Jedes Jahr am 21. September findet der Welt-Alzheimertag statt, initiiert von Alzheimer’s Disease International (ADI) mit Unterstützung der WHO. Seit 1994 rückt dieser Tag die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Rund um diesen Tag, in der gesamten „Woche der Demenz“ vom 19. bis zum 28. September, organisieren zahlreiche Initiativen bundesweit vielfältige Aktionen, um auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen.
Demenz - Mensch sein und bleiben
Das Motto des diesjährigen Welt-Alzheimertags lautet „Demenz - Mensch sein und bleiben“. Es soll daran erinnern, dass Menschen mit Demenz trotz ihrer Erkrankung weiterhin ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind. Eine Demenzerkrankung verändert die Betroffenen und nimmt ihnen nach und nach viele Fähigkeiten und Kenntnisse. Jedoch bleibt der Mensch mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen bestehen. Die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, bleibt bis zuletzt erhalten.
Es ist wichtig, dass wir alle mit Wissen, Verständnis, Mitgefühl und Unterstützung dazu beitragen, dass die Erkrankung in den Hintergrund tritt und Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen Teil unserer Gesellschaft sind und bleiben. Je mehr Wissen, Verständnis, Mitgefühl und Unterstützung es im Umfeld des Menschen mit Demenz und seiner An- und Zugehörigen gibt, desto mehr kann die Erkrankung in den Hintergrund treten.
Veranstaltungen und Termine
In den kommenden Tagen rückt das Thema Demenz weltweit und regional stärker in den Fokus. Am 21. September ist Welt-Alzheimer Tag. In dieser Zeit finden zahlreiche Veranstaltungen - auch im Westlichen Ruhrgebiet (Bottrop, Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen) - statt. Alle uns bekannten Veranstaltungen und Termine finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.
Prävention: Potentiale nutzen
Viele Menschen betrachten Demenzerkrankungen als schicksalhaft und glauben, dass es keine Möglichkeit gibt, sie zu beeinflussen. Dies entspricht aber nicht den Tatsachen. Zwar ist ein hohes Lebensalter der größte Risikofaktor für eine Demenz, jedoch gibt es beeinflussbare Risikofaktoren. Die Lancet-Kommission zu Intervention und Prävention von Demenz hat 2024 14 weitere, beeinflussbare Risikofaktoren für Demenzerkrankungen benannt. Wenn sie alle vermieden würden, könnte die Zahl der Demenzen um bis zu 45 Prozent reduziert werden.
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Swen Staack, Vorsitzender der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG), betont: „Dieser Idealwert kann in der Realität vermutlich nicht erreicht werden. Bei einer immer älter werdenden Gesellschaft und derzeit rund 400.000 neu auftretenden Demenzerkrankungen pro Jahr macht aber auch ein kleinerer Prozentsatz schon einen deutlichen Unterschied. Deshalb ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit und Wirksamkeit von Demenz-Prävention in der Bevölkerung zu schaffen - und zwar nicht erst im höheren Alter, sondern möglichst frühzeitig, weil die meisten Risikofaktoren bereits im mittleren Erwachsenenalter relevant sind.“
Ein weiterer Aspekt der Prävention, der oft vergessen wird, ist ihre Wirksamkeit auch nach der Diagnose. Gesunde Ernährung, körperliche und geistige Aktivität sowie vielfältige soziale Kontakte können den Verlauf einer Demenz deutlich positiv beeinflussen. Dieses Potential wird jedoch oft unterschätzt. Die DAlzG bietet den Vortrag „Geistig fit bleiben - mit 10 Maßnahmen Demenz vorbeugen“ an, der Multiplikatoren kostenlos zur Verfügung steht.
Prävention und Diagnostik stärken
Viele präventive nichtmedikamentöse Maßnahmen sind auch dann weiterhin wirksam, wenn bereits Gedächtnisdefizite oder eine beginnende Demenz eingetreten sind. So werden in der nun aktualisierten S3-Leitlinie Demenzen kognitive Stimulation, körperliche Aktivität, Ergo- und Musiktherapie und bei bestehenden Stimmungssymptomen auch Psychotherapie für die frühe Phase einer Demenzerkrankung empfohlen.
