Umgangssprachlich werden die Begriffe Alzheimer und Demenz oft synonym verwendet, doch medizinisch gesehen gibt es wesentliche Unterschiede. Dieser Artikel beleuchtet die Alzheimer-Krankheit im Detail, erklärt die Unterschiede zur Demenz, beschreibt Symptome, Diagnoseverfahren und gibt einen Überblick über aktuelle Therapieansätze.
Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?
Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die mit einem fortschreitenden Verlust komplexer Hirnleistungen einhergehen. Dieser Verlust betrifft meist das Erinnerungsvermögen, zuerst das Kurzzeitgedächtnis und später das Langzeitgedächtnis, sowie weitere Hirnfunktionen wie Orientierung, Sprache, soziale Fähigkeiten und Wahrnehmung. Alzheimer hingegen ist die häufigste Form von Demenz, von der etwa 60 % aller Demenzerkrankten betroffen sind.
Der Hauptunterschied zwischen Alzheimer und Demenz liegt in der Ursache: Alzheimer entsteht spezifisch durch Plaque-Ablagerungen im neuronalen Gewebe, während die Symptome anderer Demenzkrankheiten vielfältige Ursachen haben können. Bei der vaskulären Demenz beispielsweise ist die Durchblutung des Gehirns gestört. Symptome und Auswirkungen auf die Betroffenen sind jedoch oft sehr ähnlich.
Gemeinsamkeiten von Alzheimer und Demenz
Die Gemeinsamkeiten von Alzheimer und anderen Demenzformen beschränken sich also auf die Ursache der Krankheit. Gemeinsamkeiten gibt es allerdings viele. Beide Krankheiten rufen ein Absterben der Nervenzellen im Gehirn hervor, welches nicht heilbar ist und eine stufenweise Verschlechterung der Gehirnleistung zur Folge hat. Der Krankheitsverlauf kann sich über Jahre strecken.
Was ist Demenz?
Demenz (von lat. „Dementia“ - zu Deutsch: Torheit, Wahnsinn) ist der Überbegriff für Krankheitsbilder, die sich auf den Verlust geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten als Folge einer Gehirnschädigung beziehen. Folglich ist der Betroffene nicht mehr imstande, alltägliche Aktivitäten selbstständig zu bewältigen.
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Von der Krankheit sind insbesondere betroffen:
- Das Langzeitgedächtnis
- Das Arbeitsgedächtnis
- Die Reaktionsgeschwindigkeit
- Die Sprache
- Die Motorik
- Die räumliche und zeitliche Orientierung
Im späteren Verlauf ist oft auch die Persönlichkeitsstruktur beeinträchtigt. In Deutschland leiden etwa 1,84 Millionen Menschen an Demenz. Das Risiko nimmt mit dem Alter zu, so leidet im Alter zwischen 65 und 69 Jahren jeder Zwanzigste an einer Demenz, zwischen 80 und 90 sogar fast jeder Dritte. Aufgrund des demografischen Wandels nimmt der Anteil der Demenzerkrankten seit Jahren signifikant zu. Für das Jahr 2050 wird ein Anstieg auf 2,4 bis 2,8 Millionen Betroffene prognostiziert.
Unterarten der Demenz
Zu den Unterarten der Demenz gehören:
- Alzheimer
- Morbus Pick (Frontotemporale Demenz)
- Lewy-Körper-Demenz (LBD)
- Vaskuläre Demenz
- Creutzfeldt-Jakob Krankheit
- Korsakow-Syndrom
- Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)
Was ist Alzheimer?
Alzheimer ist mit 60 Prozent die häufigste Erkrankungsform der Demenz. Das könnte erklären, wieso die Begriffe im täglichen Sprachgebrauch häufig synonym verwendet werden. Die Krankheit wurde nach dem deutschen Nervenarzt Alois Alzheimer benannt. Alois Alzheimer untersuchte 1901 eine Patientin namens Auguste Deter, die von ihrem Mann in die Klinik eingeliefert wurde, da sie zeitliche und räumliche Orientierung verloren hatte und unter einem stark beeinträchtigten Gedächtnis litt. Fünf Jahre später verstarb Frau Deter und Alzheimer bat darum, ihr Gehirn zugeschickt zu bekommen. Er fand, dass die Nervenzellen großflächig zerstört waren und dass sich Proteine, sogenannte Plaques, im gesamten Kortex abgelagert hatten. Dieses Krankheitsbild wurde später nach ihm benannt.
