Schmerzen sind ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers, der uns vor Schäden bewahrt. Eine erfolgreiche Schmerzbehandlung ist von großer Bedeutung für die Lebensqualität. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung von Aspirin, insbesondere im Zusammenhang mit Krämpfen, und gibt wichtige Hinweise zur Anwendung und möglichen Risiken.
Warum empfinden wir Schmerzen?
Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers, das uns auf Verletzungen oder Erkrankungen aufmerksam macht. Sie können akut oder chronisch sein und das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Eine angemessene Schmerzbehandlung ist daher wichtig, um Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Schmerztherapie: Ein Überblick
Die Schmerztherapie ist eine medizinische Fachrichtung, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Linderung von Schmerzen befasst. Ziel ist es, Schmerzen zu reduzieren oder zu beseitigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Therapie kann medikamentös oder nicht-medikamentös erfolgen und umfasst verschiedene Möglichkeiten, die individuell abgestimmt werden. Dazu gehören Schmerzmittel, physikalische Therapien (wie TENS, Wärme- und Kältetherapien), psychotherapeutische Maßnahmen und alternative Therapien wie Akupunktur oder Physiotherapie.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen dreistufigen Behandlungsplan für die Schmerztherapie mit Arzneimitteln:
- Stufe: Nicht-Opioid-Schmerzmittel wie Paracetamol oder NSAR (Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac).
- Stufe: Schwache Opioide wie Tramadol in Kombination mit Nicht-Opioid-Schmerzmitteln.
- Stufe: Starke Opioide wie Morphin in Kombination mit Nicht-Opioid-Schmerzmitteln.
Die Wahl der Schmerztherapie hängt von der Schwere, Art und Ursache des Schmerzes ab. Opioide sind starke Medikamente mit hohem Risiko für Missbrauch und Abhängigkeit und daher verschreibungspflichtig. Bei leichten bis mittleren Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke helfen.
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Rezeptfreie Schmerzmittel: Was ist zu beachten?
Freiverkäufliche Schmerzmittel können schnelle Hilfe leisten, aber es gibt wichtige Regeln zu beachten:
- Überprüfen Sie vor der Einnahme, ob Schmerzmittel wirklich notwendig sind oder ob es andere Möglichkeiten zur Schmerzlinderung gibt. Verwenden Sie nur so viel wie nötig und in so geringer Menge wie möglich.
- Nehmen Sie verschreibungsfreie Schmerzmittel maximal zehn Tage im Monat und nicht länger als drei bis vier Tage am Stück ein. Bei höherem Bedarf ist ein Arzt zu konsultieren.
- Beachten Sie die Anweisungen auf dem Beipackzettel, da Dosierung und Wirkungsdauer individuell variieren. Fragen Sie bei Unklarheiten einen Arzt.
- Passen Sie die Dosierung über den Tag an, um Überdosierungen oder unzureichende Wirksamkeit zu vermeiden.
- Nehmen Sie Schmerztabletten mit Leitungswasser ein, da Mineralwasser die Wirkstoffe beeinflussen kann. Kaffee, Tee oder Säfte sind ungeeignet.
Arten von Schmerzmitteln: Opioide und Nicht-Opioide
Schmerzmittel lassen sich in opioide und nicht-opioide Medikamente einteilen. Opioide wirken auf spezifische Rezeptoren im Gehirn und Rückenmark und sind verschreibungspflichtig. Nicht-opioide Analgetika wirken nicht auf Opioidrezeptoren und sind freiverkäuflich oder rezeptpflichtig.
