Anspruch auf Reha nach Schlaganfall: Voraussetzungen und Möglichkeiten

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Körperliche, geistige und seelische Einschränkungen sind häufige Folgen. Die Rehabilitation (Reha) spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Bewältigung des Alltags. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Obwohl sich die Akutbehandlung durch spezialisierte Stroke Units verbessert hat, benötigt ein großer Teil der Patienten nach der Akutversorgung eine Rehabilitation.

Was ist Rehabilitation?

Der Begriff "Rehabilitation" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Wiederherstellen", "Wiederbefähigen" und "Wiedereingliedern". Ziel einer Reha ist es, Menschen dabei zu unterstützen, eingeschränkte Funktionen und Aktivitäten wiederzuerlangen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und die aktive Teilhabe am privaten, beruflichen und sozialen Leben zu ermöglichen. Es gibt verschiedene Formen der Reha, darunter medizinische, berufliche, schulische und soziale Reha.

Medizinische Reha

Die medizinische Reha zielt darauf ab, den ursprünglichen Gesundheitszustand so weit wie möglich wiederherzustellen, Beeinträchtigungen zu behandeln und präventiv zu wirken. Sie soll Pflegebedürftigkeit und Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit verhindern, überwinden oder mindern. Das Ziel der Schlaganfall-Reha ist es, Patienten in die Lage zu versetzen, mit vorübergehenden oder dauerhaften Behinderungen ein selbstständiges und aktives Leben zu führen und ihre Belastungs- und Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Berufliche Reha

Die berufliche Reha richtet sich an Menschen, die aufgrund von Erkrankungsfolgen oder Behinderung nicht mehr (vollumfänglich) in ihrem erlernten Beruf tätig sein können. Sie dient dazu, den Erhalt oder die Erlangung eines Arbeitsplatzes und die Rückführung in das Erwerbsleben zu unterstützen und zu fördern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Reintegration, wie Jobcoaching, Vermittlungshilfen und weiterführende Maßnahmen für Menschen mit Behinderung. Die Zuständigkeit und der Bedarf an beruflicher Reha werden individuell geprüft.

Soziale Reha

Die soziale Reha hat den Zweck, Menschen mit Behinderungen ein eigenständiges Leben in ihrem sozialen Umfeld und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Sie umfasst Leistungen wie die Gewährung einer Haushaltshilfe oder einer persönlichen Assistenz für Freizeitaktivitäten, Hilfen zum selbstbestimmten Leben in betreuten Wohnmöglichkeiten, zur Teilhabe in Gemeinschaft und am kulturellen Leben oder heilpädagogische Leistungen für Kinder im Vorschulalter.

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Formen der neurologischen Reha

Es gibt drei Möglichkeiten, eine neurologische Reha durchzuführen:

  • Stationär: Die Behandlung findet in einer Spezialklinik statt, meist direkt im Anschluss an die Akutbehandlung. Hier ist eine Betreuung rund um die Uhr sichergestellt.
  • Teilstationär: Die Therapie wird ganztags in einer Reha-Einrichtung in der Nähe des Wohnorts durchgeführt. Zum Schlafen und über das Wochenende gehen die Patienten nach Hause.
  • Ambulant: Die Reha-Einrichtungen und Praxen werden für die Zeit der Behandlung von zu Hause aus aufgesucht.

Die Wahl der Form hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Schweregrad der Erkrankung, dem Grad der Selbstständigkeit und den individuellen Bedürfnissen.

Stationäre Reha

Bei schwer betroffenen und noch hilfebedürftigen Patienten ist eine stationäre Reha oft die beste Wahl. Hier ist eine umfassende Betreuung durch ein interdisziplinäres Team gewährleistet. Auch bei mobilen Betroffenen kann eine stationäre Reha medizinisch notwendig sein, wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen. Psychologische, neuropsychologische und soziale Gründe können ebenfalls für eine stationäre Unterbringung sprechen.

Teilstationäre Reha

Eine teilstationäre Reha kommt für Patienten in Frage, die in ihren grundlegenden, alltäglichen Kompetenzen selbstständig sind und einen weniger intensiven Betreuungsaufwand benötigen. Sie sind hinreichend mobil und können sich gegebenenfalls mit Hilfsmitteln fortbewegen.

Ambulante Reha

Eine ambulante Reha ist geeignet, wenn eine schnelle Erholung erfolgt, weitgehende Selbstständigkeit vorliegt und nur geringe Beeinträchtigungen bestehen. Sie kann im Anschluss an die Behandlung im Krankenhaus oder nach einer stationären Reha erfolgen. Auch zur Erhaltung von Funktionen und Vermeidung von Abbau bei schwer betroffenen und immobilen Patienten können ambulante Therapien eingesetzt werden.

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Geriatrische Rehabilitation

Bei der geriatrischen Rehabilitation werden vor allem ältere Patientinnen und Patienten behandelt, damit sie ihre Alltagsaktivität erhalten und mobil bleiben. Das Reha-Team ist auf die verschiedenen Besonderheiten der Krankheitsfolgen, Pflegebedarfe und Wechselbeziehungen zwischen personenbezogenen Faktoren und dem sozialen Umfeld spezialisiert, um die Therapie optimal zu gestalten.

