Nerven spielen eine zentrale Rolle bei der Reizübertragung im Körper, insbesondere bei der Wahrnehmung von Schmerzen. Doch oft ist der Nerv selbst die Ursache von Schmerzen. Im Vergleich zu Muskeln sind Nerven weniger elastisch und kaum dehnbar. Daher ist es entscheidend, dass ihre Gleitfähigkeit zwischen dem umliegenden Gewebe nicht eingeschränkt ist. Sowohl äußere Einengungen des Gleitweges als auch Schädigungen des Nervs selbst können starke Schmerzen verursachen. Die Nervenmobilisation zielt darauf ab, die Beweglichkeit der Nerven durch fein dosierte Dehnungsübungen wiederherzustellen und somit Schmerzen zu beseitigen.
Was ist Nervenmobilisation?
Die Mobilisation nervaler Strukturen ist eine Technik aus der Physiotherapie und Chiropraktik, die darauf abzielt, die Beweglichkeit und Funktion der Nerven in einem bestimmten Bereich des Körpers zu verbessern. Diese Technik wird oft angewendet, um Symptome wie Schmerzen, Taubheit, Kribbeln oder Einschränkungen der Bewegung zu lindern, die durch eine Kompression oder Irritation der Nerven verursacht werden können.
Die Nervenmobilisation ist eine manuelle Therapieform, die Beweglichkeit und Funktion der Nervenbahnen gezielt verbessert. Hierbei werden Nervenbahnen durch bestimmte Positionen und Bewegungen des betroffenen Gelenks, des Muskels oder des Nervs selbst in eine definierte Spannung gebracht. Diese Spannung wird kontrolliert erhöht, um die Beweglichkeit des Nervs zu fördern.
Ursachen für Nervenirritationen
Unser Körper ist von Nervenbahnen durchzogen, die ein ununterbrochenes Netzwerk bilden. Diese Nerven müssen jede unserer Bewegungen uneingeschränkt mitmachen und um die umliegenden Strukturen (z.B. Muskeln und Gewebe) gleiten können. Ein verspannter Muskel kann dafür verantwortlich sein, dass die Beweglichkeit eines Nervs eingeschränkt ist.
Ursachen für belastete Organe (auch: Dysfunktion) können sein:
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- Äußere Einengung des Gleitweges
- Schädigung des Nervs selbst
- Blockierungen an der Halswirbelsäule, der Lendenwirbelsäule oder der Kreuzdarmfuge
- Nervenwurzelirritationen als Folge eines Bandscheibenvorfalls
- Verspannungen der Muskulatur und des Gewebes
Anwendungsbereiche der Nervenmobilisation
Die Nervenmobilisation wird gerne bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt, wie z.B.:
- Bandscheibenvorfall
- Ischias
- Karpaltunnelsyndrom
- Tennisellenbogen
- Halswirbelsäulenschmerzen
- Brustwirbelsäulenschmerzen
- Armschmerzen
- Becken- und Lendenwirbelsäulenschmerzen
- Schmerzen, die ins Bein ausstrahlen (z.B. beim Einsteigen ins Auto)
- Fußschmerzen
- Sportverletzungen
Techniken der Nervenmobilisation
Es gibt verschiedene Techniken, die bei der Nervenmobilisation angewendet werden:
- Dehnübungen: Durch gezielte Dehnübungen können Verklebungen oder Verkürzungen der Muskeln und Weichteile um die betroffenen Nerven gelockert werden.
- Neurodynamische Techniken: Diese Techniken beinhalten die Bewegung der Gelenke in einer bestimmten Weise, um die Spannung auf die betroffenen Nerven zu reduzieren und gleichzeitig ihre Mobilität zu fördern.
- Manuelle Therapie: In der Behandlung werden neurale Mobilisationstechniken oft mit der Manuellen Therapie und aktiven Bewegungsübungen verbunden.
