Aspirin nach Schlaganfall: Dosierung, Anwendung und wichtige Hinweise

Acetylsalicylsäure (ASS), besser bekannt als Aspirin, ist ein vielseitiges Medikament, das nicht nur bei Schmerzen und Fieber eingesetzt wird, sondern auch eine wichtige Rolle in der Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen spielt. Dieser Artikel beleuchtet die Dosierung von Aspirin nach einem Schlaganfall, die verschiedenen Anwendungsbereiche, wichtige Hinweise zur Einnahme und mögliche Risiken.

Die Bedeutung von Aspirin in der Sekundärprävention nach Schlaganfall

Nach einem überstandenen Schlaganfall oder einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA), einer Vorstufe zum Schlaganfall, wird Aspirin häufig zur Sekundärprävention eingesetzt. Ziel ist es, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern, die zu einem erneuten Schlaganfall führen könnten.

Wirkungsweise von Acetylsalicylsäure (ASS)

Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) hemmt in niedriger Dosierung das Zusammenkleben von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation). Dadurch wird die Entstehung von Thromben, also Blutgerinnseln, verhindert, die Blutgefäße verstopfen und einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen können. Acetylsalicylsäure wurde eher zufällig als Blutverdünner entdeckt. Die eigentlich unerwünschte Nebenwirkung der erhöhten Blutungsneigung machen sich Medizinerinnen und Mediziner heute etwa bei der Vorbeugung von erneuten Herzinfarkten und Schlaganfällen für Risikopatienten mit entsprechender Vorerkrankung zu Nutze.

Dosierungsempfehlungen für Aspirin nach Schlaganfall

Die typische Aspirin-Protect-Dosierung zur Vorbeugung eines Schlaganfalles liegt bei einer Tablette (100 mg) täglich. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) appellieren vor diesem Hintergrund für neue Studien mit dem alten Medikament. „Die derzeit praktizierte ‚One Dose Fits All‘-Strategie muss neu bewertet werden“, sagt Prof. Die Standarddosis liegt bei 75 bis 100 mg. Eine aktuelle Studie [1], die nun im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, zeigt einen ausreichenden Schutz nur für einen kleinen Teil der Patienten. Die Mehrheit der Risikopatienten ist mit der Standarddosis nicht ausreichend geschützt.

Körpergewicht als Faktor

Ein internationales Team um Prof. Peter M. Rothwell vermutete, dass die nicht optimal ans Körpergewicht angepasste Dosierung ein möglicher Grund sein könnte. Exakt 117 279 Menschen hatten an diesen Studien teilgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass niedrig dosiertes ASS (75-100 Milligramm täglich) bei Menschen zwischen 50 und 69 Kilogramm das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis um durchschnittlich 25 Prozent reduzierte. „Zu einem alten Medikament wie Aspirin solche neuen Aspekte zu finden ist überraschend“, so Professor Armin Grau, 1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). „Jahrzehntelang haben wir ASS in einheitlichen Dosierungen verschrieben. Er ergänzt: „Etwa 80 Prozent aller Männer und die Hälfte aller Frauen wiegen mehr als 70 Kilogramm. Die Neurologen halten vertiefende Forschungen für dringend notwendig, auch im Hinblick auf eine eventuelle Neubewertung der derzeit gültigen Leitlinienempfehlungen.

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Höhere Dosierung bei höherem Körpergewicht?

Ab einem Körpergewicht von 70 kg zeigte sich kein eindeutiger Nutzen mehr. Die Sterblichkeit bei einem ersten Ereignis war bei Personen über 70 kg um ein Drittel erhöht. Acetylsalicylsäure in einer hohen Dosierung (≥ 325 mg Tagesdosis) war bei Personen ab 70 kg geeignet, um Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. Bei Personen unterhalb der Schwelle von 70 kg Körpergewicht zeigte sich kein präventiver Effekt. Leichtere Menschen scheinen demnach nicht von höheren Dosen zu profitieren.

Individuelle Anpassung notwendig

Die Studienergebnisse zeigen die Notwendigkeit vertiefender Forschungen. Die DGN und die DSG appellieren für neue Studien mit dem alten Medikament. Es zeigte sich, dass die Standarddosis von Acetylsalicylsäure bei Menschen ab einem Körpergewicht von 70 kg wenig wirksam ist.

Anwendung von Aspirin Protect

Aspirin Protect ist ein Präparat, das speziell für die Langzeitanwendung entwickelt wurde. Es enthält Acetylsalicylsäure in einer magensaftresistenten Formulierung, die den Magen vor direkten Reizungen schützt.

Einnahmehinweise

Aspirin® Protect 100 mg sollte stets vor den Mahlzeiten unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit, etwa einem Glas Wasser, eingenommen werden. Generell ist das Medikament zur Langzeitbehandlung geeignet. Bitte beachten Sie, dass Sie Aspirin® Protect 100 mg täglich und auf Dauer einnehmen sollten. Zudem ist es wichtig, dass Sie Arzneimittel niemals in Eigenregie absetzen oder zu einer anderen Dosierung wechseln - dies muss der Arzt mit Ihnen gemeinsam entscheiden. Die magensaftresistenten Filmtabletten sollen unzerkaut, vorzugsweise mindestens 30 Minuten vor der Mahlzeit, mit reichlich Wasser eingenommen werden. Die magensaftresistenten Filmtabletten dürfen nicht zerkleinert, gebrochen oder gekaut werden, um die Freisetzung im Darm sicherzustellen.

