Betreuung nach Schlaganfall: Ein umfassender Ratgeber für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall kann das Leben von Betroffenen und ihren Angehörigen von einer Sekunde auf die andere verändern. Die plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn kann weitreichende Folgen haben und einen Pflegebedarf auslösen. Dieser Ratgeber bietet umfassende Informationen zur Betreuung nach einem Schlaganfall, von den unmittelbaren Maßnahmen über die Rehabilitation bis hin zur langfristigen Pflege und Unterstützung.

Was ist ein Schlaganfall?

Bei einem Schlaganfall setzt plötzlich eine Durchblutungsstörung im Gehirn ein. In etwa 80 % der Fälle ist der Verschluss einer Arterie im Gehirn die Ursache. Seltener entsteht ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung. Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt ("Time is brain"). Je schneller ein Patient behandelt wird, desto mehr Nervenzellen können "gerettet" werden.

Symptome eines Schlaganfalls erkennen (FAST-Test)

Ein Schlaganfall-Patient muss so schnell wie möglich in die Klinik gebracht werden. Der FAST-Test hilft, die Symptome schnell zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Hängt ein Mundwinkel herab?
  • Arms (Arme): Kann der Betroffene beide Arme heben?
  • Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
  • Time (Zeit): Wählen Sie sofort den Notruf 112!

Ursachen und Risikofaktoren

Die Statistik zeigt, dass ein Schlaganfall in jedem Alter auftreten kann, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren gehören:

  • Bluthochdruck: Lässt Blutgefäße verkalken und verengen. Ein optimaler Wert liegt bei maximal 135/85 mmHg.
  • Rauchen: Erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Diabetes: Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko.
  • Übergewicht: Kann das Schlaganfall-Risiko negativ beeinflussen.

Mögliche Folgen eines Schlaganfalls

Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen von der Ausprägung und der betroffenen Hirnregion ab. Laut Statistiken leben etwa 85 % der Patienten mit den Folgen eines Schlaganfalls. Zu den häufigsten Folgen gehören:

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  • Lähmungserscheinungen (halbseitig)
  • Sprachstörungen (Aphasie)
  • Schwindel
  • Koordinationsstörungen
  • Orientierungsstörungen
  • Sehstörungen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Harninkontinenz

Akutbehandlung und Stabilisierung

In der Akutphase eines Schlaganfalls müssen zunächst die Vitalfunktionen stabilisiert, die Gefäßverschlüsse beseitigt und die Gehirnblutung gestoppt werden. Um Bewegungs- und Sprachstörungen zu lindern, können verschiedene Therapiemaßnahmen ergriffen werden.

Thrombolyse und Thrombektomie

Bei einem ischämischen Schlaganfall (verursacht durch ein Blutgerinnsel) wird häufig die Thrombolyse (Lyse-Therapie) angewendet. Dabei werden Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Die Thrombektomie ist eine weitere Methode, bei der das verschlossene Gefäß mit einem Katheter wiedereröffnet wird.

Behandlung von Hirnblutungen

Ist der Schlaganfall Folge einer Hirnblutung, kann eine Operation am offenen Gehirn notwendig sein, um die Blutung zu stoppen und den Druck auf das Gehirn zu verringern.

Rehabilitation nach dem Schlaganfall

Nach der Akutbehandlung beginnt eine wichtige Phase der Rehabilitation. Ziel ist es, die Selbstständigkeit des Patienten wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern.

Phasen der neurologischen Rehabilitation

Die neurologische Rehabilitation umfasst verschiedene Phasen:

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  • Frührehabilitation: Beginnt idealerweise bereits im Krankenhaus und zielt darauf ab, die grundlegenden Funktionen wiederherzustellen.
  • Weiterführende Rehabilitation: Findet in speziellen Reha-Kliniken oder ambulant statt und konzentriert sich auf die Verbesserung spezifischer Fähigkeiten wie Sprache, Bewegung und Kognition.
  • Nachsorge: Umfasst die langfristige Betreuung durch Ärzte, Therapeuten und Selbsthilfegruppen.

Therapieansätze

Verschiedene Therapieansätze kommen in der Rehabilitation zum Einsatz:

  • Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
  • Ergotherapie: Zur Förderung der Selbstständigkeit im Alltag.
  • Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologie: Zur Behandlung von kognitiven Einschränkungen und psychischen Problemen.

Recht auf Rehabilitation

Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation. Fragen Sie Ihren Arzt gezielt nach der Verordnung einer "geriatrischen Rehabilitation".

Leben mit den Folgen eines Schlaganfalls

Das Leben nach dem Schlaganfall ist für Angehörige genauso wie für Betroffene häufig nicht mehr dasselbe. Viele Menschen sind nach einem Schlaganfall vorübergehend oder dauerhaft auf Unterstützung aus ihrem Umfeld angewiesen.

Pflege zu Hause

Viele Schlaganfallpatienten können zu Hause gepflegt werden. Dies erfordert jedoch oft Anpassungen im Wohnumfeld, um Barrieren zu beseitigen und die Pflege zu erleichtern. Die Pflegekasse kann Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen gewähren.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Die Pflege eines Schlaganfallpatienten kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige auf ihre eigenen Bedürfnisse achten und sich Unterstützung suchen.

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  • Entlastungsangebote: Tagesbetreuung, Kurzzeitpflege oder ambulante Pflegedienste können Angehörige entlasten.
  • Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Erfahrungen zu teilen.
  • Pflegestützpunkte: Bieten Beratung und Unterstützung rund um das Thema Pflege.
  • Gesetzliche Freistellungsansprüche: Berufstätige Angehörige können bis zu zehn Tage ihre Arbeit ruhen lassen, um kurzfristig eine Pflege zu organisieren.

Pflegegrade und Leistungen der Pflegekasse

Nach einem Schlaganfall kann ein Pflegegrad beantragt werden. Die Pflegekasse begutachtet den Patienten und stuft ihn je nach Grad der Selbstständigkeit in einen Pflegegrad von 1 bis 5 ein. Je höher der Pflegegrad, desto umfangreicher sind die Leistungen der Pflegekasse.

Zu den Leistungen der Pflegekasse gehören:

  • Pflegegeld: Für die selbst organisierte Pflege durch Angehörige oder Freunde.
  • Pflegesachleistungen: Für die Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes.
  • Entlastungsbetrag: Für die Finanzierung von Entlastungsleistungen wie Tagesbetreuung oder Haushaltshilfe.
  • Pflegehilfsmittel: Für den Kauf von Hilfsmitteln wie Inkontinenzprodukte oder Desinfektionsmittel.
  • Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen: Für den Umbau der Wohnung, um sie barrierefrei zu gestalten.

Hilfsmittel für Schlaganfallpatienten

Hilfsmittel können die Selbstständigkeit des Betroffenen erhöhen und die Pflege erleichtern.

  • Technische Hilfsmittel: Rollator, Rollstuhl, Pflegebett, Badewannenlift oder Hausnotruf.
  • Alltagshilfen: Spezielles Besteck, Dosenöffner, Teleskopschuhanzieher oder Greifzangen.
  • Pflegehilfsmittel zum Verbrauch: Bettschutzeinlagen und Schutzkittel zur Inkontinenz-Pflege.

Leben im Pflegeheim

Wenn die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist, kann ein Umzug in ein Pflegeheim sinnvoll sein. Bei der Auswahl eines Pflegeheims sollten verschiedene Kriterien berücksichtigt werden, wie z.B. die Lage, die Ausstattung, das Personal und die angebotenen Aktivitäten.

Kommunikation mit Schlaganfallpatienten

Ein Schlaganfall kann die Kommunikationsfähigkeiten beeinträchtigen. Geduld und Verständnis sind daher besonders wichtig.

  • Nehmen Sie dem Angehörigen die Wörter nicht vorweg.
  • Reden Sie langsam und deutlich.
  • Geben Sie Ihrem Angehörigen eine positive Rückmeldung.
  • Lassen Sie Fehler, Fehler sein.
  • Animieren Sie Freunde, Bekannte und Angehörige.

Prophylaxe zur Vermeidung eines erneuten Schlaganfalls

Bei der Pflege von Patienten mit Schlaganfall ist es besonders wichtig, erneuten Schlaganfällen vorzubeugen.

  • Vermeiden Sie Bluthochdruck.
  • Motivieren Sie Ihren Angehörigen mit dem Rauchen aufzuhören.
  • Lassen Sie die Zuckerkrankheit überwachen.
  • Helfen Sie Ihrem Angehörigen dabei, Übergewicht zu verlieren.

Ernährung nach einem Schlaganfall

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um Risikofaktoren wie hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte zu reduzieren. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der "mediterranen Diät": Viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotes Fleisch.

Schluckstörungen

Ein Schlaganfall führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu einer akuten Schluckstörung. Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden, um Mangelernährung und Lungenentzündung zu vermeiden.

Mobilität und Autofahren

Ob ein Schlaganfallpatient wieder Auto fahren darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte mit dem Arzt besprochen werden.

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