Professor Rapp, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DGGPP), betont, dass diese evidenzbasierten, wirksamen Therapieverfahren noch viel zu selten umgesetzt werden. Insbesondere bei Hausärztinnen, aber auch bei niedergelassenen Fachärztinnen fehlt hier noch das Verständnis und die Umsetzung, die aber anhand der Leitlinien nun auch durch Betroffene und ihre Angehörigen eingefordert werden können.
Neben den nichtmedikamentösen Maßnahmen ist aber auch eine frühe Demenzdiagnostik, bei der eine spezifische Demenzursache identifiziert wird, ein zentraler Versorgungsbaustein auch angesichts der jetzt alternden geburtenstarken Jahrgänge. „7-15% der Demenzursachen sind reversibel, also können ursächlich behandelt werden, was bei den derzeitigen Fallzahlen 20-30.000 Erkran-kungsfälle pro Jahr ausmachen sollte, die wir also bei flächendeckender Diagnostik jedes Jahr vermeiden könnten“, so Rapp.
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Auch die fachgerechte medikamentöse Behandlung setzt eine spezifische Demenzdiagnose voraus, die dann mit bestehenden Medikamenten eine spürbare Verzögerung der Demenzerkrankung erreichen können. Hierzu zählen auch moderne Immunotherapien wie Lecanemab, die aber angesichts des Nebenwirkungsprofils nur bei körperlich gesunden jüngeren Patient*innen eine Rolle spielen werden. „Das Gros der Betroffenen wird aber 75 Jahre und älter sein, also im durch die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren am schnellsten wachsenden Bevölkerungssegment, und für diese Gruppe werden neben den schon länger zugelassenen Medikamenten eben in erster Linie nichtmedikamentöse Verfahren die Pflegelast verringern helfen“, erläutert Rapp. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft unterhält eine Liste der Gedächtnissprechstunden in Deutschland, bei denen eine spezialisierte Diagnostik und Therapie angeboten werden, viele in Lehrkrankenhäusern der Deutschen Akademie für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DAGPP), der Akademie der deutschen Alterspsychiater.
Alzheimerforschung vorantreiben
Es gibt gute Nachrichten zum diesjährigen Weltalzheimertag, zumindest für einen Teil der Betroffe-nen in der Europäischen Union: Im April 2025 erteilte die Europäische Kommission die Zulassung für Lecanemab, einen Anti-Amyloidantikörper zur Behandlung der frühen Alzheimer-Erkrankung, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Alzheimer-Demenz sowie bestimmtem APOE-4-Genstatus. In den USA ist der Wirkstoff bereits seit 2023 zugelassen. Am 1. September 2025 erfolgte schließlich die Markteinführung von Leqembi (Handelsname von Le-canemab) in Deutschland. Damit steht der Antikörper nun auch hierzulande geeigneten Patientinnen und Patienten zur Verfügung.
Doch was bedeutet „geeignet“? In den internationalen Zulassungsstudien - an denen auch deutsche Zentren beteiligt waren - zeigte sich eine deutliche Verlangsamung der kognitiven Verschlechterung bei Erkrankten in einem sehr frühen Stadium, bei denen eine Amyloid-Belastung des Gehirns mittels Liquoruntersuchung oder Amyloid-PET nachgewiesen werden konnte. Risikoanalysen ergaben allerdings ein erhöhtes Auftreten von Hirnblutungen und Hirnödemen bei Patientinnen und Patienten mit zwei APOE-4-Allelen sowie bei solchen, die aufgrund anderer Erkrankungen Antikoagulanzien einnehmen. Daraus ergeben sich die wesentlichen Indikationskriterien: frühes Erkrankungsstadium, nachgewiesene Amyloid-Positivität, höchstens ein APOE-4-Allel sowie die Möglichkeit regelmäßiger MRT-Kontrollen.
Die Therapie ist für Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige mit erheblichem Aufwand verbunden. Sie darf ausschließlich durch besonders qualifizierte Fachärztinnen und Fachärzte erfol-gen, die in der Diagnostik und Therapie der Alzheimer-Erkrankung geschult sind und eng mit erfahrenen MRT-Spezialisten zusammenarbeiten.
