Beratungsgespräch Demenz: Ablauf, Inhalt und Hilfestellungen für Angehörige

Wenn im familiären Umfeld eine Demenz-Erkrankung diagnostiziert wird, fühlen sich Angehörige oft überfordert, besonders wenn keine bisherigen Erfahrungen mit dieser Erkrankung vorliegen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass man nicht allein ist. Jährlich erkranken in Deutschland rund 440.000 Menschen an Demenz, wobei etwa zwei Drittel der Betroffenen zu Hause von ihren Angehörigen versorgt und betreut werden. Das Thema Demenz wird viel Zeit beanspruchen, und nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch die Familienmitglieder, die die Verantwortung für die Betreuung übernehmen, stehen vor einer großen Herausforderung.

Frühzeitige Information und Beratung

Um sich frühzeitig Gewissheit zu verschaffen und mögliche Anzeichen einer Demenz-Erkrankung besser einzuschätzen, stehen verschiedene Demenz-Selbsttests zur Verfügung, wie z.B. Online-Selbsttests. Diese können eine erste Einschätzung ermöglichen, ersetzen aber nicht die Diagnose eines Arztes. Information und Beratung spielen eine wichtige Rolle als Hilfestellung bei Demenzerkrankungen. Es empfiehlt sich, sich umfassend über Demenz zu informieren und eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen, z.B. bei spezialisierten Demenz-Beratungsstellen wie Wegweiser Demenz (eine Initiative des Familienministeriums).

Gerade zu Beginn ist das Wissen über die Erkrankung mit allen Begleiterscheinungen die wichtigste Demenz-Hilfe für Angehörige. Wenn sie verstehen, warum Demenzerkrankte bestimmte Dinge tun und wie Angehörige darauf reagieren können, ist vieles leichter zu bewältigen.

Kostenfreie Pflegekurse

Zusätzlich sollten Sie sich über kostenfreie Pflegekurse informieren, die speziell auf die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen von Demenzpatienten zugeschnitten sind. Diese Kurse werden von der Pflegekasse bezahlt und bieten wertvolles Wissen und praktische Fähigkeiten, um den Pflegealltag besser zu bewältigen. Nutzen Sie die Gelegenheit, um von erfahrenen Fachleuten zu lernen und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen.

Finanzielle Hilfen und Pflegegrade

Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, einen Demenzerkrankten zuhause zu betreuen und zu pflegen, müssen Sie nicht alles alleine bewältigen. Im Alltag gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Demenz-Hilfen, die Ihnen als Angehörige zur Verfügung stehen. Um finanzielle Hilfen in Anspruch nehmen zu können, ist es entscheidend, dass der Demenzerkrankte einen Pflegegrad erhält.

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Antragstellung und Begutachtung

Um einen Pflegegrad zu bekommen, muss der Versicherte einen Antrag bei seiner Pflegekasse stellen. Die genaue Zuordnung zu einem Pflegegrad erfolgt durch den Medizinischen Dienst (MD) oder eine vergleichbare Institution, die die individuelle Pflegebedürftigkeit bewertet. Wird ein Pflegegrad entsprechend dem aktuellen Gesundheitszustand festgestellt, haben Pflegebedürftige Anspruch auf eine Vielzahl von Pflegeleistungen.

Pflegeleistungen und Kombinationsmöglichkeiten

Neben der Finanzierung eines ambulanten Pflegedienstes können auch weitere Leistungen in Anspruch genommen werden. Dazu zählen beispielsweise Tagespflege oder Nachtpflege, bei denen eine Betreuung außerhalb des eigenen Zuhauses stattfindet. Zudem sind Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfelds wie der barrierefreie Umbau des Wohnraums förderfähig. Kombinationsleistungen, bei denen sowohl Pflegegeld als auch Pflegesachleistungen kombiniert werden, ermöglichen Ihnen eine flexible Nutzung verschiedener Unterstützungsangebote.

