Sport und Bewegung steigern die Lebensqualität, besonders für Menschen mit Diabetes und diabetischer Neuropathie. Bewegung verbessert den Zuckerstoffwechsel und die Stabilität. Auch bei Polyneuropathie kann Bewegung helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Regelmäßige körperliche Aktivität, angepasst an die individuellen Bedürfnisse, kann den Alltag erleichtern und die Kontrolle über den eigenen Körper zurückgewinnen.
Die Bedeutung von Bewegung bei Diabetischer Neuropathie
Die diabetische Neuropathie ist eine häufige Folgeerkrankung des Diabetes, bei der Nervenzellen, insbesondere in den Beinen, geschädigt werden. Dies führt zu einer eingeschränkten Funktion der Nerven, was sich in Taubheit, Kribbeln oder sogar falschen Informationen äußern kann. Viele Betroffene vermeiden Bewegung, was zu einem Teufelskreis aus Bewegungsmangel und nervenbedingter Unbeweglichkeit führt. Eine Studie des Instituts für Sportmedizin der Uni Münster belegte, dass sich bereits Menschen mit beginnender Neuropathie wenig bewegen und ihre Aktivität bei fortschreitender Neuropathie weiter sinkt.
Die Vorteile regelmäßiger Bewegung
Regelmäßige körperliche Betätigung verbessert das Körpergefühl und die Koordination, wodurch Muskeln länger erhalten bleiben und das Sturzrisiko reduziert wird. Auch Schmerzen und andere Neuropathie-Beschwerden wie Kribbeln, Brennen oder Taubheit nehmen typischerweise während der Bewegung ab. Die zusätzliche Bewegung stärkt den Kreislauf, fördert die Durchblutung, den Stoffwechsel und die Blutzuckereinstellung.
- Verbessertes Körpergefühl und Koordination: Regelmäßige Bewegung hilft, den sich verändernden Körper besser wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
- Reduziertes Sturzrisiko: Durch den Erhalt der Muskeln und die verbesserte Koordination wird das Risiko von Stürzen im Alltag reduziert.
- Linderung von Beschwerden: Bewegung kann Schmerzen, Kribbeln, Brennen und Taubheit reduzieren.
- Gesteigerte Durchblutung und Stoffwechsel: Bewegung fördert die Durchblutung und den Stoffwechsel, was sich positiv auf die Blutzuckereinstellung auswirkt.
Geeignete Sportarten bei Polyneuropathie
Bei der Auswahl der richtigen Sportart sollten Diabetiker und insbesondere Neuropathie-Patienten auf fußschonende Aktivitäten achten.
- Schwimmen: Entlastet die Gelenke und fördert die Durchblutung. Studien zeigen, dass Wassergymnastik besonders bei Personen mit chronischen Schmerzen eine positive Wirkung haben kann. Bis zu 70 % der Teilnehmer einer Studie gaben an, dass ihre Schmerzen nach regelmäßigem Wassersport deutlich nachgelassen haben.
- Radfahren: Stärkt die Beinmuskulatur und verbessert die Ausdauer, ohne die Gelenke zu stark zu belasten. Radfahren eignet sich besonders gut auf ebenem Untergrund, um die Gelenke nicht zusätzlich zu belasten. Studien zeigen, dass regelmäßiges Radfahren die Muskelkraft in den Beinen um bis zu 30 % erhöhen kann, was zur Stabilisierung der Nervenverbindungen beiträgt.
- Kraft- bzw. Gerätetraining: Kann die Muskulatur stärken und die Stabilität verbessern. Wenn Sie in ein Fitnessstudio gehen, sollten Sie den Trainer auf die Polyneuropathie aufmerksam machen, damit er Ihnen schonende Übungen zeigen und spezielle Übungen empfehlen kann.
- Walken oder Spaziergänge: Fördern die Durchblutung und sind schonend für die Füße.
