Figürliche, bildliche oder übertragene Redeweisen beschäftigen die Philosophie seit ihren Anfängen. Um sie theoretisch zu erfassen, wurden sie meist unter den Begriff der Rhetorik subsumiert, der immer wieder als ein Gegenbegriff zur Philosophie fungierte. Die Kritik an der Rhetorik kann geradezu konstitutive Funktion für das philosophische Selbstverständnis attestiert werden. Bereits Platon hatte einen mit der Rhetorik assoziierten Sprachgebrauch anlässlich seiner Kritik an den Sophisten für nicht wahrheitsfähig erklärt.1 Zentrale philosophische Unterscheidungen wie die von res und verba, von theoretischem Sachbezug und praktischer Manipulation, von eigentlicher buchstäblicher und uneigentlicher übertragener Rede laufen allesamt auf eine Konsequenz hinaus: Figürliche Sprachformen werden in Sonderbereiche wie ›Rhetorik‹ oder späterhin ›Ästhetik‹ abgedrängt, sollen für das erkenntnis- und sprachtheoretische Hauptgeschäft der Philosophie aber keine wesentliche Rolle spielen.
Eine »Pathologie der Rhetorik« zieht sich wie ein roter Faden auch durch Philosophien der neuzeitlichen Aufklärung.2 Sie findet sich etwa bei René Descartes, Thomas Hobbes, John Locke oder Immanuel Kant. Sie alle verbinden das epistemologische Motiv der mangelnden Klarheit mit dem ethischen Motiv der ungebührlichen Erregung von Leidenschaften. Rhetorik stellt sich etwa für Kant als die manipulative Kunst »durch den schönen Schein zu hintergehen« dar,3 als illegitime Anwendung poetischer Mittel zu theoretischen oder praktischen Zwecken. Diese Tendenz setzt sich in wichtigen Strömungen der modernen Sprachphilosophie fort. Noch die Kommunikationstheorie von Jürgen Habermas oder der postanalytische Ansatz Robert Brandoms zollen ›rhetorischen‹ Sprachformen kaum Beachtung.4
Zu dieser - zumindest in ihrem Hauptstrom verbreiteten - theoretischen Haltung steht die sprachliche Praxis der Philosophie im offenen Widerspruch. In der philosophischen Darstellung werden figürliche, bildliche oder übertragene Redeweisen überall gebraucht, oft stillschweigend. Das gilt nicht minder für ›anti-rhetorisch‹ gestimmte Philosophien. Diesen Widerspruch haben Ansätze registriert, die sich einem in der Philosophiegeschichte mitlaufenden Unterstrom zurechnen lassen. Seit Friedrich Nietzsche eine »Rehabilitierung der Rhetorik« eingeleitet hat,5 ist er immer deutlicher hervorgetreten. Im 20. Jahrhundert hat das eine ganze Reihe von Kritiken an der philosophischen Rhetorikkritik inspiriert.
Jene Divergenz von theoretischer Reflexion und praktischem Vollzug deutet auf ein keineswegs abwegiges sprachphilosophisches Problem hin, dem ich mich im Folgenden widmen möchte. Ich verhandle dieses Problem unter dem Titel der Metapher. Der veranschlagte philosophische Metaphern-Begriff wird zu explizieren sein. Für einen ersten Zugang genügt es zu akzeptieren, dass er pars pro toto für einen weiteren Bezirk der traditionell als ›uneigentlich‹ oder ›rhetorisch‹ prädizierten Sprachformen einsteht; für übertragene Redeweisen, die sich vom auf eindeutige Bestimmtheit geeichten Sprechen unterscheiden. Überdies lässt sich dieser philosophische Begriff nicht auf die literaturwissenschaftliche Bedeutung einer bloßen Trope oder Stilfigur verengen, sondern ist grundsätzlicher angelegt: als ein Vermittlungsbegriff, der eine Denkform und die ihr entsprechende sprachliche Darstellungsweise meint.6
Meine dreigliedrige These bezüglich der philosophischen Funktion von Metaphern lautet: Zum ersten ist der Gebrauch von Metaphern in der Philosophie unverzichtbar. Durch ihre Modellfunktion orientieren sie das Denken und die sprachliche Darstellung. Zum zweiten zeigt die Orientierungsfunktion metaphorischen Denkens und Sprechens eine Kehrseite: Ihr wohnt ein Verführungspotential inne. Damit wird, zum dritten, die systematische Unterscheidung beider Funktionen notwendig. Ein philosophisches Verfahren der Metaphernkritik macht die ideologischen Funktionen von Metaphern kenntlich und zeigt, inwiefern sie selbst zum Medium von Kritik - einer metaphorischen Kritik - zu werden vermögen. Ich entfalte die drei Thesen schrittweise, wodurch zuerst die Unverzichtbarkeit (1.), dann die Problematik (2.) und schließlich die Ambivalenz (3.) figürlicher Sprache in der Philosophie hervortritt.7 Dadurch zeigt sich: nur als kritische Errettung der Rhetorik ist das philosophische Verdikt über sie zu revidieren.8
