Brennen am Körper als Ursache von Multipler Sklerose: Ein umfassender Überblick

Schmerzen sind ein Warnsignal unseres Körpers, das uns auf Verletzungen oder andere Probleme aufmerksam macht. Doch was, wenn plötzlich Schmerzen auftreten, für die es keine offensichtliche Ursache gibt? Besonders wenn herkömmliche Schmerzmittel wirkungslos bleiben, kann dies auf neuropathische Schmerzen hindeuten. Viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) kennen diese Situation nur zu gut. Etwa zwei Drittel aller MS-Patienten sind im Laufe ihrer Erkrankung von Schmerzen betroffen, wobei ein Teil davon unter neuropathischen Schmerzen leidet.

Multiple Sklerose: Eine komplexe Erkrankung des Nervensystems

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gehirn und Rückenmark betrifft. In Deutschland leben schätzungsweise 280.000 Menschen mit MS, wobei jedes Jahr mehr als 15.000 Personen die Erstdiagnose erhalten. Die meisten Betroffenen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, aber auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.

MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesundes Gewebe im Körper angreift. Bei MS werden die Nervenfasern beschädigt, da Entzündungen die Myelinscheiden angreifen, die die Nervenfasern umgeben. Diese Schädigung beeinträchtigt die Übertragung von Informationen zwischen den Nervenzellen.

Die MS-Krankheit ist keine klassische Erbkrankheit, sondern es wird lediglich eine genetische „Neigung“ vererbt. Es sind mehrere Faktoren, die zusammenkommen müssen, um eine MS auszulösen. Mediziner sprechen deshalb von einem „multifaktoriellen“ Geschehen.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz: Nozizeptive vs. neuropathische Schmerzen

Bei MS ist Schmerz nicht gleich Schmerz. Ärzte unterscheiden zwischen nozizeptiven und neuropathischen Schmerzen, da die Therapie je nach Form variiert.

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  • Nozizeptive Schmerzen: Diese entstehen durch normale Schmerzreize, die unser Körper über die Nozirezeptoren wahrnimmt.
  • Neuropathische Schmerzen: Auch bekannt als Nervenschmerzen, entstehen diese als Folge von Verletzungen oder Erkrankungen von Gehirn, Rückenmark oder der peripheren Nerven. Ursachen können Diabetes, Schlaganfall oder eben Multiple Sklerose sein.

Eine Studie mit rund 1.250 MS-Betroffenen zeigte, dass etwa ein Drittel an neuropathischen Schmerzen leidet. Insbesondere bei schweren Krankheitsverläufen steigt das Risiko.

Wie sich neuropathische Schmerzen bei MS äußern können

Neuropathische Schmerzen können sich auf unterschiedliche Weise äußern:

  • Dauerschmerzen: Betroffene beschreiben konstant auftretende brennende, kribbelnde Empfindungen. Dysästhetische Schmerzen sind eines der häufigsten Schmerzsyndrome bei MS und werden als konstante, brennende Schmerzen beschrieben, die ohne externe Reize auftreten. Davon sind besonders die Beine und Füße betroffen.
  • Schmerzattacken: Es treten plötzlich einschießende, stechende Schmerzen auf. Ein typisches Beispiel ist die Trigeminusneuralgie, bei der Berührungen wie Windzug oder Kauen Schmerzen auslösen können. Der Trigeminusnerv versorgt weite Bereiche des Kopfes. Eine Schädigung des Nervs durch MS führt zu intensiven Schmerzen in Augen, dem Kiefer, der Stirn, an der Kopfhaut, den Lippen, der Nase und an beiden Seiten des Gesichts. Sie treten unvermittelt auf und werden oft durch ganz normale Alltagstätigkeiten wie z. B.
  • Lhermitte-Zeichen: Auch dieses fällt in die Kategorie der Schmerzattacken. Dies ist ein schmerzhaftes Zeichen, welches häufig bei MS auftritt.

Empfindungsstörungen (Parästhesien) kommen bei Multiple Sklerose häufig vor. Sie äußern sich ganz unterschiedlich: Menschen mit MS können Berührungen entweder verstärkt (Hyperästhesie) oder vermindert spüren (Hypästhesie). Andere Betroffene empfinden ein Kribbeln, als ob Ameisen durch den Körper laufen würden, Brennen oder Taubheit. Manche berichten auch über das Gefühl von „pelzigen“ Händen oder Fußsohlen, zum Teil verbunden mit der Wahrnehmung, wie auf Watte zu gehen. An den Gelenken kann sich die Empfindungsstörung zudem wie eine Schwellung anfühlen. Diese Missempfindungen können sehr unangenehm sein oder sogar Schmerzen auslösen. Sie können durch Hitze, psychischer Stress und körperliche Überlastung verursacht werden - manchmal reicht jedoch schon eine leichte Berührung.

Ursachen für brennende Schmerzen am Körper bei MS

Brennende Schmerzen am Körper bei MS sind in der Regel neuropathischer Natur. Bei MS schädigen Entzündungen die Myelinscheiden, die die Nervenfasern umgeben. Diese Schädigung führt zu einer fehlerhaften Übermittlung der Nervensignale vom und zum Gehirn und Rückenmark. Die Folge sind Missempfindungen wie Brennen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle.

