Aspirin bei akutem Schlaganfall: Dosierung und Anwendung

Acetylsalicylsäure (ASS), besser bekannt als Aspirin, ist ein vielseitiges Medikament mit schmerzlindernden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Es wird seit dem frühen 20. Jahrhundert eingesetzt und ist heute vor allem für die Behandlung akuter Beschwerden wie Kopfschmerzen bekannt. Darüber hinaus hat sich ASS in der Sekundärprävention nach Herzinfarkt oder ischämischem Schlaganfall bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko bewährt.

Die Bedeutung von ASS bei der Schlaganfallprävention

Ein besonderer Fokus liegt auf der Anwendung von ASS bei Patienten nach einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) oder einem leichten Schlaganfall. Studien haben gezeigt, dass eine sofortige Sekundärprävention mit ASS das Risiko für Schlaganfallrezidive in den ersten Wochen nach dem Ereignis deutlich reduzieren kann.

Frühzeitige Einnahme von ASS: Ein entscheidender Faktor

Die frühe Einnahme von ASS kann das Risiko für Schlaganfallrezidive in den ersten Wochen nach dem Ereignis mehr als halbieren. Zudem wurde festgestellt, dass der Schweregrad neurologischer Schädigungen im Falle wiederholt auftretender ischämischer Insulte deutlich geringer war. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer schnellen Reaktion und des sofortigen Beginns einer ASS-Therapie bei Verdacht auf Schlaganfall oder TIA.

Studienergebnisse zur Wirksamkeit von ASS

Eine Arbeitsgruppe um Professor Peter Rothwell aus Oxford hat Datensätze aus zwölf randomisierten Studien mit insgesamt knapp 16.000 Teilnehmern zur längerfristigen Sekundärprävention mit ASS ausgewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass ASS in den ersten sechs Wochen das relative Risiko für einen erneuten ischämischen Schlaganfall signifikant um 58% reduzierte (84 Ereignisse bei 8.452 Patienten vs. 175 Ereignisse bei 7.326 Patienten). Besonders bemerkenswert war die Verringerung der Inzidenz von schweren oder tödlichen Hirninsulten um 71% in dieser Zeit (36 vs. 110 Ereignisse). Der größte Nutzen wurde in den ersten zwei Wochen beobachtet.

Auch zwischen der 6. und 12. Woche war ein - wenngleich nicht mehr so starker - Effekt von ASS auf ischämische Schlaganfälle zu verzeichnen (48 vs.

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Nutzen in Abhängigkeit vom Schweregrad des Ereignisses

Die frühe prophylaktische Wirkung von ASS differierte in Abhängigkeit von der Schwere der zerebrovaskulären Ereignisse. Patienten mit TIA oder leichten Schlaganfällen profitierten am meisten: Nur bei 2 von 6.691 Patienten, die sofort mit ASS behandelt wurden, trat innerhalb der nächsten zwei Wochen ein schwerer oder tödlicher ischämischer Schlaganfall auf, während es in der Kontrollgruppe 23 Ereignisse bei 5.726 Patienten waren. Dies entspricht einer hochsignifikanten relativen Risikoreduktion um 93 %. Bereits am 2. Tag nach Therapiebeginn wurde eine signifikante relative Risikoreduktion um 63% beobachtet. Zudem nahm auch die Zahl der akuten Herzinfarkte signifikant ab (6 vs.

Implikationen für die klinische Praxis

Die Ergebnisse der Studien haben wichtige Implikationen für die Praxis. Sie stützen die generelle Empfehlung, bei Verdacht auf Schlaganfall sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schon bei Verdacht auf TIA oder leichten Schlaganfall sollte sofort eine Behandlung mit ASS eingeleitet werden, ohne die Abklärung durch einen Spezialisten abzuwarten, um keine wertvolle Zeit zu verlieren.

Wirkungsweise und Anwendung von Acetylsalicylsäure

Acetylsalicylsäure gehört zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Der Wirkstoff hemmt das Enzym Cyclooxygenase und damit die Bildung von Prostaglandinen, körpereigenen Stoffen, die eine große Rolle bei Entzündungsprozessen und bei der Entstehung von Schmerzen spielen.

ASS ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter Tabletten, Brausetabletten und Granulat. Tabletten werden mit reichlich Wasser eingenommen, während die anderen Darreichungsformen in Wasser aufgelöst werden. Die Medikamente sind besser verträglich, wenn sie nicht auf leeren Magen eingenommen werden. Daher wird insbesondere Menschen mit empfindlichem Magen empfohlen, ASS nach dem Essen einzunehmen.