Leistungen bei Pflegegrad 1

Die meisten der genannten Pflegeleistungen stehen Pflegebedürftigen erst ab Pflegegrad 2 zur Verfügung. Versicherte mit Pflegegrad 1 haben Anspruch unter anderem auf den monatlichen Entlastungsbetrag in Höhe von 131 Euro sowie Leistungen zur Verbesserung des Wohnumfelds und Beratungsbesuche und Schulungen durch qualifizierte Pflegeberater in der eigenen Häuslichkeit.

Entlastung im Alltag

Als pflegender Angehöriger tragen Sie die Verantwortung für die Pflege und Haushaltsführung eines Demenzerkrankten. Doch müssen Sie nicht alles alleine bewältigen. Eine Möglichkeit zur Entlastung ist die Organisation einer Haushaltshilfe bei Demenz. Nehmen Sie Kontakt zu einem Pflegedienst in Ihrer Nähe oder zu Ihrer Krankenkasse auf und lassen Sie sich über Ihre Möglichkeiten zur Entlastung beraten. Sofern ein Pflegegrad vorliegt, können Sie zur Finanzierung der Haushaltshilfe den Entlastungsbetrag von 131 Euro monatlich verwenden, den es ab Pflegegrad 1 gibt. Sind die Kosten pro Monat höher, tragen Sie den Rest der Kosten selbst.

Hilfsmittel im Alltag

Der Alltag mit Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor besondere Herausforderungen. Verschiedene Hilfsmittel bei Demenz können dabei unterstützen, die Sicherheit, Orientierung und Selbstständigkeit zu fördern. Von technischen Lösungen wie GPS-Trackern bis hin zu Alltagshilfen wie ergonomischem Besteck oder Medikamentenspendern - diese Maßnahmen erleichtern den Alltag erheblich.

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Selbstfürsorge für pflegende Angehörige

Da die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz sehr belastend werden kann, kommt es immer wieder vor, dass sich Angehörige mit der Demenzerkrankung schnell überfordert fühlen. Umso wichtiger ist es, dass man sich rechtzeitig nach Entlastungsmöglichkeiten umschaut. Die Pflege und Betreuung einer demenzerkrankten Person sollte nicht dazu führen, dass Sie als pflegender Angehöriger selbst körperlich und seelisch erkranken.

Formen der Entlastung

Pflegende Angehörige können unter anderem eine Demenz-Selbsthilfegruppe besuchen und sollten sich Pflege-Auszeiten erlauben. Dies ist zum Beispiel mit der Verhinderungspflege möglich.

Demenz-Hilfe durch die Krankenkasse

Für die häusliche Krankenpflege ist eine ärztliche Verordnung erforderlich, die in der Regel der Hausarzt ausstellt. Die Krankenpflege beinhaltet Grundpflege, Behandlungspflege und hauswirtschaftliche Versorgung. Diese Unterstützung ist befristet auf bis zu vier Wochen.

Demenz-Hilfe durch die Pflegekasse

Zunächst müssen Sie bei der zuständigen Pflegekasse einen Pflegegrad beantragen beziehungsweise einen Antrag auf Höherstufung. Mit einem Pflegegrad stehen dem Versicherten finanzielle Pflegeleistungen zu, die Sie in Form von sogenannten Pflegesachleistungen zur Unterstützung bei der Demenzbetreuung einsetzen können.

Psychische und körperliche Entlastung

Vergesslichkeit, Weglaufen oder Aggressionen bei Demenz - Angehörige haben mit vielen Herausforderungen im Alltag zu kämpfen. Für Pflegende von Demenzerkrankten ist es daher umso wichtiger, sich selbst besser kennenzulernen und geeignete Möglichkeiten zu finden, die der Entspannung dienen.

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Psychische Entlastung

Pflegende Angehörige sollten sich bewusst machen, dass es normal ist, auch eigene Emotionen und Bedürfnisse zu haben. Es ist wichtig, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen, um Kraft zu tanken und sich zu erholen. Dies kann beispielsweise durch regelmäßige Pausen, das Ausüben von Hobbys oder den Austausch mit anderen Angehörigen in Selbsthilfe- oder Angehörigengruppen geschehen.

Körperliche Entlastung

Die körperliche Belastung bei der Pflege eines Demenzerkrankten sollte nicht unterschätzt werden. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich vor Überlastung zu schützen. Dies kann durch die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen wie Verhinderungspflege, Tagespflege oder ambulanten Pflegediensten erreicht werden. Zusätzlich sollten Sie sich Informationen über vorhandene Unterstützungsangebote vor Ort einholen, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Entspannungstechniken

Viele Krankenkassen bieten kostenlose Online-Kurse für Entspannungstechniken an.

Kuren für pflegende Angehörige

Die Pflege von Angehörigen mit Demenz ist oftmals kräftezehrend und kann im fortgeschrittenen Stadium eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung bedeuten. Kuren können dabei sowohl für Demenzerkrankte als auch für ihre pflegenden Angehörigen eine wichtige Unterstützung sein. In manchen Fällen kann es notwendig sein, eine Kur in Anspruch zu nehmen, um eine dringend benötigte Auszeit zu erhalten, sich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Dabei besteht die Möglichkeit, sowohl eine gemeinsame Kur mit dem Demenzerkrankten als auch eine Kur alleine zu machen. Bei einer gemeinsamen Kur können sowohl die pflegebedürftige Person als auch die Angehörigen gemeinsam eine Auszeit nehmen und sich erholen. Oftmals brauchen Pflegende aber auch mal Zeit für sich. Dann können Angehörige auch eine Kur alleine in Anspruch nehmen, während die Betreuung und Pflege anderweitig organisiert wird, beispielsweise durch Kurzzeitpflege oder die Unterstützung von anderen Pflegepersonen.

Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen

Demenz-Selbsthilfegruppen können für Angehörige von Demenzerkrankten sehr sinnvoll sein. In solchen Gruppen treffen sich Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen und sich in einer ähnlichen Situation befinden. Der Austausch mit anderen Menschen in ähnlicher Lage kann unterstützend, entlastend und ermutigend sein. In einer Demenz-Selbsthilfegruppe erhalten Angehörige nicht nur emotionale Unterstützung, sondern auch wertvolle Informationen, Tipps und Ratschläge im Umgang mit der Demenzerkrankung. Gemeinsam können Sie Strategien entwickeln, sich gegenseitig stärken und neue Wege finden, um den Alltag besser zu bewältigen. In der Regel leitet und begleitet eine speziell ausgebildete Fachkraft eine solche Selbsthilfegruppe. Wenn Sie sich einer Demenz-Selbsthilfegruppe für Angehörige anschließen, werden Sie schnell merken, dass Sie mit Ihrer Betreuungssituation und Ihren Herausforderungen nicht allein dastehen. Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft erteilt Ihnen Auskunft, wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet. Wer in einer eher ländlichen Region wohnt und die nächste Beratungsstelle weiter entfernt ist, kann sich auch im Internet Tipps einholen: In Selbsthilfe-Foren oder in den sozialen Netzwerken können sich Pflegende und pflegebedürftige Menschen austauschen.

Demenz-Beratungsstellen sind spezialisierte Einrichtungen, die Unterstützung und Beratung für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und andere Betroffene anbieten. Diese Beratungsstellen haben in der Regel geschulte Fachkräfte, die über umfangreiches Wissen im Umgang mit Demenzerkrankungen verfügen.

