Archer Milton Huntington (1870-1955) war ein US-amerikanischer Multimillionär, Hispanist, Kunstsammler und Philanthrop, der sich leidenschaftlich für die spanische Kultur einsetzte. Sein Engagement gipfelte in der Gründung der Hispanic Society of America in New York, einer Institution, die bis heute von großer Bedeutung für die Erforschung und Bewahrung hispanischer Kunst und Kultur ist. Huntington trug auch maßgeblich zur Förderung von Künstlern wie Joaquín Sorolla und Anna Vaughn Hyatt Huntington bei.
Frühes Leben und Interesse an der hispanischen Kultur
Archer Huntington, der Stiefsohn des Eisenbahnmagnaten Collis P. Huntington, entwickelte schon in jungen Jahren ein starkes Interesse an der hispanischen Kultur. Eine Reise nach Mexiko in seiner Jugend weckte seine Begeisterung für die spanische Sprache, Literatur und Geschichte. 1892 reiste er zum ersten Mal mit einem Yale-Professor nach Spanien. Es war die erste von vielen Reisen, die ihn vor allem nach Nordspanien führten, dem Schauplatz von "El Cid", einem Gedicht, das er kommentierte, übersetzte und später zusammen mit eigenen Werken veröffentlichte. Huntington beteiligte sich auch an archäologischen Ausgrabungen, wie 1898 an den Ruinen der römischen Stadt Italica bei Sevilla.
Die Gründung der Hispanic Society of America
Huntingtons Ziel war es Anfang des 20. Jahrhunderts, die Kenntnisse der spanischen Kultur in den Vereinigten Staaten zu vertiefen. Um dieses Ziel zu erreichen, gründete er 1904 die Hispanic Society of America in New York. Die Hispanic Society ist ein kostenloses Museum mit einer Forschungsbibliothek für das Studium der Künste und Kulturen Spaniens, Portugals und Lateinamerikas.
Huntington machte sich eifrig daran, eine Sammlung mit Objekten aller Art zusammenzustellen, die jede Epoche und jedes Landes abbilden sollte, in dem der Einfluss Spaniens auch nur im Entferntesten spürbar war. Dazu reiste er unermüdlich um die Welt, um Münzen, Bücher, Gemälde, Skulpturen, Glasobjekte, Töpferwaren und eine Reihe anderer Artefakte zu sammeln. Ziel dieses gewaltigen Unterfangens war es, ein visuelles, enzyklopädisches und faszinierendes Gesamtbild aller Epochen und Aspekte hispanischer Kultur zusammenzustellen.
Die Sammlungen der Hispanic Society
Die Hispanic Society of America beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Kunstwerken und Artefakten, die die Vielfalt der hispanischen Kultur widerspiegeln. Zu den Höhepunkten der Sammlung gehören Werke von El Greco, Diego Velázquez, Francisco de Goya und Joaquín Sorolla. Die rund 75.000 Werke umfassende Sammlung wird häufig mit Institutionen wie dem Prado in Madrid verglichen.
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Ein besonderes Augenmerk gilt der numismatischen Sammlung, die eine beeindruckende Anzahl von Münzen umfasst, die zweieinhalb Jahrtausende abdecken - von der vorrömischen Zeit spanischer Ureinwohner zum römischen Kaiserreich, der Machtübernahme der Westgoten, dem islamischen Spanien der Umayyaden (wofür Huntington Arabisch lernte), dem Mittelalter bis hin zum Reich von Ferdinand und Isabella und ihren königlichen Nachfolgern. Als Sammler hielt er sich strikt an die Richtlinie, Münzen nur außerhalb Spaniens zu erwerben, da er kein Interesse daran hatte, Schätze aus dem Land zu entfernen.
Die Wiedereröffnung der Hispanic Society
Seit 2017 war die Hispanic Society of America geschlossen, nun können Interessierte das prachtvolle Gebäude im Norden Manhattans wieder besuchen. Das Museum sei einer der „einzigartigsten und besondersten Orte in New York“, sagte die deutsche Architektin Annabelle Selldorf, die an der Renovierung beteiligt war. Wer diesen Ort einmal betritt, will ihn nie wieder verlassen.
