Alzheimer Gesellschaft Bamberg: Unterstützung und Engagement für Menschen mit Demenz

Die Alzheimer Gesellschaft Bamberg e.V. spielt eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen in der Region Bamberg. Durch vielfältige Initiativen, ehrenamtliches Engagement und enge Zusammenarbeit mit anderen Organisationen trägt die Gesellschaft dazu bei, das Leben von Betroffenen zu verbessern und das Bewusstsein für die Krankheit in der Bevölkerung zu schärfen.

Ehrenamtliche Hilfe als wichtige Stütze

Ein wesentlicher Pfeiler der Arbeit der Alzheimer Gesellschaft Bamberg ist das Engagement ehrenamtlicher Helfer. Frauen wie Jutta Rogge aus Litzendorf und Gabriela Bohrer aus Frensdorf bringen sich aktiv ein, um Angehörige von Demenzkranken zu entlasten. Durch ihre Ausbildung haben sie ein tiefes Verständnis für das Krankheitsbild und seine Konsequenzen entwickelt. Sie besuchen Demenzkranke, hören ihnen zu, leisten kleine Hilfestellungen und schenken ihnen Zeit. Diese Besuche ermöglichen es den Angehörigen, Arztbesuche zu erledigen oder andere Termine wahrzunehmen, wohl wissend, dass ihre Lieben in guter Betreuung sind.

Jutta Rogge betont, dass Ehrenamtlichkeit für sie eine Selbstverständlichkeit ist. Sie ist davon überzeugt, dass viele Menschen in der Lage wären, sich einzubringen und dass in einer Zeit, in der Familien räumlich auseinanderdriften oder durch Kindererziehung zeitlich eingeschränkt sind, Betroffene dringend Unterstützung von außen benötigen.

Beratung und Unterstützung für Angehörige

Karin Kisselmann-Liedel, Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Bamberg e.V., unterstreicht die Bedeutung der Unterstützung für pflegende Angehörige. Die meisten an Demenz Erkrankten werden zuhause gepflegt, was zwar für die Betroffenen aufgrund der vertrauten Umgebung von Vorteil ist, aber oft zu einer enormen Belastung für die Angehörigen führt. Nicht selten werden diese selbst krank, weil sie sich scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Alzheimer Gesellschaft wirkt dem entgegen, indem sie Beratungsgespräche, Gesprächskreise und Entlastungsangebote anbietet.

Inzwischen sind zehn ehrenamtliche Helfer im Einsatz, und die Gesellschaft plant, weitere auszubilden, um die steigenden Anfragen zeitnah bewältigen zu können. Interessierte können sich jederzeit bei der Alzheimer Gesellschaft melden. Zudem gibt es in Bamberg eine Reihe von Hilfsdiensten und Betreuungsmöglichkeiten, über die man sich bei der Fachstelle für pflegende Angehörige informieren kann.

Lesen Sie auch: Informationen für Alzheimer-Patienten und Angehörige

Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung

Der Kontakt zwischen Angehörigen und Ehrenamtlichen ist von großer Bedeutung. Es ist wichtig, dass die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt. Zunächst geht es darum, so viel wie möglich über die Biographie und die Eigenheiten des Kranken zu erfahren, um Ansatzpunkte für Gespräche zu haben und Gefühle verstehen und annehmen zu können. Karin Kisselmann-Liedel betont, dass dies psychische Stabilität erfordert: „Wir brauchen Menschen, die sensibel die Bedürfnisse Anderer wahrnehmen, ohne sich vereinnahmen zu lassen, die sich selbst zurücknehmen können und in schwierigen Situationen souverän reagieren.“ Diese hohen Ansprüche werden durch eine sorgfältige Einarbeitung unterstützt.

Gabriela Bohrer hebt hervor, dass die Ausbildung sehr bereichernd war und die nötigen Kompetenzen im Umgang mit den Kranken und Verständnis für die Situation der Angehörigen vermittelte. Sie betont, dass Angehörige oft unter Druck von außen stehen, beispielsweise durch Nachbarn, die den Patienten in einem guten Moment erleben und der betreuenden Tochter Schuldgefühle einreden.

Engagement als Bereicherung

Sowohl Gabriela Bohrer als auch Jutta Rogge empfinden ihr freiwilliges Engagement als eine wichtige und erfüllende Aufgabe. Sie können etwas geben und gleichzeitig etwas bekommen. Sie bieten zusätzlich eine wöchentlich stattfindende Betreuungsgruppe für Demenzkranke an. Wichtig ist ihnen dabei, über ihre Zeit frei verfügen zu können.

Die Demenzinitiative Bamberg: Ein Netzwerk für Betroffene

Stefanie Hahn, Bambergs Seniorenbeauftragte und von Anfang an Mitglied der Demenzinitiative, betont, wie wichtig es war, das Thema Demenz zu enttabuisieren. Vor zehn Jahren war das Thema noch stark mit Angst und Scham besetzt. Ziel der Demenzinitiative ist es, dass Menschen, die von einer dementiellen Erkrankung betroffen sind, keine Ausgrenzung erfahren, sondern als Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde mit Rechten und Teilhabewünschen wahrgenommen werden.

