Beckenbodenkrämpfe bei Frauen können vielfältige Ursachen haben und erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Beckenbodenkrämpfen, einschließlich Ursachen, Symptome und verfügbare Behandlungsoptionen, um ein umfassendes Verständnis dieser Problematik zu ermöglichen.
Chronisches Beckenschmerz-Syndrom (CPPS)
Eine häufige Ursache für Beckenbodenkrämpfe bei Frauen ist das Chronische Beckenschmerz-Syndrom (CPPS). CPPS ist oft mit myofaszialen Schmerzursachen verbunden, die durch Verspannungen und Triggerpunkte in den Muskeln und Faszien des Beckens und Beckenbodens verursacht werden.
Symptome von CPPS
Die Symptome von CPPS können sehr belastend sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Ziehende und brennende Schmerzen im gesamten äußeren Genitalbereich (Schamlippen, Scheidenvorhof) bis hin zum Aftermuskel.
- Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Berührung, Druck und Zugbelastung, was das Tragen von Kleidung, Sitzen und Gehen erschweren kann.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bis hin zur Unmöglichkeit.
- Andauernder Harndrang mit Brennen.
- Krampfartige Beschwerden im Afterbereich.
Rolle des Pudendusnervs
Eine wesentliche Rolle bei CPPS spielt die Kompression des Pudendusnervs. Muskel-Faszienverspannungen des großen Psoasmuskels (Becken) und des tief liegenden Piriformismuskels (Kreuzbein-Steißbereich) können zu einer Einengung des Pudendusnervs führen, der für die Versorgung des Genital- und Beckenbodenbereichs zuständig ist. Diese Nervenkompression kann alle CPPS-Symptome verstärken.
Häufigkeit von CPPS
CPPS ist ein weit verbreitetes Problem. Schätzungsweise sind etwa 10 % der Bevölkerung betroffen. Eine Studie aus den USA ergab, dass sogar 16 % der Frauen Vulvabeschwerden über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten hatten.
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Auslösende Faktoren
Verschiedene Faktoren können CPPS auslösen oder verschlimmern. Dazu gehören:
- Wiederholte schmerzhafte Infektionen im Genitalbereich.
- Harnwegsinfekte mit Blasenentzündungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Schmerzen und Beschwerden auch nach der Behandlung von Infektionen mit Cremes, Salben oder Antibiotika bestehen bleiben können.
Diagnostik von CPPS
Die Diagnose von CPPS erfordert eine umfassende Abklärung, um spezifische Erkrankungsursachen auszuschließen. Bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie, Röntgen oder Ultraschall sind jedoch nicht geeignet, um Triggerpunkte und myofasziale Störungen nachzuweisen.
Behandlungsansätze für CPPS
Eine konsequente Behandlung nach einem Therapieplan über mindestens drei Monate ist entscheidend für die Linderung der Symptome von CPPS. Zu den möglichen Behandlungsansätzen gehören:
- Fokussierte Stoßwellentherapie (ESWT): Diese Therapie wird mit einem speziell für Muskel- und Faszienbehandlungen entwickelten Gerät durchgeführt. Die fokussierten Stoßwellen (tief wirkende gepulste Schallwellen) lösen Triggerpunkte und Verspannungen in den Psoas- und Piriformismuskeln, verbessern den Stoffwechsel und die Durchblutung und beseitigen die Nervenkompression des Pudendusnervs. Die Behandlung erfolgt über den Bauch-/Beckenbereich und den Gesäß-Steißbereich.
- Hochdosierte Procain-Basen-Infusionen: Procain ist ein bewährtes Lokalanästhetikum mit schmerzlindernden, entspannenden, durchblutungsfördernden und vegetativ beruhigenden Eigenschaften. Die Basentherapie mit Bikarbonat kann Muskel-Faszienverspannungen reduzieren.
- Hochdosiertes Magnesium: Magnesium-Infusionen können direkt zu Muskelentspannung führen und Anspannung und Stress reduzieren.
- Bewegung, Dehnübungen und Beckenboden-Physiotherapie: Diese Maßnahmen können helfen, die myofaszialen Verspannungen zu lockern und die Muskulatur zu stärken.
- Spezielle rektale TENS-Therapie: Die schmerzlindernde Stromtherapie erfolgt über eine Vaginalsonde (bei Frauen) oder eine Rektalsonde (bei Männern).