Dosierung von ASS

Die richtige Dosierung von ASS richtet sich nach der Art der Beschwerden. Gegen Schmerzen und Fieber sollte der Wirkstoff nicht länger als drei bis vier Tage angewendet werden. Eine Einzeldosis sollte 1.000 Milligramm nicht übersteigen, die Tageshöchstdosis liegt in der Regel bei 3.000 Milligramm.

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In niedriger Dosierung (in der Regel 100 Milligramm täglich) verhindert ASS, dass die Blutplättchen verklumpen. Von einer langfristigen, regelmäßigen ASS-Einnahme profitieren Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder ischämischen Schlaganfall erlitten haben. Auch bei der koronaren Herzkrankheit mit fortschreitender Brustenge (instabiler Angina pectoris) wird ASS verordnet. Der Wirkstoff kommt in dieser niedrigen Dosierung ebenfalls zum Einsatz, falls ein Blutgefäß geweitet und mit einem Metallgitter (Stent) stabilisiert worden ist.

Anwendungsgebiete von Aspirin Protect

Aspirin Protect enthält den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS). Dieser hemmt bereits in niedriger Dosierung das Zusammenkleben von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) und wirkt so der Entstehung von Thromben entgegen.

Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten werden angewendet bei Erwachsenen zur:

  • Vorbeugung von Schlaganfällen nach überstandenem Schlaganfall und wenn Vorläuferstadien aufgetreten sind (transitorisch ischämische Attacken, TIA)
  • Vorbeugung von Blutgerinnselbildung (Thrombosen) in den Herzkranzgefäßen nach überstandenem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe)
  • Vorbeugung von arteriellen Thrombosen nach gefäßchirurgischen Eingriffen (z.B. nach Verfahren zur Erweiterung verengter Herzkranzgefäße wie perkutane transluminale koronare Angioplastie, PTCA)
  • Vorbeugung von kardio-vaskulären (Herz und Gefäßsystem betreffenden) Ereignissen wie Angina pectoris oder Herzinfarkt bei Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und hohem kardiovaskulärem Risiko.

Gegenanzeigen von Aspirin Protect

Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten dürfen nicht eingenommen werden, wenn:

  • Sie allergisch gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind
  • Sie in der Vergangenheit auf bestimmte schmerzlindernde Arzneimittel - Acetylsalicylsäure oder Substanzen mit ähnlichem Wirkmechanismus (nichtsteroidale Entzündungshemmer) - mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise überempfindlich reagiert haben
  • Sie unter akuten Magen-Darm-Geschwüren leiden
  • Sie in der Vorgeschichte im Magen-Darmbereich Blutungen, Geschwüre oder einen Durchbruch hatten, die durch eine vorherige Therapie mit NSARs (nichtsteroidale Entzündungshemmer) bedingt waren
  • Sie an aktiven Magen-Darmgeschwüren/Blutung leiden oder bei Ihnen bereits in der Vorgeschichte im Magen-Darmbereich Blutungen, Geschwüre oder ein Durchbruch aufgetreten sind
  • Sie unter gesteigerter Blutungsneigung (hämorrhagische Diathese) leiden
  • Sie an schwerer Leberschwäche leiden
  • Sie an schwerer Nierenschwäche leiden
  • Sie an schwerer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) leiden
  • Sie gleichzeitig 15 mg oder mehr Methotrexat pro Woche einnehmen
  • Sie gleichzeitig Gerinnungshemmer einnehmen, wenn Salicylate hochdosiert verwendet werden
  • Sie sich in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft befinden
  • Sie an Hyperoxalurie leiden.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Die Wirkung der nachfolgend genannten Arzneimittel bzw. Präparategruppen kann bei gleichzeitiger Behandlung mit Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten beeinflusst werden:

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  • Methotrexat in Dosen von 15 mg/Woche oder mehr
  • Gerinnungshemmer
  • Andere schmerz- und entzündungshemmende Arzneimittel (nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika)
  • Bestimmte Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer)
  • Bestimmte Arzneimittel zur Behandlung der Herzmuskelschwäche und zur Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen (Digoxin)
  • Bestimmte Arzneimittel gegen Gicht (z. B. Probenecid, Benzbromaron)
  • Arzneimittel gegen Zuckerkrankheit (z.B. Insulin, Sulfonylharnstoffe)
  • Bestimmte Arzneimittel zur Entwässerung und Blutdrucksenkung (Diuretika)
  • Arzneimittel, die Kortison oder kortisonähnliche Substanzen enthalten
  • Bestimmte Arzneimittel gegen Bluthochdruck (Antihypertensiva) und/oder Herzmuskelschwäche („ACE-Hemmer“, Aldosteronantagonisten)

