Alzheimer ist eine der häufigsten Ursachen für Demenz, von der in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen betroffen sind, wobei zwei Drittel an Alzheimer leiden. Die Krankheit manifestiert sich durch Probleme mit dem Gedächtnis, dem Denken und dem Verhalten, wobei die Symptome sich langsam entwickeln und über mehrere Jahre zunehmend verschlechtern. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten sterben Nervenzellen und ihre Verbindungen ab, was zu Gedächtnisstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen führt.
Autorin: Prof. Dr.
Was ist Alzheimer?
Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindungen untereinander. Zwischen den Nervenzellen beobachtet man vermehrt harte, unauflösliche Ablagerungen (Plaques). Im Inneren der Zellen kommt es zu einer chemischen Veränderung der sogenannten Tau-Fibrillen, die eigentlich wichtig für die Zellstruktur und den Nährstofftransport sind. Darüber hinaus ist weniger Acetylcholin im Gehirn von Alzheimer-Betroffenen vorhanden. Die Alzheimer-Krankheit ist eine hirnorganische Krankheit. Sie führt zu einem Abbau der Nervenzellen im Gehirn und dadurch auch zu zunehmenden Einschränkungen der Fähigkeiten der Erkrankten.
Krankheitsverlauf und Symptome
Die Symptome entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich zunehmend über mehrere Jahre. Zu Beginn kann der Verlauf ganz schleichend, nahezu unmerklich sein. Die Alzheimer-Krankheit kann bei jedem etwas unterschiedlich verlaufen. Man geht bei Alzheimer von einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 12 bis 24 Jahren aus.
Zu Beginn der Erkrankung vorrangig im Hippocampus - dem Hirnbereich, der für das Gedächtnis verantwortlich ist. Fast unbemerkt sterben im Gehirn die Nervenzellen und ihre Verbindungen ab. In diesen Gehirnabschnitten lagern sich in den Nervenzellen ungewöhnliche Eiweiß-Faserbündel (Tau-Proteine), so genannte Neurofibrillen ab. Auch außerhalb der Nervenzellen und innerhalb einiger Blutgefäße verklumpen Eiweiße (Amyloid) zu so genannten Plaques. In der Folge ist die Energie- und Sauerstoffversorgung des Gehirns gehemmt, es resultiert ein fortschreitender Zerfall von Nervenzellen. Dadurch bedingt tritt ein Mangel an Botenstoffen auf, mit deren Hilfe die Nervenzellen Informationen untereinander austauschen. Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen sind Nervenzellen, die zur Signalübertragung den Botenstoff Acetylcholin benutzen. Sie sind vor allem für das Erinnern, das Denken, das Lernen und das räumliche Orientieren zuständig. Eine leichte Abnahme von Gehirnzellen, die Acetylcholin produzieren, ist im Alter normal, die genaue Ursache des beschleunigten Gehirnabbaus bei der Alzheimer-Demenz ist jedoch nicht bekannt. Es scheint, als ob viele Risikofaktoren zusammenwirken müssen, um die Erkrankung auszulösen.
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Diagnose
Bei zunehmenden Gedächtnisstörungen sollte man sich an die Hausarztpraxis wenden. In der Regel wird dann zunächst die bisherige Erkrankungsvorgeschichte erhoben. Dann findet eine körperliche Untersuchung und eine neuropsychologische Testung statt. Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungendes Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten. Sofern Warnsignale vorliegen, zum Beispiel Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es empfehlenswert, - nach Absprache mit dem Hausarzt - einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen.
Behandlungsmöglichkeiten
In Deutschland sind derzeit verschiedene Wirkstoffe zugelassen, um die Alzheimer-Krankheit abhängig vom Schweregrad zu behandeln. Die Schweregrade reichen von einer leichten kognitiven Störung bis hin zu einer schweren Demenz. Bei der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz stehen in Deutschland die Acetylcholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin zur Verfügung. Zur Therapie der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz ist in Deutschland der N-Methyl-d-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin zugelassen. Für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) gibt es in Deutschland dem September 2025 eine Amyloid-Antikörper-Therapie mit Lecanemab. Die Antikörper binden an die Beta-Amyloid-Ablagerungen, die man zwischen den Nervenzellen im Gehirn Alzheimer-Erkrankter vermehrt feststellt. nur wenn Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen wurden. wenn eine oder keine Kopie eines Gens namens Apolipoprotein E4 Gen (kein ApoE 4/4 Status) vorliegt. Lecanemab muss derzeit alle zwei Wochen als Infusion verabreicht werden. Des Weiteren sind regelmäßige MRT-Sicherheitskontrollen erforderlich. Vor Beginn der Behandlung muss ein MRT vorliegen, das nicht älter als 6 Monate ist. Danach folgen Kontrollen vor der 3., 5., 7. und 14. Donanemab wird alle vier Wochen als Infusion verabreicht. Auch hier sind zu Beginn regelmäßige MRT-Sicherheitskontrollen erforderlich. Vor der Behandlung muss ein MRT vorliegen, das nicht älter als 6 Monate ist. Die Kontrollen folgen vor der 2., 3., 4. und 7. Die MRT-Sicherheitskontrollen finden statt, da Bildveränderungen im MRT auftreten können (sogenannte Amyloid-related Imaging abnormalities - ARIAs).
