Demenz ist eine Herausforderung - sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Familien und Angehörigen. Die Barmer GEK bietet umfassende Informationen und Unterstützung, um den Umgang mit Demenz zu erleichtern und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen. Viele pflegende Angehörige kümmern sich rund um die Uhr um ein pflegebedürftiges Familienmitglied - oft bis zur eigenen Erschöpfung. Aufgaben abzugeben, fällt vielen schwer.
Die Realität pflegender Angehöriger
Manchmal kann sich das Leben von einem auf den anderen Tag komplett ändern. Viele pflegende Angehörige pflegen bis an den Rand der Erschöpfung. So wie bei Maria Wolter* und ihrem Lebensgefährten Wilhelm Thimm* (*Namen von der Redaktion geändert). Als dieser wegen eines Bandscheibenvorfalls ins Krankenhaus musste, erlitt er kurz nach der OP erst eine Lungenembolie, zwei Tage später dann einen Schlaganfall. Seitdem ist er halbseitengelähmt und sitzt im Rollstuhl.
„Ich sage immer: Er ist als gesunder Mann ins Krankenhaus gegangen und ich habe ihn als Pflegefall zurückbekommen“, erzählt die 76-Jährige. Seit vier Jahren kümmert sich Maria Wolter nun um ihren Lebensgefährten, unterstützt von einem ambulanten Pflegedienst. Dieser hilft beim morgendlichen Waschen, spritzt Insulin und übernimmt das An- und Ausziehen der Thromboseprophylaxe-Strümpfe. Den Rest macht sie allein.
Sie hilft ihm beim An- und Ausziehen, bei Toilettengängen und bringt ihn abends zu Bett. Sie kocht, geht einkaufen, wäscht, bügelt, organisiert Arzt- und Therapeutentermine und vieles mehr. Zeit für sich selbst hat sie kaum noch. Oft ist sie müde und erschöpft, schläft nachts aber meist nur wenige Stunden. Manchmal wälzt sie dann Gedanken, wie es wohl weitergeht, wenn es ihr mal nicht mehr gut gehen sollte. Denn sie ist selbst gesundheitlich nicht mehr so fit und braucht für längere Strecken einen Rollator.
Fakten zur Situation pflegender Angehöriger (Barmer-Pflegereport 2018)
Der Barmer-Pflegereport 2018 (befragt wurden 1.862 Hauptpflegepersonen) liefert wichtige Einblicke:
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- 38,1 Prozent der Hauptpflegepersonen sind älter als 70 Jahre, 17,6 Prozent sind jünger als 50.
- 66,7 Prozent von ihnen sind weiblich, 33,3 Prozent sind männlich.
- Die Hauptpflegeperson übernimmt in der Regel mehrere Aufgaben, zum Beispiel Medikamentenversorgung, Unterstützung beim Essen, bei der Mobilität, beim Toilettengang.
- 85,0 Prozent kümmern sich täglich um die pflegebedürftige Person - davon die Hälfte mehr als 12 Stunden und die andere Hälfte weniger als 12 Stunden.
- 87,5 Prozent kommen nach eigenen Angaben meistens oder immer gut mit der Pflege zurecht.
- 48,7 Prozent der Hauptpflegepersonen sind von psychischen Leiden betroffen.
Diese Zahlen verdeutlichen die immense Belastung, der pflegende Angehörige ausgesetzt sind. Es ist daher entscheidend, Hilfsangebote anzunehmen und auf die eigene Gesundheit zu achten.
Hilfe für pflegende Angehörige: Entlastung und Entspannung
Isabell Hiob kennt die Situation pflegender Angehöriger nur allzu gut. Die gelernte Krankenschwester und Pflegeberaterin leitet das Landhaus Fernblick in Winterberg, eine Kurklinik speziell für pflegende Angehörige. „Viele Angehörige, die zu uns kommen, zeigen bereits ernsthafte Anzeichen einer Überforderung“, berichtet sie.
Das können wie bei Frau Wolter Schlafstörungen und Zukunftsängste sein, aber auch depressive Verstimmungen, Angstzustände, Unruhe, Kopfschmerzen oder Rückenbeschwerden. „Pflege ist ein 24-Stunden-Job. Viele pflegen bis an den Rand der Erschöpfung - und das schon seit Jahren, ohne irgendwelche Hilfen in Anspruch genommen zu haben“, sagt Isabell Hiob. In der Regel sind es der Hausarzt oder die eigenen Kinder, die irgendwann die Überlastung erkennen.