Nicht-opioide Analgetika lassen sich weiter unterteilen in:
- Antipyretische (fiebersenkende) und zum Teil antiphlogistische (entzündungshemmende) Nichtopioid-Analgetika
- Nichtopioid-Analgetika ohne antipyretische-antiphlogistische Wirkung (wirken nur analgetisch gegen Schmerzen)
Antipyretische Nichtopioid-Analgetika wirken schmerzlindernd und fiebersenkend, indem sie das Enzym Cyclooxygenase (COX) hemmen, das an der Prostaglandin-Synthese beteiligt ist. Diese Schmerzmittel können in nicht-selektive COX-Hemmer und selektive COX-2-Hemmer unterteilt werden. Nicht-selektive COX-Hemmer können zusätzlich entzündungshemmend wirken, insbesondere säurehaltige Schmerzmittel wie Aspirin, Diclofenac und Ibuprofen. Paracetamol ist ein säurefreier, nicht-selektiver COX-Hemmer ohne entzündungshemmende Wirkung.
Säuren unter den nichtselektiven COX-Hemmstoffen sowie die selektiven COX-2-Hemmstoffe werden auch als nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAP) oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) bezeichnet. Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe) sind verschreibungspflichtig.
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NSARs und antipyretische Schmerzmittel werden zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung eingesetzt. NSARs haben zusätzlich eine entzündungshemmende Wirkung, während antipyretische Schmerzmittel nur Schmerzen und Fieber reduzieren.
Nicht-antipyretische Schmerzmittel lindern Schmerzen, helfen aber nicht bei Fieber. Beispiele sind Ketamin, Capsaicin und Cannabinoide, die nur auf ärztliche Verordnung erhältlich sind.
Einsatzgebiete von Schmerzmitteln
Die Wirkungsweise von Schmerzmitteln ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Generell lassen sich folgende Einsatzgebiete nennen:
- Leichte Schmerzen: Ibuprofen, ASS und Paracetamol eignen sich zur kurzfristigen Behandlung von leichten Schmerzen (Kopf-, Zahn-, Gliederschmerzen) und zur Fiebersenkung. Paracetamol kann während der gesamten Schwangerschaft eingenommen werden, Ibuprofen nur im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel.
- Regelschmerzen: Ibuprofen und Naproxen eignen sich bei Menstruationsschmerzen. ASS und Paracetamol sind in der Regel nicht geeignet.
- Kopfschmerzen: Bei Spannungskopfschmerzen können ASS, Paracetamol, Ibuprofen oder eine Kombination von ASS, Paracetamol und Koffein helfen.
- Migräne: Bei einer leichten bis mittleren Migräneattacke können die NSAR ASS, Ibuprofen, Diclofenac eingesetzt werden. Bei Kontraindikationen steht Paracetamol zur Verfügung.
- Rückenschmerzen: Bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen können Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen in der niedrigsten effektiven Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum eingesetzt werden. Paracetamol empfiehlt sich bei unspezifischen Rückenschmerzen nicht.
Acetylsalicylsäure (ASS): Wirkung und Anwendung
Acetylsalicylsäure (ASS), bekannt als Aspirin, wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Es wurde bereits um 1900 als Mittel gegen Entzündungsschmerz, Rheuma und Fieber eingesetzt. Heute wird ASS vor allem bei akuten Beschwerden wie Kopfschmerzen eingesetzt. Zudem hat sich ASS bei Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko nach einem Herzinfarkt oder ischämischen Schlaganfall zur weiteren Prävention bewährt.
ASS gehört zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt das Enzym Cyclooxygenase, wodurch die Bildung von Prostaglandinen reduziert wird. Es gibt ASS als Tabletten, Brausetabletten oder Granulat. Die Tabletten werden mit reichlich Wasser aufgenommen, die anderen Darreichungsformen in Wasser aufgelöst. Die Medikamente sind besser verträglich, wenn man sie nicht auf leeren Magen nimmt.
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Die richtige Dosierung von ASS richtet sich nach der Art der Beschwerden. Gegen Schmerzen und Fieber sollte der Wirkstoff nicht länger als drei bis vier Tage angewendet werden. Eine Einzeldosis sollte 1.000 Milligramm nicht übersteigen, die Tageshöchstdosis liegt in der Regel bei 3.000 Milligramm.