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Die Unverzichtbarkeit der Metapher
Die Anfänge philosophischer Metapherntheorie liegen bei Aristoteles. Dessen traditionsbildende Definition lautet: Eine Metapher sei »die Übertagung eines Wortes, das [eigentlich] der Name für etwas anderes ist«, wobei die Übertragung auf einer nicht weiter erläuterten Form von Ähnlichkeit basiere.9 Dass eine Art von Übertagungsverhältnis zwischen verschieden Ausdrücken konstitutiv für die Metapher ist, darüber sind sich bis heute die meisten Theorien einig. Strittig ist hingegen die Leistungsfähigkeit dieses Vorgangs (und der Staus der involvierten Ähnlichkeit). Nach der herkömmlichen Auffassung der ›bloßen Metapher‹, stellen Metaphern uneigentliche Substitute für eigentliche Ausdrücke dar. Sie hätten bestenfalls eine ornamentale, hervorhebende oder illustrative Funktion für einen unabhängig von der metaphorischen Darstellung bestehenden Aussagegehalt. Häufig aber lenkten sie von diesem eigentlichen Aussagegehalt ab und führten in die Irre. Was gesagt werden soll, lasse sich stets auch unmetaphorisch sagen. Metaphern seien prinzipiell verzichtbar, zumal in der auf klare und eindeutige Aussagen gerichteten Philosophie. Diese Ausrichtung unterscheide sie von der Rhetorik, der es allein um die effektive Wirksamkeit der Rede zu tun sei, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt.
Gegen diese substitutionstheoretische Auffassung der Metapher richten sich vor allem neuere Ansätze. Darunter zählt die Metaphorologie Hans Blumenbergs. Entwickelt wurde sie als ein Komplement zur philosophischen Spielart der bundesrepublikanischen Begriffsgeschichte nach 1945.10 Das phänomenologisch-hermeneutische Verfahren untersucht Metaphern in der Geistesgeschichte. So hat Blumenberg dem philosophischen Gebrauch von Metaphern des Ausgangs aus der Höhle, der Lesbarkeit der Welt oder des Schiffbruchs mit Zuschauer historisch weit ausgreifende Studien gewidmet.11 Obwohl die anfängliche Intention war, die produktive Funktion von Metaphern für den Prozess der Begriffs- und Sprachbildung zu beleuchten, kommt die Metaphorologie zu einem weiterreichenden systematischen Befund. Er lautet: Es gibt Metaphern, die sich nicht in eigentliche Rede überführen lassen, denn sie erfüllen eine eigenständige Funktion. Eben darum erfordern sie eine genuin metaphorologische Interpretation. Diese richtet sich auf die eigensinnige ›Logik‹ von Metaphern und auf die authentischen Funktionen, die sie für das Denken und Sprechen erfüllen. Die Metaphorologie beansprucht, die konstitutive Unverzichtbarkeit eines bestimmten Typus von Metaphern für die sprachliche Praxis der Philosophie zu erhellen. Blumenberg nennt sie »absolute Metaphern«.12
Worin gründet nun diese Unverzichtbarkeit? Folgt man Blumenberg, so lässt sich ihr Nachweis anlässlich des Vorkommens solcher sprachlicher Ausdrücke in der Philosophie erbringen, die sich gewöhnlichen Verfahren der Begriffsbestimmung entziehen. Paradigmatisch für einen nicht-definierbaren Ausdruck wäre die Rede von ›der Welt‹. Was wir meinen, wenn wir über ›die Welt‹ sprechen, das ist nicht gleichermaßen eindeutig bestimmbar, wie andere alltäglichere Gegenstände. Man denke zum Beispiel an ein Wiener Schnitzel, das sich problemlos als »ein gebackenes Stück Kalbfleisch« definieren lässt.13 Dieses triviale Beispiel wählt Blumenberg bewusst. Er möchte darauf hinweisen, dass einer Disziplin, die permanent über Gott und die Welt redet, mit solchen Definitionen wenig geholfen ist. Denn Ausdrücke wie ›die Welt‹ - und sie sind in der Philosophie in der Überzahl - stehen nicht für einfache und eindeutige Sachverhalte ein. Sie meinen komplexe und vieldeutige Zusammenhänge. Am Falle der Welt wird das überdeutlich: Wir sprechen hier über die Totalität, meinen also das Ganze dessen, was man als Mensch erfahren kann.