Haus Fernblick - die erste Vorsorgeeinrichtung für die Hilfe für pflegende Angehörige
Viele pflegende Angehörige wissen nicht: Sie haben einen Rechtsanspruch auf eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme, wenn sie gesundheitliche Probleme haben, die in einem direkten Zusammenhang mit der Pflege stehen (§§ 23 und 40 SGB V). Das Haus Fernblick ist die erste Vorsorgeeinrichtung in Deutschland, in der pflegende Angehörige diese Maßnahme zusammen mit ihrem Pflegebedürftigen machen können.
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„Pflegende Angehörige benötigen diese Entlastung und Entspannung dringend. Bei uns lernen sie Methoden, die ihnen anschließend auch die Pflege zu Hause deutlich erleichtern“, erläutert Isabell Hiob. Dazu gehöre auch, Hilfe anzunehmen. Das falle vielen Angehörigen schwer, besonders pflegenden Ehefrauen.
„Ältere Frauen haben schon immer für ihre Familie zurückgestanden. Für sie ist es selbstverständlich, das auch in einer Pflegesituation zu tun“, erläutert Christoph Kleinsorgen, Psychologe im Landhaus Fernblick. Manche seien auch zu stolz oder hätten Hemmungen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder einfach ein ungutes Gefühl, „eine fremde Person an den Körper ihres Partners zu lassen“.
Pflegenden Männern falle es leichter, Aufgaben rund um die Pflege und den Haushalt abzugeben, so seine Erfahrung. Auch die Generation, die jetzt um die 50 ist, sei offener für außerhäusliche Hilfen und eher bereit, sich über Schwierigkeiten und Belastungen der Pflege auszutauschen. Für ältere Ehefrauen hingegen sei das Versprechen „in guten wie in schlechten Zeiten“ meist bindend.
Das war bei Maria Wolter und Wilhelm Thimm ähnlich - auch ohne Trauschein. Die beiden hatten sich mit Mitte 60 beim Tanzen kennengelernt, Maria Wolters Mann war damals seit sechs Jahren verstorben. „Ich habe ein paar andere stehen lassen“, erzählt sie, „aber er ist hartnäckig geblieben und hat sich immer wieder gemeldet.“ Trotzdem hat es ein paar Monate gedauert, bis aus den beiden ein Paar wurde. Nach zwei Jahren sind sie zusammengezogen, mit dem gegenseitigen Versprechen: „Wenn einer von uns krank wird oder Pflege braucht, kümmert sich der andere um ihn.“ Als dann der Schlaganfall kam, haben viele nicht geglaubt, dass sie bei ihm bleibe. Das habe sie aber erst später gehört. „Es tut weh, wenn andere so reden“, sagt sie heute. „Ich habe nie daran gedacht, ihn abzugeben. Wilhelm und ich hatten eine so schöne Zeit miteinander, wir sind oft tanzen gegangen und in den Urlaub gefahren. Ich finde ihn noch immer sehr liebenswert.“
Hilfsangebote annehmen: Das erste Mal Pflegeaufgaben abgeben
Vor drei Jahren war Maria Wolter das erste Mal im Haus Fernblick, damals als ihr alles zu viel wurde und sie zufällig in einer AWO-Zeitschrift über die Einrichtung las. So kam es, dass sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten ihre erste Kur machte. Hier ging ihr Wilhelm auch zum ersten Mal in die Tagesbetreuung, die zum Haus gehört.
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„Für viele pflegende Angehörige ist es ein nicht ganz einfacher Lernprozess, die Betreuung zeitweise abzugeben“, sagt Isabell Hiob. „Viele sind der Überzeugung: Ich kann selbst am besten für meinen Mann oder meine Frau sorgen; ich weiß genau, was er oder sie gerade braucht.“ Oft liege das Problem, Hilfe anzunehmen, nicht beim Bedürftigen, sondern beim Angehörigen, dem es schwerfalle loszulassen. „Genau das üben wir hier.“ Für viele ist es das erste Mal, dass sie ihren Angehörigen in die Tagespflege bringen und Zeit haben, etwas für sich selbst zu tun. Im Haus Fernblick wäre es sonst gar nicht möglich, an Therapien oder Gesprächskreisen teilzunehmen, zum Nordic Walking zu gehen oder sich mit anderen Angehörigen in Ruhe auszutauschen.