Bis heute ist eine histologische Untersuchung des Gehirns notwendig, um Alzheimer mit Sicherheit zu diagnostizieren. Zu Lebzeiten handelt es sich bei einer Alzheimer-Diagnose daher immer um eine Verdachtsdiagnose. Ob nicht doch eine andere neurologische Krankheit vorlag, lässt sich erst nach dem Tod durch eine histologische Untersuchung des Nervengewebes feststellen. Hierbei wird das Gehirn in einer Autopsie auf Beta-Amyloide und Tau-Proteine untersucht.
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Was ist Alzheimer-Demenz Definition?
Bei der Alzheimer-Demenz handelt es sich um eine fortschreitende Hirnerkrankung, die einen zunehmenden Verfall der kognitiven Fähigkeiten zur Folge hat. Infolgedessen wird das Gedächtnis sowie weitere Kognitionen und das Verhalten von Betroffenen gestört.
Ist Alzheimer schlimmer als Demenz?
Bei Alzheimer handelt es sich um die weitverbreitetste Form von Demenz. Etwa 60 Prozent aller Demenzerkrankten sind Alzheimer-Patient:innen. Frauen sind dabei eher betroffen als Männer.
Ursachen und Entstehung von Alzheimer
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben, wodurch die Hirnmasse abnimmt (fachsprachlich Hirnatrophie). Dieser Prozess führt zu einem fortschreitenden Verlust geistiger Funktionen. An dem Krankheitsgeschehen beteiligt sind hauptsächlich zwei Proteine: das sogenannte Beta-Amyloid und Tau-Protein.
Beta-Amyloid und Plaques
Beta-Amyloid ist ein Protein, das normalerweise im Gehirn vorkommt. Bei der Alzheimer-Krankheit wird dieses Protein jedoch fehlerhaft verarbeitet und bildet Klumpen oder Ablagerungen, die sogenannten Plaques. Diese Plaques wirken wie Straßensperren auf den Informationswegen des Gehirns.
Tau-Protein und Fibrillen
Im Inneren der Gehirnzellen gibt es Strukturen, die wie Schienen für den Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen vorgesehen sind. Diese Strukturen werden durch das Tau-Protein stabilisiert. Bei Alzheimer verändert sich das Tau-Protein und bildet knäuelhafte Fasern, sogenannte Fibrillen.
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Rolle der Gliazellen
Neben den Ablagerungen von Amyloid und Tau kommen Fehlfunktionen bestimmter Zellen als mögliche Auslöser der Alzheimer-Krankheit in Frage. Im Fokus stehen hier insbesondere die Gliazellen, die etwa 90 Prozent aller Gehirnzellen ausmachen. Aufgabe der Gliazellen ist es, die Nervenzellen im Gehirn zu schützen und zu unterstützen, damit die Signalübertragung - und damit unser Denken und Handeln - reibungslos funktioniert. An der Signalübertragung selbst sind Gliazellen nicht beteiligt. Mikrogliazellen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem unseres Gehirns. Wie eine Gesundheitspolizei sorgen sie dafür, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger zerstört und abtransportiert werden. Astrozyten sind Gliazellen mit gleich mehreren wichtigen Aufgaben, unter anderem versorgen sie das Gehirn mit Nährstoffen, regulieren die Flüssigkeitszufuhr und helfen bei der Regeneration des Zellgewebes nach Verletzungen. Astrozyten stehen im Verdacht, an der Verbreitung der giftigen Amyloid-beta-Oligomere und Tau-Fibrillen beteiligt zu sein.
Genetische Faktoren
In den meisten Fällen ist Demenz jedoch nicht direkt vererbbar. Viele Faktoren wie Alter, Lebensstil, Gesundheitszustand und Umweltfaktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung von Demenz. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und geistige Stimulation das Risiko für Demenz verringern können.
Ja, aber nur bei circa einem Prozent aller Alzheimer-Fälle handelt es sich um eine Erbkrankheit. Dabei spricht die Medizin von einer sogenannten familiären Alzheimer-Demenz, kurz FAD. Hier liegt das eigene Erkrankungsrisiko bei 50 Prozent, wenn ein Elternteil an dieser speziellen Alzheimer-Form erkrankt ist.