Wie stellt man solche komplexen Zusammenhänge sprachlich dar? Blumenbergs Antwort lautet: mit Hilfe von Metaphern. Er expliziert das im Anschluss an Überlegungen eines Denkers, der oben durch seine antirhetorische Haltung aufgefallen war. Laut Blumenberg umschreibt die »symbolische Darstellung«, eingeführt von Kant in der Kritik der Urteilskraft (§ 59), die Grundfunktion der (absoluten) Metapher.14 Kant fragt dort, wie die Begriffe der Vernunft - das sind unter anderem die Ideen der Welt und der Freiheit - dargestellt werden können. Denn anders als etwa empirischen Begriffen, deren allgemeiner Gehalt sich an konkreten Einzelfällen exemplifizieren lässt, kann solchen Begriffen keine sinnliche Anschauung angemessen sein. Wenn Totalitätsbegriffe sich einer ›direkten‹ Bestimmung entziehen, so nötigt das zu einer ›indirekten‹ oder eben: symbolischen Darstellung. Kant beschreibt sie als Übertragung »vermittelst einer Analogie«.15 Sie konkretisiert er anhand von zwei unterschiedlichen Versinnlichungen, welche die Idee des »monarchischen Staats« erfahren habe: Wenn er despotisch regiert werde, sei er als bloße Maschine, als seelenlose Handmühle, wenn er verfassungsmäßig regiert werde, als beseelter Organismus dargestellt worden.16 Dem despotischen Staat und einer Handmühle, die ihm zur Anschauung verhilft, kommt zwar keine gegenständliche Ähnlichkeit zu; wohl aber eine solche der Regel, mit der über sie reflektiert werden kann. Von der Handmühle wird nur ein funktionaler Aspekt auf den Staat übertragen. Eine Funktion, die an der Handmühle abgelesen wurde, erlaubt, sich etwas von ihr völlig Verschiedenes, hier die Funktion eines despotischen Staates, vorzustellen. So lässt sich die allseitige Unterdrückung der Untertanen nach dem unterschiedslosen Zermahlen von Kaffeebohnen modellieren. Werden die Ausdrücke ›Staat‹ und ›Handmühle‹ in ein Verhältnis der Übertragung versetzt, so wird ein Aspekt des Bedeutungsgehalts des einen zum Modell, nach dem wir den anderen verstehen. Ein solches Modell macht den Staat zwar nicht im direkten Sinne Kants begreifbar, aber doch überhaupt erst indirekt erfahrbar. Das Einspringen der Metapher, wenn eine Idee nicht mit einer (eindeutigen) Anschauung erfüllt werden kann, besteht zunächst in der Kompensation einer »logischen Verlegenheit«17 durch Ersatzanschauungen. Damit ist die Grundlage für die Unverzichtbarkeitsbehauptung gelegt.
Bevor sie weiter entwickelt wird, ist der Übertragungsvorgang genauer zu explizieren, um damit die Frage ›Was ist eine Metapher?‹ zu beantworten. Zunächst ist der Gefahr eines Missverständnisses entgegenzutreten. Es wäre unzutreffend, bereits einen Ausdruck wie ›Welt‹ als eine (absolute) Metapher zu bezeichnen. Bei ihm handelt sich vielmehr um eine spezifische Form von Begriff (laut Kant: eine Idee), für die das begriffliche (laut Kant: exemplarische respektive schematische) Verfahren der Darstellung nicht funktioniert und die deshalb das metaphorische (laut Kant: symbolische) Verfahren erforderlich macht. Für den strukturverwandten Begriff der Freiheit hält Blumenberg darum fest, dass er ob seiner (begrifflichen) Unbestimmbarkeit den Gebrauch von Metaphorik impliziert.18 Die metaphorische Realisierung vollzieht sich demnach stets im Verhältnis zwischen dem Ausdruck für eine Idee (etwa ›die Welt‹) und seiner spezifischen Darstellung durch einen anderen Ausdruck (etwa als Höhle). Insofern ist es zum einen genauer, anstatt von der Metapher, von einem metaphorischen Gebrauch von Begriffen zu sprechen. Zum anderen gewinnt eine Metapher ihre spezifische Bedeutung allein durch den Gebrauch von Ausdrücken in einem Satz.
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Diese Einsicht findet sich auch in den zum Teil zeitgleich zur Metaphorologie entwickelten Metapherntheorien von Max Black und Paul Ricœur. Sie teilen die Überzeugung, dass ›die Metapher‹ nicht ein einzelnes Wort, sondern ein Sprachphänomen meint, das sich erst in Sätzen eines bestimmten Typs konstituiert. Folgt man Black, so werden in einem metaphorischen Satz zwei verschiedene Ausdrücke in ein Verhältnis der gegenseitigen Übertragung, der »Interaktion« versetzt.19 Davon bildet einer den »Hauptgegenstand« (hier: die Welt), der durch den anderen, durch den »Metaphernfokus« hindurch angeschaut wird (hier: die Höhle). Nur letzterer Pol des metaphorischen Übertragungsverhältnisses wird gewöhnlich verkürzt als ›die Metapher‹ bezeichnet.
Gegenüber gewöhnlichen Sätzen nehmen metaphorische Sätze eine ambivalente Position ein. In rein formaler Hinsicht scheinen sie sich nicht zu unterscheiden, insofern auch hier eine Prädikation vorgenommen wird: wenn zum Beispiel ›der Welt‹ prädiziert wird, sie sei höhlenartig. In bedeutungstheoretischer Hinsicht handelt es sich jedoch um eine ungewöhnliche, laut Ricœur geradezu »impertinente« Prädikation.20 Sie verletzt die üblichen semantischen Kriterien, denen die Verwendung eines Prädikats angemessen sein muss. Folglich lässt sich zwischen einem gewöhnlichen und einem metaphorisch erweiterten Urteil unterscheiden. Im gewöhnlichen Urteil stellt die Kopula eine Identitätsbeziehung her und subsumiert ›das Wiener Schnitzel‹ als einen besonderen Fall unter die allgemeine Merkmalseinheit ›Kalbfleisch‹. Im metaphorischen Satz ›Die Welt ist eine Höhle‹ hat sich die Funktion der Kopula verwandelt. Mit Ricœur kann reklamiert werden: »Das metaphorische ›ist‹ bedeutet zugleich ›ist nicht‹ und ›ist wie‹.«21 Also handelt es sich um einen Satz, in dem ›die Welt‹ wie ›eine Höhle‹ verstanden wird (›ist wie‹), ohne zu reklamieren, dass sie eine solche ist (›ist nicht‹). Statt einer Identitätsbeziehung wird durch die Prädikation eine Übertragungsbeziehung zwischen den beiden Ausdrücken hergestellt.
Genauer betrachtet, findet die Übertragung nicht zwischen zwei Ausdrücken allein statt. Die Ausdrücke, die in der metaphorischen Aussage miteinander interagieren, stehen vielmehr für zwei Implikations- und Assoziationssysteme ein. Black fasst sie als Systeme »miteinander assoziierter Gemeinplätze«, als gewohnheitsmäßig etablierten Vorrat an Vorstellungen, die mit einem Ausdruck assoziiert werden.22 Diese wiederum auch von Blumenberg geteilte Einsicht hat weitreichende methodologische Konsequenzen für die metaphorologische Analyse, auf die ich weiter unten zurückkomme. Hier sei vorab festgehalten, dass jede einzelne Metapher im Bezug auf das Assoziationssystem verstanden werden muss, dem sie angehört. So gehört die Darstellung des Staats als beseeltem Körper einer organischen, seine Darstellung als Handmühle einer mechanischen »Hintergrundmetaphorik« an.23 Ich komme im nächsten Abschnitt auf diesen wichtigen Begriff zurück.
Auf Grundlage dieses Verständnisses ist zur Unverzichtbarkeitsbehauptung zurückzukehren. Ist nun verständlich geworden, dass eine Metapher als sprachliche Kompensation einer logischen Verlegenheit fungiert, so ist da…
"Auf leisen Sohlen ins Gehirn": Politische Sprache und ihre heimliche Macht
Das Buch "Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre geheime Macht", verfasst von George Lakoff und Elisabeth Wehling, analysiert die unbewusste Macht der Sprache in der Politik. Es zeigt, wie politische Kommunikation durch die Nutzung von Metaphern und "Framing" die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst und Meinungen formt.
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Konzeptuelle Metaphern und Framing
Lakoff und Wehling erklären, dass unser Denken und Sprechen von "konzeptuellen Metaphern" strukturiert ist. Diese Metaphern sind tief in unserem Gehirn verankert und basieren auf frühkindlichen Erfahrungen und soziokulturellen Prägungen. Ein Beispiel ist die Metapher "GUT IST OBEN", die sich in Redewendungen wie "die Oberhand gewinnen" oder "die Upperclass" widerspiegelt.
