Alzheimer-Tests: Was Neurologen erklären und wie sie bei der Früherkennung helfen

Eine Demenz, insbesondere die Alzheimer-Krankheit, entwickelt sich oft schleichend und beeinträchtigt nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Familien. Es ist wichtig, Anzeichen einer Demenz frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Dieser Artikel bietet eine umfassende Übersicht über Alzheimer-Tests, ihre Bedeutung und die Rolle von Neurologen bei der Diagnose und Behandlung von Demenz.

Erste Anzeichen einer Demenz erkennen

Typische Symptome einer Demenz sind Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen sowie Beeinträchtigungen des Denkens, der Sprache, der Wahrnehmung, der logischen Argumentation und des Verhaltens. Ein erstes Anzeichen kann Vergesslichkeit sein: Gegenstände werden verlegt, Termine verpasst, Namen und Worte vergessen. Betroffene können in einer fremden Umgebung zunehmend orientierungslos sein. Im weiteren Verlauf der Demenz nehmen die Beeinträchtigungen im Denkvermögen zu. Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis verblassen, Gegenstände verlieren ihre Bedeutung, Sprachstörungen treten auf und auch körperlich baut die oder der Demenzkranke ab. Persönlichkeitsveränderungen und Verhaltensstörungen wie Aggressivität, Streitlust, Ablehnung, starke Anhänglichkeit und Angstreaktionen können ebenfalls auftreten. In manchen Fällen leben Betroffene wieder in ihrer Kindheit oder Jugend und erkennen Angehörige nicht mehr.

Selbsttests und Fragebögen zur ersten Orientierung

Es gibt verschiedene Selbsttests und Fragebögen, die eine erste Orientierung geben können, ob eine Demenz vorliegen könnte. Diese Tests können online oder in Papierform durchgeführt werden und umfassen Fragen zu Gedächtnis, Orientierung, Aufmerksamkeit, Sprache und visuell-räumlichen Fähigkeiten.

Einige Beispiele für solche Tests sind:

  • Gedächtnis-Selbsttest: Dieser Test hilft, Veränderungen im Gedächtnis zu erkennen.
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Der MMST ist ein weit verbreiteter kognitiver Test zur Einschätzung der geistigen Gesundheit.
  • Uhrzeichentest: Dieser Test dient zur Erkennung von Problemen mit der räumlichen Wahrnehmung.
  • Selbstbewertung von Gedächtnis und kognitiven Fähigkeiten: Dieser Ansatz hilft, die eigenen kognitiven Fähigkeiten zu überwachen.
  • Online-Gedächtnistests: Das Internet bietet eine Vielzahl von Online-Gedächtnistests zur Bewertung der kognitiven Fähigkeiten.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Tests lediglich als erste Anhaltspunkte dienen und keine professionelle medizinische Beurteilung ersetzen können.

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Der Weg zur Diagnose: Der Besuch beim Arzt

Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, sollte man sich an einen Arzt wenden. Die erste Anlaufstelle ist in der Regel der Hausarzt, der den Patienten bereits gut kennt und Veränderungen gut einschätzen kann. Erhärtet sich der Verdacht, überweist der Hausarzt an einen Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie oder Geriatrie.

Der Facharzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln und eine Diagnose zu stellen. Diese Untersuchung umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten und seine Angehörigen nach aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenten und möglichen Risikofaktoren.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt führt eine allgemeine körperliche Untersuchung durch.
  • Kognitive Tests: Der Arzt führt verschiedene kognitive Tests durch, um die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten zu beurteilen.
  • Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen werden bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt, um das Gehirn darzustellen und mögliche Ursachen der Demenz zu erkennen.
  • Laboruntersuchungen: Der Arzt kann Blut- und Nervenwasseruntersuchungen durchführen, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, wie z.B. einen Vitaminmangel oder Entzündungen.

Kognitive Tests im Detail

Kognitive Tests spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Demenz. Sie helfen dem Arzt, die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten zu beurteilen und den Schweregrad der Demenz einzuordnen. Einige der häufigsten kognitiven Tests sind:

  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Der MMST ist ein weit verbreiteter Test, der verschiedene kognitive Fähigkeiten wie Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Rechnen, Sprache und visuell-räumliche Fähigkeiten überprüft.
  • Demenz-Detektion (DemTect): Dieser Spezialtest zur Früherkennung ist dem MMST überlegen und wird häufig vom Gerontopsychiater/Neurologen durchgeführt. Er dauert ebenfalls etwa 10 Minuten und beinhaltet Aufgaben zur Überprüfung des Kurzzeit- und Langzeitgedächtnisses, der Zahlenverarbeitung und der Sprachflüssigkeit.
  • Uhren-Test: Bei diesem Test wird der Patient gebeten, eine Uhr mit Ziffern und Zeigern zu zeichnen. Die Art und Weise, wie der Patient die Uhr zeichnet, gibt Aufschluss über seine geistige Leistungsfähigkeit.
  • ADL-Skalen: ADL-Skalen (ADL: "Activities of Daily Living") messen die Auswirkungen der Demenz auf die Alltagsfähigkeiten. Der Test misst, zu welchen Tätigkeiten des alltäglichen Lebens der Patient noch fähig ist.
  • CERAD-Test: Bei CERAD handelt es sich um eine Sammlung verschiedener kognitiver Tests, mit denen einzelne Unterfunktionen der geistigen Leistungsfähigkeit genau geprüft werden können. Er wird nur von Spezialisten eingesetzt.