Risikofaktoren
Es gibt eine Reihe an Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Demenzerkrankungen und kognitiven Abbauprozessen erhöhen können. Wichtige Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, geistige Inaktivität und soziale Isolation.
Symptome und Krankheitsverlauf
Alzheimer schleicht sich ins Leben. Zunächst treten leichte Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten auf. Vergesslichkeit kann ein Anzeichen für Alzheimer sein, muss es aber nicht. Es gehört zum Älterwerden dazu, öfter etwas zu vergessen oder sich langsamer zu erinnern.
Ein typisches Frühsymptom sind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, das heißt, man kann sich an kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern. Weitere Symptome sind Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Dinge zu planen und zu organisieren.
Die Symptome der Alzheimer-Krankheit können die psychische Gesundheit von Patienten stark beeinträchtigen. Starke Gefühlsausbrüche, beispielsweise in Form von Wut und Aggression, können im Pflegealltag sehr herausfordernd sein.
Die Alzheimer-Krankheit ist chronisch. Wie lange die einzelnen Krankheitsstadien bei Alzheimer andauern, variiert je nach Einzelfall.
Typische Symptome im Überblick
- Vergesslichkeit, insbesondere von kürzlich erlebten Ereignissen
- Örtliche und zeitliche Orientierungslosigkeit
- Schwierigkeiten, allgemeine Informationen richtig einzuordnen
- Störungen der Kommunikation und der Sprache (Aphasie)
- Schwierigkeiten bei der Ausführung gewohnter Alltagsaufgaben
- Veränderungen in Verhalten, Stimmung und Persönlichkeit
- Vermindertes Urteilsvermögen
- Probleme, verhältnismäßige Entscheidungen zu treffen
Stadien der Alzheimer-Krankheit
Ein häufig genutztes Modell zur Einteilung der Demenz-Stadien ist die Reisberg-Skala, auch bekannt als Global Deterioration Scale (GDS).
- Stadium 1: Keine Einbußen im Bereich der kognitiven Fähigkeiten erkennbar.
- Stadium 2: Geringfügige Minderung der Gehirnleistung. Betroffene vergessen Namen oder verlegen häufig Gegenstände.
- Stadium 3: Zunehmende kognitive Einschränkungen. Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten beim Beschreiben von Gegenständen oder Vergessen von Namen und Terminen.
- Stadium 4: Deutliche kognitive Einschränkungen. Betroffen ist insbesondere das Kurzzeitgedächtnis, aber auch wichtige Ereignisse aus der persönlichen Vergangenheit geraten zunehmend in Vergessenheit.
- Stadium 5: Mittlere bis mäßige Demenz. Denk- und Gedächtnislücken erschweren den Alltag und machen Hilfestellung durch Dritte erforderlich.
- Stadium 6: Schwere bzw. fortgeschrittene Demenz. Das Denk- und Wahrnehmungsvermögen ist stark vermindert und die Persönlichkeit verändert sich drastisch. Hilfe bei alltäglichen Handlungen ist unverzichtbar.
- Stadium 7: Endstadium der Demenz. Erkrankte können sich nicht mehr oder kaum noch verständlich machen und verlieren zunehmend die Kontrolle über ihren Körper.
Diagnose von Alzheimer
Eine frühe Diagnose bei Alzheimer ist in vieler Hinsicht wichtig, auch wenn die Krankheit an sich bislang nicht heilbar ist. Sie bildet die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen, die im nächsten Schritt getroffen werden sollten. Gerade zu Beginn führen frühe Anzeichen wie Vergesslichkeit oftmals zu Konflikten. Zu wissen, dass sich hinter diesen Anzeichen eine beginnende Alzheimer-Krankheit verbirgt, schafft mehr Verständnis und kann somit auch Konflikten vorbeugen. Das Wissen und der offene Austausch über die Erkrankung ist also in vielen Fällen sehr wertvoll.
Erste Anlaufstelle zur Abklärung dieser Auffälligkeiten ist in der Regel Ihr Hausarzt. Neurologen sind Spezialisten für Erkrankungen des Nervensystems, einschließlich des Gehirns. In vielen Krankenhäusern gibt es spezielle Gedächtnissprechstunden oder ganze Gedächtnisambulanzen, die auf die Frühdiagnostik bei beginnenden Gedächtnisproblemen spezialisiert sind. Bei dem Verdacht auf eine Alzheimer-Krankheit kann die weitere Diagnostik und Behandlung auch hier erfolgen.