Um die geistigen Leistungen und Alltagsfähigkeiten zu stärken, gibt es viele therapeutische Behandlungswege. Damit lassen sich auch Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefindens verbessern.
Leben mit der Diagnose
Die Diagnose einer Alzheimer-Krankheit ist für die meisten Betroffenen und ihre Familien zunächst ein tiefer Einschnitt. Wie geht es jetzt weiter? Das ist eine der ersten, oft unausgesprochenen Fragen. Alzheimer verändert das Leben. Aber es nimmt nicht sofort alles, was den Menschen ausmacht. Erinnerungen mögen verblassen, der Alltag sich verändern - doch der Mensch bleibt. Trotz der Diagnose ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich. Gerade deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben. Wer versteht, was gerade geschieht, kann bewusster handeln. Ein guter Weg ist es, die eigenen Stärken bewusst auszubauen - und mit den Schwächen möglichst gelassen und kreativ umzugehen. Was gut gelingt oder Freude macht, darf und soll intensiviert werden. Gleichzeitig ist es wichtig, mit den Einschränkungen liebevoll umzugehen - nicht als persönliches Scheitern, sondern als Teil der Krankheit. Alzheimer nimmt viel, aber es gibt Wege, Selbstbestimmung zu erhalten und neue Formen von Alltag und Nähe zu gestalten. Dieser Weg ist nicht einfach - aber niemand muss ihn allein gehen.
Risikofaktoren im Überblick
Für Alzheimer gibt es verschiedene Risikofaktoren. Je mehr sie bei einer Person vorliegen, desto wahrscheinlicher tritt die Krankheit bei ihr auf. Es gibt beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren. Durch einen anderen Lebensstil kann man ebenfalls viele beeinflussbare Risikofaktoren für das Auftreten von Alzheimer minimieren.
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Alter
Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit ist das Alter. Je älter man wird, umso größer ist auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die meisten Betroffenen sind älter als 65 Jahre. Die Alzheimer Demenz tritt erst nach dem 65. Lebensjahr gehäuft auf, die Vererbung spielt hier kaum eine Rolle. Die sogenannte Präsenile Alzheimer Demenz tritt dagegen deutlich früher auf und verläuft meist auch weit schneller, ist aber sehr selten. Die Vererblichkeit liegt hier bedeutend höher. Je älter wir werden, desto höher ist unser Demenzrisiko. Es liegt bei 90-Jährigen bei 40-50%.
Genetische Faktoren
Genetische Faktoren spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzen. Allerdings sind sie in weniger als 3% der Fälle der alleinige Auslöser für die Krankheit. Genetisch bedingte Risikofaktoren bedeuten nicht zwangsläufig eine Demenzerkrankung, wohl aber ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko. Es gibt jedoch einen genetischen Risikofaktor: Dies sind Varianten im Gen für ein Eiweiß namens Apo-Lipoprotein E (ApoE). Das Eiweiß ApoE ist bei allen Menschen vorhanden, es wird für den Transport von Cholesterin im Blut benötigt. Das ApoE-Gen liegt in drei Varianten vor. Eine scheint eine Person vor einer Alzheimer-Erkrankung zu schützen, eine andere macht ihn empfänglicher für die Erkrankung.
Geschlecht
Frauen sind auch unter Berücksichtigung ihrer höheren Lebenserwartung stärker von der Alzheimer Demenz betroffen. Zwei Drittel aller Demenzkranken sind Frauen.
