsführung und derAlltagsbewältigung unterstützen.
- Tagespflege: Die Tagespflege ist ein teilstationäres Angebot, bei dem Menschen mit Demenz tagsüber betreut werden. Dies entlastet die Angehörigen und bietet den Betroffenen soziale Kontakte undAnregung.
- Pflegeheime: Pflegeheime bieten eine vollstationäre Betreuung für Menschen mit Demenz, die nicht mehr zu Hause gepflegt werden können.
- Selbsthilfegruppen: In Selbsthilfegruppen können sich Betroffene und Angehörige austauschen, Erfahrungen teilen und gegenseitig unterstützen.
Rechtliche und finanzielle Aspekte
Im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit stellen sich oft rechtliche und finanzielle Fragen:
- Vorsorgevollmacht: Mit einer Vorsorgevollmacht kann eine Person ihres Vertrauens bevollmächtigt werden, im Falle einer Geschäftsunfähigkeit Entscheidungen in ihrem Namen zu treffen.
- Betreuungsverfügung: In einer Betreuungsverfügung kann festgelegt werden, wer im Falle einer Betreuung als Betreuer bestellt werden soll und welche Wünsche undVorstellungen der Betroffene hinsichtlich seiner Betreuung hat.
- Patientenverfügung: In einer Patientenverfügung kann festgelegt werden, welche medizinischen Behandlungen im Falle einer Einwilligungsunfähigkeit gewünscht oder abgelehnt werden.
- Pflegeversicherung: Die Pflegeversicherung leistet finanzielle Unterstützung für Menschen mit Pflegebedarf. Die Höhe der Leistungen richtet sich nach dem Pflegegrad.
- Weitere finanzielle Hilfen: Es gibt verschiedene weitere finanzielle Hilfen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, wie beispielsweise Wohngeld, Sozialhilfe oderSteuererleichterungen.
Es ist ratsam, sich frühzeitig über diese rechtlichen und finanziellen Aspekte zu informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
Forschung
Die Alzheimer-Forschung ist ein wichtiges Gebiet, um die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen, neue Diagnose- und Behandlungsmethoden zu entwickeln und letztendlich eine Heilung zu finden. Es gibt vielversprechende Ansätze in der Forschung, wie beispielsweise die Entwicklung von Medikamenten, die die Bildung von Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verhindern oder abbauen, oder die Entwicklung von Biomarkern, die eine frühe Diagnose der Krankheit ermöglichen.
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