Politische Kommunikation nutzt diese konzeptuellen Metaphern, um Botschaften zu vermitteln und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Dieser Vorgang wird als "Framing" bezeichnet. Durch die ideologische Rahmung eines Themas wird die Rezeption einer Nachricht in eine bestimmte Richtung gesteuert.
Beispiele für Framing in der politischen Kommunikation
Lakoff und Wehling nennen zahlreiche Beispiele für Framing in der politischen Kommunikation. So verwendete George W. Bush in seiner ersten Rede als Präsident den Begriff "tax relief" (Steuererleichterung). Wer Steuersenkung als "Linderung" konzeptualisiert, denkt Steuern grundsätzlich in Konzepten von Krankheit und ruft somit ein bestimmtes Bezugsfeld auf.
Ein weiteres Beispiel ist der "Krieg gegen den Terror". Durch die ständige Wiederholung dieses Slogans wurde in der amerikanischen Bevölkerung ein Gefühl der Angst erzeugt, das die Politik der Regierung Bush legitimierte.
Die Rolle der Sprache in der politischen Auseinandersetzung
Lakoff und Wehling betonen, dass die Politik nicht rein sachlogisch vermittelt werden kann. Stattdessen bedarf es konsistenter Erzählungen und einer ansprechenden Sprache, um politische Zustimmung zu gewinnen. Sie warnen jedoch auch vor der Manipulationsgefahr, die der politischen Sprache innewohnt.
Kritik und Rezeption
Die Erkenntnisse Lakoffs und Wehlings sind im deutschen Sprachraum noch nicht ausreichend rezipiert worden. Dies liegt möglicherweise daran, dass es mit Hans Blumenberg bereits einen einflussreichen Theoretiker der Metapher gibt, der ein ähnliches Projekt verfolgt.
Trotzdem bietet das Buch von Lakoff und Wehling eine wertvolle Einführung in die Macht der Sprache in der Politik und zeigt Wege auf, wie man dieser Macht kritisch begegnen kann.
Fritz Hermanns' Strukturprinzipien der Wirklichkeitskonstruktion von Sprache
Fritz Hermanns entwickelte sieben Strukturprinzipien der Wirklichkeitskonstruktion von Sprache, die aufzeigen, wie Sprache unsere Realität formt. Diese Prinzipien basieren auf der Analyse von William Shakespeares Drama "Julius Cäsar" und insbesondere der Rede von Marcus Antonius.
Jede Konstruktion von Wirklichkeit ist Re-Konstruktion von Wirklichkeit: Unsere Wahrnehmung der Realität basiert auf einer Um- oder Nachgestaltung dessen, was bereits existiert.
Konstruktion von Wirklichkeit betrifft immer drei grammatische Dimensionen: Die Konstruktion der Realität bezieht sich nicht nur auf die dritte Person (das sachliche Es), sondern auch auf die zweite (das angeredete Du) und erste Person (das redende Ich).
Durch implizites und explizites Prädizieren wird die Konstruktion von Wirklichkeit vollzogen: Unsere Realität wird durch das Zuschreiben von Eigenschaften und Bedeutungen konstruiert.
Konstruktion von Wirklichkeit ist Suggestion von Wirklichkeit: Was erreicht werden soll, wird als bereits erreicht gesetzt.
Konstruktion von Wirklichkeit durch Suggestion funktioniert nur auf der Basis von Vertrauen: Das Verhältnis von Ich und Du im Text ist essentiell für das Gelingendes dritte grammatische Dimension in der Konstruktion von Wirklichkeit.
Wirklichkeit ist immer affektiv verfasst: Die emotionale Verfassung ist als konstruiert anzusehen.
Wirklichkeit hat immer auch eine ethische Struktur: Wie sollen wir uns verhalten?
"Auf leisen Sohlen" - Eine linguistische Betrachtung
Der Ausdruck "auf leisen Sohlen" beschreibt eine geräuschlose, lautlose oder unbemerkte Fortbewegung. Er wird häufig als Adverbialbestimmung verwendet, z.B. in den Sätzen "sich auf leisen Sohlen bewegen" oder "auf leisen Sohlen nach Hause gehen".
In übertragener Bedeutung kann der Ausdruck auch verwendet werden, um zu beschreiben, wie etwas unbemerkt oder subtil in unser Denken oder unsere Gesellschaft eindringt. So wird im Buch "Auf leisen Sohlen ins Gehirn" der Ausdruck verwendet, um zu verdeutlichen, wie politische Sprache unser Denken beeinflusst, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen.