Berlit Klinische Neurologie: Umfassendes Facharztwissen für Klinik und Praxis

Die "Berlit Klinische Neurologie" ist ein umfassendes Nachschlagewerk, das sich an Neurologen in Weiterbildung und Fachärzte richtet. Es bietet einen breiten Überblick über das gesamte Fachgebiet der Neurologie und angrenzende Disziplinen. Der Inhalt ist praxisorientiert und soll das notwendige Wissen für den klinischen Alltag vermitteln.

Struktur und Inhalt

Das Buch ist systematisch aufgebaut und orientiert sich an der Lokalisation neurologischer Krankheitsbilder. Es behandelt unter anderem:

  • Grundlagen: Neuroanatomie, Neurophysiologie, Klinische Neurogenetik (inkl. DNA-Diagnostik und Beratungsaspekte), Neurophysiologische Diagnostik, Neurosonologische Diagnostik, Liquordiagnostik, Neuroradiologische Diagnostik, Neuropathologische Biopsie-Diagnostik.
  • Muskelerkrankungen: Diagnostische Übersicht, Muskeldystrophien, Myotonien, metabolische Myopathien, entzündliche, endokrine und toxische Muskelerkrankungen, Erkrankungen der neuromuskulären Übertragung.
  • Erkrankungen des peripheren Nervensystems: Nervenwurzelläsionen, Läsionen peripherer Nerven, Erkrankungen der Hirnnerven und des Hirnstamms, Schwindelsyndrome, Okulomotorik, Polyneuropathien, Erkrankungen des autonomen Nervensystems.
  • Erkrankungen des Rückenmarks: Spinale Syndrome, Blasenfunktionsstörungen, Syringomyelie, Entzündliche Rückenmarkserkrankungen (Myelitiden), vaskuläre Erkrankungen des Rückenmarks, Spinale Tumoren, Funikuläre Myelose, Zervikale Myelopathie, Motoneuronerkrankungen, Toxische Myelopathien, Strahlenmyelopathie.
  • Erkrankungen des Gehirns und seiner Hüllen: Funktion und Symptomatik einzelner Hirnregionen, Kopf- und Gesichtsschmerzen, Hirntumoren, Entzündliche Erkrankungen, Liquorzirkulationsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Metabolische Enzephalopathien, Epilepsien, Nichtepileptische Anfälle, Störungen der Schlaf-Wach-Regulation und RLS, Demenzen, Bewegungsstörungen, Vaskuläre Erkrankungen, Schädel-Hirn-Trauma, Hirntod.
  • Multilokuläre neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, Leukodystrophien, Fehlbildungen des zentralen Nervensystems und des kraniozervikalen Übergangs, Stoffwechselerkrankungen des Nervensystems, Phakomatosen, Vaskulitiden, rheumatoide Arthritis und Kollagenosen, Neurosarkoidose, Paraneoplastische Syndrome, Alkoholfolgeerkrankungen.
  • Neurologie und Innere Medizin: Endokrine Erkrankungen und Stoffwechselstörungen, Kardiale Erkrankungen, Gerinnungsstörungen, Pulmonale Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Hypertonie.
  • Neuropsychiatrie und Psychosomatik: Psychiatrische Syndrome und Erkrankungen, Psychosomatik.
  • Begutachtung und Rehabilitation: Begutachtung, Neurologische Rehabilitation.

Entzündliche Rückenmarkerkrankungen (Myelitiden) im Detail

Ein wichtiger Abschnitt des Buches widmet sich den entzündlichen Rückenmarkerkrankungen, den Myelitiden. Diese werden in infektiöse und nicht-infektiöse Formen unterteilt, wobei die nicht-infektiösen in der Regel auf Autoimmunprozesse zurückzuführen sind. Die Einteilung in akute, subakute oder chronische Verlaufsformen erlaubt keine sichere ätiologische Zuordnung, kann aber differentialdiagnostisch hilfreich sein.

Terminologie

Begriffe wie Myelitis transversa (Querschnittsmyelitis) oder Leukomyelitis beschreiben das Verteilungsmuster der Entzündung. Myelitis transversa betrifft den gesamten Querschnitt des Rückenmarks, während sich die Leukomyelitis auf die weiße Substanz beschränkt. Der Begriff Arachnoiditis bezieht sich auf eine Fibrosierung der Arachnoidea oder der Pia mater des Rückenmarks, meist als Folge einer chronischen Meningomyelitis oder Meningomyelora dikulitis.

Epidemiologie

Zur Häufigkeit der Myelitis liegen nur wenige Daten vor. Die jährliche Inzidenz der akut verlaufenden Myelitis wird auf 1-5 Fälle pro 1 Million Einwohner geschätzt. Diese Zahlen berücksichtigen keine Patienten mit bereits bekannten neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS), systemischem Lupus erythematodes (SLE) oder Sarkoidose. Auch Patienten mit langsam fortschreitenden Rückenmarkentzündungen sind nicht berücksichtigt.

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Eine Studie zeigte, dass bei 50 % der Patienten mit akuter Myelitis ein vorangegangener Allgemeininfekt festgestellt wurde, was auf eine postinfektiöse Ursache hindeutet. In 20 % der Fälle war die Myelitis die Erstmanifestation einer MS. Eine andere Studie ergab, dass bei 80 % der Patienten, die nach einer Myelitis über drei Jahre beobachtet wurden, schließlich eine MS diagnostiziert wurde. In etwa 20 % der Fälle konnte keine Ursache für die Myelitis gefunden werden. Bei weiteren 10 % wurde die Diagnose nachträglich als ischämisch falsifiziert.

Postinfektiöse und postvakzinale Myelitis

Die postinfektiöse oder postvakzinale Myelitis wird ebenfalls zu den Rückenmarkentzündungen gezählt, die nicht primär durch einen Erreger, sondern durch eine fehlgeleitete Immunabwehr verursacht werden. Es handelt sich um monophasische Erkrankungen, die 1-3 Wochen nach einem viralen Infekt oder einer Impfung auftreten können. Nahezu alle Arten von Impfungen wurden mit der postvakzinalen Myelitis in Verbindung gebracht, darunter Impfungen gegen Masern, Windpocken, Mumps und Röteln, aber auch gegen Tetanus, Poliomyelitis, Tollwut und Hepatitis.

Die postinfektiöse oder postvakzinale Myelitis ähnelt der akuten disseminierten Enzephalomyelitis (ADEM). Wahrscheinlich gibt es erhebliche Überschneidungen zwischen diesen Entitäten. Ursächlich wird bei beiden Erkrankungen eine Autoimmunreaktion gegen ein unbekanntes Antigen mit perivenösen zellulären Infiltrationen, Demyelinisierung und Ödembildung diskutiert.

Multiple Sklerose (MS) und Myelitis

Die MS gehört zu den autoimmunen Ursachen einer Myelitis. Neben der Myelitis als Erstmanifestation kommt es im Verlauf einer MS in bis zu 70 % der Fälle zu einer spinalen Beteiligung.

Aktualität und Praxisnähe

Die "Berlit Klinische Neurologie" wird regelmäßig aktualisiert, um den neuesten Entwicklungen in Diagnostik und Therapie Rechnung zu tragen. Die 3. Auflage wurde umfassend überarbeitet und um neue Kapitel ergänzt, z.B. zu Schwindelsyndromen, Okulomotorik, Borreliose/FSME, Parasitosen und Exotoxinen, metabolischen Enzephalopathien sowie zum Einfluss von Nierenerkrankungen und Hypertonie.

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Das Buch zeichnet sich durch seine Praxisnähe aus. Konkrete Therapieempfehlungen für wichtige neurologische Befunde werden gegeben, und anschauliche Fallbeispiele veranschaulichen die klinische Anwendung. Die übersichtliche Gestaltung und die zahlreichen Abbildungen erleichtern das Verständnis und die Umsetzung des Wissens im klinischen Alltag. Am Ende jedes Kapitels finden sich Fragen zur Überprüfung des eigenen Wissensstandes.

Zielgruppe

Die "Berlit Klinische Neurologie" richtet sich an:

  • Neurologen in Weiterbildung: Zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung und zum Erwerb des notwendigen Grundlagenwissens.
  • Fachärzte für Neurologie: Als Nachschlagewerk für den täglichen Klinik- und Praxisgebrauch.

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