Nebenwirkungen von ASS

Wie alle Medikamente können auch Präparate mit Acetylsalicylsäure unerwünschte Wirkungen haben. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Dauer der Einnahme und bei höheren Dosierungen.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen

Seltenere, aber schwerwiegendere Nebenwirkungen sind:

  • Magen-Darm-Entzündung, Magen-Darm-Geschwüre, Magen-Darm-Blutung
  • Schwere Blutungen wie z. B. Hirnblutungen

Bei Auftreten von Bauchschmerzen, Schwarzfärbung des Stuhls, Bluterbrechen oder kaffeesatzartigem Erbrechen sollte Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten abgesetzt und sofort ein Arzt informiert werden.

Anwendung und Dosierung von Aspirin Protect

Falls vom Arzt nicht anders verordnet, ist die übliche Dosis für Erwachsene 1 x täglich 100 mg (1 Filmtablette Aspirin Protect 100 mg). Es gibt keine Indikation für die Anwendung von Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten bei Kindern und Jugendlichen.

Die magensaftresistenten Filmtabletten sollen unzerkaut, vorzugsweise mindestens 30 Minuten vor der Mahlzeit, mit reichlich Wasser eingenommen werden. Die magensaftresistenten Filmtabletten dürfen nicht zerkleinert, gebrochen oder gekaut werden, um die Freisetzung im Darm sicherzustellen.

Üblicherweise werden Aspirin Protect 100mg Filmtabletten als Langzeitvorsorge angewendet.

Besondere Patientengruppen

Bei älteren Patienten ist wegen eventueller Begleiterkrankungen bzw. Untergewicht besondere Vorsicht angezeigt. Insbesondere wird empfohlen, bei älteren und untergewichtigen Personen die niedrigste wirksame Dosis zu verwenden.

Wenn Sie an Leber- oder Nierenfunktionsstörungen leiden, wird empfohlen, den zeitlichen Abstand zwischen zwei Einnahmen zu verlängern. Bei schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen dürfen Sie Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten nicht einnehmen.

Überdosierung von Aspirin Protect

Erste Symptome einer Überdosierung sind Ohrgeräusche, Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel. Des Weiteren kann es infolge von hohen Überdosierungen zu Fieber, Hyperventilation, Azidosen und Atemstillstand kommen. Patienten mit Verdacht auf eine Überdosierung mit Aspirin Protect müssen unverzüglich im Krankenhaus intensivmedizinisch versorgt werden.

Aspirin Protect in Schwangerschaft und Stillzeit

In den ersten Monaten der Schwangerschaft besteht bei Einnahme von Aspirin Protect ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt sowie einer Missbildung des Herzens beim Fötus. Das Risiko steigt mit Dosis und Anwendungsdauer. Im letzten Abschnitt der Schwangerschaft können die Wehen der Mutter gehemmt werden und es kommt zu einer verlängerten Blutung. Für Dosierungen bis 150 mg täglich liegen keine Studien vor, jedoch sollte die Einnahme von Aspirin Protect vorher mit einem Arzt abgesprochen werden.

Bisher sind keine negativen Folgen für das gestillte Kind bei Dosierungen bis 150 mg täglich bekannt. Bei höheren Dosierungen sollte abgestillt werden, da der Wirkstoff über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden kann.

Wichtige Hinweise zur Einnahme von ASS

  • Schon bei einem kleineren Eingriff etwa in der Zahnarztpraxis kann die blutverdünnende Wirkung problematisch werden. Aber: Nicht eigenmächtig absetzen, sondern vorab mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob das Mittel weiter genommen oder vor dem anstehenden Eingriff abgesetzt werden soll.
  • Wer in der Vergangenheit einen Asthmaanfall hatte, der durch ASS oder andere Medikamente der Gruppe NSAR ausgelöst wurde, sollte entsprechende Präparate nicht einnehmen.
  • In der Selbstmedikation dürfen Kinder und Jugendliche Mittel mit ASS nicht einnehmen, denn es besteht die Gefahr eines Reye-Syndroms.
  • In den ersten zwei Trimestern der Schwangerschaft sollte ASS nicht angewendet werden - wenn, dann nur nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt und in so geringer Dosierung und so kurzer Dauer wie möglich. Im letzten Schwangerschaftsdrittel darf Acetylsalicylsäure nicht eingenommen werden.
  • ASS geht in die Muttermilch über - bei gelegentlicher Anwendung sind bislang keine nachteiligen Auswirkungen auf das Baby bekannt.

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