Leistungen von Demenz-Beratungsstellen

  • Individuelle Beratung: Sie bieten persönliche Beratungsgespräche an, in denen sie auf die spezifischen Bedürfnisse und Fragen der Ratsuchenden eingehen.
  • Unterstützung bei der Vermittlung von Hilfsangeboten: Die Beratungsstellen können bei der Vermittlung von ambulanten Pflegediensten, Tagespflegeeinrichtungen, Betreuungsangeboten und anderen Hilfsangeboten behilflich sein.
  • Schulungen und Fortbildungen: Demenz-Beratungsstellen bieten häufig Schulungen und Fortbildungen für Angehörige, Pflegekräfte und andere Interessierte an.

Demenz-Hotlines

Demenz-Hotlines für Angehörige sind telefonische Beratungsstellen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen ausgerichtet sind, die einen Demenzkranken betreuen oder unterstützen. Die Demenz-Hotlines werden von geschultem Fachpersonal betrieben, das über umfangreiches Wissen im Umgang mit Demenzerkrankungen verfügt. Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist ein kostenloses Demenz-Hilfe-Telefon. Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz werden vom Bundesfamilienministerium in einer Projekt-Landkarte zusammengefasst.

Demenz-Kurse für Angehörige

Demenz-Kurse für Angehörige sind speziell entwickelte Schulungsprogramme, die darauf abzielen, Familienmitglieder und nahestehende Personen, die einen Demenzerkrankten betreuen, zu unterstützen und zu schulen. Demenz-Kurse für Angehörige werden von verschiedenen Organisationen, wie zum Beispiel Pflegekassen, Gesellschaften oder Wohlfahrtsverbänden, angeboten. Sie können in Form von Workshops, Seminaren, Vorträgen oder auch Online-Kursen durchgeführt werden. Informieren Sie sich über regionale Angebote und spezifische Demenz-Kurse in Ihrer Nähe und holen Sie sich genaue Informationen über Inhalte, Termine und Anmeldung ein. Eine Demenz-Hilfe für Angehörige ist beispielsweise die Inanspruchnahme des ambulanten Pflegedienstes. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine speziell ausgebildete Demenzbetreuung als Unterstützung für pflegende Angehörige hinzuziehen.

Unterstützung im Umgang mit Demenz

Angehörige von Demenzerkrankten erhalten Unterstützung von verschiedenen Stellen wie Demenz-Beratungsstellen, Pflegekassen, Selbsthilfegruppen und Pflegediensten. Diese Organisationen bieten Beratung, Informationen, finanzielle Unterstützung und praktische Hilfe bei der Pflege und Betreuung von Demenzerkrankten.

Zur Entlastung von pflegenden Angehörigen sollten Sie in jedem Fall Demenz-Hilfen für Angehörige in Anspruch nehmen. Lassen Sie sich zum Beispiel von einem ambulanten Pflegedienst bei Ihrer Arbeit als Angehöriger unterstützen. Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe an und tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus. Lassen Sie frühzeitige Hilfe und Unterstützung zu, wenn Sie merken, dass Sie mit der Situation überfordert sind. Beratung und Informationen bekommen Sie beispielsweise bei Demenz-Beratungsstellen, Pflegekassen oder Demenz-Selbsthilfegruppen für Angehörige. Darüber hinaus sollten Sie Entlastungsangebote wie Tagespflege oder ambulante Pflegedienste nutzen, um sich regelmäßig eine Auszeit zu nehmen und sich zu erholen. Es kann auch hilfreich sein, ein Unterstützungsnetzwerk aus Freunden, Nachbarn und anderen Familienmitgliedern aufzubauen, die in Zeiten der Überforderung unterstützen können. Demenz-Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie beispielsweise auf der Internetseite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