„Am Anfang fällt das vielen schwer“, berichtet Isabell Hiob. Wenn sie dann aber sehen, dass es funktioniert und ihr Angehöriger sich in der Tagespflege wohlfühlt, höre das schlechte Gewissen bald auf. „In der zweiten Woche beginnen die meisten, sich zu entspannen. Einige müssen aber auch lernen, wieder etwas mit sich selbst anzufangen“, sagt sie. Nicht selten komme es vor, dass Kurpatienten ihren Angehörigen gerne früher aus der Tagespflege holen möchten. „Wir regen dann an, diese Zeit wirklich bewusst für sich und die eigene Erholung zu nutzen - und spazieren oder bummeln zu gehen oder sich mit anderen Angehörigen zu treffen und einen Kaffee zu trinken.“
Etwas für die eigene körperliche und seelische Gesundheit tun
Der Psychologe Christoph Kleinsorgen weiß um diese Problematik. Er führt mit jedem Kurpatienten mindestens ein Einzelgespräch. Eine Frage, die er allen Angehörigen stellt, lautet: „Was haben Sie im letzten halben Jahr persönlich für Ihre körperliche und seelische Gesundheit getan?“ Meist schweigen die Angehörigen zunächst, bis dann ein schlichtes „Nichts“ kommt. Das sei für viele ein Aha-Erlebnis.
Christoph Kleinsorgen hat die Erfahrung gemacht, dass die Angehörigen leichter Hilfsangebote wie die Tagespflege akzeptieren, wenn er den therapeutischen Gewinn für die pflegebedürftige Person in den Vordergrund stellt: „Oft sage ich: Es ist gut, dass Sie Ihre Mutter oder Ihre Frau pflegen, aber Sie können ihr nicht das bieten, was eine Tagespflege zu leisten imstande ist. Geben Sie Ihrem Angehörigen die Chance, sich auch außerhalb des eigenen Zuhauses fördern und fordern zu lassen.“ Oft sei diese Erkenntnis auch ein Anreiz, sich wieder mehr Zeit für sich selbst und die eigene Gesundheit zu nehmen und den Kontakt zu anderen Familienmitgliedern nicht zu vernachlässigen.
Hilfe für Pflegende Angehörige: In der Kur dazulernen
Ein wichtiges Ziel der Einrichtung ist, dass die pflegenden Angehörigen wieder körperlich und seelisch zu Kräften kommen, aber auch, dass sie nach der Kur Hilfsangebote am Wohnort in Anspruch nehmen, wenn sie das bislang noch nicht getan haben. Manchmal brauche das klare Worte, weiß Isabell Hiob. Sie sagt dann zum Beispiel: „Sie müssen sich zu Hause Hilfe holen, sonst brechen Sie irgendwann zusammen. Und dann muss Ihr Angehöriger ins Heim. Da ist es doch das kleinere Übel, zweimal pro Woche die Tagespflege in Anspruch zu nehmen.“
Die Frage, wie es nach den drei Wochen weitergeht, ist für Isabell Hiob zentral. Im Angehörigengespräch werden dazu mit jedem Patienten realistische Ziele vereinbart - vom täglichen kurzen Spaziergang über die wöchentliche Gymnastik bis zur Planung von Unterstützungsmaßnahmen. Manchmal werden auch schon Schnuppertermine in die Wege geleitet, zum Beispiel für die Tagespflege vor Ort.
Auch sonst werden die Angehörigen so fit wie möglich für die Pflege gemacht. Dazu lernen sie in Gesprächskreisen alles über Hilfsmittelversorgung, Umgang mit Inkontinenz, Hebe- und Tragetechniken sowie Leistungen der Pflegeversicherung. „Oft ist es einfach Unwissenheit, dass pflegende Angehörige Hilfsangebote nicht wahrnehmen“, sagt Isabell Hiob. Sie möchte deshalb vermitteln, was den Angehörigen rechtlich zusteht, und ihnen die Hemmschwelle nehmen, diese Leistungen in Anspruch zu nehmen.
In manchen Fällen ist auch eine weitere psychologische Begleitung erforderlich. „Etwa jedem fünften Kurpatienten empfehle ich, zu Hause psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagt der Psychologe Christoph Kleinsorgen. Das sei besonders dann wichtig, wenn es zu Angststörungen oder Depressionen komme. „Manche Angehörigen geben unter Tränen zu, dass sie dem Pflegebedürftigen gegenüber laut werden oder ihn anschreien.“ Das sei ein eindeutiges Alarmzeichen für eine Überforderung. Doch noch sei die Hemmschwelle für eine psychologische Unterstützung, gerade bei älteren Menschen, groß.