- Yoga und Tai Chi: Verbessern Gleichgewicht, Flexibilität und Entspannung. Bei Yoga solltest du sanfte Dehnübungen wählen, um die Beweglichkeit zu steigern, und auf fortgeschrittene, belastende Posen verzichten. Eine Studie zeigt, dass Yoga bei Menschen mit Polyneuropathie die Beweglichkeit um bis zu 20 % verbessern und gleichzeitig die Schmerzen lindern kann. Tai Chi mit seinen langsamen, fließenden Bewegungen hilft dir dabei, die Balance zu verbessern, ohne die Gelenke zu strapazieren. Laut einer Studie des Journal of Rehabilitation Research & Development verbessern Tai-Chi-Übungen das Gleichgewicht und die Koordination bei Menschen mit Nervenschädigungen um bis zu 25 %.
- Nordic Walking: Effektives Training für den gesamten Körper, das die Durchblutung und Stabilität unterstützt. Studien belegen, dass Nordic Walking durch den Einsatz von Stöcken nicht nur die Muskelkraft in den Beinen, sondern auch die in den Armen stärkt, was zu einer verbesserten Haltung und Balance führt.
Im Allgemeinen sind alle Sportarten geeignet, die Kraft und Ausdauer trainieren und dabei auf Beweglichkeit Wert legen. Wichtig ist, den Sport regelmäßig zu betreiben und den Stoffwechsel schonend an die Anstrengung zu gewöhnen. Mehrere kurze Einheiten pro Woche sind besser als eine intensive Einheit am Wochenende. Sportliche Betätigung im Verein oder in der Gruppe kann die Motivation und das Durchhaltevermögen steigern.
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Bewegung in den Alltag integrieren
Auch ohne sportlichen Ehrgeiz lässt sich viel Bewegung in den Alltag integrieren.
- Fußgymnastik: Kann einfach nebenher und im Sitzen durchgeführt werden, um die Waden- und Fußmuskulatur zu beanspruchen. Stellen Sie Ihre Füße abwechselnd auf die Zehen und auf die Ferse. Wippen Sie einige Minuten zwischen diesen beiden Positionen hin und her, um die Waden- und die Fußmuskulatur zu beanspruchen. Sie können das Bein auch heben und den Fuß waagerecht von sich wegstrecken.
- Erledigungen zu Fuß: Wann immer möglich, sollten Erledigungen zu Fuß erledigt werden.
- Treppen steigen: Anstelle des Fahrstuhls die Treppe nehmen.
- Gutes Schuhwerk und Strümpfe: Achten Sie auf gutes Schuhwerk und Strümpfe ohne störende Nähte.
- Fußpflege und Fußkontrolle: Täglich Fußpflege und eine Fußkontrolle durchführen, um Verletzungen frühzeitig zu erkennen.
Spezielle Gymnastik für die Füße
Falls Spazierengehen oder Walken zu anstrengend ist, können Sie Ihre Füße mit speziellen Übungen beweglich halten. Dies verbessert die Durchblutung der Zehen und Fußsohlen und beugt weiteren Verletzungen vor.
- Wippen: Im Stehen von den Zehen auf die Fersen wippen, um die Muskulatur der Füße und Waden zu stärken und die Durchblutung zu verbessern.
- Fuß strecken: Ein Bein hochheben und den Fuß waagerecht von sich wegstrecken.
- Zehen bewegen: Die Zehen ähnlich wie eine Ballerina bewegen.
- Massageball: Einen Massageball unter den Fußsohlen rollen.
- Kreise malen: Kreise und Figuren mit den Füßen in der Luft malen.
Übungen zur Verbesserung der Balance und Gangsicherheit
Mit einem Balance-Pad und einem Bewegungsball können Sie die Balance und die Gangsicherheit verbessern. Es reicht aus, wenn Sie jede Übung etwa zwei Minuten lang absolvieren. Um nicht zu stürzen, sollten Sie zwischen einem Tisch und einem Stuhl trainieren.
