Ein Sturz oder Schlag auf den Kopf kann schwerwiegende Folgen haben, darunter die Bildung von Blutgerinnseln im Gehirn. Diese Blutgerinnsel, auch Hämatome genannt, können das umliegende Hirngewebe schädigen und zu einer Reihe von neurologischen Symptomen führen. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung dieser Blutgerinnsel ist entscheidend, um langfristige Schäden zu minimieren und die Überlebenschancen zu erhöhen.
Arten von Hirnblutungen nach einem Sturz
Nach einem Sturz können verschiedene Arten von Hirnblutungen auftreten, die sich in ihrer Lokalisation und Ursache unterscheiden:
- Subduralhämatom: Diese Art von Blutung tritt im Subduralraum auf, der sich zwischen der harten Hirnhaut (Dura mater) und der Spinngewebshaut (Arachnoidea) befindet. Ein Subduralhämatom entsteht meist durch das Reißen von Venen, die diese beiden Hirnhäute verbinden. Oftmals entwickeln sich die Symptome erst Wochen nach dem Sturz, was die Diagnose erschweren kann.
- Epiduralhämatom: Eine Epiduralblutung ist eine Blutung zwischen dem Schädelknochen und der harten Hirnhaut (Dura mater). Ursache ist meist eine Kopfverletzung mit Bewusstlosigkeit. In bis zu 90 % der Fälle wird eine Arterie verletzt, meist die Arteria meningea media.
- Intrazerebrale Blutung: Hierbei tritt die Blutung direkt im Gewebe des Gehirns auf. Ein Schädel-Hirn-Trauma nach einem schweren Sturz auf den Kopf kann Blutgefäße im Gehirn verletzen und eine Hirnblutung verursachen.
- Subarachnoidalblutung (SAB): Hierbei kommt es aufgrund eines Traumas oder eines Aneurysmas der hirnversorgenden Gefäße zu Einblutungen unterhalb der Spinnwebhaut (Arachnoidea). Die Blutung kann sich bis in das Hirngewebe erstrecken und schwere neurologische Ausfälle hervorrufen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für Blutgerinnsel im Gehirn nach einem Sturz sind vielfältig. Zu den häufigsten gehören:
- Kopfverletzungen: Ein Sturz, ein Schlag auf den Kopf oder ein Verkehrsunfall können zu Verletzungen der Blutgefäße im Gehirn führen.
- Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Jede Form einer Gehirnverletzung, die als Folge einer direkten äußeren Gewalteinwirkung auf den Kopf entsteht, wird als SHT bezeichnet.
- Bluthochdruck: Ein chronisch erhöhter Blutdruck kann die Wände der Hirngefäße schädigen und sie anfälliger für Risse machen.
- Gerinnungsstörungen: Erkrankungen oder Medikamente, die die Blutgerinnung beeinträchtigen, können das Risiko von Blutungen im Gehirn erhöhen.
- Einnahme gerinnungshemmender Medikamente: Die Einnahme von Medikamenten wie Aspirin oder Warfarin kann das Blut verdünnen und das Risiko von Blutungen erhöhen.
- Alkohol- und Drogenkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch können die Blutgefäße schädigen und das Risiko von Hirnblutungen erhöhen.
- Hirngefäßfehlbildungen: Dazu zählen Fehlbildungen, bei denen viele Gefäße in einem Knäuel (Blutschwamm oder Angiom), Kurzschlüsse zwischen Gefäßen (sog. Fistel) oder eine Aussackung der Gefäßwand (sog. Aneurysma) vorliegen.
- Weitere Risikofaktoren: Indirekt gelten alle eine Arteriosklerose begünstigenden Umstände als Risikofaktoren für eine Hirnblutung. Hierzu zählen neben einem Bluthochdruck der Konsum von Nikotin und Alkohol, ein erhöhter Blutfettspiegel, eine Blutzuckerkrankheit, Bewegungsmangel und Übergewicht.