In Deutschland wird die Zahl der potenziell geeigneten Betroffenen auf 30.000 bis 60.000 geschätzt. Die Therapiekosten belaufen sich auf etwa 40.000 Euro pro Jahr und Patient. Bereits jetzt wird in-tensiv diskutiert, ob sich diese Kosten im Verhältnis zum Nutzen rechtfertigen lassen. Diese Frage wird letztlich die Gesellschaft beantworten müssen. Als Alzheimerforscherinnen und -forscher, als Klinikerinnen und Kliniker sowie als Hirnliga begrü-ßen wir, dass mit Lecanemab erstmals ein krankheitsmodifizierender Therapieansatz verfügbar ist. Gleichwohl besteht erheblicher Verbesserungsbedarf. Mit Donanemab (Handelsname Kisunla) wurde bereits 2024 ein zweiter Anti-Amyloidantikörper in den USA zugelassen. In Europa steht die Entscheidung noch aus: Der Ausschuss für Humanarznei-mittel (CHMP) der EMA hat die Zulassung empfohlen, die finale Entscheidung der Europäischen Kommission bleibt abzuwarten. Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil unterscheiden sich nur geringfügig von Lecanemab; die Indikationskriterien sind identisch. Ein Vorteil liegt in der einfacheren Handhabung, da Donanemab lediglich alle vier Wochen infundiert werden muss.
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Für die klinische Praxis bleibt die frühe Diagnosestellung entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen zu können. Große Hoffnungen richten sich daher auf die Entwicklung von Bluttests, die zuverlässig Auskunft über eine TAU-Belastung geben sollen und künftig die invasive Liquoruntersuchung sowie teure PET-Bildgebung ersetzen könnten. In den USA sind entsprechende Tests seit rund zwei Jahren verfügbar, in Deutschland wird ihre Einführung frühestens im vierten Quartal 2026 erwartet. Allerdings ersetzen sie bislang auch in den USA nicht die aufwendigere Diagnostik, wie sie aktuell für eine Therapie mit Anti-Amyloidantikörpern vorgeschrieben ist.
Trotz aller Euphorie und Schlagworte wie „Game Changer“ bleibt festzuhalten: Es ist weitere inten-sive Forschung notwendig, um besser verträgliche, wirksamere und nebenwirkungsärmere Behand-lungsstrategien zu entwickeln. In der klinischen Entwicklung befinden sich Kombinationspräparate aus Anti-Amyloid- und Anti-TAU-Antikörpern sowie entzündungsmodulierende Substanzen. Dar-über hinaus legen aktuelle Befunde nahe, dass neben Amyloid und TAU auch eine Vielzahl weiterer fehlgefalteter und fehlprozessierter Proteine an der Pathogenese der Alzheimer-Erkrankung beteiligt ist.
Die Hirnliga hat es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl grundlagen- als auch klinische Forschung auf diesem Gebiet zu fördern. Ein besonderes Anliegen ist uns die Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Derzeit werden 14 Promovierende der Medizin mit einem Stipendium in Höhe von 1.200 Euro pro Monat für ein Jahr gefördert, um sich intensiv ihrem Forschungsprojekt zur Alzhei-mer-Erkrankung widmen zu können. Zudem finanziert die Hirnliga bis zu drei Projekte mit jeweils 300.000 Euro und vergibt einmal jährlich den Hirnligapreis in Höhe von 10.000 Euro. All dies geschieht mit dem Ziel, die klinische Forschung voranzutreiben und langfristig bessere Be-handlungsoptionen für Betroffene zu entwickeln. Dazu leistet die Hirnliga einen wichtigen Beitrag.
Hintergrund zum Welt-Alzheimertag
Seit 1994 findet jeweils am 21. September der Welt-Alzheimertag statt, der von der Dachorganisation Alzheimer’s Disease International (ADI) mit Unterstützung der WHO initiiert wurde, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Alzheimer-Krankheit und andere Formen der Demenz-Erkrankungen zu richten. Menschen mit Demenz haben viel zu geben: Zeit, Erfahrung, Mitgefühl, Engagement. Doch viele ziehen sich nach der Diagnose zurück - auch aus Vereinen. Dabei kann freiwilliges Engagement wichtige positive Effekte haben: Es ermöglicht Austausch, Zugehörigkeit und Wertschätzung.