Umgang mit herausforderndem Verhalten

Es kommt es vor, dass die Demenzerkrankung die Persönlichkeit von Betroffenen verändert und ihr Verhalten sich schlagartig ändert. Ängste, Wahnvorstellungen und Depressionen können auftreten. Der Umgang mit solch herausforderndem und schwierigem Verhalten bei Demenz ist für das Umfeld nicht einfach und erfordert ein umfassendes Verständnis dafür, warum Menschen mit Demenz sich so verhalten, wie sie es tun. Herausforderndes Verhalten kostet alle Beteiligten Kraft und bringt die meisten in eine unangenehme Situation. Dabei kann ein Perspektivenwechsel bereits Vieles verändern. Denn das Handeln und Verhalten eines Menschen mit Demenz ist immer auch Ausdruck seines Erlebens und wird bis zu 80 Prozent von der Umgebung beeinflusst. Hinter einem herausfordernden Verhalten kann auch ein unbefriedigtes Bedürfnis stehen. Begegnen Sie dem demenzerkrankten Menschen also an dieser Stelle mit Verständnis und nutzen Sie dies als Schlüssel für Ihre Interaktion und Kommunikation. Auf diese Weise kann sich das Miteinander verändern und sowohl beim betroffenen Menschen als auch beim Begleitenden zu einem erlebbaren Mehr an Wohlbefinden führen.

Angstzustände, Wahnvorstellungen und Halluzinationen

Angstzustände bei Demenz können beispielsweise bei einer frontotemporalen Demenz auftreten und sollten unbedingt ernst genommen werden. Es ist wichtig, herauszufinden, was beziehungsweise welche Situationen beim Betroffenen Angst auslösen. So können beispielsweise Spiegel oder dunkle Fußböden Angst auslösen. Oder aber der Betroffene verspürt Angst, weil in seinem Alltag nichts mehr so läuft, wie es früher einmal war. Häufig hängen Angstzustände bei Demenz mit anderen Gefühlen wie Kontrollverlust und Selbstzweifel zusammen. Ein Mensch mit Demenz mag zwar kognitive Einbußen haben, aber seine emotionale Wahrnehmung bleibt weiterhin erhalten. Demenzerkrankten Menschen fehlen häufig die Gefühle von Geborgenheit und Sicherheit. Bedrohlich erlebte Momente oder Trennungssituationen sind meist der Grund, weshalb sie sich unsicher fühlen. Schaffen Sie also eine möglichst starke Beziehung, die auf gegenseitigem Vertrauen sowie Verlässlichkeit beruht und erzwingen Sie nichts gegen den Willen des demenzerkrankten Menschen.

Wahnvorstellungen gehören zu den häufigen Verhaltensänderungen bei Demenzerkrankungen, zum Beispiel bei der Lewy-Body-Demenz. Die Betroffenen sind oft davon überzeugt, dass sie betrogen oder bestohlen werden oder dass ihre Mitmenschen ihnen etwas Böses wollen. Oft kommt es vor, dass sie Angehörige nicht mehr erkennen. Nicht selten sprechen sie ihre Befürchtungen auch direkt aus. Wer sich in die Lage eines Demenzerkrankten versetzt, kann diese Gefühle besser nachvollziehen: Nichts im Alltag scheint zu funktionieren, manche Dinge scheinen unauffindbar und man weiß nicht mehr, wo der Partner hingegangen ist.

Die Häufigkeit von Halluzinationen bei Demenzerkrankungen kann stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese Halluzinationen können beängstigend oder verwirrend sein und das alltägliche Leben der Betroffenen sowie ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen. Betreuende sollten zunächst versuchen herauszufinden, was die Situationen hervorruft. Manchmal hilft es schon, störende Geräusche wie Fernseher oder Radio auszuschalten, Spiegel abzuhängen oder die Beleuchtung zu ändern.

Tipps für den Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • Nicht persönlich nehmen: Keine Frage, es fühlt sich schrecklich an, wenn der Angehörige mit Vorwürfen um sich wirft.
  • Nicht diskutieren: Es bringt nichts, mit dem Demenzerkrankten darüber zu diskutieren, wo der Geldbeutel sein könnte oder wer Recht hat. Auch Kritik ist fehl am Platz.
  • Ablenkung hilft: Um aus der Situation herauszukommen, sollten Sie den Betroffenen ablenken.

Schreien bei Demenz

Vermeintlich grundloses, unkontrolliertes Schreien kann ein Symptom fortgeschrittener Demenz sein. Während einige Betroffene laut singen, schreien andere willkürliche Wörter und ganze Sätze. Schreien bei Demenz kann enorm belastend für die Angehörigen, aber auch für alle anderen Mitmenschen sein. Die Gründe für das Schreien bei Demenz können sehr vielfältig sein. Menschen mit Demenz schreien, wenn sie sich nicht mehr mitteilen können, aber dennoch auf sich aufmerksam machen wollen - zum Beispiel, weil sie Schmerzen, Hunger oder Durst haben, sich einsam fühlen oder wütend sind. Akzeptieren Sie es, wenn der Demenzerkrankte keinen Körperkontakt wünscht.

Kommunikation und Beschäftigung

Im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz fällt es den Betroffenen oft schwer, sich verbal mit ihrer Umwelt auszutauschen. Dies kann sich negativ auf ihr emotionales Wohlbefinden und ihre Lebensqualität auswirken. Forscher haben herausgefunden, dass Musik die Stimmung, die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis von Menschen mit beginnender Demenz verbessern kann. Es wird empfohlen, Musik in die Pflege und Therapie von Demenzerkrankten einzubeziehen, da sie oft eine Reise in die Vergangenheit darstellt und vertraute Lieder Erinnerungen aktivieren.

Menschen mit Demenz brauchen eine klare Tagesstruktur mit festen Tagesabläufen, Ritualen und einfachen Regeln. Das schafft Orientierung und Sicherheit. Aktivitäten oder Aufgaben sollten jede Woche am selben Tag zur selben Zeit stattfinden. Ob es gute und schlechte Tage beziehungsweise Tageszeiten bei Demenzerkrankten gibt, ist immer individuell. Viele Angehörige machen die Erfahrung, dass sich der Vormittag besser für Aktivitäten eignet, da die Konzentration und Leistungsfähigkeit dann meist höher sind. Im Laufe des Tages lassen die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten dagegen oftmals nach.

Tipps für die Kommunikation

  • Langsam sprechen: Sprechen Sie langsam, in kurzen Sätzen und in einfachen Worten.
  • Feste Tagesstruktur: Feste Abläufe sind enorm wichtig für Betroffene.
  • Gefühle respektieren: Gehen Sie unbedingt auf die Gefühle und Bedürfnisse der demenzerkrankten Person ein.
  • Vorwürfe vermeiden: Für einen Demenzerkrankten ist es schwierig genug, seine Krankheit zu akzeptieren.
  • Kleine Beschäftigung: Auch Menschen mit Demenz möchten das Gefühl haben, gebraucht zu werden und etwas zu können. Geben Sie lösbare Aufgaben und beschäftigen Sie den Betroffenen.

Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme

Im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz kann es für die Betroffenen schwierig werden, selbstständig zu essen. Betroffene sitzen zum Beispiel am Tisch und können sich auf einmal nicht mehr an die gängigen Abläufe erinnern: Wie benutze ich Messer und Gabel? Welches Essen spieße ich zuerst auf? Als Angehöriger spielen Sie hier eine wichtige Rolle und können wertvolle Unterstützung leisten. Setzen Sie sich neben die Person und zeigen Sie ihr, wie man Messer und Gabel benutzt. Auch bei Demenz wird das Trinken oft vergessen.

Beschäftigung und Bewegung

Jeder Mensch - ob mit Demenzerkrankung oder ohne - benötigt im Alltag Aufgaben, die ihm Freude bereiten und ihn sowohl körperlich als auch geistig herausfordern. Alltägliche Aufgaben wie Gedächtnistraining mit Kreuzworträtseln, Bilderrätseln, großen Puzzles und Konzentrationsspiele können eine schöne Beschäftigung für Demenzerkrankte sein. Aber auch einfache alltägliche Verrichtungen sind oft eine Herausforderung und erfordern volle Konzentration.

Regelmäßige Bewegung ist sehr wichtig. Sie fördert die Verdauung, den Kreislauf, den Appetit und den Schlaf. Durch einen aktiven Alltag bleiben Menschen mit Demenz körperlich und geistig fit, können ihre Gefühle ausdrücken und besser mit ihrer Umwelt kommunizieren. Dies kann sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken.

Sinnesarbeit spielt eine wichtige Rolle in der Betreuung von Menschen im fortgeschrittenen Stadium einer Demenzerkrankung oder an schlechten Tagen. Beruhigende oder vertraute Düfte sowie anregende Beleuchtung können positive Reaktionen und Erinnerungen hervorrufen. Die Verwendung verschiedener Stoffe und Materialien ermöglicht eine Entdeckungsreise, die im Bett stattfinden kann und somit Aktivität ohne körperliche Bewegung fördert.

Rechtliche Aspekte

Bei einer Demenz stellen sich viele rechtliche und finanzielle Fragen, die für die Zukunft geregelt werden müssen. Das beginnt bei der Ausübung des Berufs, geht über Alltägliches wie das Autofahren, die Vorsorgevollmacht bis hin zur Geschäftsfähigkeit. Ist der Demenzerkrankte irgendwann nicht mehr in der Lage, Entscheidungen für sich selbst zu treffen, müssen Sie als Angehörige dies oft in seinem Namen tun. Wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt, wenden sich Betroffene und Angehörige an das örtliche Betreuungsgericht, um den gesetzlichen Betreuer zu bestimmen.

Pflege zu Hause oder im Pflegeheim

Die Entscheidung bei einer Demenzdiagnose, ob die Pflege zu Hause oder in einem Pflegeheim erfolgen soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Pflege zuhause bei Demenz bietet den Vorteil, dass die betroffene Person in ihrer vertrauten Umgebung bleiben kann und von der Unterstützung und Nähe ihrer Angehörigen profitiert. Zuhause ist häufig eine individuellere Betreuung und flexiblere Alltagsgestaltung, angepasst an die individuelle Tagesform, möglich. Entfernen Sie potenzielle Gefahrenquellen wie scharfe Gegenstände oder rutschige Böden. Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung und installieren Sie bei Bedarf Sicherheitsvorkehrungen wie Handläufe oder rutschfeste Unterlagen. Auch ein Hausnotrufsystem ist eine gute Ergänzung. In solchen Fällen kann der Umzug in eine Einrichtung wie ein Pflegeheim eine gute Lösung sein. Auch, wenn die Entscheidung für einen Umzug in ein Pflegeheim oft schwerfällt, kann sie für beide Seiten doch viele Vorteile mit sich bringen. Welches Pflegeheim das richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Ist die Entscheidung für einen Umzug ins Pflegeheim oder eine andere Einrichtung gefallen, muss dieser gut vorbereitet werden.

Schulungen und Kurse für Angehörige

Es gibt spezielle Schulungen und Kurse, in denen pflegende Angehörige jede Menge Wissen zu Pflegethemen und Demenz vermittelt bekommen. Solche Pflegekurse werden von der Pflegekasse bezahlt, die auch die erste Anlaufstelle für Angehörige ist. Wenn Sie die Symptome und typisches Verhalten bei Demenz verstehen lernen, wird es Ihnen leichter fallen, mit herausforderndem Verhalten umzugehen und richtig zu reagieren.

Zeigen Sie Verständnis und versuchen Sie herauszufinden, was hinter Verhaltensänderungen steckt. Nehmen Sie Anfeindungen, Beleidigungen oder Beschuldigungen nicht persönlich. Wenn Sie sich überfordert und hilflos fühlen, holen Sie sich professionelle Hilfe.

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