Einseitige Taubheit, auch bekannt als unilateraler Hörverlust (UHV) oder Single-Sided Deafness (SSD), stellt die maximale Ausprägung eines asymmetrischen Hörverlustes dar. Betroffene stehen vor besonderen Herausforderungen im Alltag, obwohl ein Ohr normal hört. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der einseitigen Taubheit, einschließlich des Grades der Behinderung, der damit verbundenen Schwierigkeiten und der verfügbaren Versorgungsmöglichkeiten.
Definition und Herausforderungen
Einseitige Taubheit ist definiert als einseitiger Hörverlust von mehr als 80 dB. Auch wenn das andere Ohr normal hört, führt die einseitige Taubheit zu erheblichen Einschränkungen. Zu den größten Herausforderungen gehören:
- Beeinträchtigtes Sprachverstehen in geräuschvoller Umgebung: Störschall beeinträchtigt das Hören mit dem gesunden Ohr erheblich, was das Sprachverstehen in lauten Umgebungen deutlich erschwert.
- Verlust des Richtungshörens: Die Fähigkeit, Schallquellen zu lokalisieren, ist stark eingeschränkt oder nicht vorhanden.
- Erhöhte Anstrengung beim Hören: Betroffene müssen sich stärker konzentrieren, um Gespräche zu verfolgen, was zu schnellerer Ermüdung führen kann.
- Soziale Isolation: Schwierigkeiten beim Verstehen in Gruppen und bei der Teilnahme an sozialen Aktivitäten können zu sozialer Isolation führen.
Grad der Behinderung (GdB) bei einseitiger Taubheit
In Deutschland wird der Grad der Behinderung (GdB) bei einseitiger Taubheit in der Regel mit 20 festgelegt. Dieser Wert kann jedoch höher ausfallen, wenn zusätzliche Beeinträchtigungen vorliegen, beispielsweise Gleichgewichtsstörungen oder eine Hörminderung auf dem besser hörenden Ohr. Es ist ratsam, einen Antrag auf Schwerbehinderung beim zuständigen Versorgungsamt zu stellen und gegebenenfalls Widerspruch einzulegen, um eine individuelle Bewertung zu erreichen. Steuerliche Vorteile können ab einem GdB von 30 geltend gemacht werden.
Versorgungsmöglichkeiten bei einseitiger Taubheit
Trotz der Herausforderungen gibt es verschiedene Versorgungsmöglichkeiten, die Menschen mit einseitiger Taubheit helfen können, ihren Alltag besser zu bewältigen:
CROS-Hörgeräte und BiCROS-Hörgeräte
CROS-Hörgeräte (Contralateral Routing of Signal) nehmen den Schall auf der tauben Seite auf und leiten ihn an das gesunde Ohr weiter. BiCROS-Hörgeräte werden eingesetzt, wenn zusätzlich eine Hörminderung auf dem besser hörenden Ohr vorliegt. Diese Geräte ermöglichen das Hören von der geschädigten Seite, wobei jedoch auch Störschall übertragen wird.
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Cochlea-Implantat (CI)
In Deutschland werden auch einseitig ertaubte Menschen mit einem Cochlea-Implantat (CI) versorgt. Dabei wird das CI-versorgte Ohr durch gezieltes Training unterstützt, da das hörende Ohr die Höraufgabe vorrangig übernimmt. Ein CI kann helfen, Störschall auszublenden und das Richtungshören zu verbessern.
Trainingsansätze für das CI-Ohr
Um das CI-Ohr optimal zu trainieren, gibt es verschiedene Ansätze:
- Freifeldübung (Free Field Training, FFT) mit Vertäubung: Das Signal gelangt über die Luft und die Prozessormikrofone zum CI, während das gesunde Ohr zeitweise abgedeckt wird.
- Audiotherapie: Gezielte Übungen zur Verbesserung des Sprachverstehens und der Geräuschdiskriminierung.
- Regelmäßige Nutzung des CI im Alltag: Konsequente Nutzung des CI, um das Gehirn an die neuen Höreindrücke zu gewöhnen.
Erfahrungen und Perspektiven von Betroffenen
Die Erfahrungen von Menschen mit einseitiger Taubheit sind vielfältig. Einige Betroffene berichten von erheblichen Einschränkungen im Alltag, während andere gut mit der Situation zurechtkommen. Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten können hilfreich sein, um Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen zu entwickeln.
Inklusion und Arbeitsleben
Auch im Arbeitsleben können Menschen mit einseitiger Taubheit erfolgreich sein. Arbeitgeber können durch verschiedene Maßnahmen zur Inklusion beitragen, beispielsweise durch die Bereitstellung von technischen Hilfsmitteln wie Bildtelefonen und FM-Anlagen, die Anpassung von Arbeitsplätzen und die Sensibilisierung der Kollegen.
Ein positives Beispiel ist ein Unternehmen, das eine hohe Beschäftigungsquote von Menschen mit Hörschädigung aufweist. Dort werden gehörlose Auszubildende von einem Fachausbilder unterstützt, der die Gebärdensprache beherrscht. Der Versammlungsraum ist mit einer Induktionsschleife ausgestattet, und es gibt spezielle Ausbildungsmodule mit Zeichnungen.
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