Symptome eines Blutgerinnsels im Gehirn
Die Symptome eines Blutgerinnsels im Gehirn können je nach Art, Größe und Lokalisation des Hämatoms variieren. Einige Symptome treten unmittelbar nach dem Sturz auf, während andere sich erst Stunden, Tage oder sogar Wochen später entwickeln können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Kopfschmerzen: Anhaltende oder sich verschlimmernde Kopfschmerzen, die sich von normalen Kopfschmerzen unterscheiden.
- Übelkeit und Erbrechen: Insbesondere wenn diese plötzlich auftreten und von anderen Symptomen begleitet werden.
- Schwindel: Ein Gefühl von Benommenheit, Unsicherheit oder Drehschwindel.
- Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder vorübergehender Sehverlust.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen von Sprache oder Finden der richtigen Worte.
- Schwäche oder Taubheit: Plötzliche Schwäche oder Taubheit in einem Arm, Bein oder einer Gesichtshälfte.
- Krampfanfälle: Unkontrollierte Muskelzuckungen oder Bewusstseinsverlust.
- Bewusstseinsveränderungen: Verwirrung, Schläfrigkeit, Benommenheit oder Bewusstlosigkeit.
- Gedächtnisverlust (Amnesie): Schwierigkeiten, sich an Ereignisse vor oder nach dem Sturz zu erinnern.
- Wesensveränderungen: Veränderung des Verhaltens, der Persönlichkeit oder der Stimmung.
- Neurologische Ausfälle: Plötzliche Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen oder Sprachstörungen.
- Nackensteifheit: Schwierigkeiten, den Kopf zu bewegen, begleitet von Schmerzen oder Steifheit im Nacken.
- Pupillenerweiterung: Erweiterte Pupillen, die nicht auf Licht reagieren.
- Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme: Schwierigkeiten beim Gehen, Stehen oder Koordinieren von Bewegungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle diese Symptome gleichzeitig auftreten müssen und dass die Art und Schwere der Symptome von Person zu Person unterschiedlich sein können. Bei älteren Menschen können die Symptome eines Subduralhämatoms, wie Wesensveränderungen oder rasch voranschreitende Demenz, leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden.
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Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend für die Behandlung von Blutgerinnseln im Gehirn. Folgende diagnostische Verfahren werden eingesetzt:
- Körperliche Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung, bei der Bewusstseinslage, Funktion der Nerven und Reflexe geprüft werden.
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, insbesondere des Unfallhergangs, der eingenommenen Medikamente und Vorerkrankungen.
- Computertomographie (CT): In der Regel sollte bei einem Schädel-Hirn-Trauma eine CT des Schädels (cCT) gemacht werden. Dies geht meist schnell. Eine cCT ist besonders wichtig bei Koma, Bewusstseinstrübung oder anderen neurologischen Störungen, bei Gedächtnisverlust (Amnesie), Erbrechen nach dem Trauma und bei einem epileptischen Anfall. Gleiches gilt für Anzeichen auf eine Schädelfraktur, Gerinnungsstörungen, eingedrungene Fremdkörper und dann, wenn sich der Zustand der Person verschlechtert. Außerdem sollte eine cCT unbedingt durchgeführt werden, wenn Hirnwasser aus der Nase oder einem Ohr austritt (Liquorfistel).
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine Magnetresonanztomografie (MRT) ist für Akutsituationen in der Regel weniger geeignet. Sie dauert eher lange und ist nicht immer verfügbar.
- Angiographie: Gefäßröntgen im Schädelbereich mit Kontrastmitteln, um die Blutgefäße darzustellen und mögliche Blutungsquellen oder Gefäßanomalien zu identifizieren.
- Blutuntersuchungen: Zur Überprüfung der Blutgerinnung und zum Ausschluss anderer Erkrankungen.
- Ultraschall (Sonografie): Dies ist v. a. eine Möglichkeit bei Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahre. Ultraschall führt zu keiner Strahlenbelastung.