Die Diagnostik bei einer Alzheimer-Krankheit umfasst in der Regel mehrere Untersuchungen und spezielle Tests. Das ist wichtig, denn die Symptome des Patienten müssen gründlich bewertet und abgeklärt werden.
Diagnoseverfahren im Überblick
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte des Patienten und der Familienanamnese.
- Körperliche und neurologische Untersuchung: Überprüfung der körperlichen Funktionen und des Nervensystems.
- Kognitive Tests und psychometrische Tests: Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests wird die geistige Leistungsfähigkeit untersucht.
- Blutuntersuchungen: Ausschluss anderer Ursachen für die Symptome, wie z.B. Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen.
- Bildgebende Verfahren: Zerebrale Bildgebung sollte nach der Objektivierung der kognitiven Einschränkungen erfolgen. Obgleich sich auch anhand der cranialen Computertomographie Aussagen zum Atrophiemuster und zu vaskulären Veränderungen machen lassen, bietet die Magnetresonanztomographie (MRT) eine deutlich höhere Auflösung ohne Belastung durch Röntgenstrahlen und sollte entsprechend den Leitlinien der DGN und DGPPN (e2, e3) bei jüngeren Patienten bevorzugt werden.
- Liquoruntersuchung: Analyse des Nervenwassers zur Bestimmung von Biomarkern für Alzheimer.
Screening-Tests
In der haus- und fachärztlichen Praxis hat sich ein zweistufiges Vorgehen in der Diagnostik eines Demenzsyndroms bewährt (12, e2-e4): Zunächst ist zu prüfen, ob ein demenzielles Syndrom entsprechend der vorgestellten ICD-Kriterien vorliegt (Kasten 1). In einem zweiten Schritt wird die Ätiologie eingegrenzt. Der erste diagnostische Schritt ist das systematische Sammeln relevanter anamnestischer und klinischer Informationen (12):
- die Beschwerdeschilderung und Anamnese des Patienten
- die Fremdanamnese
- die neurologische und orientierende internistische Untersuchung
- die psychiatrische Untersuchung
- die orientierende Untersuchung kognitiver Funktionen (Screening-Tests)
- Laboruntersuchungen
- zerebrale Bildgebung
- neuropsychologische Diagnostik
Mini-Mental-Status (MMS)
Der MMS (e9) prüft verschiedene kognitive Leistungen und nimmt circa 10 bis 15 Minuten in Anspruch. Der MMS enthält eine Erinnerungsliste von nur drei Wörtern. Er ist jedoch weit verbreitet für die Schweregradeinteilung einer Demenz vom Alzheimer-Typ (leichte Demenz 20 bis 26 Punkte, mittelschwere Demenz 10 bis 19 Punkte, schwere Demenz < 10 Punkte) (e3). In Studien im allgemeinärztlichen Bereich hat der MMS eine Sensitivität von 78 Prozent, eine Spezifität von 88 Prozent, einen positiven prädiktiven Wert von 54 Prozent und einen negativen prädiktiven Wert von 96 Prozent. In Fachpraxen und einer Memory-Clinic liegt die Sensitivität bei 80 Prozent, die Spezifität bei 81 Prozent, der positive prädiktive Wert bei 86 Prozent und der negative prädiktive Wert bei 73 Prozent (13). Damit reicht der MMS im hausärztlichen Bereich zumeist zum Ausschluss einer Demenz, ist aber aufgrund der hohen Prävalenz leichterer Demenzen als alleiniges Maß in Schwerpunktpraxen nicht sinnvoll. Mit 8 bis 12 Minuten ist er mittelgradig zeitaufwendig, enthält aber keine Zeichenaufgabe. Die Sensitivität ist gut und lag in einer Validierungsstudie bei 85 Prozent (Cut-off ≤ 13 Punkte) für eine leichte kognitive Beeinträchtigung und bei 83 Prozent (Cut-off ≤ 11 Punkte) für eine Alzheimer-Demenz (14). Er hat sich zwar in Deutschland bewährt, wird aber international nicht eingesetzt (e10).