Huntingtons Förderung von Kunst und Künstlern
Huntington war nicht nur ein leidenschaftlicher Sammler, sondern auch ein Förderer zeitgenössischer Kunst. Er unterstützte aktiv Künstler, die sich der hispanischen Kultur widmeten, und trug so maßgeblich zu deren Bekanntheit bei.
Joaquín Sorolla und die "Visiones de España"
Einer der wichtigsten Künstler, die von Huntington gefördert wurden, war der spanische Maler Joaquín Sorolla (1863-1923). Angesichts des überwältigenden Andrangs beschert ihr Gründer Archer Milton Huntington, US-Multimillionär und Aficionado der spanischen Kultur, Sorolla den Auftrag seines Lebens. Er soll die Bibliothek der jungen Institution mit 14 meterhohen Genregemälden - den "Ansichten von Spanien" - gestalten.
Ein lukratives Unterfangen, das für Sorolla zur Strapaze wird. Wieder fängt er Feuer, bereist sein Land, um sich ein Bild von regionalen Sitten und Bräuchen, der Stierkämpfe, Tänze, Trachtenumzüge oder des Fischfangs, zu machen. Nach Vollendung des Titanenwerks erkrankt Sorolla schwer. Als er mit 60 Jahren 1923 stirbt, hinterlässt er der Nachwelt rund 4000 Ölbilder und Aquarelle. Ermattet, aufgezehrt versinkt er die letzten drei Lebensjahre in seiner Madrider Oase des Lichts im Halbdunkel, ohne auch nur noch einen Strich mit dem Pinsel zu tun.
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Die 14 Leinwände, bekannt als "Visiones de España" (Ansichten von Spanien), sind ein monumentales Werk, das die Vielfalt der spanischen Regionen und Kulturen darstellt. Die Gemälde zeigen Szenen aus dem täglichen Leben, Feste, Trachten und Landschaften. Sorolla bereiste zwischen 1912 und 1919 verschiedenste Regionen Spaniens, um einen im verschwinden begriffenen Lebensstil festzuhalten, wie er selber sagt. Trachten, Tänze, Stiertreiben, Umzüge, Märkte, Fischfang - der Maler will das Ortstypische einfangen, ohne zu romantisieren. Trotz vieler Studien und Fotografien hat Sorolla alle Leinwände in situ gemalt. Eine Leistung, die er mit Hilfe prekärer Holzgerüste und Leitern bewältigte.
Anna Vaughn Hyatt Huntington
Huntington unterstützte auch die Bildhauerin Anna Vaughn Hyatt Huntington (1876-1973), die er 1923 heiratete. Anna Vaughn Hyatt wurde in eine Familie hineingeboren, die sowohl wissenschaftliche Forschung als auch künstlerischen Ausdruck förderte. Frühe Studien umfassten Unterricht bei Henry Hudson Kitson in Boston. Sie erlangte Bekanntheit für ihre Reiterskulpturen, darunter El Cid (Sevilla, Spanien) und General Israel Putnam (Redding, Connecticut). Im Jahr 1930 gründeten sie mit ihrem Ehemann Archer Milton Huntington Brookgreen Gardens in der Nähe von Myrtle Beach, South Carolina. Anna Vaughn Hyatt Huntington war eine Pionierin für Frauenkünstlerinnen im frühen 20. Jahrhundert.
Huntingtons Engagement für die Numismatik
Huntingtons Interesse an der hispanischen Kultur erstreckte sich auch auf die Numismatik. Er trug eine bedeutende Sammlung spanischer Münzen zusammen, die er 1946 der American Numismatic Society (ANS) überließ. Von 1910 bis zu seinem Tod war Huntington Ehrenpräsident der American Numismatic Society und überließ 1946 der ANS seine Sammlung. Er machte die Hispanic Society of America 1949 zur Eigentümerin der Sammlung, aber die Münzen verblieben bei der ANS. Huntington spendete das Grundstück und finanzielle Mittel für den Bau des ersten Gebäudes der American Numismatic Society, das 1908 in Audubon Terrace (am Broadway) fertiggestellt wurde. Huntington sponsorte auch die Veröffentlichung der „Numismatic Notes“ der ANS.