Behandlung
Die Behandlung von Blutgerinnseln im Gehirn hängt von der Art, Größe und Lokalisation des Hämatoms sowie vom Zustand des Patienten ab. Zu den gängigen Behandlungsoptionen gehören:
- Beobachtung: Kleine Hämatome, die keine Symptome verursachen, können zunächst beobachtet werden. Regelmäßige CT-Scans oder MRT-Untersuchungen werden durchgeführt, um das Wachstum des Hämatoms zu überwachen.
- Medikamentöse Therapie: Medikamente können eingesetzt werden, um Schwellungen im Gehirn zu reduzieren, Krampfanfälle zu kontrollieren und den Blutdruck zu senken.
- Chirurgische Eingriffe: Bei größeren Hämatomen, die Druck auf das Gehirn ausüben oder neurologische Symptome verursachen, kann eine Operation erforderlich sein. Es gibt verschiedene operative Verfahren, darunter:
- Bohrlochtrepanation: Ein kleines Loch wird in den Schädel gebohrt, um das Blut abzusaugen.
- Kraniotomie: Ein Teil des Schädels wird entfernt, um das Hämatom zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu entlasten. Anschließend wird der Schädel, wenn möglich, wieder verschlossen. Dazu kann ggf. das entfernte Knochenstück wieder eingesetzt werden. Sollte eine starke Hirnschwellung vorliegen, wird der Knochendeckel zunächst nicht wieder eingepasst, sondern kryokonserviert. Alternativ kann auch ein künstlicher Ersatz verwendet werden, der die Form des ursprünglichen Schädels aufweist.
- Drainage: Ein Schlauch wird in das Hämatom eingeführt, um das Blut abzuleiten.
- Rehabilitation: Nach der Akutbehandlung ist oft eine stationäre Rehabilitation sinnvoll. Der Rehabilitations- und Heilungsverlauf nach einem Schädel-Hirn-Trauma kann je nach Schwere der Verletzungen mehrere Monate bis Jahre dauern. Die Rehabilitation dient der Wiederherstellung der durch die Schädigung des Gehirngewebes beeinträchtigten Funktionen. Darüber hinaus sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine psychosoziale Betreuung und Beratung entscheidend.
Komplikationen
Blutgerinnsel im Gehirn können zu einer Reihe von Komplikationen führen, darunter:
- Erhöhter Hirndruck: Das Hämatom kann den Druck im Schädel erhöhen und das umliegende Hirngewebe schädigen.
- Hirnschädigung: Der Druck des Hämatoms kann zu dauerhaften Schäden des Hirngewebes führen.
- Neurologische Ausfälle: Je nach Lokalisation des Hämatoms können neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen auftreten.
- Epilepsie: Krampfanfälle können als Folge einer Hirnblutung auftreten.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen und andere kognitive Beeinträchtigungen können auftreten.
- Tod: In schweren Fällen kann eine Hirnblutung tödlich verlaufen.
- Postkommotionelles Syndrom: Ein anhaltender Symptomkomplex mit Beschwerden wie Kopfschmerz, Schwindel, Konzentrationsstörungen.
- Bleibende Lähmungen und andere neurologische Defizite
- Gedächtnisstörungen
- Angst
- Depression
- Schwindel
Prävention
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das Risiko von Blutgerinnseln im Gehirn nach einem Sturz zu verringern:
- Stürze vermeiden: Stürze sind eine häufige Ursache von Kopfverletzungen. Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um Stürze zu vermeiden, insbesondere bei älteren Menschen. Dazu gehören das Tragen von geeignetem Schuhwerk, die Beseitigung von Stolperfallen im Haus und die Verwendung von Gehhilfen bei Bedarf.
- Schutzhelme tragen: Beim Sport und bei anderen Aktivitäten, bei denen ein Risiko für Kopfverletzungen besteht, sollten Schutzhelme getragen werden.
- Blutdruck kontrollieren: Ein hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor für Hirnblutungen. Es ist wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren und bei Bedarf zu behandeln.
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum kann das Risiko von Hirnblutungen verringern.
- Medikamente überprüfen: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt alle Medikamente, die Sie einnehmen, insbesondere gerinnungshemmende Medikamente, um das Risiko von Blutungen zu minimieren.
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