Uhrentest
Der Uhrenzeichentest wird häufig als zusätzliches Screening-Instrument bei Verdacht auf eine Alzheimer-Krankheit eingesetzt (Grafik 2 gif ppt). Zum Uhrenzeichnen sollten semantisches Gedächtnis, Raumwahrnehmung, visuokonstruktive Fähigkeiten und Exekutivfunktionen unversehrt sein (e11). In Schwerpunktambulanzen liegt die Sensitivität bei 90 Prozent, die Spezifität bei 56 Prozent, der positive prädiktive Wert bei 84 Prozent und der negative prädiktive Wert bei 69 Prozent (e12). Sein Nutzen bei der Abgrenzung zur leichten kognitiven Beeinträchtigung ist fraglich (e13, e14).
Geruchsidentifikation
In mehreren prospektiven Studien konnte sowohl bei gesunden Älteren als auch bei Patienten mit einem MCI ein Geruchsidentifikationsdefizit als Prädiktor für einen Gedächtnisabbau (e16, e17) nachgewiesen werden. Zur Testung werden Geruchsstifte (16) oder Rubbelbriefe („brief smell identification test“, BSIT) (e16, e17) mit künstlich hergestellten Geruchsaromen den Probanden unter die Nase gehalten. Die Geruchstests sind leicht und schnell durchzuführen, können delegiert werden und werden von den Patienten gerne gemacht, zumal die meisten Gerüche angenehm sind. Ältere Menschen mit einer Hyposmie (< 10. Perzentile) zeigten einen doppelt so hohen Abbau semantischer Gedächtnisleistungen innerhalb von vier Jahren wie Menschen oberhalb der 90. Perzentile (e16). Menschen mit MCI (n = 137) vervierfachten ihr relatives Risiko von 15 auf 60 Prozent, innerhalb von zwei Jahren eine AD zu entwickeln, wenn sie weniger als sieben von zehn möglichen Düften zuordnen konnten (17). Eine autoptische Studie (e5) konnte einen signifikanten Zusammenhang von Geruchsdefizit und Häufigkeit von Neurofibrillen im entorhinalen Kortex und in der CA1-Region des Hippocampus, aber nicht in anderen Kortex-arealen nachweisen.
Depressionsanamnese
Es konnte außerdem anhand einer Metaanalyse (18) gezeigt werden, dass Menschen mit Depressionen ein circa doppelt erhöhtes Risiko haben, später eine Demenz zu entwickeln. Der gepoolte Risikofaktor betrug 2,0 (95-%-Konfidenzintervall 1,7-2,4) in Fall-Kontrollstudien und 1,9 (95-%-Konfidenzintervall 1,6-2,3) für Kohortenstudien (18).
Erweiterte neuropsychologische Diagnostik durch die CERAD-Batterie
Der Standard in der neuropsychologischen Diagnostik der Gedächtnissprechstunden ist die CERAD-Plus-Batterie („consortium to establish a registry for Alzheimer’s disease“), die aus mehreren Einzeltests des CERAD besteht und durch die phonematische Flüssigkeit (S-Wörter) und den Trail-Making-Test (A, B) erweitert wurde. Sie bildet die verschiedenen kognitiven Domänen bei guter Validität und Ökonomie ab (e18). Der Vorteil der multidimensionalen Testbatterie liegt vor allem in der Differenzierung verschiedener MCI-Formen (8). Testpsychologisch imponiert im CERAD die verminderte Leistung im verzögerten Wiedererkennen der Wortliste beim amnestischen MCI (5) (Kasten 2). Patienten mit amnestischem MCI haben das höchste Risiko der Konversion in eine AD. Das amnestische MCI tritt aber auch als Symptom einer schweren Depression oder als Vorstadium einer vaskulären Demenz auf. Das non-amnestische MCI ohne weitere andere kognitive Einschränkungen findet man als Vorstadium der frontotemporalen Demenzen (8).
Therapie und Behandlung von Alzheimer
Nicht direkt. Zwischen den beiden Begriffen Alzheimer und Demenz gibt es nämlich einen Unterschied: Demenz ist ein Oberbegriff für rund 50 verschiedene Erkrankungen des Gehirns. Somit ist nicht jede Demenz automatisch Alzheimer. Eine dieser 50 Erkrankungen ist allerdings die Demenz vom Alzheimer-Typ.
Bislang gibt es keine Heilung für Alzheimer. Die Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente können die Symptome verbessern, indem sie den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin im Gehirn verlangsamen.
- NMDA-Antagonisten: Diese Medikamente können die Nervenzellen vor Überstimulation schützen.
Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen.
