Alzheimer-Statistik weltweit: Eine umfassende Analyse

Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzerkrankungen stellen eine globale Herausforderung dar, die in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich noch zunehmen wird. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Statistiken, Prognosen und Einflussfaktoren im Zusammenhang mit Alzheimer und Demenz weltweit, in Europa und speziell in Deutschland.

Globale Verbreitung von Demenz

Laut dem Welt-Alzheimer-Report erkrankt alle drei Sekunden ein Mensch an Demenz. Im Jahr 2015 gab es weltweit schätzungsweise 9,9 Millionen Neuerkrankungen. Die Dachorganisation „Alzheimer’s Disease International“ in London schätzt, dass derzeit 46,8 Millionen Menschen weltweit an Demenz leiden. Bis 2030 wird ein Anstieg auf 78 Millionen erwartet und bis 2050 sogar auf 139 Millionen. Die meisten Demenzkranken leben derzeit in Ostasien, Westeuropa, Südasien und Nordamerika.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es im Jahr 2019 weltweit mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 40 Jahren gab. Bis 2030 wird die Zahl voraussichtlich auf rund 78 Millionen ansteigen.

Welt-Alzheimertag

Der Welt-Alzheimertag, initiiert von Alzheimer's Disease International und der WHO im Jahr 1994, findet jährlich am 21. September statt. An diesem Tag finden weltweit Veranstaltungen statt, um das Bewusstsein für Alzheimer und andere Demenzerkrankungen zu schärfen. In Deutschland organisieren lokale Alzheimer-Gesellschaften und Selbsthilfegruppen Vorträge, Tagungen, Gottesdienste und Benefizkonzerte, um die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen.

Das Motto des Welt-Alzheimertags 2025 lautete „Demenz - Mensch sein und bleiben“, um zu betonen, dass Menschen mit Demenz trotz ihrer Krankheit weiterhin ein wertvoller Teil der Gesellschaft sind.

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Situation in Deutschland

In Deutschland leben derzeit etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Rund 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Jährlich erkranken etwa 300.000 Menschen neu. Prognosen zufolge könnte die Zahl der Demenzerkrankten bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern es keine Durchbrüche in Prävention und Therapie gibt.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft schätzt, dass im Jahr 2023 zwischen 364.000 und 445.000 Menschen im Alter von 65+ neu an einer Demenz erkrankt sind. Die Verteilung der Demenzerkrankungen variiert regional, abhängig von der Altersstruktur der Bevölkerung.

Regionale Unterschiede in Deutschland

Die Alzheimer Gesellschaft betont, dass der Anteil der an Demenz erkrankten Menschen an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ist. Sachsen und Sachsen-Anhalt weisen mit 2,6 Prozent den höchsten Anteil auf, gefolgt von Thüringen mit 2,5 Prozent. Berlin (1,7 Prozent) und Hamburg (1,8 Prozent) haben den niedrigsten Anteil. Diese Unterschiede sind auf den jeweiligen Altersdurchschnitt der Bevölkerung zurückzuführen.

Kosten von Demenz in Deutschland

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) beziffert die Kosten für Demenz in Deutschland für das Jahr 2020 auf rund 83 Milliarden Euro, was mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Prognosen zufolge könnten diese Kosten bis 2040 auf rund 141 Milliarden Euro und bis 2060 auf rund 195 Milliarden Euro anwachsen.

Europäische Perspektive

In der Europäischen Union (einschließlich Großbritannien) lebten im Jahr 2018 schätzungsweise 8,9 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 30 Jahren. Für das Jahr 2025 wird ein Anstieg auf rund 10,3 Millionen erwartet, und bis 2050 könnten es etwa 16,3 Millionen sein.

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Im Jahr 2021 waren in Europa etwa 1,9 Prozent aller Menschen in der Altersgruppe von 65 bis 69 Jahren an Demenz erkrankt, während es in der Altersgruppe von 80 bis 84 Jahren rund 14 Prozent waren.

Risikofaktoren und Prävention

Eine längere Lebenserwartung ist ein wesentlicher Risikofaktor für Demenz. Paola Barbarino, Vorsitzende von "Alzheimer’s Disease International", betont, dass die Risikofaktoren für Demenz denen von Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen ähneln: schlechte Ernährung, Tabakkonsum und mangelnde Bewegung.

Bislang sind 14 modifizierbare Risikofaktoren für Demenz bekannt, darunter Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Die Beseitigung dieser Risiken könnte theoretisch rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindern oder hinauszögern.

Globaler Aktionsplan der WHO gegen Demenz

Seit 2017 gibt es einen globalen Aktionsplan der WHO gegen Demenz, der verlängert werden soll. Die Eckpunkte umfassen:

  1. Anerkennung von Demenz als Priorität in der Gesundheitspolitik.
  2. Schärfung des Bewusstseins im Umgang mit der Krankheit.
  3. Bekämpfung der Risikofaktoren.
  4. Diagnose und Behandlung der Krankheit.
  5. Unterstützung der pflegenden Angehörigen.
  6. Austausch von Daten.
  7. Forschung.

Forschung und Therapie

Eine kausale Demenztherapie gibt es derzeit nicht. Die Forschung konzentriert sich unter anderem auf Antikörper, die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn entfernen sollen, um den Morbus Alzheimer aufzuhalten.

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Die Europäische Arzneimittelbehörde hat jedoch die Empfehlung für ein Medikament gegeben, das erstmals die Ursache und nicht nur die Symptome von Alzheimer behandelt. Paola Barbarino betont, dass die zugelassenen Präparate zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, aber keine Heilung bieten. Sie fordert mehr Investitionen in die Alzheimer-Forschung.

Medikamentöse Therapie

Obwohl Demenzerkrankungen wie Alzheimer bisher nicht heilbar sind, stehen Ärzt:innen verschiedene Medikamentenklassen zur Verfügung, um die Symptome der Erkrankung zu behandeln. In den USA wurde 2023 ein Antikörper zugelassen, dem die Fähigkeit zugesprochen wird, kausal gegen die Erkrankung zu wirken, jedoch wurde eine Zulassung in Europa bisher abgelehnt.

Herausforderungen in der Pflege

Die Zunahme der Demenzerkrankungen fällt mit einer Verknappung der Pflegekräfte zusammen, insbesondere in der westlichen Welt. Dies verschärft das Problem zusätzlich. Paola Barbarino weist darauf hin, dass es für Menschen oft besser ist, in ihrem Land zu bleiben, da auch dort Probleme mit Demenzerkrankungen auftreten. Zudem gibt es in Ländern mit hohen Einkommen oft Vorbehalte gegenüber Einwanderung, was die Ausbildung von Pflegekräften zusätzlich erschwert.

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