- Stehen auf dem Balance-Pad: 20 Sekunden lang auf dem Balance-Pad stehen. Um den Schwierigkeitsgrad zu steigern, führen Sie die Übung auf einem Bein und mit geschlossenen Augen aus.
- Barfuß gehen: Barfuß auf verschiedenen Oberflächen gehen.
- Zeitung greifen: Mit den Füßen eine am Boden liegende Zeitung greifen und zerreißen.
- Zehenspitzen drücken: Beim Stehen in aufrechter Haltung die Zehenspitzen 10 Sekunden lang in den Boden drücken, ohne sie einzukrallen.
- Einbeinstand: Beim Stehen auf einem Bein 20 Sekunden lang die Balance halten.
- Gymnastikball rollen: Einen kleinen Gymnastikball über Hand und Unterarm rollen.
Übungen für einen sicheren Gang
Einen sicheren Gang können Sie trainieren, indem Sie bewusst im Zeitlupentempo 30 Sekunden lang gehen und bei den einzelnen Schritten das Gleichgewicht halten. Zur Sicherheit sollte sich immer ein Tisch oder ein Stuhl in Ihrer Nähe befinden. Den Schwierigkeitsgrad steigern Sie, indem Sie beim Gehen im Zeitlupentempo die Knie hochziehen oder auf Zehenspitzen gehen. Auch hier halten Sie bei den Schritten das Gleichgewicht. Sie sollten immer nach 30 Sekunden eine Pause einlegen, da das Nervensystem bei längerer Belastung überfordert ist.
Ein besseres Gangbild können Sie mit Übungen an einer Treppe erzielen. Dazu halten Sie sich am Geländer fest und versuchen, mit einem Bein so viele Stufen wie möglich zu nehmen. Die Übung wiederholen Sie mit dem anderen Bein.
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Weitere Übungen zur Verbesserung der Koordination
Bei einer Polyneuropathie können Sie mit verschiedenen Übungen die Koordination verbessern. Das gelingt mit zwei Tennisbällen, die Sie mit beiden Händen in die Luft werfen und dann wieder auffangen.
Zur Kräftigung der Beine halten Sie sich im aufrechten Stand an einem Stuhl fest, heben die Fersen, halten kurz die Position und senken die Fersen wieder ab.
Ernährung als Unterstützung der Therapie
Eine ausgewogene Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil der Regeneration und unterstützt den Körper dabei, sich nach dem Sport zu erholen. Lebensmittel wie Beeren, Walnüsse und fetter Fisch fördern die Durchblutung und wirken entzündungshemmend. Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch wie Lachs oder Makrele enthalten sind, helfen dabei, Entzündungen im Körper zu reduzieren und die Nervenfunktionen zu unterstützen.
- Lachs-Walnuss-Salat: Mische frischen Spinat mit Avocado, Blaubeeren, Walnüssen und gegrilltem Lachs.
- Beeren-Chia-Smoothie: Mixe Blaubeeren, eine Handvoll Spinat, Chiasamen und Haferflocken mit Wasser oder pflanzlicher Milch.
- Avocado-Haferflocken-Bowl: Koche Haferflocken mit Wasser oder Milch und toppe sie mit geschnittenen Avocados, Walnüssen und einem Spritzer Honig.
Bewegungstherapie in der Physiotherapie
Bei verschiedenen Formen von Polyneuropathie können die Beschwerden mit Krankengymnastik gelindert werden. Die Betroffenen werden weniger schmerzempfindlich. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, abhängig vom Beschwerdebild. Um die Nerven durch Reize gezielt zu aktivieren, können Sie verschiedene Übungen auch zu Hause anwenden. Die medizinische Trainingstherapie (MTT) umfasst ein strukturiertes Programm spezifischer Übungen. Sie kann geschädigte Nerven stimulieren, die Balance verbessern und die Muskulatur kräftigen. Da das Schmerzempfinden von Patienten mit Polyneuropathie häufig gestört ist, sollte der Physiotherapeut darauf achten, dass sich der Patient bei der Krankengymnastik nicht verletzt.
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