Nicht-medikamentöse Therapie
- Kognitives Training: Gedächtnistraining und andere Übungen können helfen, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten.
- Ergotherapie: Hilft den Betroffenen, ihre Alltagsfähigkeiten zu verbessern und zu erhalten.
- Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit und Koordination.
- Musiktherapie: Kann die Stimmung verbessern und die Kommunikation fördern.
- Psychotherapie: Kann helfen, mit den emotionalen Belastungen der Krankheit umzugehen.
Was kann man vorbeugend gegen Alzheimer Demenz tun?
Leider gibt es bisher weder eine effektive Behandlungsmethode gegen die Alzheimer-Krankheit, noch können wir eine Erkrankung vollständig verhindern.
Sehr wohl zeigen aber Studien, dass mental aktive Menschen ein geringeres Demenzrisiko besitzen.
Als Faustregel gilt: Umso geistig aktiver man ein Leben lang ist, desto höher die sogenannte kognitive Reserve, die es ermöglicht, die Folgen einer Demenz länger auszugleichen.
Gedächtnistraining gegen Alzheimer-Demenz
Geistig aktive Menschen können also das Risiko senken, später an einer Demenzform wie Alzheimer zu erkranken. Dabei kommt es gerade im Ruhestand oft zu einer Verringerung der geistigen Aktivität.
Es muss ein Ausgleich zur nun wegfallenden Arbeit geschaffen werden. Bei vielen Rentner:innen beliebt sind Spiele wie Kreuzworträtsel oder Sudoku. Diese regen allgemein die Gehirnaktivität an.
Noch effektiver zeigen sich abwechslungsreiche Übungen, die ihre Schwierigkeit personalisiert anpassen. Deshalb gibt es bei NeuroNation über 30 Übungen, die jeweils verschiedene Hirnfunktionen trainieren. Bei jeder Aufgabe nimmt mit steigendem Level die Schwierigkeit zu und beansprucht somit immer ausreichend die Gehirnleistung.
Außerdem kann in der Prävention durch Gehirnjogging aktiv die Gedächtnisleistung erweitert werden, um eine gesteigerte kognitive Reserve aufzubauen.
Mit kognitivem Training sorgen Sie nicht nur für das Alter vor, sondern können auch eine sofortige Verbesserung in Ihrer Konzentrationsfähigkeit, Ihrer Merkfähigkeit und weiteren kognitiven Bereichen spüren.
Leben mit Alzheimer
Wenn Sie einen Menschen mit Demenz zuhause pflegen, müssen Sie einen Weg finden, wie Sie langfristig gut miteinander kommunizieren und leben können. Kleine Orientierungs- und Erinnerungshilfen im Wohnraum können Betroffenen und Angehörigen den Pflegealltag erleichtern. Wenn Alzheimer-Patienten über die Zeit den Umgang mit alltäglichen Dingen verlernen, wird die Auswahl an Aktivitäten im Alltag immer kleiner. Das Bedürfnis nach Beschäftigung bleibt jedoch. Kleinere Aufgaben und Übungen für die Person mit Alzheimer schaffen auch Ihnen als Pflegeperson kleine Pausen.
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Die Pflege von Menschen mit Demenz kann eine herausfordernde Aufgabe sein, die sowohl physische als auch emotionale Belastungen mit sich bringt. Es ist wichtig zu wissen, dass Sie nicht allein sind und es viele Ressourcen gibt, die Unterstützung und Entlastung bieten können.
- Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen auszutauschen.
- Beratungsstellen: Informieren über die Krankheit, Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote.
- Pflegedienste: Übernehmen die häusliche Pflege und Betreuung.
- Tagespflege: Bietet Betreuung und Beschäftigung tagsüber.
- Kurzzeitpflege: Ermöglicht eine vorübergehende stationäre Betreuung.
- Stationäre Pflege: Dauerhafte Betreuung in einem Pflegeheim.
Fazit
Der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz liegt also vor allem in der Ursache. Alzheimer ist eine weit verbreitete Unterform der Demenz. Etwa 60% aller Demenzkranken erkranken an Alzheimer, was für eine Verwechslung der Begrifflichkeiten sorgt.
Neben Alzheimer gibt es aber noch weitere Demenzformen, die teils unterschiedliche Auslöser haben. Generell kann gesagt werden, dass ein gesunder Lebensstil mit viel geistiger Aktivität bei der Demenzprävention helfen kann.