Johanna von Koczian: Ein Leben zwischen Bühne, Film und Schlager

Johanna von Koczian, geboren am 30. Oktober 1933 in Berlin und verstorben am 13. Februar 2024 ebenda, war eine vielseitige deutsche Künstlerin. Sie war Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin. Ihr Repertoire reichte von Film und Theater über Gesang bis hin zur Schriftstellerei.

Ausbildung und Anfänge am Theater

Johanna von Koczian erhielt eine solide Ausbildung am Salzburger Mozarteum. Ihre Karriere begann in den frühen 1950er Jahren am Theater. Sie spielte zunächst bei den Salzburger Festspielen, später in Tübingen und Wuppertal. Dort wirkte sie zwei Jahre am "Wuppertaler Schauspielhaus". Sie spielte die großen Klassiker wie Kleist, Lessing oder Shakespeare und viele Boulevard-Stücke, mit denen sie auch auf Tournee ging. Zudem zeigte sie ihr Können in Musical-Aufführungen wie beispielsweise "My Fair Lady" oder "Kiss me, Kate" und gab literarische Abende. 2010 gab sie ihre letzte Theater-Premiere in "Glorious", wo sie die herrlich schräge Millionärin Florence Foster-Jenkins verkörperte, die sich selbst zur Opern-Diva ernannt hatte.

Erfolge im Film und Fernsehen

1957 gab Johanna von Koczian ihr Kinodebüt in dem Remake der Verwechslungskomödie "Viktor und Viktoria". Ein Jahr später gelang ihr der Durchbruch mit Kurt Hoffmanns Film "Wir Wunderkinder". In dem UFA-Film "Jacqueline" spielte sie unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner die Titelrolle. Ihre Filmpartner waren Walther Reyer und Götz George. Anfang der 1960er Jahre zählte sie zu den beliebtesten Filmschauspielerinnen Deutschlands und erhielt sogar Angebote aus Hollywood, welche sie aus privaten Gründen ablehnte. Dennoch wirkte sie nach 1962 nur noch in zwei Kinoproduktionen mit. Sie war zudem die deutsche Stimme von Elizabeth Taylor und Bibi Andersson.

Neben ihrer Arbeit am Theater und im Film war Johanna von Koczian auch im Fernsehen präsent. Sie hatte eigene Serien und zahlreiche Soloauftritte, beispielsweise 1987/88 in der Serie "Praxis Bülowbogen" oder in einigen Folgen des Dauerbrenners "Tatort". Sie moderierte "Erkennen Sie die Melodie?" und war in TV-Serien wie "Das Traumschiff", "Die Landärztin" oder "Berliner Weiße mit Schuss" zu sehen. In den Weihnachtsklassikern "Single Bells" (1997) und "O Palmenbaum" (2000) spielte sie Martina Gedecks schrullige Mutter. 2013 fiel für sie die letzte Klappe.

Der Schlager "Das bisschen Haushalt"

Ihren kommerziell größten Plattenerfolg hatte Johanna von Koczian mit dem Schlager "Das bisschen Haushalt… sagt mein Mann" aus dem Jahr 1977. Mit dem ein wenig provozierenden Schlager "Das bisschen Haushalt…sagt mein Mann" landete die Künstlerin 1977 einen Volltreffer. Geschrieben haben den Song allerdings zwei Männer, produziert hat Koczians Ehemann. Der Schlager wurde zu einem der prägenden Lieder des Emanzen-Jahrzehnts. Kurz zuvor war das 1900 eingeführte deutsche Eherecht entstaubt und die "Hausfrauenehe" durch das "Partnerschaftsprinzip" abgelöst worden. Jetzt durften Frauen nach der Heirat ihren Namen behalten und ohne Zustimmung des Gatten außer Haus arbeiten. "Und was mein Mann sagt, stimmt haargenau / Ich muss das wissen, ich bin ja seine Frau".

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"Das bisschen Haushalt…sagt mein Mann" war nicht der einzige Schlager, mit dem Johanna von Koczian thematisch im Ressort "Familie und Heim" unterwegs war. Nachdem Peter Alexander sich mit dem Lied "Der Papa wird's schon richten" als Held des Alltags, Retter in der Not und Tausendsassa in allen Lebenslagen etabliert hatte, holte Johanna von Koczian wenig später mit dem Lied "Die Mama wird's schon richten" zum Gegenschlag aus. 1974 berührte "Keinen Pfennig", der vertonte Briefwechsel zwischen Mutter und Sohn, vor allem viele Zuhörerinnen. Die Vorlage hierzu stammte aus Amerika und war bereits für die Country-Sängerin Tammy Wynette ein Hit. Die deutsche Adaption von Johanna von Koczian war Bestandteil ihrer Langspielplatte "Du bist mein Zuhause".

Weitere musikalische Erfolge

1959 kam ihre erste Gesangs-Platte mit der Musik zu dem Film "Jacqueline" auf den Markt: "Ich denke noch mit einem leisen Schaudern an die Lieder zurück, die ich in dem Film gesungen habe", erzählte die ausgebildete Sopranistin in einem Interview. "Sie waren nämlich nicht auf meine Stimmlage abgestimmt. Das eine war viel zu hoch und die anderen waren zu tief. Ich stand mitten im großen Synchronsaal, auf der einen Seite das Orchester und auf der anderen die Herren vom gesamten Stab. "Meine erste Langspielplatte soll eine Platte für die ganze Familie sein", wünschte sich Johanna von Koczian und dem wurde ihr LP-Debüt von 1966 dann auch voll gerecht. "Meine kleine große Welt" war eine Platte für klein und groß. Die Palette reichte vom unvergänglichen "La Le Lu" bis hin zu Musical-Melodien, darunter "Chim-Chim-Cheree".

Schriftstellerische Tätigkeit

Neben ihrer Karriere als Schauspielerin und Sängerin war Johanna von Koczian auch als Schriftstellerin tätig. Sie schrieb Romane, Kinder- wie Erwachsenenabenteuerromane.

Persönliches

Johanna von Koczian war zweimal verheiratet. Ihre erste Ehe mit dem Regisseur Dietrich Haugk wurde 1961 geschieden. 1966 heiratete sie den Manager und Musikproduzenten Wolf Kabitzky, der 2004 verstarb. 1972 kam ihre Tochter Alexandra zur Welt. Zuletzt lebte Johanna von Koczian in einem Pflegeheim in Berlin, wo sie am 13. Februar 2024 im Alter von 90 Jahren verstarb.

Krankheit und Lebensende

Johanna von Koczian leidet an Demenz. 2017 zog die Schauspielerin ins Pflegeheim. Dort feierte sie kürzlich in aller Stille ihren 90. Geburtstag - unbemerkt von der Außenwelt.

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