Diagnose von MS

Die Diagnose von MS ist oft ein langwieriger Prozess, da es keinen einzelnen Test gibt, der die Erkrankung eindeutig nachweist. Die Diagnose wird in der Regel anhand einer Kombination von Faktoren gestellt, darunter:

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  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die neurologische Funktion des Patienten, einschließlich Reflexe, Muskelkraft, Koordination undSensibilität.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT des Gehirns und des Rückenmarks kann Entzündungsherde (Läsionen) aufzeigen, die für MS typisch sind. Dabei handelt es sich um Arzneimittel, die den Kontrast zwischen Blutgefäßen und Gewebe verstärken. Sie können gesunde Blutgefäße nicht verlassen und gelangen normalerweise nicht ins Gewebe. An aktiven Entzündungsstellen werden Blutgefäße aber durchlässig, damit Abwehrzellen die Entzündung bekämpfen können. An diesen Stellen kann Kontrastmittel ins Gewebe gelangen und auf den MRT-Bildern dort gesehen werden.
  • Liquoruntersuchung: Eine Lumbalpunktion, bei der eine kleine Menge Nervenwasser (Liquor) entnommen wird, kann oligoklonale Banden nachweisen. Oligoklonale Banden sind sogenannte Immunglobuline, das heißt: Antikörper. Sie liefern Hinweise auf entzündliche Prozesse im Körper. Bei rund 95 Prozent aller MS-Patienten liegen sie vor. Weil sie aufgrund ihrer Größe die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können, befinden sie sich nur in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) und nicht im Blut. Dies spricht für eine Entzündung, die ihren Ausgangspunkt im Gehirn hat. Allerdings liegen die oligoklonalen Banden erst im späteren Verlauf einer MS-Erkrankung vor, selten schon zu Anfang.
  • Evozierte Potentiale (VEP, SEP): Diese Tests messen die elektrische Aktivität des Gehirns als Reaktion auf Stimulationen der Sinnesorgane (z.B. Sehen, Berührung). Sie können helfen, Schäden an den Nervenbahnen aufzudecken.

Da es keine Einzel-Diagnose gibt, mit der sich Multiple Sklerose sicher feststellen lässt, haben Experten eine Reihe von Kriterien festgelegt, deren Auftreten die Diagnose MS zumindest nahelegen.

Behandlung von neuropathischen Schmerzen bei MS

Herkömmliche Schmerzmittel wie Paracetamol können bei neuropathischen Schmerzen keine Linderung verschaffen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, diese zu behandeln:

  • Medikamente: Ärzte können Medikamente mit Wirkstoffen wie Gabapentin oder Pregabalin verschreiben. Dabei handelt es sich um Antiepileptika, die auch bei neuropathischen Schmerzen wirksam sein können.
  • Physiotherapie: Physiotherapie oder physikalische Therapien wie Wärme, Kälte oder Druck können ebenfalls zum Einsatz kommen.
  • Alternative Therapien: Akupunktur, Massage und Sport können Schmerzen ebenfalls lindern.
  • Verhaltenstherapie: Verhaltenstherapie zur Behandlung von Schmerzen bei MS kann eine geeignete Alternative für MS-Patienten darstellen. Die Therapien zielen darauf ab, die psychologischen Veränderungen der Multiplen Sklerose zu behandeln, welche nachweislich ebenso eine große Rolle spielen wie die körperlichen Veränderungen.

Weitere Symptome von MS

Neben Schmerzen können bei MS eine Vielzahl weiterer Symptome auftreten, darunter:

  • Fatigue: Viele Menschen mit Multipler Sklerose leiden unter Fatigue, einem Zustand extremer Erschöpfung. Betroffene fühlen sich matt und schon kleinste Anstrengungen fallen ihnen schwer. Ausruhen oder Schlaf wirken nicht erholsam.
  • Sensibilitätsstörungen: Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Brennen sind häufige Erstsymptome der MS.
  • Motorische Störungen: Muskelschwäche, Spastik (Muskelsteifheit) und Koordinationsstörungen können die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Sehstörungen: Entzündungen des Sehnervs (Optikusneuritis) können zu verschwommenem Sehen, Doppeltsehen oder Sehausfällen führen.
  • Blasen- und Darmstörungen: Probleme mit der Blasen- oder Darmentleerung sind bei MS häufig.
  • Kognitive Störungen: Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und verlangsamtes Denken können auftreten.
  • Psychische Störungen: Depressionen, Angstzustände und Wesensveränderungen sind bei MS möglich.

Leben mit MS: Tipps und Unterstützung

Eine MS-Diagnose kann das Leben der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinflussen. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, mit der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern:

  • Frühzeitige Diagnose und Behandlung: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
  • Regelmäßige Bewegung und Sport: Körperliche Aktivität kann helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern, Fatigue zu reduzieren und die Stimmung zu heben.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Immunsystem stärken und Entzündungen reduzieren.
  • Stressmanagement: Stress kann die Symptome der MS verschlimmern. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein. Dort erfährt man, wie andere mit der Situation umgehen und kann sich gegenseitig unterstützen.
  • Professionelle Unterstützung: Psychologen, Therapeuten und andere Fachkräfte können bei der Bewältigung der emotionalen und psychischen Herausforderungen der MS helfen.

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