Wie alle Medikamente können auch Präparate mit Acetylsalicylsäure unerwünschte Wirkungen haben. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Dauer der Einnahme und bei höheren Dosierungen. Bei der gleichzeitigen Einnahme von Präparaten mit Acetylsalicylsäure und anderen Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen.
ASS als Blutverdünner
Acetylsalicylsäure wurde eher zufällig als Blutverdünner entdeckt. Die eigentlich unerwünschte Nebenwirkung der erhöhten Blutungsneigung machen sich Mediziner heute etwa bei der Vorbeugung von erneuten Herzinfarkten und Schlaganfällen für Risikopatienten mit entsprechender Vorerkrankung zu Nutze. In einer niedrigen Dosierung (in der Regel 100 Milligramm täglich) verhindert ASS, dass die Blutplättchen verklumpen.
Wichtig: Schon bei einem kleineren Eingriff etwa in der Zahnarztpraxis kann die blutverdünnende Wirkung problematisch werden. Aber: Nicht eigenmächtig absetzen, sondern vorab mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob das Mittel weiter genommen oder vor dem anstehenden Eingriff abgesetzt werden soll. Wer in der Vergangenheit einen Asthmaanfall hatte, der durch ASS oder andere Medikamente der Gruppe NSAR ausgelöst wurde, sollte entsprechende Präparate nicht einnehmen.
In der Selbstmedikation dürfen Kinder und Jugendliche Mittel mit ASS nicht einnehmen, denn es besteht die Gefahr eines Reye-Syndroms. In den ersten zwei Trimestern der Schwangerschaft sollte ASS nicht angewendet werden - wenn, dann nur nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt und in so geringer Dosierung und so kurzer Dauer wie möglich. Im letzten Schwangerschaftsdrittel darf Acetylsalicylsäure nicht eingenommen werden. ASS geht in die Muttermilch über - bei gelegentlicher Anwendung sind bislang keine nachteiligen Auswirkungen auf das Baby bekannt.
Wirkmechanismus von ASS
Der Wirkmechanismus der Acetylsalicylsäure beruht auf einer irreversiblen Hemmung von Cyclooxygenase-Enzymen, die an der Prostaglandinsynthese beteiligt sind. Dadurch wird die körpereigene Produktion verschiedener Prostaglandine blockiert. Prostaglandine sind wichtige Botenstoffe, die zum einen an Entzündungsprozessen mitwirken und zum anderen mit den Schmerzrezeptoren interagieren. Eine Hemmung der Prostaglandinsynthese durch Acetylsalicylsäure führt folglich zu einer Hemmung von Entzündungsprozessen und einer verminderten Schmerzwahrnehmung.
Acetylsalicylsäure hemmt darüber hinaus bei wesentlich geringeren Dosierungen die Thrombozytenaktivierung.
Pharmakokinetik von ASS
Acetylsalicylsäure wird nach oraler Einnahme rasch und vollständig aufgenommen. Ein Teil wird bereits in der Darmschleimhaut enzymatisch zu Salicylsäure hydrolysiert. Die maximale Konzentration im Plasma wird für Acetylsalicylsäure nach 10-20 Minuten, für Salicylsäure nach 0,3 bis 2 Stunden erreicht. Salicylsäure verteilt sich im gesamten Körper, einschließlich Liquor und Synovialflüssigkeit. Die Substanz ist plazentagängig und geht in die Muttermilch über. Acetylsalicylsäure wird schnell zu Salicylsäure umgewandelt. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich renal.
Nebenwirkungen von ASS
Häufige Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden und erhöhte Blutungsneigung. Gelegentlich treten Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen auf. Seltene Nebenwirkungen sind schwerwiegende Blutungen, Hämolyse, Überempfindlichkeitsreaktionen des Respirationstrakts, Kopfschmerzen, Schwindel, gestörtes Hörvermögen, gastrointestinale Ulcera, Thrombozytopenie und das Reye-Syndrom.