Nach der Kur gestärkt den Alltag übernehmen
Maria Wolter ist bereits zum dritten Mal im Haus Fernblick. „Das tut so gut hier“, sagt sie, „mal Zeit für sich zu haben, mit anderen zu reden und sich auch mal an den gedeckten Tisch setzen zu können.“ Sie weiß, dass sie ihren Lebensgefährten solange zu Hause pflegen möchte, wie es ihr möglich ist. „Und wenn es dann nicht mehr geht, gehen wir zusammen ins Altenheim.“ Sie weiß aber auch, dass sie hin und wieder eine Auszeit braucht - so wie hier. „Ich gehe wieder gestärkt in den Alltag zurück“, sagt sie und lacht. Die Barmer Pflegekasse unterstützt pflegende Angehörige und andere Pflegepersonen umfassend bei der Pflege.
Spezifische Herausforderungen bei Demenz
Neben den allgemeinen Herausforderungen der Pflege gibt es bei Demenz spezifische Aspekte zu berücksichtigen.
Maßnahmen bei Hinlauftendenzen
Gerade bei der so genannten Hinlauftendenz stellt sich oftmals die Frage, welche Vorbeugemaßnahmen gegen das Hinlaufen getroffen werden können. Bei Personen mit Hinlauftendenz liegt ein starker Bewegungsdrang mit gestörtem Orientierungsvermögen vor. Es existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, um Hinlauftendenzen vorzubeugen:
- Geben Sie der betroffenen Person die Möglichkeit innerhalb der Wohnung herumzulaufen.
- Bieten Sie der betroffenen Person eine Beschäftigung an.
- Verstecken Sie Türen hinter einem Vorhang oder tapezieren und streichen Sie die Türen wie die Wand. So werden die Türen von den Betroffenen nicht mehr als Türen wahrgenommen.
- Bringen Sie die Türklinken so an, dass man diese hochziehen und nicht niederdrücken muss.
- Bringen Sie intelligente Schließsysteme an der Türe an. Dies kann beispielsweise ein versteckter Summer neben der Türe sein.
- Eine besonders geeignete Maßnahme ist auch das Anbringen eines Signalmelders an der Wohnungstüre. Dieser signalisiert mit einem akustischen Signal, wenn die Türe geöffnet wird. Sie haben dann die Möglichkeit schnell zu reagieren.
Ess- und Trinkhilfen
Bei dem Krankheitsbild Demenz werden zumeist auch das Ess- und Trinkverhalten beeinflusst. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, gezielt die Sinne anzuregen und so die Lust am Essen zu wecken und den Appetit anzuregen.
- Kontrastreiches Geschirr, insbesondere in der Farbe Rot, hilft dabei, die Speisen zu erkennen. Durch die deutlichen Konturen hebt sich das Geschirr vom Tisch ab. Zudem wirkt die Farbe Rot appetitanregend.
- Spezielles Geschirr für an Demenz erkrankte Personen ist gut erkennbar und aufgrund der Form gut zu greifen. Das sorgt für Sicherheit und Selbstständigkeit bei der Nahrungsaufnahme. Die Funktionalität sorgt dafür, dass körperliche Einschränkungen ausgeglichen werden.
Geschirr für an Demenz erkrankte Personen kann im Sanitätshandel erworben werden.
Notfallmappe für die Einweisung in ein Krankenhaus
Die Notfallmappe ist eine Hilfe für Menschen mit Demenz. Sie wurde im Rahmen des Projektes "Blickwechsel Demenz" von verschiedenen Institutionen entwickelt:
- Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Projekte
- Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
- Pflegeberatung der Stadt Herdecke
- Gemeinnütziger Verein für Sozialeinrichtungen Herdecke
- Familien- und Krankenpflege Herdecke
- Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus dem Modell Herdecke Plus
Das Projekt kümmert sich darum, die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit einer Demenz zu verbessern. Wie gut diese Versorgung ist - das ist davon abhängig, wie gut die Beteiligten wie zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte, Pflegedienste und pflegende Angehörige zusammenarbeiten.
Menschen mit einer Demenz, die noch zu Hause leben, kommen oft ohne entsprechende Informationen zu ihrem Gesundheitszustand, ihren Gewohnheiten oder Möglichkeiten der Kontaktaufnahme ins Krankenhaus.
Demenz in Zahlen: Ein wachsendes Problem
Laut dem Barmer GEK Pflegereport 2010 müssen fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann damit rechnen, dement zu werden. Gegenwärtig geht das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) von 1,2 Millionen Demenzkranken aus. Für das Jahr 2030 prognostizieren die Wissenschaftler einen deutlichen Anstieg auf 1,8 Millionen und für 2060 auf 2,5 Millionen. Der Anteil der Demenzkranken an der Gesamtbevölkerung erhöht sich damit innerhalb von 50 Jahren um das Zweieinhalbfache von heute 1,5 auf dann 3,8 Prozent.
Die Studie belegt zudem, dass Demenz fast zwangsläufig zur Pflegebedürftigkeit führt. Nur zehn Prozent der im Jahr 2009 verstorbenen Dementen waren nicht pflegebedürftig. Mit der Demenz sind intensivere Pflegeverläufe verbunden, was erheblich höhere Kosten verursacht.
Pflegegrade und Barmer-Leistungen im Pflegefall
Pflegebedürftigkeit ist unabhängig vom Alter und kann in jedem Lebensabschnitt auftreten. Daher bemisst sich der Pflegegrad nach den bestehenden Einschränkungen der Selbstständigkeit bzw. Was sind die 5 Pflegegrade?
- Pflegegrad 1: Geringe Einschränkung der Selbstständigkeit bzw. der Fähigkeiten (ab 12,5 bis unter 27 Punkte)
- Pflegegrad 2: Voraussetzung für Pflegegrad 2 ist eine erhebliche Einschränkung der Selbstständigkeit bzw. der Fähigkeiten (ab 27 bis unter 47,5 Punkte)
- Pflegegrad 3: Schwere Einschränkung der Selbstständigkeit bzw. der Fähigkeiten (ab 47,5 bis unter 70 Punkte)
- Pflegegrad 4: Schwerste Einschränkung der Selbstständigkeit bzw. der Fähigkeiten (ab 70 bis unter 90 Punkte)
- Pflegegrad 5: Schwerste Einschränkung der Selbstständigkeit bzw. der Fähigkeiten mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung (ab 90 bis 100 Punkte)
Bei einem Pflegefall ist es wichtig, einen starken Gesundheitspartner zu haben. Barmer-Mitglieder profitieren von vielen Leistungen bei der Pflege.
Barmer-Pflegeleistungen: Besonderheit Pflegegrad 1
Unter den Pflegegraden nimmt der Pflegegrad 1 eine besondere Stellung ein. Er wird Personen zuerkannt, die in ihrer Selbstständigkeit bzw. ihren Fähigkeiten nur in geringem Maße eingeschränkt sind und so einen vergleichsweise niedrigen Pflegebedarf haben. Der Schwerpunkt der Leistungen liegt daher auf der Beratung der Pflegebedürftigen und Angehörigen sowie der Stabilisierung der Wohn- und Versorgungssituation.
Leistungen in Pflegegrad 1
- Pflegeberatung, Beratung in der eigenen Häuslichkeit
- Zusätzliche Leistungen in ambulant betreuten Wohngruppen
- Versorgung mit Pflegehilfsmitteln
- Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen oder gemeinsamen Wohnumfeldes
- Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen
- Entlastungsbetrag von monatlich bis zu 131 Euro
- Bei stationärer Pflege mit Pflegegrad 1:
- Ein monatlicher Zuschuss in Höhe von 131 Euro
- Zusätzliche Betreuung und Aktivierung in stationären Pflegeeinrichtungen
Wie wird die Pflegebedürftigkeit festgestellt?
Die Voraussetzungen für die Pflegebedürftigkeit sind im Gesetz (SGB XI) genau definiert: Pflegebedürftig ist, wer körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig kompensieren oder bewältigen kann und deshalb Unterstützung benötigt.
Um in einen Pflegegrad eingestuft zu werden und Pflegeleistungen zu erhalten, muss immer ein Antrag gestellt werden. Die Pflegekasse leitet daraufhin eine Pflegebegutachtung in die Wege.
Im Rahmen dieser Begutachtung wird durch die Gutachterinnen und Gutachter die Selbstständigkeit eines Menschen in den Bereichen betrachtet, die für die Bewältigung des täglichen Lebens wesentlich sind. Diese Bereiche (Module) sind:
- Mobilität
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
- Selbstversorgung
- Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
- Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
Zusätzlich werden die Bereiche „Außerhäusliche Aktivitäten“ (Modul 7) und „Haushaltsführung“ (Modul 8) mit betrachtet. Sie werden jedoch bei der Ermittlung eines möglichen Pflegegrades nicht berücksichtigt.
Auf der Grundlage der durch die Gutachterinnen und Gutachter festgestellten Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten erfolgt die Zuordnung zu einem Pflegegrad. Hierfür wird ein Punktesystem genutzt, das von Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftlern erarbeitet und gesetzlich festgelegt wurde.
Dabei gilt: Je stärker die Selbstständigkeit bzw. die Fähigkeiten beeinträchtigt sind, und je umfassender der dadurch entstehende Hilfebedarf ist, desto höher ist der Pflegegrad und desto höher sind auch die zur Verfügung stehenden Leistungen der Pflegeversicherung.
Wie wird die Pflegebedürftigkeit von Kindern festgestellt?
Kinder benötigen bis zu einem gewissen Alter Unterstützung bei der Bewältigung des täglichen Lebens, z. B. bei der Mobilität und der Orientierung, beim Erkennen von Risiken und Gefahren und bei der Körperhygiene. Bei körperlich oder geistig beeinträchtigten Kindern wird die Selbstständigkeit im Vergleich zu altersentsprechend entwickelten Kindern berücksichtigt.
Sonderregelung für Pflegegrade bei Kindern im Alter von bis zu 18 Monaten
Aufgrund der natürlich hohen Unselbstständigkeit sehr kleiner Kinder werden bei der Begutachtung nur die altersunabhängigen Bereiche betrachtet. Kinder im Alter von bis zu 18 Monaten werden pauschal einen Pflegegrad höher eingestuft als ältere Kinder und Erwachsene.
Qualitätsindikatoren in der Demenzbehandlung
Ziel der vorliegenden Arbeit war es aufzuzeigen, inwiefern sich mit Routinedaten der Krankenkassen Qualität in der Behandlung von Demenzpatienten abbilden lässt. Dies wurde versucht mit acht sogenannten Qualtitätkriterien oder Qualitätsindikatoren, exemplarisch aufgearbeitet für mehrere Aspekte in der Demenzbehandlung (Bildgebung bei Diagnosestellung, medikamentöse Therapie, ambulante fachärztliche Anbindung). Basis hierfür waren überwiegend Therapieempfehlungen, die in den revidierten S3-Leitlinien 2015 genannt wurden. Zur praktischen Veranschaulichung wurden die acht Qualitätskriterien an den über 8 Millionen Versicherten der Barmer GEK in absoluten Zahlen ermittelt. In einem weiteren Schritt wurden die so erhobenen Prozentsätze im nationalen und internationalen Vergleich diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass trotz ausführlichen Literaturstudiums zum Teil nur bedingt vergleichbare Publikationen zur Verfügung standen. Häufig war die Zahl an Probanden sehr gering, es wurde explizit nur eine bestimmte Patientensubgruppe thematisiert (beispielsweise Pflegeheimmitbewohner) oder die Einschlusskriterien für Medikamente unterschiedlich angewendet. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, dies alles entsprechend zu berücksichtigen, um abschließend aufzuzeigen, dass Routinedaten der Krankenkassen durchaus dafür geeignet sind, Qualität in der Behandlung von Menschen mit Demenz (mit) abzubilden. Routinedaten erfahren viel Kritik, allerdings beschreiben sie doch am besten Teile der Versorgungsrealität von den Patienten, die von den gesetzlichen Krankenkassen als dement erfasst werden. Wenn man Qualitätsindikatoren als Frühwarnsystem betrachtet, so können sie auf eine Unter- oder Fehlversorgung von Versicherten mit Demenz hinweisen.
The aim of the present work was to indicate, to what extent claims data of health insurances illustrate quality in the treatment of people with dementia. This was tried with eight so-called quality criterias or quality indicators worked off for several aspects in the treatment of dementia (diagnostic imaging by newly diagnosed patients, medical treatment, ambulant medical treatment by a neuropsychiatrist). Predominantly a base for this were the therapy recommendations mentioned by the revised S3-Guidelines 2015. For visualization eight quality criterias were raised in the more than 8 million insured persons of the Barmer GEK in absolute figures. In another step the so upraised percentages were discussed in a nationwide and an international comparison. It becomes apparent, that despite of detailed literature study only partly comparable publications were available. The number of test persons was often low, sometimes only a specific group of patients (f.e.nursing home residents) was analyzed or the inclusion criteria for drugs were applied differently. In the present work it was tried to consider these problems to finally show that routine data of health insurances are useful in the quality assurance in the treatment of persons suffering from dementia. Indeed, claims data meet a lot of criticism, nevertheless, they describe best of all parts of the reality of those persons, who are registered as demented by the health care system.
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