Veranstaltungen rund um den Welt-Alzheimertag
Im Rahmen der Alzheimertage finden vom 21.09. Vorträge, Tagungen, Ausstellungen und Konzerte statt. Rund um die Woche der Demenz und den Welt-Alzheimertag am 21. September organisieren Alzheimer Gesellschaften und Selbsthilfegruppen bundesweit zahlreiche Veranstaltungen. Darunter sind zahlreiche Angebote für Betroffene und deren Angehörige.
Beispiele für Veranstaltungen
- Offenes Forum: Umgang und Kommunikation mit Menschen mit Demenz - eine Geduldsprobe (22. September 2025).
- Tag der Offenen Tür: Kurzfilme, Atemtechniken, Alltag mit Demenz, Selbstfürsorge für An- und Zugehörige (25. September 2025).
- Ökumenischer Segnungsgottesdienst: Unter dem Motto "Mensch sein und bleiben!" (28. September 2025).
- Netzwerk Demenzforschung Düsseldorf: Kostenlose Veranstaltung rund um das Thema „Demenzforschung in Düsseldorf“ (21. September 2022).
- Online Symposium: Organisiert von Michael Hagedorn mit thematischen Schwerpunkten wie junge und frühe Demenz, Musik und Tanz, Würde und Werte (17. bis 29. September 2021).
- Kunstausstellung: Ausstellung der Kunstgruppen der Alzheimer Gesellschaft München e.V. (20. September 2022 bis 5. Oktober 2022).
- Informationsstände und Fachvorträge: Im Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) (21. September 2022).
- Online-Fachveranstaltung: Über Sexualität im Alter und bei Demenz (22. September 2022).
- Vergiss-mein-nicht-Gottesdienst: Ökumenischer Gottesdienst für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen (24. September 2022).
Angebote der KBV
Angebote speziell für Praxen hält die KBV bereit. In einem Serviceheft in der Reihe PraxisWissen finden Interessierte Wissenswertes zur Versorgung von Menschen mit Demenz. Neben Checklisten und Fallbeispielen enthält das Heft rechtliche Hinweise, insbesondere zur Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht. Die Pflege und die weitere Versorgung der Betroffenen werden ebenfalls thematisiert. Um das Krankheitsbild Demenz auch bei der ärztlichen und psychotherapeutischen Fortbildung in Qualitätszirkeln zu berücksichtigen, bietet die KBV das Modul „Nationale Demenzstrategie - Modul für interdisziplinäre Qualitätszirkel“ an. Neben Hintergrundinformationen werden Fallbeispiele aus dem hausärztlichen und fachärztlichen Versorgungsalltag geschildert, die in den Zirkelsitzungen als Diskussionsgrundlage dienen können.
Unterstützung durch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft
Antworten auf viele Fragen finden Betroffene und Angehörige bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Sie bietet seit etwa 20 Jahren das Alzheimer-Telefon an, wo Betroffene unter der Telefonnummer (030) 259 37 95 14 schnell Hilfe bekommen.
Nationale Demenzstrategie
Die Bundesregierung hat vor fünf Jahren die Nationale Demenzstrategie beschlossen. Unter Federführung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Bundesgesundheitsministeriums haben zahlreiche Akteure - darunter auch die KBV - konkrete Maßnahmen vereinbart, um das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern.
Aktuelle Zahlen und Fakten
Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, weltweit sind etwa 55 Millionen Menschen betroffen. Weltweit sind etwa 55 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl voraussichtlich auf 139 Millionen steigen, besonders dramatisch in China, Indien, Südamerika und den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.
Engagement und Teilhabe
Menschen mit Demenz haben viel zu geben: Zeit, Erfahrung, Mitgefühl, Engagement. Doch viele ziehen sich nach der Diagnose zurück - auch aus Vereinen. Dabei kann freiwilliges Engagement wichtige positive Effekte haben: Es ermöglicht Austausch, Zugehörigkeit und Wertschätzung.
Die Woche der Demenz
Die Woche der Demenz findet im Jahr 2025 vom 19. bis zum 28. September statt. Das Motto lautet :„Demenz - Mensch sein und bleiben“Veranstaltungen rund um die Woche der Demenz 2025 (Deutsche Alzheimer Gesellschaft).
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