- Schmerzmedikamente: Es ist wichtig zu beachten, dass übliche Schmerzmittel oft nicht wirksam sind bei CPPS.
Vaginismus (Scheidenkrampf)
Eine weitere Ursache für Beckenbodenkrämpfe bei Frauen ist Vaginismus, auch bekannt als Scheidenkrampf. Vaginismus ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der sich die Scheiden- und Beckenbodenmuskulatur unwillkürlich krampfartig zusammenzieht. Dies kann zu Schmerzen oder Unbehagen beim Versuch führen, vaginalen Geschlechtsverkehr zu haben oder sogar Tampons einzuführen.
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Symptome von Vaginismus
Zu den typischen Symptomen von Vaginismus gehören:
- Schmerzen beim Eindringen des Penis und beim Geschlechtsverkehr.
- Schmerzen beim Einführen eines Tampons.
- Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen.
- Verspannungen und Schmerzen im Becken.
- Verspannungen im Kiefer und anderen Körperregionen.
Ursachen von Vaginismus
Die Ursachen von Vaginismus können vielfältig sein. Häufig spielen psychische Faktoren eine Rolle, wie z.B.:
- Angst vor Verletzungen oder Schmerzen im Intimbereich.
- Angst vor einer Schwangerschaft.
- Sexueller Missbrauch.
- Traumatische Geburtserfahrungen.
- Schmerzhafte Untersuchungen beim Gynäkologen.
- Psychische Belastungen wie emotionaler Stress, Depressionen oder Ängste.
- Probleme in der Partnerschaft.
- Allgemeine Ablehnung von Penetration.
In selteneren Fällen können auch körperliche Ursachen wie Infektionen oder Entzündungen im Genitalbereich (z.B. Endometriose) eine Rolle spielen.
Diagnose von Vaginismus
Die Diagnose von Vaginismus umfasst in der Regel ein ausführliches Arztgespräch, um die Symptome und die Krankengeschichte zu erheben. Zudem werden körperliche Ursachen wie Infektionen oder Entzündungen ausgeschlossen.
Behandlungsansätze für Vaginismus
Die Behandlung von Vaginismus zielt darauf ab, die reflexartige und schmerzhafte Verkrampfung der Scheiden- und Beckenbodenmuskulatur zu verringern und der Frau die Kontrolle über ihren Körper und ihre Sexualität zurückzugeben. Zu den möglichen Behandlungsansätzen gehören:
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- Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, eventuell vorhandene Traumata aufzuarbeiten und neue Denkmuster zu entwickeln.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Yoga können helfen, die verkrampfte Muskulatur zu lösen und Verspannungen vorzubeugen.
- Beckenbodentraining: Beckenbodentraining hilft, die Muskeln im Bereich von Beckenboden und Vagina gezielt anzusteuern, anzuspannen und zu entspannen.
- Vaginaldilatoren: Vaginaldilatoren sind Hilfsmittel, die in verschiedenen Größen erhältlich sind und dazu dienen, die Vagina schrittweise zu dehnen und die Muskulatur an die Penetration zu gewöhnen.
- Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente wie Muskelrelaxantien oder Antidepressiva eingesetzt werden, um die Verkrampfungen zu lösen oder psychische Begleitfaktoren zu behandeln.
- Botox: Injektionen mit Botox können helfen, die Muskeln im Scheidenbereich zu entspannen.
Weitere Ursachen für Beckenbodenkrämpfe
Neben CPPS und Vaginismus gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Beckenbodenkrämpfe bei Frauen:
- Vulvodynie: Vulvodynie bezeichnet unterschiedliche Missempfindungen der äußeren Geschlechtsteile, die sich vor allem durch ein "eingeschlafenes", taubes Gefühl der Schamlippen, der Klitoris oder des Beckenbodens äußern.
- Beckenbodensenkung (Deszensus): Bei einer Beckenbodensenkung kommt es durch eine Schwächung des Beckenbindegewebes zum Absinken des Beckenbodens, wodurch sich Gebärmutter, Harnblase oder Enddarm nach unten verlagern können.
- Verspannungen des Beckenbodens: Verspannungen des Beckenbodens können verschiedene Symptome verursachen, wie z.B. Inkontinenz, Schmerzen beim Sitzen oder Geschlechtsverkehr, Beckenschmerzen und Blasenentleerungsstörungen.
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