Phasen der Rehabilitation nach Schlaganfall

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist ein kontinuierlicher Prozess, der in verschiedenen Phasen abläuft:

  • Phase B (Frührehabilitation): Beginn der Reha bereits kurz nach der Aufnahme im Akutkrankenhaus. Patienten benötigen in der Regel noch eine intensivmedizinische Behandlung.
  • Phase C (Weiterführende Rehabilitation): Weiterführende Behandlung und Rehabilitation, noch hoher pflegerischer Aufwand, aber schon aktives Mitarbeiten der PatientInnen, Fokus auf Wiedererlangen der Selbständigkeit.
  • Phase D (Anschlussrehabilitation): Stabilisierungsphase, kann stationär, teilstationär oder ambulant erfolgen.

Idealerweise beginnen die ersten rehabilitativen Maßnahmen im Krankenhaus bereits parallel zur Akutversorgung. Im frühen Stadium steht die Akutbehandlung im Vordergrund, gefolgt von fachspezifischen Therapien und Aktivitätstraining in der neurologischen Frührehabilitation. Mit dem Übergang zum subakuten und chronischen Stadium werden zunehmend funktionelle Therapien eingesetzt.

Therapiemöglichkeiten in der Reha

Eine Rehabilitation kann je nach Krankheitsbild, spezifischen Funktionsstörungen und Beeinträchtigungen verschiedene Therapiemöglichkeiten integrieren. Die Reha nach einem Schlaganfall hat einen interdisziplinären Ansatz, an dem ein Team von Menschen mit unterschiedlichen Fachexpertisen beteiligt ist:

  • Medizin
  • Pflege
  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Neuropsychologie
  • Ernährungsberatung

Physiotherapie

Die Physiotherapie stellt eine wichtige Therapiemöglichkeit dar. Sie umfasst funktionsspezifische Krankengymnastik und physikalische Maßnahmen wie Wärme-, Wasser- oder Reizstrom-Anwendungen. Ziel ist es, die verloren gegangenen oder gestörten Funktionen so weit wie möglich wiederherzustellen.

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Ergotherapie

Die Ergotherapie soll die Fähigkeiten verbessern, die für ein möglichst selbstständiges Leben nötig sind. Dazu gehören das Training von Alltagsfertigkeiten wie Anziehen oder selbstständig essen, aber auch Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen.

Logopädie

Die Logopädie behandelt Sprach- und Sprechstörungen sowie Schluckstörungen. Durch gezielte Übungen sollen die sprachlichen Fähigkeiten verbessert und die Schluckfunktion wiederhergestellt werden.

Neuropsychologie

Die Neuropsychologie befasst sich mit den kognitiven Folgen des Schlaganfalls, wie Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Durch gezieltes Training sollen diese Funktionen verbessert und Kompensationsstrategien erlernt werden.

Pflege

Eine aktivierende Pflege unterstützt beim Essen, Waschen, An- und Auskleiden. Außerdem zeigen die Pflegekräfte, wie man sich dabei trotz Einschränkungen selbst helfen kann.

Voraussetzungen für eine Reha nach Schlaganfall

Grundvoraussetzung für eine neurologische Rehabilitation ist das Vorliegen einer neurologischen Erkrankung, wie Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks oder des peripheren Nervensystems. Darüber hinaus müssen drei weitere Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Reha-Bedürftigkeit: Die gesellschaftliche Teilhabe des Betroffenen ist aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen eingeschränkt und kann durch rehabilitative Maßnahmen verbessert oder eine Verschlechterung verhindert werden.
  • Reha-Fähigkeit: Der Betroffene hat keine akute Erkrankung mehr und kann aktiv am Rehabilitationsprogramm teilnehmen. Er muss körperlich und mental belastbar sein, Bewusstsein haben und mit den Therapeuten kooperieren können.
  • Positive Reha-Prognose: Es besteht die Aussicht, dass die Rehabilitationsmaßnahmen zu einer Verbesserung des Zustands führen.

Antragstellung und Kostenübernahme

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus stellen den Antrag für die Rehabilitation und organisieren die Verlegung in eine Rehabilitationsklinik. Zuständig sind der Sozialdienst und das „Entlassmanagement“ des Krankenhauses. Die Rehabilitation wird bei der Rentenversicherung oder der Krankenkasse beantragt. Diese bewilligen die Reha zunächst für drei Wochen, die aber bei Bedarf verlängert werden kann. Die Kosten für die Reha übernimmt in der Regel die Krankenkasse oder die Rentenversicherung. Versicherte müssen pro Tag 10 € für den Krankenhausaufenthalt oder Aufenthalt in der Rehaeinrichtung zuzahlen.

Bedeutung der Rehabilitation für die Genesung

Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Genesung nach einem Schlaganfall. Durch gezieltes Training und die Unterstützung eines interdisziplinären Teams können viele Menschen wichtige Fähigkeiten wiedererlangen und ihre Lebensqualität verbessern. Besonders wichtig ist die Reha in den ersten sechs Monaten nach dem Schlaganfall. Aber auch danach sind Verbesserungen möglich. Es hilft, über die Therapiestunden in der Reha hinaus selbstständig zu trainieren und die Übungen regelmäßig zu wiederholen.

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