Wechselwirkungen von ASS
Ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht bei gleichzeitiger Anwendung von Antikoagulantien/Thrombolytika, Thrombozytenaggregationshemmern und nichtsteroidalen Antiphlogistika/Analgetika. Die Wirkung von Digoxin, Antidiabetika, Methotrexat und Valproinsäure kann verstärkt werden. Die Wirkung von Diuretika, Antihypertensiva und Urikosurika kann abgeschwächt werden.
Kontraindikationen von ASS
ASS ist kontraindiziert bei Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure oder andere Salicylate, Asthmaanfällen in der Vergangenheit, akuten gastrointestinalen Ulcera, Blutungen, Leber- und Nierenversagen, schwerer Herzinsuffizienz, Kombination mit Methotrexat und im letzten Trimenon der Schwangerschaft.
Anwendungshinweise für ASS
Bei der Anwendung von Acetylsalicylsäure sind folgende Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten: Überempfindlichkeitsreaktionen, Wechselwirkungen mit anderen NSAR, Allergien und Atemwegserkrankungen, Antikoagulanzientherapie, Magen-Darm-Erkrankungen, Leber- oder Nierenfunktionsstörung, Operationen, Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel, Gichtanfälle und Anwendung bei Kindern und Jugendlichen.
Muskelkrämpfe: Ursachen und Behandlung
Muskelkrämpfe sind ein ubiquitäres Phänomen und eine häufige Nebenwirkung von Arzneien. Sie sind tastbare und schmerzhafte Verhärtungen der Muskulatur, die selbstlimitierend sind. In Abhängigkeit der Schwere und der Häufigkeit des Muskelkrampfs kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt sein.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Pathophysiologisch entstehen Muskelkrämpfe durch hochfrequente Entladungsserien der motorischen Einheiten. Sie sind Ausdruck einer neurogenen Übererregbarkeit. Darüber hinaus scheinen zusätzlich spinale Faktoren wie der Wegfall inhibitorischer Einflüsse an den Vorderhornzellen bedeutsam zu sein.
Muskelkrämpfe können durch Dehydratation, Elektrolytverlust, neurologische oder internistische Erkrankungen oder spontan ohne erkennbare Ursache auftreten. Zahlreiche Medikamente können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen (Diuretika, Statine, inhalative Beta-2-Sympathomimetika).
Diagnostik von Muskelkrämpfen
Die Anamnese ist für die Diagnose entscheidend. Differenzialdiagnostisch sollte an ein Restless-legs-Syndrom (RLS) gedacht werden. Die Lokalisation der Krämpfe ist zu erfragen. Sofern sie häufig am Rumpf, den Armen oder den Oberschenkeln auftreten, sollte der Patient zur Mitbeurteilung neurologisch vorgestellt werden. Es ist wichtig, eine vollständige Medikamentenanamnese zu erheben. Eine neurologische Abklärung sollte erfolgen, sofern sich Hinweise für eine Schädigung des ersten oder zweiten Motorneurons ergeben.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Die Behandlung von Muskelkrämpfen lässt sich in nichtmedikamentöse und medikamentöse Maßnahmen unterteilen.
- Nichtmedikamentöse Therapien: Regelmäßige Dehnübungen der betroffenen Muskulatur können die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen reduzieren. In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur oder durch kräftige Dehnung des betroffenen Muskels beendet werden.
- Medikamentöse Behandlung: Gemäß der neurologischen Leitlinie sollte zunächst ein Versuch mit der Gabe von Magnesium aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils durchgeführt werden - auch wenn die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt.
Chinintherapie bei Muskelkrämpfen
Chinin kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser, vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte und beeinflusst die Verteilung von Kalzium in der Muskelfaser.
Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Der Behandlungserfolg kann etwa nach 4 Wochen beurteilt werden. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden.
Zahlreiche Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit Chininsulfat beschrieben wurden, sind auf hohe Plasmakonzentrationen zurückzuführen, die in der Prophylaxe von Muskelkrämpfen nicht erreicht werden. Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und der Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann.