Beschäftigungsmöglichkeiten nach Schlaganfall: Wege zurück in den Alltag und Beruf

Ein Schlaganfall kann das Leben von Betroffenen und ihren Familien grundlegend verändern. Neben den medizinischen Herausforderungen stellen sich viele Fragen zur Bewältigung des Alltags, zur beruflichen Zukunft und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ziel der Rehabilitation ist es, die Selbstständigkeit wiederzuerlangen, mit Einschränkungen umzugehen und Folgen des Schlaganfalls wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme und Depressionen zu lindern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote nach einem Schlaganfall.

Die Rehabilitation: Ein wichtiger Schritt zurück ins Leben

Die Rehabilitation beginnt idealerweise bereits während des Krankenhausaufenthalts und wird anschließend in einer Rehaklinik und zu Hause fortgesetzt. Sie ist besonders in den ersten sechs Monaten nach dem Schlaganfall wichtig, da in dieser Zeit die größten Verbesserungen erzielt werden können. Die Behandlungsziele werden gemeinsam mit den therapeutischen Fachkräften festgelegt und hängen von der Schwere der Beeinträchtigungen, den erreichbaren Zielen und den persönlichen Bedürfnissen ab.

Ziele der Rehabilitation

  • Wiedererlangung von Selbstständigkeit
  • Umgang mit Einschränkungen
  • Linderung von Folgen des Schlaganfalls (Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme, Depressionen)
  • Vorbereitung auf die Rückkehr nach Hause und das Alltagsleben
  • Hilfen für Angehörige

Therapieansätze in der Rehabilitation

Das Gehirn ist anpassungsfähig und kann neue Nervenverbindungen bilden, auch im höheren Alter. Durch gezieltes Training können beeinträchtigte Gehirnbereiche aktiviert und Funktionen wiedererlangt werden. Zu den wichtigsten Therapieansätzen gehören:

  • Physiotherapie / Krafttraining: Übungen zum Aufstehen, Gehen, Trainieren von Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer. Auch Einschränkungen von Arm und Hand lassen sich mit Übungen mindern.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen durch gezielte Übungen.
  • Ergotherapie: Verbesserung von Alltagsfertigkeiten wie Anziehen, Essen sowie Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen.
  • Neuropsychologische Therapie: Training von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung sowie Umgang mit Einschränkungen im Alltag.
  • Pflege: Aktivierende Pflege zur Unterstützung beim Essen, Waschen, An- und Auskleiden.

Spezifische Therapieformen im Überblick

  • Arm-Robot-Therapie: Unterstützt die Ansteuerung von Arm und Hand bei schweren Lähmungen, meist in Kombination mit anderen Therapien.
  • Aufgabenorientiertes Training (AOT): Verbessert einzelne Bewegungsabläufe mit Alltagsbezug, wie das Führen einer Tasse zum Mund oder Treppensteigen.
  • Bobath-Konzept: Behandlung von Muskeltonusstörungen und sensiblen Störungen, um funktionelle Fähigkeiten zu verbessern und Folgeschäden zu vermeiden.
  • CIMT-Therapie (Constraint-Induced Movement Therapy): Fördert den verstärkten Einsatz des betroffenen Arms durch Immobilisierung des nicht-betroffenen Arms.
  • Elektrostimulation: Unterstützt das Wiedererlernen von Bewegungsabläufen durch Stimulation von Muskeln und Nerven.

Rehabilitationssport

Rehabilitationssport ist eine Fortführung der medizinischen Rehabilitation in der Gruppe zur Förderung von Ausdauer, Kraft und Koordination. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Bewegungstherapie

Nach der ersten Mobilisation aus dem Bett erfolgt eine gezielte Bewegungstherapie, um Komplikationen, Muskelschwund und einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden. Ziel ist es, das Herz-Kreislauf-System, die Muskelkraft, das Gleichgewicht, die Belastbarkeit, die Bewegungsfähigkeit und die allgemeine Fitness zu trainieren.

Lesen Sie auch: Ideen zur Beschäftigung bei Demenz im Winter

  • Ausdauersportarten: Wandern, Walking, Nordic Walking, Radfahren, zügiges Spazierengehen, Wassergymnastik und Schwimmen.
  • Bewegter Alltag: Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren, spazieren gehen, beim Telefonieren auf und ab gehen, Rad statt Auto fahren, Früh- oder Abendgymnastik zuhause.

Wohnen und häusliche Versorgung

Die meisten Schlaganfallpatienten sind froh, nach dem Klinikaufenthalt wieder zu Hause bei ihrer Familie zu sein. Oftmals sind sie jedoch weiterhin auf Unterstützung angewiesen.

Anpassung des Wohnraums

Ein Umbau oder Umzug ist nicht immer notwendig. Zusätzliche Haltegriffe oder ein Wannenlift können bereits helfen. Vor größeren Investitionen sollte man sich mit der Kranken- oder Pflegekasse über die Finanzierungsmöglichkeiten beraten. Bis zu 4.180 Euro (Stand 2025) können von der Pflegekasse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen erhalten werden.

Hilfsmittel für den Alltag

Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern können:

  • Technische Hilfsmittel: Rollator, Rollstuhl, Pflegebett, Badewannenlift, Hausnotruf (Kostenübernahme durch Krankenkasse/Pflegekasse bei medizinischer Anordnung).
  • Alltagshilfen: Sprechende Zeigetafeln, Kombinationsgeräte mit Touchscreen und Sprachausgabe, besonderes Besteck, Dosenöffner, Teleskopschuhanzieher, Greifzangen.
  • Pflegehilfsmittel zum Verbrauch: Bettschutzeinlagen und Schutzkittel zur Inkontinenz-Pflege.

Pflegeleistungen

Da sich der Umfang der Pflege meist nach der Behinderungsart und -schwere sowie den Heilungschancen richtet, ist ein Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung in vielen Fällen sinnvoll. Der Antrag sollte bereits während der Krankenhauszeit gestellt werden, da die Bearbeitung mehrere Wochen dauern kann. Die Höhe der Leistungen wird durch den medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MdK) entschieden, der den Antragsteller in eine Pflegestufe eingruppiert.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Die Pflege eines Schlaganfallpatienten kann sehr anspruchsvoll sein und viel Zeit in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, sich nicht zu überfordern und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Lesen Sie auch: Sinnvolle Aktivitäten für Senioren mit Demenz

  • Sozialdienste und Pflegeberatungsstellen: Helfen bei der Organisation der pflegerischen Versorgung.
  • Selbsthilfegruppen und Pflegestützpunkte: Bieten Unterstützung und Austauschmöglichkeiten für pflegende Angehörige.
  • Entlastungsangebote: Tagesbetreuung, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege.
  • 24/7 Notrufzentrale: Bietet Entlastung für Angehörige.

Berufliche Perspektiven

Wenn der Schlaganfall jüngere Menschen trifft, stellt sich oft die Frage nach der beruflichen Zukunft.

Ansprechpartner für Umschulung

Ansprechpartner in Umschulungsangelegenheiten ist in erster Linie das Arbeitsamt oder der Rentenversicherungsträger (z.B. Landesversicherungsanstalt (LVA) oder Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA)).

Wiedereingliederungshilfen

Für die Rückkehr in den Berufsalltag gibt es verschiedene Wiedereingliederungshilfen. Eine Möglichkeit ist das „Hamburger Modell“, bei dem gemeinsam mit dem Arbeitgeber eine schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz geplant wird. Dabei wird berücksichtigt, welche Tätigkeiten nach der Erkrankung möglich sind und ob besondere Unterstützung nötig ist. Auch eine Anpassung des Arbeitsplatzes und die Anschaffung von Hilfsmitteln sind möglich.

Schwerbehindertenausweis

Der Schwerbehindertenausweis hilft, Nachteile auszugleichen, die durch die Behinderung entstehen. Er unterstützt den Betroffenen beim Durchsetzen seiner Ansprüche auf arbeitsrechtliche Vergünstigungen (Kündigungsschutz, Urlaub, Arbeitshilfen), auf Wohngeld, Parkerleichterungen, Rundfunkgebühren-Befreiung, steuerrechtliche Nachteilsausgleiche (z.B. Freibeträge) oder auf kostenlose Beförderung im Personenverkehr.

Freizeitgestaltung und soziale Kontakte

Schlaganfallpatienten sollten möglichst viel mit vertrauten Menschen unternehmen. Schon ein Spieleabend kann helfen, über ein krankheitsbedingtes Stimmungstief hinwegzukommen. Ein befriedigendes Liebesleben kann stärkend auf das Selbstbewusstsein wirken. Ideal sind Hobbys, die soziale Kontakte fördern, die körperliche Beweglichkeit verbessern oder das Denkvermögen trainieren. Auch Ausstellungs-, Kino- oder Theaterbesuche können anregend sein. Schlaganfallpatienten können auch in Urlaub fahren, sollten aber vorher ihren Arzt befragen, ob das Reiseziel und die Urlaubsform aus medizinischer Sicht zu empfehlen sind.

Lesen Sie auch: Hände in Bewegung: Beschäftigung bei Demenz

Autofahren

Die Straßenverkehrs-Zulassungsordnung verlangt Eigenverantwortung. Um straf- und versicherungsrechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, ist es ratsam, die Fahrtüchtigkeit nach einem Schlaganfall durch einen entsprechenden Eintrag im Führerschein bestätigen zu lassen.

tags: #Beschäftigungsmöglichkeiten #nach #Schlaganfall