Bei der Zusammenstellung seiner Sammlung machte Huntington viele neue Bekanntschaften und kreuzte den Weg vieler angesehener Händler und Sammler: Sabine Bourgey veröffentlichte Dokumente von unschätzbarem Wert über seine Kaufgewohnheiten, denn Huntington hatte viele seiner Münzen von ihrem Großvater bezogen. Obwohl Huntington Ende 1955 starb, hatte er bereits im April 1907 angekündigt, dass er seine Käufe einstellen würde - eine Entscheidung, die er im November 1908 bekräftigte, obwohl sein letzter Kauf bei Bourgey im Januar 1913 stattfand.
Der Verkauf der Huntington-Münzsammlung
Nach Huntingtons Tod wurden ca. Obwohl die Sammlung Huntington mehr als fünfzig Jahre lang in einem Museum aufbewahrt wurde, ist sie aufgrund der von der Hispanic Society of America auferlegten Beschränkungen kaum erforscht worden und nur wenige Wissenschaftler durften die Münzen bearbeiten. Die Sammlung lag bei der American Numismatic Society, die Wissenschaftlern Zugang zu den Münzen gewährte; allerdings beschloss die Hispanic Society of America am 23. Januar 2008, die 37.895 Münzen zu verkaufen, und die Bemühungen der ANS, diese Entscheidung zu revidieren, schlugen fehl. Die Sammlung wurde am 8. März 2012 von Sotheby’s (New York) als Ganzes mit verdeckten Geboten zu einem Preis von angeblich 25 bis 30 Millionen Dollar versteigert. Die römischen Goldmünzen wurden in zwei Auktionen von Numismatica Ars Classica (Zürich) erneut angeboten: in Auktion 67 (17. Oktober 2012) und Auktion 71 (16.
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Huntingtons Vermächtnis
Archer Milton Huntington hinterließ ein bedeutendes Vermächtnis als Förderer der hispanischen Kultur und Kunst. Die von ihm gegründete Hispanic Society of America ist bis heute eine wichtige Institution für die Erforschung und Bewahrung des hispanischen Erbes. Sein Engagement für Künstler wie Joaquín Sorolla und Anna Vaughn Hyatt Huntington trug dazu bei, deren Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Huntington trug auch maßgeblich zur Förderung von Kunst und Kultur bei. Die Hispanic Society of America ist ein Beweis für sein Engagement und seine Leidenschaft für die hispanische Welt. Seine Sammlungen, seine Förderung von Künstlern und seine Unterstützung der Numismatik haben ein bleibendes Erbe geschaffen, das noch heute wirkt.
Der Einfluss von Vorbildern und Mentoren
Huntingtons frühes Interesse an der hispanischen Kultur wurde durch verschiedene Einflüsse geprägt. Seine Reise nach Mexiko als Jugendlicher weckte seine Begeisterung für die spanische Sprache, Literatur und Geschichte. Die Begegnung mit einem Yale-Professor, der ihn auf seiner ersten Reise nach Spanien begleitete, vertiefte sein Verständnis für die hispanische Welt. Diese frühen Erfahrungen legten den Grundstein für Huntingtons lebenslanges Engagement für die hispanische Kultur.
Huntingtons Beitrag zur Völkerverständigung
Huntingtons Engagement für die hispanische Kultur trug auch zur Völkerverständigung bei. Durch die Gründung der Hispanic Society of America schuf er eine Plattform für den kulturellen Austausch zwischen den Vereinigten Staaten und der hispanischen Welt. Seine Sammlungen und Ausstellungen ermöglichten es einem breiten Publikum, die Vielfalt und den Reichtum der hispanischen Kultur kennenzulernen. Huntington förderte auch den Dialog zwischen Wissenschaftlern und Künstlern aus verschiedenen Ländern. Sein Beitrag zur Völkerverständigung ist ein wichtiger Bestandteil seines Vermächtnisses.