Anwendungsgebiete von Aspirin Protect

Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten werden angewendet bei Erwachsenenzur Vorbeugung von Schlaganfällen nach überstandenem Schlaganfall und wenn Vorläuferstadien aufgetreten sind (transitorisch ischämische Attacken,TIA),zur Vorbeugung von Blutgerinnselbildung (Thrombosen) in den Herzkranzgefäßen nach überstandenem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe),Zur Vorbeugung von arteriellen Thrombosen nach gefäßchirurgischen Eingriffen (z.B. nach Verfahren zur Erweiterung verengter Herzkranzgefäße wie perkutane transluminale koronare Angioplastie, PTCA),Zur Vorbeugung von kardio-vaskulären (Herz und Gefäßsystem betreffenden) Ereignissen wie Angina pectoris oder Herzinfarkt bei Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und hohem kardiovaskulären Risiko.

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Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Es gibt bestimmte Situationen, in denen Aspirin Protect nicht eingenommen werden sollte. Dazu gehören:

  • Allergien gegen Acetylsalicylsäure oder andere Salicylate
  • Akute Magen- und Darmgeschwüre
  • Erhöhte Blutungsneigung
  • Schwere Leber- und Nierenschwäche
  • Schwere Herzmuskelschwäche
  • Letztes Drittel der Schwangerschaft
  • Gleichzeitige Einnahme von Methotrexat (15 mg oder mehr pro Woche)

Vorsicht ist geboten bei:

  • Allergien, Asthma, Heuschnupfen
  • Nicht eingestelltem Bluthochdruck
  • Eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion
  • Gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die auch blutverdünnende Wirkung zeigen (z.B. Marcumar)
  • Magen- oder Darmgeschwüren
  • Vor Operationen

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Aspirin Protect kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen. Die Wirkung des Arzneimittels kann dadurch verstärkt oder abgeschwächt werden. Für manche Patientengruppen birgt die Einnahme des Präparates ein hohes Risiko, daher sollte vor der Anwendung ein Beratungsgespräch mit dem Arzt oder Apotheker stattfinden.

Mögliche Nebenwirkungen von Aspirin

Wie alle Medikamente können auch Präparate mit Acetylsalicylsäure unerwünschte Wirkungen haben. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Dauer der Einnahme und bei höheren Dosierungen.

Häufige Nebenwirkungen

  • Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen

  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen, Hautrötung, Nesselsucht (Urtikaria), Juckreiz.

Seltene Nebenwirkungen

  • Überempfindlichkeitsreaktionen des Atemtrakts, des Magen-Darm-Trakts und des Herz-Kreislauf- Systems, vor allem bei Asthma-Patienten.
  • Schwere Hautreaktionen wie Hautausschlag mit Rötung, Blasenbildung und Hautabschälung.
  • Magen-Darm-Entzündung, Magen-Darm- Geschwüre, Magen-Darm- Blutung.

Seltene bis sehr seltene Nebenwirkungen

  • Schwerwiegende Blutungen wie z. B. Hirnblutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder gleichzeitiger Behandlung mit Blutgerinnungshemmern.
  • Blutzuckerabfall.

Weitere mögliche Nebenwirkungen

  • Blutarmut durch Blutverlust bzw. Blutzerfall, Zerfall der roten Blutkörperchen.
  • Arzneimittelüberempfindlichkeit, allergische Schwellung und Schwellungen von Haut und Schleimhaut, schwere allergische Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen Schock.
  • Schwindel, Kopfschmerzen, gestörtes Hörvermögen, Ohrensausen und geistige Verwirrung.
  • Atemnot, Blutungen mit verlängerter Blutungszeit, Asthma, Schnupfen, verstopfte Nase, Verdauungsstörungen, Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, Leberfunktionsstörung, Einschränkung der Nierenfunktion.

Gefahr der Hirnblutung

Das Risiko von Hirnblutungen den potenziellen Nutzen im Hinblick auf die Vorbeugung eines Schlaganfalls bei gesunden älteren Erwachsenen überwiegt. Das hat laut den Forschenden vor allem damit zu tun, dass ältere Menschen häufiger stürzen oder sich am Kopf stoßen, was unter der Einnahme von Aspirin die Gefahr erhöht, dass es eine Hirnblutung nach sich zieht.

Aspirin in der Schwangerschaft und Stillzeit

In den ersten Monaten der Schwangerschaft besteht bei Einnahme von Aspirin Protect ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt sowie einer Missbildung des Herzens beim Fötus. Das Risiko steigt mit Dosis und Anwendungsdauer. Im letzten Abschnitt der Schwangerschaft können die Wehen der Mutter gehemmt werden und es kommt zu einer verlängerten Blutung. Für Dosierungen bis 150 mg täglich liegen keine Studien vor, jedoch sollte die Einnahme von Aspirin Protect vorher mit einem Arzt abgesprochen werden. Bisher sind keine negativen Folgen für das gestillte Kind bei Dosierungen bis 150 mg täglich bekannt. Bei höheren Dosierungen sollte abgestillt werden, da der Wirkstoff über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden kann.

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