Lebensstil und Gesundheit
Internistische Risiken wie hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Übergewicht leisten einer Alzheimer Erkrankung offensichtlich Vorschub. Sie belasten die Gefäße oder den Stoffwechsel - etwa durch Bluthochdruck, hohe Blutzucker- oder Cholesterinwerte. Sie fördern Entzündungen oder schädliche Ablagerungen im Gehirn. Sie schwächen die kognitive Reserve, also die Widerstandskraft des Gehirns gegenüber Schäden.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Bluthochdruck im mittleren Lebensalter erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere für die vaskuläre Demenz. Der Effekt scheint besonders stark auszufallen, wenn der Bluthochdruck über Jahre hinweg unbehandelt bleibt.
- Erhöhtes Cholesterin: Erhöhtes Cholesterin - vor allem bei Menschen unter 65 - kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen wie Amyloid-beta und verändertem Tau im Gehirn fördern, beides typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit. Zudem belastet zu viel Cholesterin die Blutgefäße. Das steigert das Risiko für Schlaganfälle und damit auch für eine vaskuläre Demenz.
- Diabetes: Typ-2-Diabetes zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
- Übergewicht: Übergewicht - besonders im mittleren Lebensalter- erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken. Das gilt nicht nur für Alzheimer, sondern auch für vaskuläre Demenz.
- Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz - vor allem durch die negativen Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn. Auch Entzündungen und zellschädigende Prozesse im Gehirn können durch Rauchen gefördert werden.
- Alkohol: Wer regelmäßig viel Alkohol trinkt, riskiert mehr als einen Kater. Studien zeigen: Schon mehr als drei Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche führt zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und damit zu einem höheren Risiko für alle Formen der Demenz.
- Bewegungsmangel: Wer sich im Alltag kaum bewegt, erhöht sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.
- Soziale Isolation: Soziale Isolation bedeutet, dass ein Mensch nur selten Kontakt zu anderen hat - zum Beispiel, wenn er allein lebt, kaum Besuch bekommt oder nicht mehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. Eine solche Isolation kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken.
- Schlechtes Hörvermögen: Vermutet wird, dass ein schlechtes Hörvermögen zu Veränderungen im Gehirn führt, die das Demenzrisiko erhöhen.
- Luftverschmutzung: Was wir einatmen, kann auch unser Gehirn erreichen. Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen. Vor allem Feinstaub steht im Verdacht, das Demenzrisiko zu erhöhen.
- Sehschwäche: Sehen ist mehr als nur ein Sinn - es ist geistige Anregung. Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.
- Kopfverletzungen: Ein Sturz, eine Schlag, ein Zusammenprall - Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer und die chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE).
- Vitamin-D-Mangel:
Besonders wichtig: Wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, erhöht sich das Demenzrisiko deutlich. Positiv ist: Wer an einer Stelle ansetzt, kann oft mehrere Risiken gleichzeitig verringern.
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Prävention von Alzheimer
Eine garantierte Vorbeugung ist bis heute nicht möglich. Ein gesunder Lebensstil mit geistigen, körperlichen und sozialen Aktivitäten sowie einer vernünftigen Ernährung kann eine Demenz zwar nicht verhindern, aber zumindest hinauszögern.
Aus heutiger Sicht besteht in der Forschung darin Einigkeit, dass folgende präventive Faktoren dazu beitragen können einer Erkrankung vorzubeugen (d. h. den Auftretenszeitpunkt nach hinten zu verschieben). Ein Zusammenhang zwischen Ernährung und Demenz scheint ebenso zu bestehen. Durchblutungsstörungen des Gehirns können Einfluss auf Demenzerkrankungen haben.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am 14.05.2019 eine der ersten Leitlinie zur Demenzprävention veröffentlicht. Die Leitlinie fokussiert sich hierbei auf bekannte Risikofaktoren für Herz- Kreislauferkrankungen wie Bewegungsmangel, Alkohol- und Tabakkonsum, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Diabetes und Hypertonie. Sie unterteilt ihre 20 Empfehlungen in „stark“ und „eingeschränkt“.
Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil
- Bewegung: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
- Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann eine Demenz zwar nicht verhindern, aber zumindest hinauszögern.
- Geistige Aktivität: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven.
- Soziale Kontakte: Wer viele Kontakte pflegt und sozial aktiv ist, kann sein Demenzrisiko nachhaltig senken.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Internistische Risiken wie hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Übergewicht leisten einer Alzheimer Erkrankung offensichtlich Vorschub.
Insgesamt lässt sich feststellen: Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend geistiger Stimulation ist der beste und einfachste Weg, um einer Demenz bestmöglich vorzubeugen.
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