Ziele der Demenzinitiative

Die Demenzinitiative verfolgt mehrere wichtige Ziele:

Lesen Sie auch: Kinder-Alzheimer: Ein umfassender Überblick

  • Sensibilisierung der Öffentlichkeit: Durch Schulungen und Informationsveranstaltungen sollen sogenannte „Partner des Alltags“ (z.B. Mitarbeiter in Bäckereien, Banken, Friseursalons oder Behörden) für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sensibilisiert werden. Diese Multiplikatoren geben das Erlernte in ihren Betrieben weiter und sorgen so für ein demenzfreundliches Umfeld.
  • Förderung eines offenen Umgangs mit Demenz: Die Demenzinitiative setzt sich dafür ein, dass Demenz kein Tabuthema mehr ist und dass Betroffene und ihre Angehörigen offen über ihre Situation sprechen können.
  • Aufklärung über Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen: Neben genetischen und anderen unvermeidbaren Ursachen gibt es auch veränderbare Risikofaktoren für Demenz. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und lebenslanges Lernen können das Risiko nachweislich senken.
  • Unterstützung pflegender Angehöriger: Die Demenzinitiative setzt sich dafür ein, dass pflegende Angehörige die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um ihre wichtige Aufgabe langfristig und gesundheitsschonend ausüben zu können.

Finanzierung und Kooperationen

Die Demenzinitiative wird durch Stadt und Landkreis Bamberg sowie die Erich-und-Elsa-Oertel-Altenhilfe Stiftung finanziert. Sie kooperiert eng mit der Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Versorgungsstrukturen und Hilfsangebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörige aufzubauen.

Demenz: Mehr als nur Alzheimer

Stefanie Hahn weist darauf hin, dass es neben der Alzheimer-Erkrankung noch viele weitere Arten von Demenz gibt, die oft weniger Aufmerksamkeit erhalten. Die Demenzinitiative möchte dem entgegenwirken und über die verschiedenen Formen von Demenz aufklären.

Fachstelle für pflegende Angehörige: Beratung und Unterstützung aus einer Hand

Die Fachstelle für pflegende Angehörige ist die Beratungsinstitution der Arbeitsgemeinschaft Bamberger Wohlfahrtsverbände. Sie bietet Familienangehörigen, Nachbarn und Freunden die Möglichkeit, sich auszusprechen, Rat und Unterstützung zu holen. Die Mitarbeiterinnen nehmen sich Zeit, um zuzuhören und individuelle Lösungswege zu finden.

Angebote der Fachstelle

Die Fachstelle bietet ein breites Spektrum an Angeboten:

  • Beratungsgespräche: Feste Sprechzeiten und Termine nach Vereinbarung ermöglichen eine individuelle Beratung.
  • Hausbesuche: Bei Bedarf werden auch Hausbesuche angeboten.
  • Begleitende Gespräche: Über einen längeren Zeitraum können begleitende Gespräche geführt werden.
  • Vorträge: Regelmäßig werden Vorträge zu verschiedenen Themen rund um die Pflege organisiert.
  • Gesprächsangebote: Mehrmals im Monat wird ein kostenloses Gesprächsangebot zur Verfügung gestellt.
  • Unterstützung durch Ehrenamtliche: Der Einsatz von ehrenamtlichen Helfern und Alltagsbegleitern sorgt für Unterstützung und Entlastung der pflegenden Angehörigen.
  • Schulungen für Alltagsbegleiter: Regelmäßige Schulungen werden angeboten, um den steigenden Bedarf an Unterstützung im Alltag zu decken.

Die Fachstelle für pflegende Angehörige wird seit dem 1. Oktober 2018 von Stadt und Landkreis Bamberg gefördert.

Lesen Sie auch: Alzheimer und Demenz im Vergleich

Bamberger Living Lab Demenz (BamLiD): Forschung für eine bessere Lebensqualität

Das Bamberger Living Lab Demenz (BamLiD) ist eine Forschungseinrichtung, die sich mit der Entwicklung von Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen befasst. Am 20. März 2024 besuchten Mitglieder des Vorstands der Alzheimer Gesellschaft Bamberg das BamLiD, um sich über die Ausstattung und die laufenden Projekte zu informieren. Im Fokus stehen dabei die Alltagskompetenz und Lebensqualität alter Menschen mit und ohne kognitive Einschränkungen.

Bayerische Demenzstrategie und Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken

In Umsetzung der Bayerischen Demenzstrategie hat das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege die oberfrankenweit agierende Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken eingerichtet. Die Fachstelle ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema „Demenz“ in Oberfranken. Sie unterstützt den Wissenstransfer sowie den weiteren Auf- und Ausbau von Versorgungsstrukturen und Hilfsangeboten für Menschen mit Demenz und deren Angehörige. Darüber hinaus fungiert sie als Anlaufstelle für unterschiedliche Beratungs- und Unterstützungsstrukturen, wie beispielsweise Fachstellen für pflegende Angehörige und Pflegestützpunkte.

tags: #alzheimer #gesellschaft #bamberg