- Nervenmobilisation nach Butler: Bei dieser Methode werden Nervenbahnen durch bestimmte Positionen und Bewegungen des betroffenen Gelenks, des Muskels oder des Nervs selbst in eine definierte Spannung gebracht. Diese Spannung wird kontrolliert erhöht, um die Beweglichkeit des Nervs zu fördern.
Ablauf einer Nervenmobilisation
Jeder spezifische Mobilitätstest legt den Fokus auf einen bestimmten Nervenstamm. Während der Durchführung werden die Symptomreaktionen gemessen und beurteilt. Das erfordert von den Therapeuten viel Sensibilität und Wahrnehmungsempfinden. Es werden der Widerstand und die Schmerzsymptomatik beurteilt. Abhängig von den Befunden / Messwerten kommen die dynamischen Mobilisationstechniken zur Anwendung.
- Untere Extremität: Für die untere Extremität wird das gestreckte Bein des Patienten angehoben und die Symptomreaktion beurteilt und dynamisch unterhalb der Schmerzgrenze bewegt.
- Obere Extremität: Für die obere Extremität liegt der Patient in Rückenlage und der betroffene Arm wird in eine spezielle Position vom Schultergelenk, Ellenbogen, Hand gebracht und die Symptomreaktion beurteilt. Auch hier wird unter Berücksichtigung der Schmerzgrenze bzw. Symptomprovokation die obere Extremität wiederholt bewegt.
Vorteile der Nervenmobilisation
- Verbesserung der Durchblutung: Durch die Nervenmobilisation kann die Durchblutung verbessert werden.
- Lösung von Verklebungen: Verklebungen können gelöst werden.
- Schmerzlinderung: Schmerzen können reduziert oder vollständig beseitigt werden.
- Tonus Regulation: Die Nervenmobilisation kann eine Tonus Regulation hervorrufen.
- Schnelle Effekte: Nach einer korrekten Befundung und Behandlung der Nerven sind häufig schnelle Effekte spürbar.
Die Bedeutung von Bewegung
Das Nervensystem liebt und braucht Bewegung. Im englischsprachigen Raum hat sich der Spruch „Motion is lotion“ etabliert und dies trifft für alle Strukturen des Bewegungssystems zu. Bewegung ist Balsam für das Nervensystem, denn dafür ist es gemacht und ausgerichtet. Nutzen Sie diese Tatsache und vermeiden Sie unter allen Umständen Stillstand, auch wenn Sie Bewegungen während einer Schmerzepisode als unangenehm empfinden.
Neurale Mobilisation nach Operationen an der unteren Wirbelsäule
Die Rehabilitation nach einer Operation an der unteren Wirbelsäule ist eine entscheidende Phase für die Genesung der Patienten. In einer Studie wurde untersucht, ob die Integration einer speziellen Physiotherapiemethode namens "neurale Mobilisation" in das standardmäßige Rehabilitationsprogramm die Ergebnisse verbessern kann.
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Studienergebnisse
In der Studie wurden Patienten nach einer Wirbelsäulen OP in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt das standardmäßige Rehabilitationsprogramm, während die andere Gruppe zusätzlich zur Standard-Physiotherapie neurale Mobilisation erhielt. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung bei den Patienten, die neurale Mobilisation erhielten. Die Schmerzen wurden um beeindruckende 77% reduziert, die funktionelle Beeinträchtigung verringerte sich um etwa 74%, und die Nervenreaktion verbesserte sich um etwa 14% im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Fazit
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass die Integration von neuraler Mobilisation in das Rehabilitationsprogramm nach einer Wirbelsäulen OP zu signifikanten Verbesserungen bei Schmerzen, funktioneller Beeinträchtigung und Nervenreaktion führt. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung der neuralen Mobilisation als vielversprechende Ergänzung zur postoperativen Versorgung von Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen.
Wichtiger Hinweis
Wie bei allen manuellen Therapien ist es wichtig, dass die Nervenmobilisation von qualifizierten Physiotherapeuten durchgeführt wird. Die Technik sollte an die individuelle Situation des Patienten angepasst werden, um eine sichere und wirksame Behandlung zu gewährleisten.
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