Bildgebende Verfahren zur Diagnose von Demenz

Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) geben Einblicke in das Gehirn und können helfen, Demenzauslöser wie Durchblutungsstörungen, Schlaganfälle, Hirntumore oder krankhafte Erweiterungen der Hohlräume im Gehirn zu erkennen. Sie ermöglichen es den Ärzten, zwischen verschiedenen Demenzformen zu unterscheiden und andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.

Bedeutung von Blut- und Nervenwasseruntersuchungen

Eine Blutabnahme erfolgt, um behandelbare Ursachen einer Demenz zu erkennen, zum Beispiel einen Vitaminmangel oder Störungen der Schilddrüsenfunktion. Über eine Analyse des Nervenwassers lässt sich die Konzentration von Beta-Amyloid und Tau-Protein ermitteln, die bei der Entstehung von Demenz eine zentrale Rolle spielen. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass bestimmte Tau-Protein-Varianten (p-Tau 181 und 217) auch im Blut von Alzheimer-Patienten nachweisbar sind, was die Diagnose erleichtern könnte. Allerdings sind diese Bluttests nicht so spezifisch wie bisher angenommen und können auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Amyotropher Lateralsklerose (ALS) erhöht sein. Daher sind weitere, genauere Tests erforderlich, um ein effektives Alzheimer-Screening der Allgemeinbevölkerung zu ermöglichen.

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Differentialdiagnose: Andere Ursachen für Demenz-Symptome ausschließen

Bei der Feststellung einer Demenz müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die ebenfalls Anzeichen einer Demenz zeigen können. Hierzu gehören u.a. eine Verengung der Hirngefäße und das Vorliegen von kleinen Gehirninfarkten (vaskuläre Demenz), eine Demenz mit Lewy-Körperchen, gut- und bösartige Hirntumore, AIDS, eine Parkinson-Krankheit, die Erbkrankheit Chorea Huntington, eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) und ein Vitaminmangel z.B. an B12 oder Folsäure. Weiter können Erkrankungen der Nieren, der Leber und der Bauchspeicheldrüse zu einer Demenz führen. Auch Alkohol- bzw. Medikamentenmissbrauch können ähnliche Symptome verursachen. Immer wieder kommt es vor, dass Patienten mit depressiven Erkrankungen aufgrund der psychischen und körperlichen Verlangsamung für dement gehalten werden („Pseudodemenz"). Der Facharzt kann hier mit speziellen Untersuchungen und Tests in der Regel zwischen den beiden Krankheiten unterscheiden.

Die Rolle des Neurologen bei der Diagnose und Behandlung von Demenz

Der Neurologe ist ein Spezialist für Erkrankungen des Nervensystems und spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Behandlung von Demenz. Er führt die notwendigen Untersuchungen durch, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln und eine Diagnose zu stellen. Auf Grundlage der Diagnose entwickelt er einen individuellen Behandlungsplan für den Patienten.

Die Behandlung von Demenz umfasst in der Regel:

  • Medikamentöse Therapie: Es gibt verschiedene Medikamente, die die Symptome der Demenz lindern und den Verlauf der Krankheit verlangsamen können.
  • Nicht-medikamentöse Therapie: Nicht-medikamentöse Therapien wie Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Psychotherapie können den Patienten helfen, ihre Fähigkeiten zu erhalten und ihre Lebensqualität zu verbessern.
  • Unterstützung für Angehörige: Die Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung für die Angehörigen. Es gibt verschiedene Angebote zur Unterstützung von Angehörigen, wie z.B. Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Entlastungsangebote.

Die Bedeutung der Früherkennung von Demenz

Die Früherkennung von Demenz ist entscheidend, da sie die Chancen auf eine bessere Lebensqualität und effektive Behandlung erhöht. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto früher können Maßnahmen ergriffen werden, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.

Eine frühe Diagnose ermöglicht es den Betroffenen und ihren Angehörigen, sich auf die Krankheit einzustellen und rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dazu gehören z.B. die Regelung finanzieller und rechtlicher Angelegenheiten, die Anpassung des Wohnumfelds und die Planung der zukünftigen Betreuung.

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Vorbeugung von Demenz: Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko senken

Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle.

Einige Tipps zur Vorbeugung von Demenz:

  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Demenz senken.
  • Ernähren Sie sich gesund: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist gut für das Gehirn.
  • Pflegen Sie soziale Kontakte: Soziale Kontakte halten den Geist aktiv und können das Risiko für Demenz senken.
  • Fordern Sie Ihren Geist heraus: Lesen Sie Bücher, lösen Sie Kreuzworträtsel, lernen Sie eine neue Sprache oder spielen Sie ein Musikinstrument.
  • Vermeiden Sie Risikofaktoren: Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte erhöhen das Risiko für Demenz.

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